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Ein Schulweg

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11.05.2002
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Ein Schulweg

Ich komme aus der Tür und denke: "Endlich frische Luft ... endlich Ruhe vor den Eltern!". Dann gehe ich weiter bis zum Gartentor, dabei fällt mir ein, wie schrecklich ich diesen Weg fand, als meine Mutter noch krankgeschrieben war, sie stand dann immer in der Tür und hat mir nachgeschaut, solange sie mich noch sehen konnte. Eigentlich hat sie's ja nicht böse gemeint, aber ich hab mich dabei irgendwie gedemütigt gefühlt.
Was soll's, heute steht sie nicht da, heute kann ich die Tür hinter mir zuwerfen und mich um meinen MP3-Player kümmern. Bis zur Gartentür warte ich darauf noch, ich brauche ja dann beide Hände, weil unser Gartentor klemmt. Alle denken immer es ist verschlossen, aber warum sollte man einen halben Meter hohen Zaun abschließen?
Jedenfalls freue ich mich auf dem Weg zur Straße schon darauf, daß ich gleich wieder meine Musik hören kann. Das Gerät ist immer in meiner Jackentasche, egal wo ich hingehe. Ich hol' es also heraus und sehe, daß wie jeden Morgen die Kopfhörer total verdreht sind. Ich brauche also wie immer bis vorne zur Ecke, bis ich Musik hören kann. Beim entknoten denk ich dann auf einmal daran, daß meine Nachbarin gleich mit dem Fahrrad an mir vorbeikommen könnte. Sie hat ja den gleichen Schulweg, scheint aber das Bedürfnis zu haben, viel früher in der Schule zu sein. Ich komme immer pünktlich mit dem Klingelzeichen dort an. Mit dem Fahrrad muß sie mindestens zehn Minuten früher da sein, weil der Weg ca. einen Kilometer lang ist.
Egal, ich bin fast vorn an der Straßenecke und sie ist noch nicht an mir vorbeigefahren. Zum Glück. Ich wüßte nicht, was ich machen sollte wenn sie mich grüßt. Wahrscheinlich würde ich gar nichts machen. Besser wäre es natürlich, sie stinkfreundlich und fröhlich anzugrinsen und "Guten Tag" zu sagen. Sie würde sich darüber wahrscheinlich sehr wundern nach diesem Wochenende.
Endlich sind die Kopfhörer entknotet. Ich mache den Player an und "verkabel" mich. Ich liebe dieses Gefühl, nur die Musik zu hören und Morgens mitten durch die gestreßten Menschen zu laufen und einfach nicht dazu zu gehören. Ich denke dann immer ich bin in einer anderen Welt. Da gib's nur die Musik und mich. Ich kann dann in Ruhe zugucken und bin irgendwann einfach in der Schule. Bis jetzt ist sie noch nicht an mir vorbeigefahren und das erste Lied fängt schon an. Jetzt kann mir nichts mehr passieren. Wenn sie nun vorbeikommt, dann schließe ich einfach die Augen und höre der Musik zu. Das ist beruhigend.
Ich gehe weiter und beobachte die Fahrradfahrer die ich jeden morgen sehe. Alle sind genauso drauf wie immer. Aber bestimmt gehen ihnen auch gerade solche Sachen durch den Kopf wie mir. Ich würde gern mal einen Tag als jemand anders zur Schule gehen. Nur so, weil mich interessiert was ein anderer morgens denkt.
Dann bin ich an der großen Straße, wo man manchmal mehrere Minuten warten muß, bis man als Fußgänger morgens rüber gehen kann. Aber ich habe eine Stelle gefunden, wo das meistens sehr schnell geht. Da mußte ich noch nie länger als ein paar Sekunden warten. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen wie die Ampeln auf dieser Straße geschaltet sind. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall kommt man da immer gut rüber. Als ich noch mit meiner Nachbarin zur Schule ging, da hab ich ihr die Stelle gezeigt. Sie fand das sehr beeindruckend ... das hat sie jedenfalls gesagt. Heute geht sie wieder ihren alten Schulweg. Sie geht da über die Straße wo alle so lange stehen und warten. Ist mir nur recht so, dann hab ich wenigstens meine Ruhe morgens und muß ihr dort nicht mehr begegnen.
Ich gehe über die Straße und laufe einfach im Takt der Musik. Es ist etwas Neueres, fast schon Metall, aber ich mag die Musik trotzdem sehr. Ich gehe an dem riesigen Strauch vorbei den sie zwei mal im Jahr kurz über den Wurzeln abschneiden. Ich denke mir: "Bald wird es wieder so weit sein. In ein paar Tagen, schneiden sie ihn wieder ab. Dann sieht man wieder die ganze Nebenstraße von hier aus."
Ich biege in die Nebenstraße ein. Hier hält öfter mal ein Auto und irgendeiner von den Lehrern oder meinen Freunden nimmt mich mit. Ich hoffe heute, daß niemand anhält. Die Musik dröhnt gerade so schön in den Ohren und ich kann in Ruhe laufen. Es hält niemand, ich glaube ich wäre auch nicht eingestiegen. Aber wahrscheinlich doch, weil es ja höflich ist. Wer weiß, wie beleidigt derjenige dann gewesen wäre. Das hätte ich nicht gewollt. Aber dann hätte ich in der Schule ein paar tödliche Minuten vor dem Unterricht herumgesessen. Das hätte ich auch nicht gewollt. An der nächsten Ecke weiß ich immer noch nicht, ob ich einsteigen würde.
