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Ein schlechter Tag zum Sterben

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23.03.2003
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Ein schlechter Tag zum Sterben

Ich hockte unter dem Tisch, drückte mich fest an die Tischplatte und wünschte mir, ich wäre zum Rathaus gefahren, wo in einer feierlichen Zeremonie ein Baum als Symbol für den Kampf gegen die Regenwaldabholzung gepflanzt wurde. Überall hin, nur nicht hierhin. Der Raum war voll von Scharfschützen, bereit, auf alles zu schießen, was sich bewegte. Normalerweise hätte ich, der große Meisterdetektiv, es mit zehn Männern gleichzeitig aufnehmen können, aber die Handschellen an meinen Handgelenken waren sehr hinderlich und der Schlüssel dazu lag auf dem Grund des Meeres, wo auch ich nach Mascolonis Plan hätte sein sollen. Das war nun eine wirklich blöde Situation. Zwar hatte ich genug Beweismaterial gesammelt, um Mascoloni für Jahre hinter Gitter zu bringen, aber wenn ich mein Versteck verlassen würde, wäre ich tot. So eingebildet, zu glauben, ich könnte die Scharfschützen überlisten, war ich nicht - und selbst wenn, draußen lauerte immer noch die Horde scharfer Hunde. Ich beschloss, meinen Mitarbeitern, deren miese Arbeit mich erst in diese Situation gebracht hatte, bei meiner Rückkehr erst mal so richtig den Kopf zu waschen.
Plötzlich ertastete ich etwas in meiner Tasche, klein, rund und hart wie das Haus einer Schnecke. Jetzt fiel es mir wieder ein: Das war der Prototyp einer neuen, weiterentwickelten Handgranate, die der amerikanische Geheimdienst in meinem Auftrag entwickelt hatte. Ich beschloss, zu handeln. Ohne große Überlegung schoss ich unter dem Tisch hervor - und blickte in die Mündungen von mindestens zwei Dutzend tödlicher Schusswaffen. Hinter den Scharfschützen grinste mir hämisch die hässliche Visage Mascolonis entgegen, ich erkannte ihn sofort an seiner Sonnenbrille. „Nicht schießen, ich bin unbewaffnet!“, log ich, und bevor Mascoloni ein Wort sagen konnte, warf ich die Handgranate nach ihm, die ihn in einen gigantischen Feuerball verwandelte - so hatte ich mir das zumindest vorgestellt. Statt dessen fiel sie knapp einen Meter vor Mascoloni mit einem erniedrigend unspektakulären „Plöpp“ auf den Boden, wo sie frustriert verdampfte.
Sofort antworteten die Scharfschützen mit einem donnernden Kugelhagel, der haarscharf an mir vorbeischoss. Ich wollte gerade anfangen, überlegen und siegessicher zu grinsen, als ich meinen Irrtum bemerkte. Mein Lächeln gefror zu einer starren Maske, mein Körper klappte zusammen und stürzte mit einem dumpfen Laut zu Boden. Mir fiel auf, dass ich plötzlich anderthalb Meter über selbigem in der Luft schwebte, und zwar genau über einem Leichnam, der mir selbst erschreckend ähnlich sah. Als mein Gehirn endlich diese Informationen verarbeitet hatte, kam ich zu einem Schluss, der mir ganz und gar nicht gefiel: Ich war tot. „Oh, verdammt.“ dachte ich nur. Ich schaute auf meinen leblosen Körper, ich schaute in Mascolonis zufrieden grinsendes Gesicht, ich schaute an mir herunter und sah nichts. Mir wurde schmerzhaft bewusst, dass ich nicht mehr lebte, und mich packte Wut über die miese Arbeit des Geheimdienstes.
Seitdem ist etwa eine Stunde vergangen, inzwischen ist der Raum leer. Ich schwebe immer noch hier, anderthalb Meter über dem Boden, und überlege, was ich jetzt machen soll. Ich warte auf ein weißes Licht, das mich abholt und in den Himmel führt, aber es kommt nicht. Ich bin dabei, festzustellen, dass es kein Handbuch mit dem Titel „Wie verhalte ich mich, wenn ich tot bin“ gibt. Vielleicht sollte ich eins schreiben. Zeit habe ich wohl jetzt genug...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi!
Zuerst hielt ich deine Geschichte für so eine von vielen Agentenstories, der Schluss aber ist da entscheidend anders. :) Nun ja, übermässig begeistert bin ich nicht gerade, aber der Schluss hat mir wirklich gefallen.
Vielleicht könntest du den Anfang abändern, damit es nicht eine von vielen bleibt, sondern deine Geschichte. :rolleyes:
Und vielleicht könntest du die Bindungsstriche zwischen einigen Wörtern auch rausnehmen, das stört beim Lesen.

