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Ein Schwein hinter Gittern

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23.11.2015
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Ein Schwein hinter Gittern

„Es gab eine Zeit, in der wir euch so behandelten, wie ihr uns jetzt“, hauchte ihr letzter Atemzug in sein Ohr.
Das Gesicht erstarrte und der Blick ging ins Leere, unter ihrer Brust wurde es still. Plötzlich biss einer der Menschen in sein Bein und er ließ den regungslosen Körper in seinen Armen zu Boden gleiten. In dieser Sekunde umzingelten ihn die Kreaturen. Er schrie auf, seine Augen weit aufgerissen. Sein Atem war gehetzt, das Herz raste, Schweißperlen benetzten seine Beine. Die Bettdecke lag auf dem Boden. Das Zimmer roch nach tiefem Schlaf. Das dringende Bedürfnis nach frischer Luft trieb in hinaus in die Kälte. Seine Stirn war in Falten gelegt, seine Augenbrauen zusammengezogen. Draußen wurde jeder Schritt seiner Hufe geräuschvoll von dem Schnee kommentiert. Ein paar Straßen weiter trat er durch ein hohes, verrostetes Parktor. Trotz Dämmerung war es durch die üppige, weiße Bodenbedeckung hell genug. Urplötzlich drang ein mickriges Weinen in seine Ohren, was keinem Tier zuordenbar war. Leise folgte er der Unruhe. Dann eine rote Spur auf dem Weiß, die gleiche Richtung wie das Wimmern. Etwas schrie auf und zappelte am Boden. In seinem Blickfeld erschien ein Menschenkind. Vorsichtig näherte er sich der schmächtigen Person.
„Alles gut! Ich werde dir nichts tun!“ sagte er ruhig.
Seine Klaue strich dem Geschöpf behutsam über den Kopf. Es zuckte zusammen und begann zu zittern. Die zarten Hände waren in ein dunkles Rot getränkt und umfassten das eigene Bein. Entschlossen riss er sich ein Stück von seinem Schal ab und verband die offene Stelle damit.
„Hier kannst du nicht bleiben, sonst erfrierst du“, sagte er.
Das Menschlein schaute ihn mit großen Augen an und das Zittern ebbte ab. Im Vergleich zu dem Kleinkind war er ein Riese. Er versteckte es unter seinem Mantel und trabte zurück.

So gut es ging versuchte er das Wesen unter dem Mantel verborgen zu halten. Vor dem Mietshaus stand ein alter Ziegenbock mit einer dicken Zigarre im Maul. Gelbe Augen huschten auf alles, was sich bewegte. Die Begrüßung dem Hornträger gegenüber fiel flüchtig aus. In der Wohnung angekommen schlich er an einem Zimmer vorbei. Er stolperte über eine Tasche und konnte sich und das Kind gerade noch halten als die Tür neben ihm aufsprang. Ein Huhn stand vor ihnen.
„Hey, gut, dass du da bist, Dakil! Was ein Sauwetter, was? Sag mal, kannst du mir etwas Geld leih...?“, sagte die Henne.
Dann registrierte sie das Kind.
„Iiih, was ist das denn? Hast du jetzt wieder so ein Vieh mitgebracht? Das letzte ist dir doch auch schon weggestorben!“ gackerte sie und wich zurück.
„Ach, mach ‘n Abflug, Luise!“ sagte Dakil verstimmt.
Er marschierte weiter den Flur entlang. Die Tür flog zu, Schlüsselgeräusche. Im nächsten Moment war ein lautes Picken und Flügelflattern an der Badezimmertür hörbar.
„Dieses Ding da ist sicher nicht geimpft! Waschen hilft auch nicht gegen Tollwut! Wir leben alle gemeinsam in dieser Wohnung und ich will, dass das verschwindet!“ kreischte Luise.
Das Gackern auf dem Flur ging weiter, während Dakil sich taub stellte und das Kind achtsam badete.
„Hör' nicht auf sie! Behauptet ständig auf Menschen allergisch zu sein, isst euch aber als gäbe es keinen Morgen mehr! Ich habe sie noch niemals auch nur niesen hören in der Gegenwart von euch“ wirbelten seine Schnauzenflügel.
Draußen vor der Tür war Luises Stimme verstummt. Die Lippen des Kleinen formten ein Lächeln.
„Danke“, sagte das Kind.
Dakil schreckte hoch und schnappte sich die Toilettenbürste. Das Kind kauerte sich in der Wanne zusammen.
„Tut... tut mir leid“ sein Arm senkte sich „ich will dir natürlich nichts tun, nur ich... ich habe noch nie einen Menschen reden hören! Könnt ihr das etwa alle?“ fragte er.
Die Bürste war wieder an ihrem Platz.
„Nein... Viele Zunge weggeschneidet“, sagte das Kind.
Es klopfte.
„Mit wem redest du da drin? Lass mich rein, ich muss pinkeln“, blökte es durch die Tür.
Dakil warf ein breites Badetuch über das Kind. Er öffnete und ein Rind kam an ihnen vorbeigeprescht.
„Na, worauf wartest du? Raus und Tür zu!“ sagte das Rind.
„Das Menschending schau' ich mir gleich genauer an!“ fügte er hinzu und verzog das Maul.

