- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 10
Ein Roboter auf Venus
Nun bin ich schon mehrere Jahre hier auf Venus; diesem scheinbar erdähnlichen Planeten, etwas kleiner als die Erde, etwas heißer, ihre Durchschnittstemperatur beträgt ca. 480 Grad Celsius - (Was die anderen Leute nur daran auszusetzen haben? ...) - und sie braucht 243 Tage, um sich einmal um die Sonne zu drehen. Hergekommen bin ich 1995, jetzt wird wohl auf der Erde schon das Jahr 2000 gebührend in Empfang genommen worden sein. Eigentlich schade, dass ich da nicht dabei war. Manchmal wünsche ich mir, das damals doch einer meiner Freunde am Leben geblieben wäre, denn an manchen Tagen ist es echt verdammt langweilig!
Wir kamen damals her, weil wir erforschen sollten, wie die Venusoberfläche und ihre Atmosphäre wirklich aussehen. Nun ja, die Oberfläche war verdammt trocken und die Atmosphäre bestand aus einem dichten Gasnebel. Aber, das ist nicht mehr so seit dem letzten Jahr!
Wir hatten nämlich, was weiß ich wie viele Tonnen Wasser, sowie zahlreiche Algenarten und andere Pflanzen, die auch mit etwas weniger Wasser zufrieden sind, geladen. Ich habe einen ganz winzigen Garten angelegt, der seit letztem Jahr nicht mehr austrocknet! Die Pflanzen haben sich sogar vermehrt, krepeln zwar auf dem Boden herum, gehen aber nicht mehr ein! Die Photosynthese kann stattfinden, in der Atmosphäre bildet sich langsam Sauerstoff, in ein paar hundert Jahren wird es hier einen schönen Dschungel geben, vielleicht ändert sich das Klima und wird etwas kühler, so das die Venus als Urlaubsgebiet erschlossen werden kann...
Falls die Menschen bis dahin die Erde nicht haben hochgehen lassen; na ja, irgendwann müssen sie ja mal vernünftig werden!
Ich wäre ja auch schon lange wieder zur Erde geflogen, doch bei der Landung ist das Raumschiff ein wenig zu Bruch gegangen, und im Reparieren war ich noch nie der Stärkste! ... Bei dem Aufprall sind auch meine Freunde um's Leben gekommen, dass ich noch lebe ist ein Wunder!
Ich probiere schon die ganzen Jahre immer wieder, ob ich das alte Rostding nicht doch zum Starten bewegen kann, aber bis jetzt ist mir das noch nicht gelungen, und jedesmal, wenn ich enttäuscht aufgegeben habe, bin ich zu meinen Pflanzen zurück gegangen. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch irgendwann, aber ich glaube es nicht. Da müsste schon ein Wunder geschehen...
Da fällt mir ein: Wollten die Menschen nicht noch eine Expedition losschicken? Vielleicht sind sie schon da? Ich werde gehen und nach ihnen suchen, jetzt sofort! Endlich eine neue Aufgabe! ...
Was wohl mein Garten jetzt macht? Es war dämlich von mir, einfach davonzulaufen ohne ein genaues Ziel zu haben! Einfach auf den Verdacht hin, jemand könnte gelandet sein; aber umkehren ist jetzt genauso weit wie vorwärts gehen. Vielleicht finde ich sie ja doch? ...
Hoppla, was war das denn? Ein Raumschiff! Ein wirkliches Raumschiff von der Erde, doch wo ist die Besatzung? Ich stoße die verklemmte Luke auf und mein Atem stockt: Da liegen sie auf ihren Andrucksesseln und auf dem Boden mit weit aufgerissenen Mündern und Augen, Blut klebt an ihren Körpern. Ich drehe mich um und laufe hinaus, angeekelt von diesen Dingern, die einmal Menschen gewesen waren.
Ich habe kein Ziel mehr, mein Garten soll mir gestohlen werden, ich kann nur noch rennen, weg von dieser Stätte des Grauens, irgendwohin ...