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Ein perfekter Tag

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02.11.2017
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Ein perfekter Tag

Es war ein wundervoller Tag gewesen. Das Wetter war traumhaft. Blauer Himmel, Sonne und ein leichter Wind hatten ihr drittes Date zu einem Erlebnis werden lassen. Sie waren durch den Park gewandert, Hand in Hand, hatten sich geküsst und unterhalten, herum gealbert, gelacht, sich umarmt und verliebt in die Augen geschaut.

Dann waren sie in einem süßen, kleinen Lokal Essen gegangen und hatten eine Flasche Wein getrunken. Im Anschluss hatten sie ein Konzert besucht, miteinander getanzt und das Leben in vollen Zügen genossen.
Als sie schließlich bei ihr Zuhause angekommen waren, hatten sie miteinander geschlafen. Nicht das erste Mal, aber dieses Mal war es anders gewesen. Schöner als das erste Mal. Es schien, als würden sie zueinander gehören.
Ein perfekter Tag.

Genau das hatte er ihr in das Ohr geflüstert. Das es ein perfekter Tag gewesen war. Sie saßen Arm in Arm auf dem Bett, ihre nackten Körpern aneinander gepresst, sich bei den Händen haltend. Das Mondlicht schien herein und mit dem flackernden Licht der Kerzen wurde alles, was sonst alltäglich war, zu einem Traum. Das zerwühlte Bett war der beste Ort der Welt, losgelöst von alle Sorgen, weit fort gezaubert von den Umtrieben der Gesellschaft.
In diesem Moment der Perfektion, als absolute Stille herrschte und das Universum neidisch auf sie herabblickte, tat sie es.
Sie zog ihn zu sich heran. Ohne zu zögern rutschte er heran und legte seine Arme um sie, schmiegte sein Gesicht an ihres. Sein Atem war ganz ruhig. Seine Haltung blieb entspannt. Harmonisch.
Das Messer hatte offen auf dem Nachttisch gelegen und mal silbern im Mondlicht, mal rötlich im Kerzenschein geschimmert. Sie nahm die lange Klinge am Griff, versicherte sich eines festen Haltes und stieß ihm die Spitze unterhalb des Brustbeines langsam in Richtung Herzen.
Doch statt sich zu lösen, hielt er sich weiter an ihr fest, unverkrampft und entspannt. Sie spürte, wie seine Tränen warm über ihr Gesicht liefen, ehe sie auf ihre Schulter tropften. Sein Atem war ruhig und er gab keinen Ton von sich.
Sein Blut lief über ihre Hand und weiter auf das reinweiße Laken. Im Licht des Mondes wirkte es fast schwarz, ehe es den Stoff berührte und dort in roter Pracht erstrahlte. Seine Tränen liefen als warmer Strom ihre Wange hinab, über ihre Brust, silbern schimmernd, um sich schließlich mit dem Blut zu vereinen und dieses mit schillernden Flecken zu überziehen.
Dann hörte es auf, jenes herrlich warme Gefühl seines Atems auf ihrer Haut. Mit einem letzten, leisen Hauch wisperte er ihr ein „Danke“ zu, ehe der Lebensfunke in ihm erstarrte und seine Hände von ihrem Rücken herab glitten. Sie ließ den Griff des Messers los und sein nun von aller Pein befreiter Körper sank neben ihr auf das Bett. Sie saß einfach da und starrte ins Leere.

Ein perfekter Tag war sein letzter Wunsch gewesen.

Denn das Leben war ihm zu einer einzigen Qual geworden. Sein Herz von nichts mehr erfüllt als Trauer und Vermissen, ohne zu wissen, was ihm fehlte. Ein unstillbarer Hunger nach Lieben und Leben trieb ihn an und schließlich in ihre Arme.
So liebevoll war er gewesen, zart und gleichzeitig doch ein Mann. Stark und beschützend, und doch auf brutale Art vom Leben gezeichnet, mit Narben, die niemand sehen konnte. Denn sein Herz, nun durchbohrt von kaltem Stahl, war schon lange von dem Hunger gebrochen worden.
Niemals zuhause, keine Liebe stark genug, kein Lachen von Dauern, keine Freundschaft tief genug.