Ich schaue auf und sehe das niedliche Mädchen, das ich jeden morgen auf dieser Straße sehe. Sie kommt mir immer entgegen und dreht dann ganz verlegen den Kopf zur Seite. Ich gehe an ihr vorbei und überlege mir was wohl passieren würde, wenn ich sie jetzt am Arm packen würde und einfach abknutschen würde. So richtig doof, wie im Film. Ich muß dabei grinsen, ich glaube sie hat das gesehen und sie dreht den Kopf noch weiter weg. Als ich hinter ihr bin, fange ich fast an zu lachen, weil ich so etwas eh nie machen würde. Aber mir gefällt der Einfall. Ich drehe mich noch einmal um und hoffe irgendwie, dass sie das auch tut und sich dabei verlegen auf die Unterlippe beißt. Vielleicht weht ihr dabei ein Haar ins Gesicht und sie muß es erst nach hinten werfen, bevor sie bemerkt das ich mich auch umdrehe. Das wäre genial.
Doch sie dreht sich nicht um, sie beißt sich nicht auf die Unterlippe und ihr weht auch kein Haar ins Gesicht. Schade eigentlich, ich bilde mir ein das sie's vielleicht gemacht hat, als ich nicht hingeguckt habe. Genau, so wird's gewesen sein und wenn ich mich in ein paar Tagen oder Wochen daran zurückerinnere dann wird's auch so gewesen sein. Ein beruhigender Gedanke.
Ich komme an die nächste Kreuzung. Hier ist die erste Laterne in dieser Straße. Im Winter wenn es um diese Zeit noch dunkel ist, ist hier die einzige relativ gut beleuchtete Stelle. Ich habe dann immer nachgeschaut wie spät es ist, weil man das hier am ehesten auf der Uhr erkennt. Da fällt mir ein, das ich heute recht spät dran bin. Irgendwie bin ich zu spät aufgestanden oder so. Aber wahrscheinlich habe ich wieder so getrödelt beim Aufstehen und im Bad. Egal, ich krame also meine Uhr raus. Sie ist immer in meinem Rücksack weil ihr das Armband fehlt und ich Dinge die man am Körper trägt sowieso nicht ausstehen kann. Ich sehe das ich nur noch sechs Minuten habe. Bis vorn Zur nächsten Ecke brauch ich noch zwei Minuten, dann nurnoch durch das große Neubaugebiet und ich bin da. Also es wird ein wenig knapp, aber ich denke das ich das noch schaffe. Schließlich bin ich noch nie zu spät zur Schule gekommen und das seit dreizehn Jahren.
Ich gehe ein wenig zügiger und bin auch schon fast an der letzen großen Kreuzung vor dem Neubaugebiet. Ich gehe quer über durch die Blockreihen hindurch. Sonst laufe ich immer außen herum. Ich weiß auch nicht warum ich sonst diesen langen Weg einschlage. In meiner Heimatstadt finden die meisten Menschen dieses Neubaugebiet häßlich. Es ist eine dieser Plattensiedlungen die sie in der DDR in den achziger Jahren errichtet haben. Sicher ist es nicht schön. Aber als ich noch ein kleines Kind war habe ich hier gewohnt und da hat es mich nicht gestört wie es hier aussah. Warum sollte ich heute behaupten das es häßlich sei, wenn ich hier früher unbekümmert spielen konnte?
Ich bin fast bei der Schule, ich kann sie schon sehen. Ich schaue auf die Uhr ... Mist sieben Uhr vierzig, der Unterricht beginnt. Ich gehe noch ein wenig schneller. Ich gehe durch das Schultor. Es sind keine Schüler mehr zu sehen. Der Unterricht muß wirklich schon begonnen haben. Das ist mir noch nie passiert. In dreizehn Schuljahren bin ich noch nie zu spät zur Schule gekommen.
Ich gehe schnell zu meinem Raum und klopfe an. Ohne auf eine Antwort zu warten geh ich hinein. Ich entschuldige mich kurz bei der Lehrerin, sie scheint das überhaupt nicht zu interessieren. Das war der erste Satz den ich heute gesagt habe. Ich setze mich auf meinen Platz und packe Nichts aus. Es ist ein Fach in dem ich kein Abitur mache, das heißt, ich bekomme hier sowieso keine Noten mehr. Schließlich ist es auch der letzte reguläre Schultag.
Dann fällt mir ein, daß ich nie wieder diesen Schulweg gehen muß, jedenfalls nicht zu dieser Zeit um in die Schule zu gelangen. Das macht mich irgendwie traurig. Ich lege meinen Kopf auf den Tisch und höre noch ein wenig Musik. Meine Lehrerin stört das nicht. Sie sagt mir später noch, ich hätte auch gar nicht kommen brauchen, das hätte sie nicht einmal eingeschrieben. Schließlich ist es die letzte Stunde, die ich bei ihr habe und ich sitze da sowieso nur meine Zeit ab. Sie hätte dafür Verständnis gehabt.
Egal, nun bin ich da und liege auf dem Tisch herum. Ich bin kurz vorm einschlafen, versuche mich aber ein wenig wach zu halten. Es wäre wohl unfair hier zu schlafen, während meine Mitschüler noch mitarbeiten müssen, weil das eines ihrer Abiturfächer ist. Also liege ich einfach nur so da und denke an die schöne Schulzeit die ich eigentlich gehabt habe, versuche die Gedanken an meine Nachbarin und die ungewisse Zeit nach dem Abitur zu verdrängen und schlafe dann doch bei dem Gedanken ein, daß ich mir in ein paar Wochen endlich mein eigenes Auto kaufen werde.