Der bullige Mitbewohner stellte dem menschlichen Wesen viele Fragen und nickte gelegentlich. Dakil hantierte mit Desinfektionsmittel sowie Verbänden an der Wunde des Kindes. Das Kleine gestikulierte und es fielen Wörter wie Röhrchen, schlimmes Licht, Nadeln, böse Gesichter, Schreie. Es erzählte von seiner Großmutter, die zur Kosmetikfirma L'Ochséal verfrachtet worden war.
„L’Ochséal? Da arbeitet doch Luise!“ sagte Dakil.
Das Rind und Dakil versprachen dem flehenden Kind bei der Befreiung der alten Dame zu helfen.
Die Henne platzte ins Zimmer.
„Los, schaltet den Fernseher ein!“ sagte sie.
Auf dem Bildschirm lief ein Bericht über ein verschwundenes Kind. Auch beim Umschalten zeigten alle anderen Sender die gleichen Nachrichten. Es ging um einer der ersten Menschenklone namens Molly. Gegen einen hohen Finderlohn wurde um Hilfe zur Ermittlung nach dem Mädchen gebeten.
„Seht ihr das Foto, was sie einblenden? Das sieht ganz genauso aus wie das da! Bringen wir es zurück!“ sagte Luise mit funkelnden Augen.
Die Mundwinkel von Molly schlugen in die Tiefe aus, ihre Augen bekamen einen glasigen Film und sie schüttelte vehement den Kopf.
„Meine Güte, du kleiner Raffzahn! Und nun sieh dir an, was du mit Mollchen gemacht hast! Auf keinen Fall! Wir haben ihr etwas versprochen!“ sagte Dakil.
„Ich habe ihr gar nichts versprochen!“ sagte Luise.
Dakil stieß dem Rind in die Rippen.
„Ähm... ja genau versprochen... ist versprochen. Mollchen braucht uns!“ blökte das Rind verkrampft.
„Mollchen?! Als ob, Ben! Du hast noch nie was auf Menschen gegeben!“ sagte Luise scharf.
Laut schellte die Türklingel durch die Wohnung. Ein graziler Schnabel lugte durch den Vorhang zur Straße hinaus.
„Hühnerkacke, die Bullen! Und da! Der alte Ziegenbock! Der will selbst die Kohle einkassieren! Der hat uns verpfiffen, dieser miese...“, sagte Luise.
„Jaja, immer die bösen Bullen! Los! Macht dass ihr wegkommt ihr beiden! Ähm... durch das Fenster im Bad!“ sagte Ben.
Dakil griff sich Molly und sie flohen über den Hof durch ein anderes Haus, raus auf die Straße. Völlig außer Atem verschnauften sie in einer dunklen Gasse bis etwas auf seinen Mantel klopfte.
„Hab‘ ich euch! Konnte Luise weismachen, dass ich Molly zurückbringe, wenn wir den Bullen nichts verraten und damit der Bock nichts abkriegt, haha“, sagte Ben.
„Klasse! Das verschafft uns etwas Zeit. Trotzdem sollten wir uns beeilen!“ sagte Dakil.
Dakil und Molly folgten dem Rind zu einem Auto. Sie fuhren durch die Stadt und die Lichter zogen an ihnen vorbei bis ein riesiges Gebäude zu erkennen war. Obenauf leuchtete in beachtlicher Schrift „L'Ochséal“ auf. Ben und Dakil mit Molly unter dem Arm schlichen zum Hintereingang. Dort ging es ein paar Stufen nach unten Richtung Keller. Der Bulle holte eine Plastikkarte hervor und steckte sie in einen Schlitz seitlich der Tür. Es klickte leise und sie gingen hinein.
„Hoffen wir, dass das dumme Huhn nicht so schnell Wind von der Sache bekommt“, sagte Ben.
Er schnappte sich einen Besen.
„Falls wir dem Sicherheitspersonal begegnen“, fügte er bei und zwinkerte den beiden anderen zu.
Daraufhin zog Ben zwei kleine Taschenlampen aus seiner Jacke und gab Dakil eine davon. Die Drei gingen einen spärlich beleuchteten Korridor entlang, die nächste Tür war am anderen Ende. Ein merkwürdiges Raunen kam aus den Rohren, die die Wände überwucherten und ein modriger Geruch stieg ihnen in die Nasen. Molly presste sich unter dem Mantel dichter an Dakil heran. An der zweiten Tür angekommen, hörte man die erste sich erneut öffnen. Schnell huschten sie hindurch und flitzten die Stufen zu ihrer rechten nach oben, durch die nächste Tür. Finsternis umhüllte sie. Dakil schaltete seine Taschenlampe ein. Jetzt standen sie in einer riesigen Lagerhalle. Sie hielten sich links und bogen bei der nächsten Möglichkeit rechts, in einer der vielen turmhohen und vollgepackten Regalkolosse ein.
„Wir brauchen einen Lageplan!“ sagte Dakil schnaufend.