Sie blickte immer noch ins Leere. Und das war es, was in den Tiefen seiner Augen gewesen war. Eine endlose Leere. Ja, er hatte sie geliebt, heiß und innig. Hatte ihr alles versprochen und es zutiefst ernst gemeint, doch dahinter war immer der Schatten der Leere gewesen. Er war tot. Seine Seele war aus Gründen, die niemand verstand, gestorben. Und weiter leben konnte er so nicht mehr. Doch war er zu stark, es selbst zu tun. Alles an ihm war Widerspruch, unpassend, verworren. Sie hatte sich in ihn verliebt, binnen Stunden hatte sie ihn geliebt und erkannt, dass sein einziger Ausweg der Tod war.

Ein perfekter Tag war sein letzter Wunsch gewesen.

 

Der Autor schrieb:

Anmerkung des Autors:
Hier hinter steckt keine persönliche Neigung oder Todeswunsch. Hier habe ich das Spiel mit Worten geübt und da ich rein gefühlsmäßig schreibe, haben meine Texte oft ein Eigenleben. Als ich mit diesem begann, wusste ich nicht wie es enden würde. Ich bin neu hier, also seht mir nach, wenn ich noch keine Kritiken an anderen Texten geäußert habe (konstruktive), da ich erst erleben möchte, wie das hier so gehandhabt wird. Vielen Dank

So etwas gehört unter den Text, da die Geschichte für sich alleine steht. =)

 

Hola JanSchmidt1978,

ich heiße Dich willkommen im Forum! Dein Schreibstil gefällt mir – so macht das Lesen Spaß.
Dass die Geschichte mich nicht euphorisch werden lässt, hat mit der für mich nur schwer nachvollziehbaren Handlung zu tun, aber ‚Horror’ und ‚Seltsam’ sind nun mal andere Universen und dort sind Dinge und Handlungsabläufe möglich, die mir nicht gefallen. Denn dass schon beim dritten Date der eine des anderen Herz durchbohrt – ich weiß nicht so recht:shy:.

Bleiben wir also beim Text – aber mir fällt gerade ein, was das für eine tolle Geschichte sein könnte, wenn sie im normalen Umfeld spielte, so mit bisschen Psycho & Twilight.
Ja, der Text ist gut geschrieben, schöne Sachen sind dabei, z.B.:

Das Messer hatte offen auf dem Nachttisch gelegen und mal silbern im Mondlicht, mal rötlich im Kerzenschein geschimmert.
Dann hörte es auf, jenes herrlich warme Gefühl seines Atems auf ihrer Haut.
Im Licht des Mondes wirkte es fast schwarz, ehe es den Stoff berührte und dort in roter Pracht erstrahlte
.
So schreibt kein Anfänger:)!

Ein paar Kleinigkeiten nur:

Genau das hatte er ihr in das Ohr geflüstert.
‚Genau das hatte er in ihr Ohr geflüstert’ oder '... hatte er ihr ins Ohr ...' würde mir besser gefallen.
kein Lachen von Dauern, ...
... von Dauer
Das es ein perfekter Tag gewesen war.

Lieber Jan, jetzt, nach dem zweiten Lesen, ist bei mir der Groschen gefallen: Horror ist schön! Vorausgesetzt, er hat die Qualität, die Du bietest.

Beim Ende allerdings überkommt mich leiser Zweifel. Braucht es die Erklärung – das „Aufdröseln“ – überhaupt?

Doch war er zu stark, es selbst zu tun.
Zu stark?
... binnen Stunden hatte sie ihn geliebt und erkannt, dass sein einziger Ausweg der Tod war.
Binnen Stunden!
Kurzgeschichten mit offenem Ende sind bei uns wohlgelitten, und Du scheinst flexibel zu sein:
JanSchmidt1978: schrieb:
Als ich mit diesem begann, wusste ich nicht wie es enden würde.

Ich habe Deine Geschichte wirklich gern gelesen. Die hat Niveau.

José

 

Hallo José, und herzlichen Dank und Glückwunsch mein erster Kritiker sein zu dürfen ;)
Vielen Dank für dein Feedback.

Die Rechtschreibfehler hatte ich eigentlich ausgebügelt, habe wohl beim Speichern was falsch gemacht.

Grüße aus Hamburg
Jan

 

Hallo JanSchmidt1978,

Deine Geschichte erinnert stark an den Film "Emmas Glück".
Ich würde gern mehr über die Frau erfahren? Wer ist sie? Warum tut er es nicht selbst? Mutet man so eine Tötung jemand zu, den man liebt? Wieso ist sie so sicher, dass es für ihn keinen anderen Weg gibt? Und dann tötet sie so blutig? Offensichtlich ist sie mit dem Messer geübt. Sie scheint mir jedenfalls sehr geheimnisvoll zu sein. Ist sie ein "Todesengel"? Oder eine professionelle Killerin?

Liebe Grüße
niebla

 

Lieber Jan,

deine Geschichte hat mich zutiefst berührt.
Der Anfang hat mich noch nicht so mitgenommen, er hatte etwas Aufzählendes an sich. Hier hättest du ein wenig mehr malen können mit deinen Worten. Ich hätte gerne etwas über das Aussehen der Protagonisten erfahren. Dann wäre ich ihnen noch etwas näher gekommen, aber das ist vielleicht auch sehr subjektiv, weil ich ein absoluter Bildermensch bin.
Wie passten sie zueinander? Blickte sie zu einem großen Mann auf? Hatte er braune oder tiefgrüne Augen? Hatte er schlanke, schmale Hände?

süßen, kleinen Lokal
diese Bezeichnung für ein Restaurant klingt für mich ein wenig nach Damenkränzchen und unpassend zu dieser tiefgründigen Geschichte. Das ist aber nur eine Kleinigkeit und Mäkeln auf hohem Niveau.

Aber das ist auch schon alles, was ich bemängel, denn dann nimmt die Geschichte Fahrt auf und nimmt mich mit in dieses Zimmer und lässt mich teilhaben an dieser unglaublichen Liebestat.

Und, nein, ich muss nicht mehr über diese Frau wissen, denn du hast in dem Text deutlich gemacht, weshalb sie zu dieser Tat bereit war. Sie hat ihn geliebt, so unendlich geliebt, dass sie seine Erlösung höher einstufte als ihr eigenes Glück. Und dieser Tod war nicht brutal und grausam, als Leser habe ich erstaunlicherweise auch keinen Horror dabei empfunden.

Dieser Tod war wie der Teil eines Liebesaktes, das war er letztendlich auch.

legte seine Arme um sie, schmiegte sein Gesicht an ihres. Sein Atem war ganz ruhig. Seine Haltung blieb entspannt. Harmonisch.
Er wusste genau, was geschehen würde und gab sich ganz ihr hin, im vollsten Vertrauen in guten Händen zu sein.

dort in roter Pracht erstrahlte
Das Blut ist nicht mehr schwarz, es malt ein prachtvolles Bild auf die Laken, es löst keinen Schrecken aus.
Seine Seele war aus Gründen, die niemand verstand, gestorben. Und weiter leben konnte er so nicht mehr.
Ja, es gibt solche Zustände und dann kann der Tod gnädig und sanft sein. Sie hat sein Leid gesehen, seine Hoffnungslosigkeit erkannt und hat ihm den größten, vorstellbaren Liebesdienst erwiesen.

Ist das nach drei Treffen möglich?
Ja, wenn man an die große Liebe auf den ersten Blick glaubt.

Für mich bleiben keine Fragen offen. Du beschreibst diesen "Liebesakt" so intensiv, packend, dass man dieses Bild so schnell nicht mehr vergessen wird.

Ich freue mich auf weitere Text von dir. Du hast einen bemerkenswerten Schreibstil und Mut zu ungewöhnlichen Geschichten.

Liebe Grüße

Mata

 

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