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Ein Ring sie zu knechten - Auch Nerds haben ein Liebesleben 1
Ich möchte heute mal etwas loswerden, was selten über mich gesagt und mir noch seltener geglaubt wird: ICH BIN DER MANN IN DER BEZIEHUNG, zumindest wenn meine Verlobte gerade nicht da ist. Und um dieses Thema geht es heute auch, um das Problem, das Frauen mit mir haben.
Noch nie hatte ich eine große Begabung im Umgang mit Frauen. Es war damals auf unseren heimatlichen Schlittenberg, als mir zum ersten Mal mein kleines unschuldiges Kindergarten-Kinderherz gebrochen wurde. Aber ich wollte auch gleich hoch hinaus, sie war schon in der ersten Klasse und ich noch im Kindergarten. Der Korb war trotzdem schlimm und ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch bergab.
Die Schule bot mir auch keine pädagogische Hilfestellung. Man lernt rein gar nichts über den Umgang mit dem anderen Geschlecht.
Film und Fernsehen waren mir auch keine Hilfe, zumal ich in keinster Weise einem Hollywood-Frauenhelden ähnlich sehe. Mein Erscheinungsbild würde nicht mal für eine romantische Komödie reichen. Außerdem verstehe ich gar nicht, warum manche Kerle zu Frauenschwärmen werden.
Am unverständlichsten ist es mir bei den zwei Twillight-Typen. Der eine beobachtet seine Herzensdame heimlich nachts beim Schlafen. Allein diese Tatsache müsste ihn eigentlich für Frauen unattraktiv machen. Ich meine, wie würden wohl Frauen reagieren, wenn ich ihnen sagen würde, dass ich monatelang unbemerkt in ihr Schlafzimmer eingedrungen bin, um sie heimlich beim Schlafen zu beobachten? Mich würden sie deswegen, ganz sicher nicht toll finden. Und dann glitzert der Typ auch noch! Finden Frauen wirklich, dass glitzern eine männliche Eigenschaft ist? Und der zweite Typ, also der, der den ganzen Tag halbnackt durch den Wald rennt, der verliebt sich in ein neugeborenes Baby. Ich meine, wie können zwei so kaputte, gestörte Gestalten begehrenswerter sein als ich?
Aber selbst wenn ich eine Mischung aus Ryan Gosling und He-Man wäre, hätte ich immer noch die Ausstrahlung eines Teddybären und wäre wie immer nur der gute Kumpel. Ich musste schon durch alle Stufen der Friendszone durch und jede einzelne Stufe hat seine eigene perfide Art mich zu foltern.
Stufe 1: der nette Kerl. In dieser Stufe hast du noch die Chance, das Ruder rumzureißen, wirst aber bestimmt folgenden Satz zu hören bekommen: „Ich will unsere Freundschaft nicht gefährden“.
Stufe 2: Der Bruder. „Du bist wie ein Bruder für mich“.
Ja das will man unbedingt von der Frau seiner Begierde hören. Stell dir vor, du bist gerade mitten in einer heißen Fantasie mit ihr und dann kommt sowas. Dieses Gefühl hast du sonst nur wenn dir Darth Vader sagt, er sei dein Vater oder Merkel, sie sei „dei Mudda“.
Stufe 3: Der Frauenflüsterer. Empathie ist ja eigentlich etwas Gutes und ich verstehe mich echt gut mit Frauen - zu gut, denn ich habe mich so sehr in weiblichen Freundeskreisen intrigiert, dass ich tatsächlich schon folgende Sätze zu hören bekam: “Heute machen wir Mädelsabend, kommst du mit? ”, ”Ich habe genug von Männern, gut dass du da bist” und mein Favorit:
“Es müsste Männer geben wie dich, dann wäre die Liebe leichter”. Aus dieser Stufe befreit sich nicht einmal mehr Chuck Norris. In dieser speziellen Stufe bist du nicht mehr nur wie ein Bruder, sondern viel mehr bist du jetzt wie die kleine Schwester. Die einzige Steigerung, die hier noch möglich ist, ist wenn du der Frau romantische Geschenke machst, wie z.B. Candlelight Dinner Gutscheine oder einen Thermentag zu zweit und sie diese mit einem anderen Mann einlöst.
Meine ganze Situation besserte sich erst, als ich mir einen Bart wachsen ließ, dann wurde ich auch öfter als richtiger Mann wahrgenommen. Gut, das lag jetzt wahrscheinlich daran, dass ich ohne Bart aussehe wie 14. Allerdings war es selbst dann noch nicht das, was man ein erfolgreiches Liebesleben nennen konnte. Ich hatte zwar Dates, aber deren Abläufe könnten aus Stephen King Romanen stammen und nicht immer war ich der gruselige Part der Verabredung.
Nur eine Frau war anders. Ich wollte Ihr Herz eigentlich mit Hilfe von Adrenalin erobern. Allerdings konnte ich sie weder für das Schwimmen mit wilden Piranhas, noch für ein Amazonas Überlebenstraining begeistern. So lief es also doch auf Kaffee, Essen und Kino hinaus. Was ich im Übrigen auch noch schaffte zu vermasseln. Ich war so aufgeregt, dass ich sie einlud, nur um festzustellen, dass ich mein Geld vergessen hatte. So musste ich meine Herzensdame beim ersten Date um Geld anpumpen.
Doch all dieser Umstände zu trotz fanden wir zusammen und sind nach wie vor sehr glücklich und verliebt. Wie ich das schlussendlich geschafft habe, weiß ich selbst nicht so genau. Vor ein paar Monaten begann dann für uns das nächste Kapitel.
Der Regen prasselte in Strömen auf uns herab und ich kniete mich in meiner Lederhosn auf den regennassen Boden, der mit Pfützen übersät war, in denen sich die Lichter des Oktoberfestes spiegelten. Ich nahm ihre Hand, küsste diese und sagte ihr: „Du bist die Frau, mit der ich alt werden will. Ich liebe dich über alles. Wenn ich dir in die Augen sehe spüre ich, dass du das Gegenstück zu mir bist und mich vervollständigst. Dein Charakter ist genau das, was ich will, genau das, was mich fasziniert und anzieht. Ich will mein Leben mit dir verbringen. Willst du mich heiraten?“
Als sie JA sagte, verspürte ich ein Glück wie noch nie in meinem Leben und sehr viele Nässe an meinen Knien.
Damit war es aber noch nicht getan mit der Verlobung. Denn da es ein sehr spontaner Antrag war, fehlten ja noch die Ringe. Ich war ja eigentlich für den EINEN Ring für die EINE Frau. Aber dann fiel mir wieder die Gravur ein, die auf elbisch geschrieben steht: „Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden“. Naja und das fand ich dann doch etwas unpassend. Obwohl es dann als Ehering sehr gut passen könnte. Nach einer langen Odyssee durch dutzende Juweliere, fand ich dann endlich den heiligen Gral, ähm ich meine unsere Ringe, die wir jetzt voller Stolz und Glück tragen. Nur eins beunruhigt mich ein wenig: Ich erwische mich immer öfter dabei, wie ich ihren oder meinen Ring streichle und dabei „Mein Schatz“ zische