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Ein normaler Tag im Herbst

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29.01.2011
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Ein normaler Tag im Herbst

Montag, 5.27 Uhr: Ich hatte den allmorgendlichen Frühsport bereits erledigt und auch mit meinem Frühstück, bestehend aus dünnem Ersatzkaffee, sowie zwei Scheiben nicht sonderlich dick
geschnittenem Brot, das dünn mit Magarine bestrichen war, war ich schon fertig. Meine Arbeitskleidung lag wie immer säuberlich gefaltet auf dem Stuhl und ich musste mich beeilen, denn um 5.40 Uhr hatte ich bei der Sammelstelle zu sein, an der wir jeden Tag von dem Lastwagen abgeholt wurden, um zur Arbeit gebracht zu werden.
Als ich eintraf, zeigte meine Uhr, die ich anlässlich meines 18. Geburtstag von meiner Patentante als Geschenk bekommen hatte genau 5.39 Uhr an und die ersten stiegen schon auf die LKWs. Nachdem ich mich auch zu den anderen dazu gequetscht hatte, fuhren die Lastwagen los. Es war
für diese Jahreszeit schon recht frisch, so dass man trotz der Plane, die man zum Schutz gegen das Wetter über die hintere Ladefläche gespannt hatte, den Atem der anderen Männer, wie kleine Wölkchen aus Watte, in der Luft sehen konnte. Nach einer ruckeligen Fahrt über die geschotterten Straßen, die etwa 20 Minuten dauerte, hielten die LKW´s am Werkstor an und ich stieg ab. Der Mann am Eingang warf einen eher beiläufigen Blick in meine Arbeitskarte und lies mich durch das Tor.
In der Hauptbaracke wurde ich instruiert und begab mich zu dem mir zugewiesenen Gebäude Nummer 37, indem ich immer am Montag und Donnerstag Dienst hatte.
Es war von einer größeren Ladung berichtet worden, die bis zur Mittagspause um 12.30 Uhr
abgefertigt sein musste. Nachdem ich über den Innenhof vorbei an den anderen Baracken gelaufen war, bertrat ich das Gebäude und bereitete alles zum Eintreffen des Materials vor.
Als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, dachte ich an Emma, meine Verlobte, die ich zuletzt vor einem halben Jahr gesehen hatte und der Gedanke an sie fühlte sich sonderbar
und fehl am Platze an - nein ich musste mich voll auf meine Arbeit konzentrieren - nicht auf Gefühle, die mich dabei nur ablenken würden.
Ich wurde davon in Kenntnis gesetzt, dass Gruppe 2 im Untergeschoss die Türe schon geschlossen hatte. Daraufhin legte ich meine Schutzausrüstung an und öffnete mit Hilfe einer Stanze den Deckel der ersten Dose, befestigte den Gummitrichter vorsichtig daran und pünktlich um 7.00 Uhr schüttete ich den Inhalt, in die dafür vorgesehenen Löcher im Fußboden.
Das erst in Gemurmel und dann in panische Angstschreie ausartende Geräusch von unten wertete ich als langsames Wirken der Behandlung. Wir waren darauf gedrillt worden, von der Behandlung, beziehungsweise der Abfertigung des Materials zu Reden und mit der Zeit gelang es mir immer besser, damit seelisch klar zu kommen.
Beim ersten Mal hatte ich die Todesqualen fast lebensecht miterlebt, aber mit der Zeit gewöhnt man sich ja bekanntlich an alles und so genügte mir mittlerweile die "Zigarette danach" und das Gefühl der Menschheit einen Gefallen - einen großen Dienst - erwiesen zu haben, wie der Lagerkommandant das immer bezeichnete.
Wenn ich mir jedoch, was häufig vorkam, den Gedanken ins Gewissen rief, das Franz, einer meiner besten Schulfreunde, noch aus der Zeit vor dem Beginn des Krieges, Jude gewesen war,
ebenso wie jene anderen, die gerade unten im "Brausebad" ihre letzten Minuten auf Erden erlebten, und er eines Tages mit seiner gesamten Familie von seriös wirkenden Herren in langen Mänteln abgeholt wurde, um auf ähnliche Lastwagen verladen zu werden, wie die, die mich jeden Tag zur Arbeit brachten, um nie wieder aufzutauchen, erfasste mich ein tiefes und unbestimmtes Gefühl der Scham, das mich bei längerem Nachdenken in einen monströsen, alles verschlingenden Mahlstrom der Ungeheuerlichkeit zu ziehen und zu verschlingen drohte.
Aber ich tat doch meine Arbeit wie andere auch, präzise und effizient wie ein Uhrwerk und war es nicht meine heilige Pflicht, für mein Land und mein Volk alles zu geben was in meiner Macht stand ? Hatte ich mich in meinem blinden Gehorsam etwa so verrannt ? Konnte ich mich so geirrt haben ? Ich verbannte diesen absurden, aufkeimenden Gedanken, so wie jedes Mal aufs Neue, und ging wieder an meine Arbeit.

 

Hallo Johannes,

herzlich willkommen auf Kg.de! Du hast Dir für den ersten Aufschlag ein schwieriges Thema ausgesucht. Ob Du es getroffen hast, ist schwer zu beurteilen; wir sind ja zum Glück alle inkompetent darin. Wie ich es empfunden habe: ich denke, die Konflikte, die ein Mensch bei dieser Tätigkeit hat, sind noch wesentlich härter als Du sie darstellst. Was sich auf alle möglichen Weisen auswirken kann, in organischen Beschwerden und Krankheit, Übelkeit, Schwindel, oder auch einer fast vollständigen Verdrängung, in der nur sehr wenig von dem Leiden wahrgenommen wird. Auch führende NS-Größen sollen ja (zueinander) gesagt haben, daß man sich die KZ besser nicht anschaue; es wäre nicht zu ertragen. Die Weise, wie Du Deinen Protagonisten über Sinn und Verbrechen nachdenken läßt, hat für mich etwas zu distanziertes, lapidares; ich kann mir nicht vorstellen, daß es gelingt, so mal eben über die "Ungeheuerlichkeit" nachzusinnen und dann weiter zu arbeiten. Aber, wie gesagt: wer kann schon sagen, wie mensch sich dabei fühlt.

Zur Form: Du hast einige Rechtschreibfehler, die ? kommen ohne Lehrtaste hinter das letzte Wort, und der Zeilenumbruch ist etwas mißglückt; vermeide nach Möglichkeit die Returntaste.

Weiter guten Mut,

Gruß Set

 
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Ich muss dazu sagen, das dies die 1. Kurzgeschichte ist, die ich überhaupt geschrieben habe, und mir das Thema nachdem ich die Geschichte fertig hatte doch sehr grenzwertig vorkam...

Das Hauptproblem des Protagonisten ist, das er sich eigentlich bewusst ist etwas abscheuliches zu tun, jedoch sich dies nicht eingestehen kann, bzw. darf.
Es geht also um die Unfähigkeit die Erkentnis zu akzeptieren und aus ihr heraus zu handeln.
Zum Selbstschutz darf die Erkentnis nicht akzeptiert werden.
"Was nicht wahr sein darf ist es auch nicht" (alles nur Propaganda, Lügen...).
Entweder es gelingt dem Protagonisten die Erkentnis zu verdrängen, oder der Konflikt zerstört ihn (völlig).

Vielen Dank für deine Kritik,

Johannes

 
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Hallo Johannes D85,

zunächst einmal: Lkw´s = falsch! Es heißt auch nicht Lastkraftwagens!
Du benutzt diesen Begriff auch zu häufig und zu oft aufeinanderfolgend. Synonyme machen da Sinn.
Welchen Zweck erfüllt die Information, dass Du die Armbanduhr von Deiner Patentante geschenkt bekommen hast. Das interessiert den Leser, so denke ich, nicht besonders.
Zitat: Dieser Satz ist zu lang, zu umständlich formuliert und fehlerhaft in der Interpunktion.
Zitat 2: Das Wort "instruiert" ist zwar richtig, klingt aber so ein bißchen gestelzt. ...."erhielt ich meine Anweisungen", ist vielleicht besser.

Alles in allem klingt Deine Geschichte wie eine Nacherzählung aus einem Roman. Die Story soll den Leser vermutlich nachdenklich stimmen. Eine entsprechende Stimmung will sich jedoch bei mir nicht so recht einstellen.

Ich wünsche Dir noch viel Freude beim Schreiben und alles Gute!

 

Ja, das Manko ist die Stimmung.
Ehrlich gesagt, die Atmosphäre führte mich nicht in jene Zeit. Das ist ein wenig so wie manche billigen Historienfilme aus den 1970er Jahren.
Ob Römer, Cowboys oder Nazis, alle trugen Koteletten und schulterlange Haare. ;-)

 

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