„Besser wir teilen uns auf! Ihr sucht die Oma und ich halte hier die Stellung. Da vorne müsst ihr links abbiegen“, sagte Ben und verschwand hinter den Regalen.
Dakil ging schnell. Er war mitten im Gang und sah noch mehr Bretter, noch mehr Balken, mehr Bretter, mehr Balken, Bretter, Balken. Da zeigte seine Lichtquelle linker Hand eine Öffnung. Eine Tür. Endlich. Tempo. Während er in den nächsten Flur eilte hörte man in der Halle jemanden sprechen. Sogleich schloss Dakil kaum vernehmbar den Zugang hinter sich. Rechts und links ging es in die Dunkelheit. Direkt vor seiner Schnauze flackerte ein Schild mit „Labor“ auf. Langsam drehte er an dem Türknauf und ging hindurch. Er löschte das Licht seiner Taschenlampe.
„Wir wo?“ hustete es leise aus seinem Mantel.
„In einem Labor. Sei bitte still! Ich glaube, dass uns jemand gefolgt ist“, flüsterte Dakil.
Von Schatten umringt ging er dem einzigen Licht im Zimmer entgegen, was durch eine Jalousie gehemmt wurde. Grüngelbe Lichtlinien zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. Sacht drehte Dakil die Rillen auf und erkannte, dass das kein Licht von Draußen war. Durch das Fenster sah er unzählige riesige Käfige und die dürftige Beleuchtung spendete eine winzige Lampe an der Wand. Eine Brüstung befand sich oberhalb der Zwinger und in der Mitte eine Tür, die auf derselben Ebene war. Dakil verengte seinen Rundblick bis er plötzlich direkt vor ihm ein fremdes Augenpaar aufblitzen sah. Er schreckte stumm ein paar Schritte zurück und stieß gegen einen Tisch. Das Geräusch entstehender Scherben durchbrach die Stille. Auf der Scheibe sah Dakil den Atem seines Gegenübers. Ein gewaltiger, regungsloser Umriss eines Menschen, der ihn im Halbdunkel anstarrte. Dieser stand in einem Gefängnis hinter dem Glas. Zugleich waren nebelhafte Bewegungen in der ganzen Szenerie wahrnehmbar. Weitere Menschen. Weitere Gefangene.
„Ich denke, ich weiß jetzt, wo deine Großmutter ist“, sagte Dakil.
Seine Sehorgane weigerten sich von dem Hünen zu lassen. Der kleine Begleiter aus Dakils Mantel löste sich. Der monströse Mann schlug gegen die Gitter seines Verlieses. Daraufhin spähte alles auf ihn. Umgehend standen sämtliche Gestalten in den hinteren Käfigen auf.
„Da! Omiii!“ rief Molly.
Die zwergenhafte Figur rannte vor die Stahlschiebetür, die sich automatisch öffnete, und hastete in den Raum. Molly stand nun vor einem der Käfige, gefüllt mit einer Handvoll Menschen, und griff mit den Armen hindurch. Zwischen ihnen lag eine ältere Frau, die Atmung schwer. Dakil sputete hinterher. Kaum dass er über die Schwelle trat, fing ein seltsames Brummen an. Der düstere Chor wurde von dem Monstrum angeführt. Molly zog an den Händen sowie Armen der grauen Dame und versuchte verbissen, ihre Großmutter durch die Eisenstangen hindurch zu ziehen.
„Omi?“ fragte Molly.
Ihr Mund begann zu bibbern und sie wendete sich Dakil zu.
“Hol sie! Bitte!“
„Es gibt sicher einen Schlüssel!“ sagte Dakil.
Das Knurren der Menschen wurde immer lauter, umso mehr er sich regte.
„Was ist mit denen los?“ fragte Dakil.
„Hassen Schwein!“
„Vielleicht kannst du denen mal klar machen, dass ich einer von den Guten bin?!“
„Alle verrückt.“
„Das kannst du laut sagen!“
„ALLE VERRÜCKT.“
„Psst, bist du verrückt? Du kennst wohl keine Redewendungen?!“
Alles verstummte. Wie aus dem Nichts gingen die großen Lichter an. Oben sprang die Tür auf und ein paar Tiere in Weiß und Luise betraten die Brüstung. Dakil packte sich Molly und stürmte zur Schiebetür, die sich stur keinen Millimeter mehr rührte. Einer der weißen Kittel überreichte Luise und Ben, der verschämt in der Tür stand, jeweils ein Stück Papier.
„Vielen Dank für ihre Unterstützung. Sie können nun gehen.“
„Tut uns echt leid, Alter, aber wir brauchen die Kohle...“, murmelte Ben.
Ein Schuss fiel. Ein aufschreiendes Mädchen erschallte. Ein dumpfes Geräusch auf dem Boden gefolgt von Stillschweigen. Dakil blinzelte.

