Was ist neu

Ein Tag, den man nicht erleben möchte

Mitglied
Beitritt
05.12.2002
Beiträge
5

Ein Tag, den man nicht erleben möchte

Es war kein schöner Tag. Seit dem Aufbruch aus dem Haus kurz nach dem Frühstück hat es durchgehend geregnet. Gunther war schnell zur Arbeit gegangen. Er besaß weder ein Auto, noch ein Bahnticket, aber mittlerweile war er es eh gewöhnt die zwei Meilen zu Fuß durch den schmalen Trampelpfad zu gehen. An diesem Morgen jedoch schüttete es aus Kübeln und Gunther kleiner Schirm war nicht mehr der neueste. Die starken Böen machten alles noch schlimmer und ließen es sowohl von oben als auch von unten regnen.
„Wenn das so weiterregnet, dann muss ich noch, bevor ich ins Büro gehe, duschen“, sagte Gunther zu sich selber. Er redete viel vor sich hin. Das ist aber auch verständlich, da er mit seiner jetzigen Ehe zwar selber zufrieden war, doch seine Frau klagte, dass er zuviel tränke und auch nicht genug Geld nach Hause brachte. Deswegen redete sie nicht oft mit ihm und war auch häufig bei Freundinnen zum Kaffee trinken oder einfach zum Tratschen eingeladen.
Als Gunther etwas zu spät, schlecht gelaunt und völlig durchnässt ins Büro kam, erwartete ihn sein Vorgesetzter schon vor dem Aufzug zum Büro des Angestellten. „Kommen Sie bitte in mein Büro, Herr Mejer. Ich muss nun endlich klare Worte mit Ihnen reden.“
Gunther, noch vollkommen durcheinander und benommen, wischte sich erst einmal die Brille trocken. Doch zum Ausruhen blieb ihm keine Zeit. Sein Chef war schon vorgegangen und der schlechtgelaunte Angestellte musste ihm rasch folgen. Als die beiden vor des Chefs Büro angekommen waren hatte Herr Mejer ein mulmiges Gefühl um die Magengegend. Er wusste noch genau, dass er in der letzten Woche schon zweimal zu spät gekommen war. Auch da hatte sein Vorgesetzter ziemlich laut und lange gemeckert.
Die beiden Männer traten ins Büro. Der Chef knallte die Tür zu und brüllte sofort herum: „Was erlauben Sie sich eigentlichen? Sie sind in den letzten Wochen schon oft genug zu spät zur Arbeit erschienen!“
„Entschuldigen Sie bitte. Das wird nicht wieder vorkommen“, versuchte Gunther sich mit zitternder Stimme zu verteidigen.
„Sie haben recht. Das wird nicht wieder vorkommen“, fing der Chef an und wurde bei jedem gesprochenem Wort immer lauter, bis er am Ende fast so laut brüllte, dass bestimmt jeder im Bürohaus Wind von diesem Gespräch bekommen haben muss. „Zumindest nicht in dieser Firma! Sie sind gefeuert!“ Die letzten drei Worte dröhnten im ganzen Gebäude und die Echos wiederholten sich bestimmt fast zehnmal. So zumindest schien es sich für Gunther anzuhören.
„Gefeuert?! Aber das können Sie doch nicht machen. Ich arbeite hier schon fast zwanzig Jahre lang. Mein Vertrag ...“
„Der nützt Ihnen nichts mehr“, unterbrach der Vorgesetzte seinen Angestellten. „Hätten Sie damals nicht so hastig unterschrieben, sondern sich alles gründlich durchgelesen, hätten Sie gemerkt, dass ich Sie bei einem triftigen Grund, und wir haben erst letztens darüber gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass dies ein triftiger Grund ist, jederzeit fristlos mit einer Kaution vom dreifachen des Monatsgehaltes entlassen kann. Und das werde ich jetzt direkt durchführen.“
Gunther kochte, verzweifelte. Er stieß sich an der Stuhllehne ab und ging ohne noch ein Wort zu sagen aus dem Zimmer. Er kannte seinen Chef zu gut und wusste, dass dieser seine Meinung nie ändere.
Es regnete draußen immer noch. Gunther hatte seine leuchtende Regenjacke flüchtig über die Schultern geworfen und war zügig den Weg zurück gelaufen. Er konnte seine wirren Gedanken kaum ordnen. Er war entlassen. Wie sollte er das seiner Frau erklären. Sie war Putzfrau und konnte selber nicht genug Geld für sich verdienen. Die Kaution würde noch eine Weile reichen, aber wie sollte er sich noch woanders bewerben. Wer möchte zu der Zeit noch einen fünfzigjährigen einstellen? Dazu auch noch in dieser Branche. Ein gutes Zeugnis konnte er auch nicht vorlegen. Er war damals einfach zu faul gewesen um jetzt von der Firma Lob auf dem Zeugnis stehen zu haben.
