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Ein spannendes Amateur-Turnier
Hans Wurst lebte in einem kleinen Dorf namens Bumsdorf und war Briefträger von Beruf. In seiner Freizeit eiferte er jedoch einem etwas sonderbaren Hobby nach: Er spielte Dart. Er war in der Amateur-Dart-Szene recht erfolgreich und war bekannt unter dem Spitznamen "Dr. Dart". Dieser Übername wurde ihm gegeben, weil einst sein Intimrivale "Rucky" während eines Finals ihm einen Dartpfeil in die Wade stiess. Hans nähte daraufhin die Wunde eigenhändig und gewann das Turnier!
Am kommenden Sonntag stand in der Amateur-Dart-Liga wieder ein Wettkampf an. Allerdings hatte Hans etwas Bammel vor dem Turnier, da erstmals Blasius Krause, der Lokalmatador aus Pimpelheim, dem Nachbardorf, mitmachte. Man muss dazu wissen, dass die beiden Dörfer seit Anbeginn der Zeit miteinander verfeindet waren. Bereits im Mittelalter standen die beiden Dörfer in dauerndem Krieg, weshalb die Einwohnerzahl beider Dörfer niemals über 100 Personen stieg, obwohl flächenmässig Platz für über 2'000 Menschen vorhanden wäre. Die beiden Dörfer waren durch einen dichten Wald getrennt, durch den nur eine kleine Landstrasse führte. Doch zurück zur Gegenwart: Hans trainierte gerade in seinem Keller, und stellte sich mental bereits auf die Begegnung mit Blasius ein. Man erzählte sich, dass Blasius zweieinhalb Meter gross und über 150 kg schwer war, und dass er einst im Wald einen Bären mit zwei Dartpfeilen niedergestreckt und anschliessend über dem Feuer gebraten und verspeist hatte. Trotz seiner Masse schien er jedoch über eine unglaubliche Präzision zu verfügen, weshalb er meilenweit als "die Stricknadel" bekannt war.
Hans wollte unbedingt noch an seinem Wurfstil sowie an der Präzision arbeiten, bevor er gegen Blasius antrat. Zu diesem Zweck bestellte er seine Frau, Hilde sowie seine beiden Kinder, Albino und Brutus, in den Trainingsraum. Ausserdem hatte er nebst Dartpfeilen eine Kettensäge, drei Äpfel, eine Erste-Hilfe-Apotheke sowie ein Dose mit Rasierschaum vorbereitet.
"Bitte stellt Euch mit dem Kopf an diese Wand”, mit diesen Worten begrüsste er seine Familie im Trainingsraum. Seine Familie leistete Folge. Daraufhin nahm Hans den Rasierschaum und schmierte sich die Achselhöhlen damit ein. Anschliessend rasierte er mit höchster Präzision alle Achselhaare ab, mit der Kettensäge, wohlgemerkt. Daraufhin sagte er: "Ohne störende Achselhaare gleitet der Oberarm besser, so dass präzisere Dartwürfe möglich sind. ”Verstehe", meinte seine Frau Hilde bewundernd.
"Danke fürs Warten", sagte Hans, "dafür gibt's jetzt für jeden einen Apfel." Seine Frau und die beiden Söhne verspiesen genüsslich die Äpfel. Als sie damit fertig waren, sagte Hans: "Nun möchte ich Euch bitten, die Apotheke zu öffnen und den Kühlspray zu entnehmen“, Hilde leistete sofort Folge, "jetzt sprüh damit in mein Gesicht!" Während Hilde den Auftrag ausführte, schreiten Hans uns seine Kinder vor Schmerzen, resp. Angst.
Sogleich kam die Erklärung dieses Trainingsvorgangs: “Die Kälte härtet mich ab und macht mich stärker!" Daraufhin applaudierte die ganze Familie. Vor dem Schlafen gehen schaute die Familie Ihren Lieblingsfilm: Kevin allein im All. Es ging im Film darum, dass Kevin Mc Allister sich bei einer Besichtigung auf dem NASA-Gelände verlief und in einer unbemannten Rakete endete, welche einen Satelliten in den Uranus-Orbit schicken sollte. Durch das zusätzliche, nicht eingerechnete Gewicht von Kevin verfehlte die Rakete jedoch ihr Ziel und trieb in die unendlichen Weiten des Weltalls. Es war der letzte Teil der Kevin-Trilogie.
