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Ein Sonntag wie jeder andere

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02.03.2003
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Ein Sonntag wie jeder andere

kapitel 1: morgenstund hat gold im mund?


Langsames Sammeln der Gedanken.
„Augen zulassen!“
Überlegen, wie spät es wohl sei.
„Weiterschlafen!“ ...

Erneutes Aufwachen.
„Lass die Augen zu! Du kannst sonst nicht mehr einschlafen.“
Ernsthafte Zweifel, ob es nicht wohl besser sei, aufzustehen.
„Schlaf weiter!“

„Es ist schon hell. Der Schlaf müsste reichen. Den Tag packst du schon.“
Blinzeln.
Griff nach dem Wecker.
„So früh noch!“ ....


Aber nun war an Schlummer nicht mehr zu denken.
Und da Sonntag war, döste ich eben noch etwas vor mich hin.
In Gedanken versunken, starrte ich auf die Decke, erinnerte mich früherer Tage und daran, was ich mich manchmal zu tu getraut habe. Wehmütig wechselte schließlich mein Denken auf das, was ich heute wohl noch tun würde. Viel hatte ich nicht vor... mein Zimmer etwas in Ordnung bringen... vielleicht ein bisschen lernen... und vor allem mich meinem neuen Buch widmen, einem neuen Band von Agatha Christie, das ich ausgeliehen hatte.... sicher sehr spannend...

Irgendwann nahm ich dann all meine Kräfte zusammen, richtete mich auf und stieg aus dem Bett.

Vorhang und Jalousien auf; Bettwäsche nehmen, über den Stuhl hängen; anziehen; Balkontür aufmachen; schleunigst aus dem Zimmer verschwinden, nicht ohne die Tür gut zu schließen; nächste Station: Klo; Bad: Hände waschen, kämmen;

Nach dieser alltäglichen, aber immer wieder erschöpfenden Prozedur schlich ich, auf ein dringendes Bedürfnis hin, zum Kühlschrank, entnahm ihm die für mich lebenswichtig erscheinenden Dinge und setzte mich damit auf einen möglichst gemütlichen Stuhl möglichst nahe an eine möglichst sympathische Ecke unseres Tisches. Dort verschlang ich dann, was in zivilisierten Kreisen Frühstück genannt werden darf.

kapitel 2: und munter in den tag hinein!


Immer noch saß ich, entspannt in der Zeitung von gestern schmökernd, im Wohnzimmer, als mir plötzlich ein Eindringling meine redlich verdiente Ruhe stahl. Meine Mutter kam munter und fröhlich aus ihrem Schlafzimmer spaziert. Dermaßen gestört flüchtete ich verärgert in mein persönliches Territorium und setzte dort meine unterbrochene Leseeinheit mit der oben angesprochenen Krimilektüre fort.

Nachdem ich von dieser tatsächlich sehr spannenden Unterhaltung genug hatte (etwa 200 Seiten und ungefähr 120 Minuten später) machte ich mich, allerdings unter großem innerlichen Protest, daran, mein Zimmer vom Katastrophengebiet in einen einigermaßen lebenswerten Erholungsraum zu verwandeln.

Aus diesem Grunde schlurfte ich quer durch unsere Wohnung in Richtung Küche, um den Staubsauger zu holen. Genau in diesem Moment fiel mir auf, dass ja noch die verschiedensten Gebrauchsgegenstände meinen Teppich bedeckten, was zur Folge hatte, dass ich, falls ich in diesem Zustand die Oberfläche des Untergrundes meines mittelmäßigen Unterstands von Staub zu befreien suchte, doch nur die oben angesprochenen Dinge, mit Hilfe des Sauggerätes, vom Erdboden verschlucken würde.

Dieser Gedankengang hatte mich so vereinnahmt, dass ich nicht einmal merkte, wie die Glocke schrillte. Ich überhörte diese also schlichtweg, macht mich auf den Rückweg und begann, am Ziel angelangt, verschiedenste Sachen vom boden aufzuheben und zu verräumen:

Socken, die mir als Duftspender dienen
Bücher, die Passion meines Lebens
Schulhefte, aus denen ich schon lange hätte lernen sollen
verschiedenste Teile meiner Einrichtungsgegenstände
.........

Jedes dieser Stück zog eine lange Gedankenkette hinter sich und so dauerte es immense Zeit, bis mein Zimmer freigeräumt war. Inzwischen war mir immer wieder ein Klirren aufgefallen, wie Stein auf Glas oder so ähnlich, doch war ich dem nicht weiter nachgegangen. Da dieses Geräusch nun immer noch nicht aufgehört hatte, suchte ich nach dem Grund dafür und entdeckte, dass tatsächlich immer wieder Kiesel gegen meine verglaste Balkontür flogen. Ich wagte mich also auf unseren Hausvorbau und erkannte meinen Bruder, im Garten stehend und Steinchen werfend. Als er mich erblickte, rief er mir zu, ich solle gefälligst die Tür aufmachen, was ich auch sofort erfüllte.

kapitel 3: high noon


Da ja nun alle Vorarbeiten erledigt waren, wollte ich endlich mit dem Saugen beginnen.
Doch als ich abermals Richtung Küche marschierte, bemerkte ich seltsame Geräusche, die von dort kamen.
Der Grund dafür war meine Mutter: Sie kochte gerade Mittagessen.
Und als ich von diesen wundervollen Gerüchen umgeben war, konnte ich mich nicht mehr von ihnen trennen. Ich blieb also ich Riechweite an unserem Wohnzimmertisch sitzen und gab mich der simplen Unterhaltung Walt Disneys hin.
So saß ich also, bis mir das Essen serviert wurde und aß das köstliche Menü. Danach war ich so satt, dass ich es für gescheiter hielt, mich vor der Arbeit noch etwas auszuruhen.
Kurz darauf lag ich, wieder ganz auf Christies Werk konzentriert, auf meiner Couch.
Wie das eben manchmal so ist, wurde ich aber durch das viele Lesen müde und schläfrig. Und weil ich in diesem Zustand doppelt langsam arbeite, beschloss ich, noch ein kurzes Schlümmerchen zu machen.