Gunther wollte jetzt eigentlich gar nicht noch einmal nach Hause. Also lief er in das nächstgelegene Kaff um sich dort in einer Kneipe erst einmal zu erholen. Er kannte die ganzen kleinen Dörfer um Nürnberg herum. Er selber wohnte ja einem dieser Kaffs mit weniger als fünftausend Einwohnern. Jeden Morgen musste er zwei Meilen bis zum großen Bürogebäude am Rande Nürnbergs zu Fuß laufen. Immer durch den Wald. Manchmal war das nicht so schön.
Als der nun nicht mehr Angestellte in einer Kneipe ankam, wo man ihn kannte, fielen misstrauische Blicke auf ihn. Alle fragten sich, warum er nicht in der Arbeit war. Genau aus dem Grund setzte sich Gunther still auf einen Hocker an der Theke und verlangte einen Schnaps. Er ließ sich auch auf kein Gespräch mit dem Wirt ein. Dieser versuchte es nach einiger Zeit gar nicht mehr, mit Gunther zu reden. Er nahm nun also schnell ein kleines Gläschen und schenkte etwas vom hochprozentigen Getränk. Gunther trank das Glas in einem Zug leer. „Gib mir noch mehr. Zur Feier –hicks- des Tages.“ So schnell war er in letzter Zeit noch nie betrunken gewesen.
Nach dem dritten Schnapsglas bezahlte Herr Mejer und verlies die Kneipe. Er konnte kaum laufen, wankte hin und her und er musste kotzen.
An der nächsten Ecke tat er dies auch. Unglücklicherweise kam genau in diesem Moment – sie arbeitete auch ausgerechnet in dem Kaff hier und Gunther hatte nur nicht daran gedacht, sonst wäre er woanders einen Trinken gegangen – seine Frau. Als sie Gunther sah, wurde sie bleich, grün und rot. Bleich vor Schreck, da ihr Mann in dieser belebten Ecke betrunken war; Grün, weil sie sah, wie er ins Gebüsch kotzte und obwohl sie Putzfrau war, wurde ihr dabei immer schlecht (sie putzte auch nur in privaten Häusern, bei denen man für gewöhnlich nur sehr selten kotze); Rot vor Zorn, weil ihr Mann nicht bei der Arbeit war und somit wohl blau mache.
„Was machst du denn hier?“, fragte die Frau ihren Mann. Sie wollte jetzt eigentlich nicht mit ihm zusammen gesehen werden. Nicht in diesem Zustand. Außerdem war sie jetzt noch viel wütender als vorher auf ihn. „Machst du etwa blau?! Wenn das dein Chef erfährt, kannst du gefeuert werden. Und das weißt du genau.“
„Das ist jetzt –hicks- egal. Ich bin eh schon –hicks- entlassen.“
„Was??! Du weißt genau, dass wir schon so wenig Geld verdienen und jetzt bringst du es auch noch fertig, entlassen zu werden?“ Ihr war es in diesem Moment egal, wer die beiden reden hören könnte. Sie war sauer. „Du bist gefeuert, bist betrunken. Was willst du denn jetzt noch fertig bringen können. Du schaffst ja alles, was einem nicht weiterhilft.“ Sie brüllte. Jeder auf der Straße wandte den Kopf um, um zu sehen, wer da so laut schreit.
„Ich weiß, -hicks- das muss –hicks- alles einen furchtbar schlechten Eindruck –hicks- machen, aber ich kann –hicks- alles erklären.“
„Lass hören.“ Frau Mejer wurde langsam ungeduldig. Es war spät.
„Was denn –hicks- ?“, fragte Gunther verwirrt.
„Weißt du was? Das war’s. Ich habe genug von dir. Noch heute werde ich eine Scheidung beantragen. Du willst ja nicht das tun, was richtig ist und so einen Mann kann ich nicht gebrauchen.“
Gunther Mejer war geschockt. Er war nun zu nichts mehr zu gebrauchen. Das hat ihm seine Frau gerade gesagt. Und das er bei der Firma entlassen wurde, spricht nur dafür. Er konnte nicht mehr. Seine Frau war weggegangen. Gunther wusste sich nicht mehr zu helfen. Er war verloren. Völlig beschwippst ging er nicht nach Hause sondern wieder zurück. Er schwankte, schwitzte und doch war ihm eiskalt. Das es immer noch regnete, nahm er gar nicht mehr war. Sowieso war ihm jetzt alles egal. Das Wetter, das zu Hause, sein Leben.
Er war angekommen. Er war da, wo er hinwollte. Der Verkehr war reichlich vorhanden und doch fuhren die Autos schnell. Er stand neben der rechtesten der drei Autobahnspuren und sah ein Auto mit etwa achtzig Meilen die Stunde an ihm vorbeirasen. Das reicht, dachte er und kaum war das nächste Auto dreißig Meter von ihm entfernt, rannte er drei Schritte nach vorne und schon spürte er nichts mehr, sah nur noch einen Tunnel mit einem hellen Schein. Dem Ende.