Liebe Grüsse,
Marana

 

Hi,

Deine Idee gefällt mir auch gut, aber wie Marana schon bemerkt hat, stimmt der Rahmen nicht ganz.
Du solltest Dir überlegen, ob Du den Anfang neu schreibst damit man sich kein falsches Bild über die Geschichte macht. (Hätte fast in der Mitte aufgehört zu lesen) Der Schluss lohnt sich aber.

So long
WR

 

Danke für's Lob für den Schluss erstmal! ;)
Ok, ich geb's zu, irgendwie ist der Mittelteil und Anfang wirklich nicht so spannend... aber als ich die Geschichte geschrieben hab, hab ich mich mehr drauf konzentriert, bestimmte Wörter reinzubringen - das war nämlich eine Schreibübung in der Schule. Sollte ich dran arbeiten... werd mich bemühen! :)

 

Danke für den Rat!
Dialog hört sich gut an.
Aber leider bin ich sehr unbegabt im Dialoge schreiben; ich werd immer zu ausschweifend dabei und lass selbige daher lieber weg.
Aber Vorgeschichte... ich mag halt Geschichten mit offenem Anfang und offenem Ende. Ok, mein Ende ist nicht allzu offen... aber das ist Künstlerfreiheit :D

 

Hallo xkaxre,

Deine Geschichte erinnert mich an die Stories von Carlo Manzoni. Es ist einfach eine lockere, zur Unterhaltung geschriebene Sache. So ein Anti- Superheld ist sicher noch ausbaufähig...

Tschüß... Woltochinon

 

Hi xkaxre,

eine nette, kleine Geschichte mit gutem Ende.

Aber leider bin ich sehr unbegabt im Dialoge schreiben; ich werd immer zu ausschweifend dabei und lass selbige daher lieber weg.
Das ist sicherlich die falsche Vorgehensweise. Wenn du deine Schwäche kennst, solltest du durch Übung etwas dagegen unternehmen und sie nicht ignorieren.

Viele Grüße, Murphy.

 

Hallo xkakre,

mein Vorschlag, um diese Deine Geschichte noch ein wenig lesenswerter zu machen: nimm ihr alle "albernen" Elemente, alles Komische. Vor allem dieses:

"„Oh verdammt.“ dachte ich nur."

Und enden lassen würde ich die seltsame Story an dieser Stelle:

"Seitdem ist etwa eine Stunde vergangen, inzwischen ist der Raum leer. Ich schwebe immer noch hier, anderthalb Meter über dem Boden, und überlege, was ich jetzt machen soll."


Gruß
Bobo

 

Danke für die Kritik! :D

@Woltochinon: Danke für das Lob! :shy: Aber wer ist Carlo Manzoni? :confused:

@Xenomurphy: Ok ok, ich werds mir überlegen :lol:

@Bobo: Ich habe einige komische Elemente benutzt, um die Geschichte absurder erscheinen zu lassen - à la Douglas Adams, mit dem ich mich selbstverständlich nicht vergleichen kann. Wenn ich sie rausnehmen würde, würde wohl etwas fehlen... was genau stört dich denn daran?
Zum Schluss: Den würde ich ungern kürzen, da ich mit ihm eigentlich nochmal die Fehlkalkulation des Protagonisten verdeutlichen wollte: Alles geht schief, nichtmal das Sterben geht glatt. Der letzte Satz beinhaltet seine Resignation. Aber ich denke über deinen Vorschlag nach ;)

Mfg
xka

 

Hi xkaxre, eine sehr schöne kleine Geschichte, wie ich meine. Mir gefällt sie so, wie sie ist, leichter Humor,liebenswerter Held und ein "oh, verdammt" kommt in so einer Situation immer gut, macht ihn sehr menschlich (ok, das Wort ist hier eventuell unpassend
:) ).

Wie auch immer, ich habe sie gerne gelesen.
Gruß

 

Hallo *diemitdemunaussprechlichennamen* ! :D

nette kleine Episode. Kann man lassen.
An der Stelle, an der der Prot merkt, dass er tot ist, würde ich noch einen Absatz machen. Ich hab den entsprechenden Hinweis beim ersten Mal glatt überlesen und wunderte mich dann natürlich über die weiteren Sätze.

 

Hallo xkaxre!

Deine Geschichte fand ich sehr amüsant, ich hab sie gern gelesen. Das Ende kommt wirklich überraschend! :thumbsup:
Das ist aber auch verdammt blöd, wenn man stirbt und dann nicht abgeholt wird... :D
Der Schlußsatz ("Zeit habe ich ... genug") schwächt zwar die Pointe etwas ab, vielleicht könntest Du ihn aber etwas kürzer formulieren oder überhaupt ändern, damit es weniger stört. (Zum Beispiel "Das wird sicher ein Bestseller" ;) )

Noch kleine Anmerkungen:

"Ich hockte unter dem Tisch, drückte mich fest unter die Tischplatte"
- Wortwiederholung

"ich bin unbewaffnet!“ log ich"
- unbewaffnet!“, log ich

"stürzte mit einem dumpfen Laut zu Boden. Mir fiel auf, dass ich plötzlich"
- würde ebenfalls einen Absatz einbauen, und zwar genau zwischen diesen beiden Sätzen

"„Oh verdammt.“ dachte ich nur."
- verdammt“, dachte

Alles liebe,
Susi

 

Danke für die Kriti, Häferl! :D

Ich freue mich immer wieder, wenn sich doch jemand die Mühe macht, meine Grammatikfehler zu verbessern. :) Habe auch schon lustig editiert. Deinen Schlusssatz mit dem Bestseller finde ich klasse! :thumbsup: Aber den übernehmen wäre geklaut und ein Eingeständnis, dass ich selbst zu unfähig bin, mir so einen super Satz auszudenken ;). Deshalb hab ich den jetzt nach einem Vorschlag meines herzallerliebsten Schwesterleins geändert. Ist der so besser?

Mfg
xka, die nie verstehen wird, wieso bei der neuen Rechtschreibung ein Komma nach einem Ausrufezeichen kommt :hmm:

 

xka, die nie verstehen wird, wieso bei der neuen Rechtschreibung ein Komma nach einem Ausrufezeichen kommt.
Da kommt ja gar keins?! :confused:

Liebe Grüsse,
Marana

 

Ich hab das anders gelernt (mit neuer Rechtschreibung. *nochmehrverwirrtbin* und das so spät am Abend... Ich geh jetzt mal ins Bett :(

"Liebe Grüsse und gute Nacht!" sagte Marana. (wäre das nicht besser? Ich hab doch gelernt, dass man der vielen Zeichen wegen das Komma weglässt... Sch..., da hat uns unser Deutschlehrer schon wieder Mist erzählt.)

Na, wie dem auch sei:

Gute Nacht :D
Marana

 

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