Winseln rauschte in seine Gehörgänge. Neben ihm lag Mollys Großmutter. Nur das Licht der kleinen Lampe leuchtete. Sämtliche Tiere und Molly schienen verschwunden zu sein. Schemenhaft umkreisten Dakil gigantische schwarze Spieße und er realisierte, dass er selbst ein Insasse der Zelle geworden war. Behutsam nahm er die alte Frau in den Arm.
„Es gab eine Zeit, in der wir euch so behandelten, wie ihr uns jetzt“, hauchte ihr letzter Atemzug in sein Ohr.
Das Gesicht erstarrte und der Blick ging ins Leere, unter ihrer Brust wurde es still. Plötzlich biss einer der Menschen in sein Bein und er ließ den regungslosen Körper in seinen Armen zu Boden gleiten. In dieser Sekunde umzingelten ihn die Kreaturen.

 


Ich sag's dir gleich zum Einstieg:

Ändere diese Dinger um. Das sieht hässlich aus.

»« oder "" stehen dir zur freien Verfügung.

» erzeugst du mit alt+175
« erzeugst du mit alt+174

Weiter geht's!

Das Gesicht erstarrte und der Blick ging ins Leere.

Wessen Gesicht? Ihres? Seines? Hier wäre mehr Präzision erwünscht.

Ihre Brust war still.

Quatscht sie sonst in einer Tour? Stelle ich mir unheimlich lästig vor.

Eine verschwommene Sicht auf die Uhr verriet, dass es deutlich nach der gängigen Zeit war.

Äh. Was? Was ist denn die gängige Zeit? Woher weiß er, dass es deutlich nach ihr ist? Wie?

Draußen wurde jeder Schritt seiner Hufe geräuschvoll von dem Schnee dokumentiert

*g*
Nee. "kommentiert" hätte ich durchgehen lassen, aber "dokumentiert" nicht. Jetzt stelle ich mir den Schnee mit der Stimme von Bela Rethy vor.

"Und da macht er einen Linksschritt, gleich danach den Rechtschritt, er erhöht sein Tempo, jetzt verlangsamt er sich etwas."
"Meine Güte. Kannst du für einen Moment die Klappe halten? Ich versuche, dramatisch zu fliehen!"
"Meinst du, mir gefällt Schneedokumentation? Aber seit die Welt untergegangen und alle Menschen zu Schnee geworden sind, muss ein Moderator sehen, wo er bleibt."