 

Hallo F.E.L.I.X,

die von dir ausgesuchte Thematik ist für den Alltag sicherlich nicht daneben, doch an der Umsetzung hapert es noch gewaltig.

Zunächst kann ich dir einmal wärmstens empfehlen, deinem Text einige Absätze zu gönnen, sie erleichtern das Lesen ungemein.
Zweitens, neben nicht gerade unerheblichen Rechtschreibfehlern - wobei ich davon ausgehe, dass einige davon nur Tippfehler sind - sind mir erhebliche Mängel in der Zeichensetzung aufgefallen.
Drittens: Zahlen bitte ausschreiben, vor allem, wenn es sich um völlig geringfügige Ziffern handelt.
Darüber hinaus ist mir ab ungefähr der zweiten Hälfte des Textes die extrem häufige Verwechslung von "das" und "dass" negativ aufgestoßen.
Derartige Fehler ließen sich oft vermeiden, wenn man seine Geschichten vor einer Veröffentlichung einer gründlichen Korrekturlesung unterzieht.

Was die Sprache allgemein betrifft; sie wirkt auf mich irgendwie kindlich naiv und ohne großen Ehrgeiz dahingesudelt. Du schreibst, dein Protagonist ginge in die 13. Klasse. Dein Stil hört sich aber ganz und gar nicht danach an. Mir kam es eher so vor, als spreche ein pubertierender Dreizehnjähriger vor sich hin. Diesbezüglich kann ich dir nur Umstrukturierungen im Satzbau und in der Wortwahl empfehlen.

Im Anhang dazu einige vorhandene Logik- bzw. Stilfehler:

[...] scheint aber das Bedürfnis zu haben, viel früher in der Schule sein zu müssen.
Klingt doppelt gemoppelt. "...das Bedürfnis zu haben, viel früher in der Schule zu sein."

[...]Arm packen würde und einfach abknutschen würde.
Zweimal "würde" ist einfach unschön. Lass das letzte weg, wobei es sowieso viel nobler ist, in einem würdelosen Stil zu schreiben... ;)

Als ich hinter ihr bin, fange ich fast an zu lachen, weil ich so etwas eh nie machen würde
Konstruktionsfehler. "...eh nie gemacht hätte."


Nun, wie gesagt, das Thema ist für den Alltag gewiss lückenfüllend, doch dafür bedarf es einer genaueren und zielgerichteten Überarbeitung.


Gruß, Hendek

 

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