Am Tag des Turniers stand Hans etwas früher auf als sonst, da er nicht schlafen konnte. Zum Frühstück gabs Toast und Ameisen-Marmelade, eine regionale Spezialität aus Bumsdorf. Dazu genehmigte er sich einen exotischen Smoothie: Mango, Kokosnussmilch sowie seine rasierten Achselhaare.
Nach dem Frühstück ging er in das zweite Stockwerk seines Einfamilienhauses und öffnete die Luke zur Dachterrasse. Auf dem Dach befand sich in der Mitte eine ein Art Mast - dort waren einige Seile angebracht. Hans legt sich eine Art Rucksack an, welcher mit diesen Seilen verbunden war. Als nächstes überquerte er das Geländer und lief auf der Hausfassade ein Stück vertikal hinunter. Dann kehrte er sich, sodass er seitlings um die Hausfassade rennen konnte. Hans absolvierte dieses Training immer an Wettkampftagen, damit sich der Körper bereits an die Adrenalinausschüttung gewöhnen konnte.
Am Abend fand das grosse Turnier statt. Hans betrat das Lokal 'zum braunen Stuhl' und begrüsste die anderen Teilnehmer. Für das Publikum öffnete das Lokal erst eine Stunde vor Turnierbeginn, so dass die Wettkämpfer sich in Ruhe umziehen, aufwärmen und verpflegen konnten. Alle Teilnehmer waren schon da, nur Blasius Krause, die "Stricknadel", fehlte noch. Hans hoffte insgeheim, dass Blasius etwas zugestossen war, so dass er es nicht zum Turnier schaffte. Dies würde ihm den Siegerplatz praktisch sicherstellen.
Bevor es Los ging, wollte Hans nochmals eine Konzentrationsübung absolvieren. Er nahm ein Tuch hervor und verband sich damit die Augen! Dann ass er eine Zitrone ums sich klar zu werden, wie Dunkel und Bitter das Leben sein kann. Dieses Erlebnis gab ihm jeweils einen Motivationsschub.
Doch nun wurde es ernst: Der Wirt vom braunen Stuhl rief die Teilnehmer zusammen und bat diese in den Darkraum zu gehen. „In den Dartraum, meine ich!", meinte dieser mit einem verlegenen Lächeln.
Als alle Teilnehmer im Dartraum waren, dachte Hans: "Oh Mann, ich glaube ich hab wirklich Glück, Blasius scheint nicht zu kommen!" In diesem Moment sprang die Tür auf. Ein Umriss war bereits zu erkennen. Doch niemand trat ein. Plötzlich wurde zwei Stricknadeln durch die Türe ins Lokal geschleudert! Die Menge hatte begriffen, wer im Begriff war, die Bühne zu betreten. Die erste Stricknadel traf die Dartscheibe exakt ins Zentrum, die zweite, die wenige Hundertstelsekunden später folgte, traf die erste Stricknadel und spaltete sie, so dass daraufhin beide Stricknadeln im Prinzip genau in der Mitte steckten.
Alle starrten gebannt zur Tür und erwarteten, dass nun ein Gigant hereintrat. Was nun folgte, war jedoch für alle eine Überraschung: Blasius war ein Winzling und sah aus wie ein dürrer Spargel. Blasius betrat gelassen die Wettkampfstätte. Er legte seinen übergrossen Mantel ab und sagte: "Lasst uns beginnen!" Daraufhin tobte wiederum die ganze Zuschauermasse.
Blasius führte mit ernster Mine einen Tanz aus River Dance auf, mit verschränkten Armen hinter dem Rücken täppelte er so Richtung Dartwand. Immer noch täppelnd und ohne eine Mine zu verziehen, zog er die beiden Stecknadeln aus dem Dartbrett. Dann blickte er zu Hans und sagte: "Ich hörte, du seist der Zweitbeste hier." Die Menge tobte ab diesem unglaublichen Diss. Hans schwitzte, rang sich aber zu einer Antwort durch, die er einmal in einem Youtube-Video gesehen hatte und von der er sich versprach, den Diss direkt auf den Disser selbst umzulenken. Er sagte: "Nein, du!" Die Menge schwieg. Nur einer klatschte kurz, verstummte aber sofort wieder. Blasius sagte: "Erbärmlich."