Strahlender Sonnenschein
Vogelgezwitscher
auf einer grünen Wiese
ich sitze auf einen Liegestuhl
ein Buch in der Hand
und lese darin
plötzlich
ein Schrein
ganz in der Nähe
und dann
spüre ich etwas
es kommt auf mich zu
Angst
Hilfe!!!!!!!


Uhhh – ein Traum

kapitel 4: nach mittags


Der Schlaf hatte seine Wirkung voll verfehlt:
Ich war noch müder als zuvor!

Gerade wankte ich etwas ziellos in der Wohnung herum, als ich Telefongeläute vernahm.
Da ich sonst keine dringenden Vorhaben hatte, wollte ich also untersuchen, ob das an unserer Klingelmaschine lag. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, machte ich die interessante Entdeckung, dass man mit den Händen im Hosensack nur erschwert den Hörer abnehmen kann. Und von gefährlichen Experimenten Abstand nehmend, zog ich eben meine Greifapparate aus dem wärmenden Schutz.
Doch genau in diesem Augenblick machte das Telefon einen Rückzieher und hörte auf, mich auf sich aufmerksam machen zu wollen.
Müde und beleidigt zog ich mich darauf in mein Zimmer zurück und ließ mich auf meine Gott sei Dank freundlich gesinnte und deshalb gemütlich weiche Couch sinken.

Dort angekommen angelte ich mir mein Buch und vertiefte mich darin.

Aber lange hatte ich keine Freude damit.
Mich plagte das schlechte Gewissen, denn ich wusste, was ich eigentlich noch alles tun sollte.

So raffte ich mich auf und entschied mich für das Saugen.
Diesmal stand dem nichts im Weg, keine kochenden Mütter, keine plötzlichen Ohnmächte oder ähnliches und mit der permanenten Müdigkeit wurde ich schon fertig.
„Das ist ja nur ein Zeichen von früherem Durchhaltevermögen,“
ermunterte ich mich und mit dieser Einstellung fiel mir die Arbeit schon leichter.

Bald war ich fertig und mit Heißhunger stürzte ich mich wieder auf meinen Krimi, denn unbedingt wollte ich wissen, wann der blöde Erzähler wohl endlich ermordet werde.
Doch leider sollte er bis zum Ende der Geschichte durchhalten.

Ich klappte die Lektüre zu und blickte auf die Uhr.
Auf diese einfache Weise erfuhr ich, dass es nicht nur spät, sondern schon viel zu spät war.

Folglich machte ich mich schleunigst daran, etwas zu lernen.

kapitel 5: müde bin ich, geh zur ruh’......


Am Abend, meistens der aufregendste Teil meines Tages, geschah nicht besonders viel.

Ich schaute mir noch ein bisschen die letzten Geschichtekapitel an, und die restliche Zeit weihte ich dem Kriminalroman.

Dann erledigte ich die Nachttoilette und legte mich schließlich ins Bett.

Kritisch ließ ich das „Heute“ Revue passieren und stellte fest, dass es wieder einmal ziemlich nutzlos gewesen war.

Außer Lesen nichts gewesen.

Dann schlief ich ein.
Gute Nacht!

 

Hallo eiztee!

Die Art, wie deine Geschichte geschrieben ist, ist interessant: Zwar ist die Aufteilung in Kapitel nicht sonderlich glücklich bei einer Kurzgeschichte, doch du lockerst den Text durch den Einschub von einem Zwiegespräch mit dem Gewissen, einem im Gedichtstil formulierten Traum und der Aufzählung von Gegenständen auf. Alles ist gut in den Text integriert, der Stil ist manchmal etwas umständlich, aber eigentlich gut. Dazu ist die Geschichte übersichtlich gegliedert und durch die vielen Absätze sehr gut lesbar.

Das Manko ist der Inhalt. Die Geschichte lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Ich bin aufgestanden, habe nur gelesen und den ganzen Tag nichts gemacht. Das ist nicht nur unspektakulär, sondern langweilig. Dazu erwähnst du viele überflüssigen Handlungen, die absolut nicht wichtig für den Tagesverlauf sind. Die Geschichte hat keine Aussage, man erfährt nichts Neues und auch für die Protagonistin war es ein absolut nicht erwähnenswerter Tag.

Insgesamt:
Stil: 2+
Inhalt: 6 - höchstens.

Du solltest dein Schreibtalent nicht an so einer Geschichte verschwenden, sondern dir vorher überlegen, was du aussagen möchtest.

Mfg
xka

 

Hi Izetee,

ich kann mich xka nur anschliessen. Die Kunst, die aus einem Text eine lesenswerte Kurzgeschichte macht besteht nun einmal aus 1. Sprachlichem Feingefühl und Kreativität und 2. aus einer Idee, aus der alles entspringt. Die Geschichte ist scusi - nix wert - ohne eine ordentliche Message. Es ist wohl ungefähr so wie wenn Du Dir eine Waschmaschine kaufst ohne Trommel innen drin.

Vielleicht liest Du noch ein bischen mehr, auch andere Sachen als A. Christie, und dann kommen Dir auch andere Ideen. Übung macht den Meister, ;-)

mfg
Poetna

 

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