Ein schönstes Weihnachtsfest
Mein schönstes Weihnachtsfest.
Nur noch sieben Tage bis Weihnachten. Es ist saukalt in Moskau, 25 Grad unter Null. Autos lassen beim Parken den Motor laufen, selbst der robuste Moskwitch schafft diesen Dauerfrost nicht. Ich habe nur noch zwei Termine bei Mashpriborintorg, dann darf ich endlich Heim. Ich freue mich schon riesig darauf. Doch es kommt anders.
Ein Bote der amerikanischen Botschaft bringt mir ein Telefax aus Palo Alto Cal. Ins Hotel. „Please meet Mr. Argawall in New Delhi India“. Leicht gesagt, für Indien benötigt man ein Visum, zwei Impfungen gegen Cholera im Abstand von zwei Tagen und natürlich ein Ticket. Vitamin B und die Unterstützung des Konsuls helfen weiter. Als Mitarbeiter einer strategischen US Firma muss ich mich in der Botschaft an und abmelden. 1979 war das noch UDSSR nicht das heutige Russland. Bis auf eine Spritze erledigt alles die Botschaft. Sogar die erste Spritze bekomme ich im Health Department, das Serum für die 2. gibt man mir mit. Diese Tortur muss ich in Karatschi über mich ergehen lassen. Mein Hotel empfiehlt einen Arzt in der Stadtmitte. Mit der Rikscha erreiche ich mein Ziel. Das war nicht einfach für den Fahrer es gibt keine Straßenschilder. Der Doc sitzt auf dem Bürgersteig, er hat alle Instrumente auf einem weißen Laken vor sich ausgebreitet. Elefanten und Kühe und der gesamte Verkehr pudern alles mit Straßenstaub. Am nächsten Morgen, wie kann es anders sein, ist der Arm dick und rot. Diesmal empfiehlt die Rezeption eine Flasche Cognac trinken. Bei der Einreise in Indien habe ich einen Trinkerpass erhalten, damit darf ich den Alkohol trinken und erhalte einen Stempel von der Polizei die an der Bar sitzt. An sechs Tagen in der Woche ist Alkoholverbot in der Stadt, am siebenten Tag sind alle besoffen.
Um Mitternacht lande ich in Delhi und finde ein Taxi aber ohne Fahrer der kniet unter einer Treppe und spricht mit Buddha. Ich muss mich in die Mitte der
hinteren Bank setzen und mit beiden Händen die Türen zuhalten. Ab geht es zum Tanken. Die Rechnung muss ich zahlen. Langsam glaube ich nicht mehr an Weihnachten mit der Familie!
Ich möchte nur noch schlafen. Am nächsten Morgen stolper ich über einen
Wächter der vor meiner Tür auf dem Hotelgang liegt. Er holt das Empfangskomitee des Mr. Argawall. Meine Geschäfte kann ich an einem Tag
abwickeln. 100% astrein sind die auch nicht. Am Abend liege ich noch am Pool bei 30 Grad und 90% Feuchte und ich bin mit Winterkleidung und Pelzmütze unterwegs.
Der Lausprecher bringt „ Stille Nacht, heilige Nacht. Ich habe Heimweh da werden die Augen feucht. Hoffentlich schaffe ich es pünktlich zu sein. Feiern die Buddhisten eigentlich Weihnachten? Heute ist bereits der 23. Dezember und ich habe noch gut 6000 Km vor mir. Am Flughafen gibt es noch eine Audienz beim Maharadscha von Bengalen, der hat seinen eigenen Terminal. Zwei riesige Gurkha- Kämpfer mit gekreuzten Krummsäbeln bewachen die Tür. Er selbst sitzt auf seinem Thron und die Gäste küssen ihm die Schuhe. Ich nicht. Never Ever.
Nach 8 Stunden Flug überfliegen wir die Alpen. Alles ist tief verschneit bis in die Täler hinab. Zwei Stunden nach der Landung in Zürich- Kloten bin ich Zuhause und werde von der Familie herzlich empfangen. Den Christbaum besorgen wir noch beim Bauer Haas. Dann wird zusammen der Baum geschmückt. Langsam kommt bei mir Weihnachtsstimmung auf. Im Kamin prasselt das brennende Holz. Geschafft. Ein gutes Fondue und ein paar Dole machen mich zum glücklichsten Menschen.
Es wird mein schönstes Weihnachtsfest.