Urplötzlich wollte die Wirklichkeit seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Halte ich für Quark. Er ist eben vor irgendwelchen Viechern geflohen. Das klingt nicht nach einer Angelegenheit für Tagträumerei.

, seine Klaue strich dem Geschöpf behutsam über den Kopf.

Das zitiere ich nicht nur, weil der vorhergehende Satz und dieser ein riesiges Klischee sind, sondern auch, weil das Komma nach der wörtlichen Rede nicht nötig ist. Das ist kein weiterführender Nebensatz, sondern eine eigenständige Handlung und die verdient ihren eigenen Satz.

Entschlossen biss er sich ein Stück von seinem Schal ab

Nee. Ich könnte verstehen, wenn er es abreißt, aber abbeissen würde etwas länger dauern. Es sei denn, er ist ein Haiungeheuer. Was ich nicht hoffe. Haie sind gruselig.

>>Hier kannst du nicht bleiben, sonst erfrierst du.<<

Wer sagt das?

Behutsam versteckte er es unter seinem Mantel und trabte zurück.

Hat sein Mantel Innentaschen für Menschenkinder? Praktisch.

So gut es ging versuchte er das zierliche Wesen unter dem Mantel versteckt zu halten.

Ich weiß, dass wir es mit der Hauptfigur zu tun haben, trotzdme ist das fehlleitend, weil du einen Satz vorher von einem Ziegenbock berichtest. Da der Begriff "er" weitgefächert ist, kann man den Folgesatz auch auf ihn beziehen. Etwas mehr Klarheit wäre schön.

schlich er in aller Stille an einem Zimmer vorbei. Abrupt stolperte

Das ist so ein Ding, dass mir in dem kurzen Stück, durch das ich gerade bin, mehrfach aufgefallen ist. Er tut etwas heimlich, still und leise und plötzlich passiert etwas "aprupt" oder "plötzlich". Nur weil du kräftige Wörter davor setzt, hat die Handlung nicht mehr Wucht. Der Satz würde auch gut ohne das "aprupt" funktionieren. Er stolpert eben. Das ist jetzt nicht der Twist.

Hühneraugen trafen das Kind,

Hat er einen Eimer voller Augen, die er auf das Kind geworfen hat? Das ist fehlführend formuliert und irgendwie weiß ich nicht so recht, in wessen Kopf ich stecke.

>>Ach, mach ‘n Abflug, Luise!<<, Dakil marschierte weiter.

Dasselbe Problem wie weiter oben: Das komma ist nicht notwendig, da Eigensatz.

Flügelflattern an der Badezimmertür spürbar.

hörbar. Nicht spürbar. Das wäre sonst die lauteste Henne der Welt, die hauptsächlich über Druckwellen mit ihrer Umwelt kommuniziert.

Dieses Ding da, ist sicher nicht geimpft!

Das Komma kann raus.

Kleine Lippen formten ein Lächeln.

Ich weiß, du hälst das vermutlich für literarisch großartig, aber erneut: Wem gehören die kleinen Lippen? Schweben die im Raum herum? Wäre eine Interpretationsmöglichkeit, die nicht falsch wäre, da Bezug fehlt.

Augenblicklich schreckte Dakil hoch

Augenblicklich schreckte Dakil aprupt hoch. Ein neues, kräftiges Wort für die Liste der "BÄM! THEM FEELS!"-Liste.

<<, die Bürste war wieder an ihrem Platz.

Ich zeige es dir noch einmal auf, inzwischen solltest du den Fehler selbst finden.

Ruckartig

Augenblicklich, aprupt, plötzlich, ruckartig. Der Mann funktioniert scheinbar nur in plötzlichen, heftigen Schüben - was das vorhergehende Bad sicherlich zu einer mehr als unangenehmen Erfahrung gemacht hat.

Die Großmutter war zur Kosmetikfirma L'Ochséal verfrachtet worden.

*massiert sich den Nasenrücken*

>>Los, schaltet den Fernseher ein<<, platzte die Henne ins Zimmer.

Das ist chronologisch nicht korrekt.

Die Henne platzte ins Zimmer. »Ich möchte auch mal was sagen!«, rief der einzige Frauencharakter.

Reinplatzen ist eine Handlung, die nicht spricht.

Auf dem Bildschirm liefen zahlreiche Berichte über ein verschwundenes Kind.