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo tojok!

ich finde deine geschichte eigentlich in ordnung. nur dass es im selbstmord enden muss ist schade.

hier einiges, das mir aufgefallen ist:

An diesem Morgen jedoch schüttete es aus Kübeln ...
wie aus kübeln

...dass er zuviel tränke und auch nicht genug Geld nach Hause brachte.
wenn du bei trinken den konjunktiv nimmst, dann auch bei bringen

Gunther kochte, verzweifelte.
den satz versteh ich nicht.

Gunther hatte seine leuchtende Regenjacke flüchtig über die Schultern geworfen und war zügig den Weg zurück gelaufen.
zurückgelaufen

Wie sollte er das seiner Frau erklären.
hier wär ein fragezeichen besser.

Noch heute werde ich eine Scheidung beantragen.
die scheidung.

Das es immer noch regnete, nahm er gar nicht mehr war.
das mit doppel s

du solltest deinen text nochmal überarbeiten. vielleicht findest du auch ein anderes ende, außer slebstmord?

bye und tschö

 

Hallo ToJoK!

Tja... Du beschreibst da einen Tag, den man wirklich nicht erleben möchte! Einen Aneinanderreihung von Unglücksfällen.
Allerdings muss ich leider sagen, dass mich das Schicksal von Gunther nicht wirklich berühren konnte, Du bleibst zu oberflächlich in seinen Gedanken und Gefühlen.
Auch erscheint mir einiges übertrieben: die Kündigung derartig kurz und "schmerzlos", nach einem Glaserl schon so betrunken? Dann kann er nicht, wie Du vorher schreibst, generell zu viel trinken, ein Glaserl kann sogar ich verkraften und man kann mich danach noch normal ansprechen, ohne "hicks".Die kurze Abfertigun seiner Frau...
Und am Schluss, der Tunnel... ein schönes Bild, zugegebn, aber schon so oft gehört und gelesen...
An einigen Stellen könntest Du durchaus noch mehr herausarbeiten, mehr Details und, wie oben schon erähnt, mehr Gedanken/Gefühle reinbringen.

schöne Grüße, Anne :)

 

hi ToJoK,
erstmal ein lob: ich finde deine geschichte ist sehr flüssig zu lesen und auch gut geschrieben. allersdings gibt es da ein paar sachen:
ich finde es ziemlich verwirrend dass da erst steht "gunther" und dann auf einmal "herr mejer". ich wusste erst gar nicht wer gemeint war. später heißt es dann "gunther mejer" es wäre besser wenn du das vereinheitlichen würdest.
außerdem finde ich dass man die gefühle noch besser hätte rüberbringen können. das ganze ist schwach beschrieben und daher kommt der selbstmord etwas heftig rüber. man könnte noch mehr auf das innere, die gefühle des mannes eingehen.


eigentlich ist die geschichte gut, aber teilweise noch schwach.
Mary

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom