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Ein nicht besonders guter Tag

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11.01.2014
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Ein nicht besonders guter Tag

Marias Stöhnen würde meine Nachbarn wecken. Doch mir war das egal - Sie taten ja sonst auch nicht anders und heute war eben ich an der Reihe.
Die Anzahl der Möglichkeiten, die ich nämlich bisher dazu hatte, kann ein beidseitig Armamputierter an seinen Händen abzählen.
Ich wollte einfach nur den Moment genießen.
Doch plötzlich geschah etwas unerwartetes. Aus Marias Mund ertönte nicht mehr das gewohnte Stöhnen, sie begann plötzlich zu singen. Und als ob das nicht genug wäre, perfektionierte die passende Hintergrundmusik, welche mein linkes Ohr wahrnahm, meine Verwirrung. In diesem Augenblick öffnete ich meine Augen und realisierte, dass mir mein Gehirn mal wieder einen üblen Streich gespielt hat und die letzten Minuten lediglich in meinem Traum stattgefunden haben. Ich drehte mich nach rechts und anstelle einer süßen Maria blickte mich nur eine fleckige Wand an. Zu meiner Linken sah ich auf meinem Nachttisch das verpackte Kondom, dessen Haltbarkeitsdatum mit dem heutigen Tage überschritten wurde. Nachdem ich meinen Traum Revue passieren ließ, packte mich ein kurzer Moment der Trauer, bis mich diese Drecksmusik aus meinem Radiowecker wieder rücksichtslos auf den Boden der Tatsachen schmetterte. Ich hielt kurz inne und musste ansehen, wie etwas auf den Wecker einschlug. Dass es sich dabei um meine Faust handelte, schrieb ich in diesem Moment dem Zufall zu. Auf jeden Fall zerfiel der Wecker in seine Bestandteile, die Musik verstummte endlich und ein sanftes anheben meiner Mundwinkel manifestierte einen kurzen Moment meiner Zufriedenheit. Dieser Moment hielt wie gesagt nicht lange an, denn genau jetzt fiel mir ein, wieso mein Wecker überhaupt diesen Stress veranstaltet hat. Ich hatte eine wichtige Prüfung. Eine sehr wichtige Prüfung, denn ich studiere nämlich 'Angewandte Freizeitwissenschaften' im 4.Semseter, und ich bin in dem Modul "Gesundheit und Wellness" bereits zwei Mal durchgefallen; für den dritten Versuch hatte ich mir mehr Sorgfalt und Mühe vorgenommen, und ich war meiner Meinung nach auch tatsächlich auf einem guten Weg: Ich lernte diesmal ganze drei Tage durch und auch sonst ließ ich mich nicht mehr so oft ablenken. Aber ich schweife ab. Mein Handydisplay zeigte mir eine SMS, die ich gestern empfangen, aber noch nicht gelesen hatte: "Vergiss diesmal die Zeitumstellung nicht ;) Grüße Papa."

FUCK.

Ich musste sofort los.
Also packte ich schnell alle Sachen, die ich innerhalb von wenigen Sekunden in meinem Zimmer finden konnte: Handy, Notizblock und ein paar alte Socken. Fix griff ich noch in die unterste Schublade meines Nachttisches und verstaute deren Inhalt in meinem Rucksack und marschierte los. Im Treppenhaus war mein Nachbar, der alte Mann war eigentlich nur am Wochenende zu Hause; an und für sich kein unsympathischer Typ, jedoch wohl vor einigen Jahrzehnten in seiner "guten alten Zeit" hängengeblieben. Als er mich sah, hob er zum Gruß seinen Arm. Ich hob daraufhin meine beiden Mittelfinger. Das war eigentlich überhaupt nicht meine Art - normalerweise reichte mir ein Mittelfinger, heute jedoch nicht. Heute war alles anders. "So ein Nervbolzen", dachte ich.
Da ich nach wie vor unter unangenehmen Stress litt, rannte ich in einem schon fast unmenschlichen Usain-Bolt-Sprint über die Straße zum Bahnhof.
Da die Treppe, welche zum Gleis führte, voller Menschen war, dachte ich mir, dass ich etwas Zeit gewinnen konnte, indem ich die Rolltreppe hochrenne, denn auf dieser stand nur eine Person; also legte ich einen weiteren Sprint hin, der sich gewaschen hatte. Der Typ auf der Rolltreppe kam natürlich vor mir oben an und aus irgendeinem, mir unerklärlichem Grund fiel diesem Idioten nichts Besseres ein, als am Ende der Rolltreppe nicht weiterzulaufen, sondern sich zu bücken, um sich seine Schuhe zu binden. Da mir aufgrund meiner beinahe unendlich hohen Geschwindigkeit ein Abbremsen unmöglich war, versuchte ich meine kinetische Energie durch einen so genannten "Sprung" in Höhe umzuwandeln, um den unausweichlichen Kollateralschaden möglichst gering zu halten. Der Sprung gelang mir ziemlich gut, jedoch stand der Kollege kurz bevor ich über ihm war auf, und somit war es nur eine logische Konsequenz, dass ich in der Luft mit meinem rechten Fuß gegen seinen, nennen wir es mal, Kopf stieß und nicht besonders elegant zu Boden fiel. Mein Hals wuchs daraufhin auf ein unverhältnismäßig großes Volumen an.
"Bleib ruhig", dachte ich und zu meiner Überraschung schaffte ich es tatsächlich, in einer fast schon beunruhigenden Ruhe adäquat auf diese höchst unglückliche Situation zu reagieren. Ohne dabei mich aufzuregen oder ihn anzubrüllen, stand ich langsam auf, rieb mir den Dreck von meiner Hose, drehte mich langsam zu ihm hin, lächelte sanft und schubste ihn die Rolltreppe herunter.
Über die Tatsache, ob er nach dem anschließenden Sturz noch unter den Lebenden verweilen durfte, kann ich nur spekulieren, jedoch interessierte mich dies zu diesem Zeitpunkt nicht. Na gut, jetzt interessiert mich das auch nicht wirklich, aber am besten wäre es, wenn ich keine weiteren Worte darüber verliere; sie sind es sowieso nicht Wert. Zum Glück hatte mein Zug fünf Minuten Verspätung, sodass ich ihn noch knapp erwischen konnte. Wenigstens war ausnahmsweise an diesem heutigen Tag auf die Bahn verlass.
Die Fahrt dauerte schon gut 15 Minuten, als ich aus dem Fenster schaute und ein Plakat der Werbekampagne "Gib AIDS keine Chance" sah. Auf diesem war eine Frau zu sehen, die offensichtlich schon etwas in die Jahre gekommen war, zumindest suggerierten dies die zentimetertiefen Falten, welche nicht nur in ihrem Gesicht zu sehen waren. Neben ihr war ein Schriftzug zu lesen: "Ich will's lustvoll". "Ich aber nicht!", dachte ich sofort, "zumindest nicht mit dir". Ab diesem Zeitpunkt hörte der Spaß auf. Als wäre es selbstverständlich, machte sich mein Hirn ungefragt ans Werk und bildete ohne mit der Wimper zu zucken (ja, mein Gehirn hat Wimpern!) Assoziationsketten, die jenseits von Gut und Böse waren. Das wäre alles halb so wild, wenn dabei nicht auch noch die passenden Bilder in meinem Kopf entstünden, die ich für lange Zeit nicht mehr da raus bekommen konnte. Von den vorgewärmten Vorstellungen wurde mir ein wenig schwummerig. Infolgedessen konnten all meine mir zur Verfügung stehenden Sinne kurz ein grummeln aus der Magengegend wahrnehmen, ich stieß ein wenig sauer auf, in meinem Mund breitete sich ein angenehmer Geschmack von Fleischwurst aus, jedoch machte sich kurz darauf anscheinend ohne jegliche Kontrolle mein Mageninhalt selbstständig und marschierte ohne Rücksicht auf Verluste in Richtung Speiseröhre, um dann in einem lautstarken Vortrag oral aus meinem Körper zu entweichen. Wenige Sekunden später fand sich mein mir gegenüber sitzenden Nachbar in einer kulinarischem Auswahl aus Butterbrot, Fleischwurst und Kakao wieder.
Zu meinem Glück erreichte der Zug exakt in diesem Moment meine Station und ich stieg aus.
Als ich in der Uni ankam, fiel mir auf, dass dort extrem wenige Menschen unterwegs waren, was mir ziemlich seltsam vorkam. Als ich kurze Zeit später vor verschlossenen Türen stand, wurde ich richtig stutzig und versuchte, nachzudenken; schließlich kam ich auf die Idee, auf meinem Handy nach dem aktuellen Wochentag zu schauen und sah: Es war Sonntag. Jetzt ergab auf einmal alles einen Sinn: Die Zeitumstellung erfolgt immer von Samstag auf Sonntag, der alte Nachbar war wirklich nur am Wochenende zu Hause und die vermeintliche Verspätung der Bahn ließ sich letztendlich auf den Wochenendfahrplan zurückführen. Ich habe mir also diesen unendlichen Stress gemacht, nur um einen Tag zu früh zu meiner Prüfung zu erscheinen. Das war ziemlich scheiße.
Scheiße war gar kein Ausdruck. Wenn man seine eigene Fäkalien isst, auskotzt, zu einem Omelette brät, wieder isst, verdaut, ausscheidet, mit einer BILD-Zeitung einwickelt, Dieter Bohlen daraus ein Lied produziert, Boris Becker daraus mehrere Biografien schreibt und man das ein halbes Jahr im Keller seiner Schwiegermutter lagert, kommt das Ergebnis zumindest Teilweise an die Qualität meiner jetzigen Stimmung heran. Ich lächelte kurz und beschloss, von der nächsten Brücke zu springen. Es stellte sich heraus, dass diese gut viereinhalb Kilometer entfernt war, doch der Marsch war es mir Wert, denn als ich dort ankam, nahm ich Anlauf, sprang und erschoss mich in noch in der Luft. Was danach geschah, entzieht sich meiner Kenntnis, aber wenigstens musste ich mir kein Sorgen mehr um die morgige Prüfung machen.

 

Hallo Andrewl,

herzlich willkommen hier!


Du sitzt ja derzeit zwischen zwei Stühlen. Einmal hast du ein: locker geschrieben, gefällt mir, bekommen; ein anderes Mal sagte die Kritik, die Sprache sei literarisch betrachtet zu grob und es seien zu viele formale Fehler drin.

Beschränkt sich Kritik an literarischen Texten auf Lob oder Tadel, ist diese für den Autor nicht hilfreich. Wir gehen hier, wie du auf jeder Seite dieses Forums sehen kannst, etwas anders vor. Dazu ist es aber auch nötig, dass der Autor sich auf unsere Gepflogenheiten einlässt. Und das bedeutet Arbeit, oh ja! Und nicht nur an den eigenen Texten, sondern auch an den Texten anderer Autoren. Und mit Letzterem fängt man am Besten an.

Gruß

Asterix

 

Hallo Andrewl,

worum geht es?
Wo ist die Geschichte in Deinem Text?
Was willst Du erzählen?

Ich habe von einem Menschen gelesen, der als sozialer Legastheniker durch einen Morgen geht und lediglich üble Vergleiche und Geschmacklosigkeiten bringt.
Ich konnte nichts aus Deiner Geschichte mitnehmen, außer schlechte Stimmung.
Ich glaube, Du hast genau das getan, was Dein Held vor dem Ende Deines Textes getan hat, Du hast Dich ausgekotzt.
Das ist nicht genug.

Versuch es noch einmal, mit einer Geschichte.

Viele Grüße, Svenson

 

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