Gleichzeitig? Das wäre ein sehr verwirrender Nachrichtensender.

, flatternd auf Molly deutend,

Was? Wer? Warum?

Unerwartet schellte die Türklingel laut durch die Wohnung.

"Unerwartet" ist wieder eins von diesen "TWIST!"-Wörtern, die der Satz überhaupt nicht braucht. Er funktioniert auch ohne "unerwartet". Türklingeln tun das nämlich immer, sonst bräuchte man sie nicht.

Überraschend klopfte etwas auf seinen Mantel.

Du liebst diese Adjektive, don't you? Die sind ein großes Problem mit dem Text. Adjektive sind ganz nützlich, wenn man sie behutsam im Text einstreut. Du benutzt sie allerdings im Schwarm und dann haben sie dieselbe Wirkung wie Heuschrecken, die ein reifes Maisfeld sehen. Du kannst sehr, sehr viele von den Füllwörtern streichen, weil sie einfach keinen Sinn erfüllen und nur den Text strecken.

Der Bulle holte kurzerhand eine Plastikkarte hervor

Der Satz braucht das Wort "kurzerhand" nicht. Er funktioniert auch ohne. Das Wort verleiht dem Satz keine zusätzliche Dringlichkeit.

<, Ben schnappte sich einen Besen, >>

Noch einmal aus Übungsgründen.

, zwinkerte er den beiden anderen zu.

Also zwinkert er ihnen den Satz im Morsecode zu? Hoffen wir, dass die beiden das gelernt haben. Er sagt es und zwinkert dabei. Zwinkern ist eine Handlung, die nicht sprechen kann.

Überhastet hielten sie sich links

Warum "überhastet"? Die haben überhaupt keinen Grund, wie die Irren durch die Gegend zu rennen; soweit ich als Leser weiß, folgt ihnen doch überhaupt niemand.

>>Besser wir teilen uns auf! Ihr sucht die Oma und ich halte hier die Stellung. Da vorne müsst ihr links abbiegen<<, Ben verschwand.

Der Satz ist so schräg, dass ich einfach nur darüber lachen musste. *g*

1. Jeder weiß, dass aufteilen eine Scheißidee ist.
2. "Ihr sucht die Oma" kommt so was von unfrewillig komisch.
3. Er kennt sich doch augenscheinlich gut aus. Warum führt er sie nicht?
4. Er verschwindet. Löst er sich mit einem Knall und einem Konfettiregen in Luft auf?

Rechts und links ging es in die Dunkelheit. Direkt vor seiner Schnauze war „Labor“ deutlich lesbar.

Dann ... ist Dunkelheit in diesem Moment nur Atmosphäre? In der Dunkelheit sollte nichts deutlich lesbar sein.

Derweil löschte er das Licht seiner Taschenlampe.

Derweil passt hier nicht. Das klingt, als wäre es ein total umständlicher Vorgang.

Von Schatten umringt ging er dem einzigen Licht entgegen. Eine Jalousie hemmte es. Grüngelbe Lichtlinien auf seinem Gesicht. Sacht drehte Dakil die Rillen auf.

Hier wird ein großes Problem der Geschichte deutlich: Du hast ein exaktes Bild im Kopf, wie die einzelnen Szenen ablaufen, aber es gelingt dir nicht, sie treffend zu beschreiben.

*******

Danach habe ich den Text nur noch überflogen, bis zum recht seltsamen Twist hin.

Okay. Wo fange ich an? Wie sage ich das höflich? Frei heraus: Die Geschichte ist nicht gut. Überhaupt nicht.

Wir haben es mit einer Welt zu tun, die sich stark an Animal Farm anlehnt, ohne die Klasse der Satire zu erreichen. Menschen und Tiere tauschen in dieser Welt die Rollen. Ein Schwein, dass verwirrt von der Einstiegsszene durch die Nacht rennt, findet ein Menschenkind und entschließt sich aus nicht näher bekannten Gründen dazu, es mit nach Hause zu nehmen. Dort meckern seine Freunde drüber, finden es auf einmal ganz dufte und gehen mit ihm die Oma retten, wo sich herausstellt, dass sie ihn von vornherein verraten wollten.

Das ist wirklich nicht überzeugend.