Nun betrat der Schiedsrichter, Heinz Füdlinger, den Raum und sagte: "Ladies und Gentlemen, ich begrüsse Sie zur diesjährigen Amateur-Dart-Meisterschaft. Wir beginnen mit Rudi Furtser, der Startnummer 1." Besagter Rudi trat aus der Menge in den Vordergrund und packte eine aus massivem Nussholz geschnitzte Schatulle aus, in der er seine Dartpfeile aufbewahrte. Dann blickte er zum Barkeeper und sagte: "Musik!" Der Barkeeper, Holius Dickpimm, legte eine alte Schallplatte auf, und kurz darauf ertönte "Dschinghis Khan“ aus den alten Revox-Lautsprechern.
Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass an den Dart-Turnieren gesoffen und gequalmt wurde. Als die Musik erklang, zückten einige sofort ihre Zigaretten und begannen zu rauchen. Nun war die Stimmung perfekt. Rudi legte los und belegte sogleich den vierzehnten Platz. Nach ihm war Thomas Füdlinger, der Sohn des Schiedsrichters, an der Reihe. Der Schiedsrichter wollte natürlich, dass sein Sohn möglichst gut abschnitt, und versuchte daher, das Spiel ein wenig zu manipulieren. So merkte niemand, wie er die Dartscheibe jeweils mit einem unsichtbaren Stock kurz etwas nach links oder rechts schob, wenn er sah, dass die Pfeilwürfe seines Sprösslings etwas unpräzise daherkamen. Dennoch reichte es bei Thomas nur für den achten Platz. Ein Teilnehmer nach dem anderen versuchte sein Können, und zwei Stunden später waren nur noch Hans, Blasius und Klarinetta Stinck übrig.
Es kam, wie es kommen musste: Die letzte entscheidende Runde. Blasius lag 4 Punkte vor Hans und Klarinetta. Was ebenfalls ein ungewrittenes Law war, dass in der entscheidenden Runde kleine Psycho-Spiele begannen, um die Gegner zu verunsichern. Klarinetta begann damit, dass Sie Ihr Schuhe und Socken auszog und demonstrativ über die Stricknadeln von Blasius legte! Dieser aber konterte geschickt und packte einfach seinen Penis aus, der während dem restlichen Tournier aus seinem Hosenschlitz baumelte. Doch auch Hans wusste sich zu helfen und warf in einer kurzen Pause ein paar blähende Tabletten ein, die er zuvor im Spassladen um die Ecke gekauft hatte. Wenig später pupste er ununterbrochen und füllte den Austragungsort so mit einem unerträglichen Gestank. Leider verbot ein ungeschriebenes Gesetz aus der Dart-Szene, dass während eines Turniers gelüftet werden durfte. Dies würde die stickig-verrauchte Luft entweichen lassen, die seit Jahrhunderten einfach zum Darten dazugehörte.
Inzwischen war der Punktestand wie folgt: Blasius führte mit 35 Punkten, dicht gefolgt von Klarinetta mit 33 Punkten und Hans als Schlusslicht mit 31 Punkten. Hans hatte bei der letzten Runde noch die Chance, beide zu überholen, aber das Glück musste dazu voll auf seiner Seite sein. Die letzte Runde begann. Was jetzt passierte, würde in die Geschichtsbücher eingehen - zum ersten Mal wurde ein ungeschriebenes Gebot gebrochen: Als Blasius seinen dritten Dart bereithielt, um ebenfalls in den Mittelpunkt abzufeuern, schuppste ihn Klarinetta mit einem Ellbogen-Side-Kick. Blasius verlor das Gleichgewicht, sein Wurf misslang, er fiel zu Boden und brach sich seinen Penis. Aufgrund dessen wurde Klarinetta sofort disqualifiziert. Die öffentliche Auspeitschung, wie sie in Bumsdorf seit vielen Jahren Brauch war, wurde auf den kommenden Sonntag festgelegt.
Nachdem Blasius' Penis einbandagiert wurde, ging es in den Zweikampf zwischen Hans und Blasius. Leider verlor Hans, er konnte den Vorsprung von Blasius trotz allem nicht mehr aufholen.
Ende