1. Du schmeißt mit adjektiven und Füllwörtern um dich. An vielen Stellen passen sie nicht einmal. Beispiel?

Greifbares Winseln

Winseln ist nicht greifbar. Es ist ein Geräusch. Die erste Aufgabe, die du dir vornehmen solltest, wäre demnach Zusammenstreichen. Unnötiger Kram raus.

2. Viele Szenen ergeben vielleicht in deinem Kopf Sinn, aber es gelingt dir nicht, sie für den Leser entsprechend umzusetzen. Ich bin mir sicher, dass du die ganze Szene filmisch im Kopf hast. Du weißt, wie alles aussieht, wie die einzelnen Abschnitte ablaufen, etcpp. Ich als Leser weiß das nicht und bin verwirrt bis überfordert mit den stellenweise echt schrägen Sätzen, von denen ich oben nur ein paar aufgezählt habe. Hätte ich die ganze Geschichte ausführlich kommentiert, hätte ich damit eine DVD füllen können.

3. Einige Entscheidungen bzgl. deines Textdesigns sind hässlich, aber verkraftbar. ich habe dich mehrfach darauf hingewiesen und lasse die als Anfängerfehler durchgehen.

Mir kommt es vor, als ob du mich, den Leser, davon überzeugen möchtest, wie viele bunte Wörter du kennst und erwartungsgemäß ist das ein Schuss in den Ofen. Weniger ist in diesem Fall mehr.

Eine Geschichte lebt vom Fluss, einer straffen Handlung und Spannung. Meine Frage: Wo sollte da Spannung aufkommen? Die sind plötzlich weggerannt und wie die Bekloppten durch die Gegend gesaust. Als Leser wusste ich nicht, warum sie das überhaupt tun. Ich weiß zu wenig über die Welt, um dieselbe Dringlichkeit zu empfinden, wie deine Figuren.

Damit ich nicht nur meckere, habe ich natürlich auch etwas positives: Der Text ist handwerklich beinahe sauber. Mir sind kaum bis gar keine Fehlerchen aufgefallen und das ist schonmal ein starkes Stück.

Dafür hapert es bei der eigentlichen Erzählung und ich wünsche dir, dass du dich von dieser Meckerorgie meinerseits nicht entmutigen lässt, sondern sie als Ansporn siehst, um dich hinzusetzen und die Geschichte besser zu machen, denn: Diese Welt hat Potenzial, auch wenn sie nicht gerade originell ist. Du kannst die Geschichte retten, wenn du dir die nötige Mühe gibst. Ran ans Werk!

 

Hallo und vielen Dank für deine sehr ehrliche Kritik!
Ich habe den ganzen Text noch einmal abgeändert, verbessert, Sachen herausgestrichen, hinzugefügt und ich hoffe, dass er jetzt verständlicher geworden ist und ohne Fehler.

"Meine Güte. Kannst du für einen Moment die Klappe halten? Ich versuche, dramatisch zu fliehen!"
"Meinst du, mir gefällt Schneedokumentation? Aber seit die Welt untergegangen und alle Menschen zu Schnee geworden sind, muss ein Moderator sehen, wo er bleibt."
Ich musste echt laut auflachen. Danke dafür^^

>>Besser wir teilen uns auf! Ihr sucht die Oma und ich halte hier die Stellung. Da vorne müsst ihr links abbiegen<<, Ben verschwand.
3. Er kennt sich doch augenscheinlich gut aus. Warum führt er sie nicht?
Weil er sie letztlich verrät.

Danach habe ich den Text nur noch überflogen
Schade. Entweder ganz oder gar nicht, aber lieber ganz ;o)

Okay. Wo fange ich an? Wie sage ich das höflich? Frei heraus: Die Geschichte ist nicht gut. Überhaupt nicht.
Das ist weder höflich noch ganz wahr. "Überhaupt nicht" finde ich persönlich doch etwas überzogen. Das ist einfach Geschmackssache.

Wir haben es mit einer Welt zu tun, die sich stark an Animal Farm anlehnt, ohne die Klasse der Satire zu erreichen. Menschen und Tiere tauschen in dieser Welt die Rollen. Ein Schwein, dass verwirrt von der Einstiegsszene durch die Nacht rennt, findet ein Menschenkind und entschließt sich aus nicht näher bekannten Gründen dazu, es mit nach Hause zu nehmen. Dort meckern seine Freunde drüber, finden es auf einmal ganz dufte und gehen mit ihm die Oma retten, wo sich herausstellt, dass sie ihn von vornherein verraten wollten.
Animal Farm habe ich nie gelesen. / Er rennt nicht durch die Nacht. Es ist Dämmerung, sprich Sonnenuntergang, also später Nachmittag/früher Abend im Winter. / Er entschließt sich aus Mitgefühl, so wie man mal als Kind vielleicht einen verletzten Vogel mit nach Hause gebracht hat (zumindest habe ich das getan^^), um ihn gesund zu pflegen und nicht dem Tod auszuliefern. / Es sind auch nicht direkt Freunde von ihm, sondern lediglich seine Mitbewohner. Da kann es einen großen Unterschied geben. Sehr herzlich gehen sie, zumindest Luise, nicht miteinander um. / Sie finden auch nix dufte, Luise findet es von vornherein blöd und Ben hintergeht ihn halt, passiert leider den Besten.

Die sind plötzlich weggerannt und wie die Bekloppten durch die Gegend gesaust. Als Leser wusste ich nicht, warum sie das überhaupt tun. Ich weiß zu wenig über die Welt, um dieselbe Dringlichkeit zu empfinden, wie deine Figuren.
Eigentlich sagt dieser Satz aus, warum sie plötzlich schneller unterwegs sind:
An der zweiten Tür angekommen, hörte man die erste sich erneut öffnen.
Und auch in unserer Welt würde ich es für dringlich erachten, wenn ich irgendwo einbreche und nicht erwischt werden will, mich schnell aus dem Staub zu machen.

Dafür hapert es bei der eigentlichen Erzählung und ich wünsche dir, dass du dich von dieser Meckerorgie meinerseits nicht entmutigen lässt, sondern sie als Ansporn siehst, um dich hinzusetzen und die Geschichte besser zu machen, denn: Diese Welt hat Potenzial, auch wenn sie nicht gerade originell ist. Du kannst die Geschichte retten, wenn du dir die nötige Mühe gibst. Ran ans Werk
Gesagt, getan! Denke ich zumindest... :o)

 

Das ist weder höflich noch ganz wahr. "Überhaupt nicht" finde ich persönlich doch etwas überzogen. Das ist einfach Geschmackssache.

Exakt. Und mein Geschmack hat mir gesagt: "Du, das ist überhaupt nicht gut." Macht er manchmal. Er ist etwas eigen.

Er entschließt sich aus Mitgefühl, so wie man mal als Kind vielleicht einen verletzten Vogel mit nach Hause gebracht hat (zumindest habe ich das getan^^)

Na ja, der Vergleich hinkt etwas, wenn man bedenkt, was los war, als er den Mensch mit nach Hause gebracht hat. Oder wurdest du danach auch von gruseligen Regierungsmitgliedern gejagt?

Eigentlich sagt dieser Satz aus, warum sie plötzlich schneller unterwegs sind:

Ich könnte mir jetzt etwas aus den Fingern saugen, derwegen "schlecht platziert", aber das habe ich ganz einfach übersehen. Mea Culpa!

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Meinem ersten Eindruck nach, ist die neue Version wesentlich besser als V1.0.

Trotzdem gibts was zu meckern:

„Hey, gut, dass du da bist, Dakil! Was ein Sauwetter, was? Sag mal, kannst du mir etwas Geld leih...?“, sagte die Henne.

Das schadet dem Pacing. Der Satz wird mittendrin unterbrochen, da noch ein ", sagte die Henne" reinzubringen, wirkt nicht absolut genug. Lass sie vorher eine Kleinigkeit tun, damit wir wissen, dass wir es mit Luise zu tun haben.

Nur'n Vorschlag:
"Die Henne wühlte in ihrer Handtasche herum. »„Hey, gut, dass du da bist, Dakil! Was ein Sauwetter, was? Sag mal, kannst du mir etwas Geld leih...?«
Luise registrierte das Kind."

Die Tür flog zu, Schlüsselgeräusche.

Hier ist noch das angesprochene Problem zu erkennen, dass deine Szenen "filmisch" ablaufen. In deinem Kopf verlässt er diese Szene, wir bleiben aber bei ihm. "Schlüsselgeräusche" ist nicht das treffende Wort.

"Er warf die Tür zu und schloss sie ab."

Ein paar Absätze solltest du der Geschichte nich spendieren, ansonsten ist das wesentlich besser, als die vorherige Version.

So läuft das. Gute Arbeit!

 

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