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Ein netter Abend

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11.09.2012
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Ein netter Abend

„All-In!“

Stille.

„Ich bin raus“ sagte Rick.
Da waren es nur noch Big Pro und ich.
Verblüfft sah ich ihn an – verblüfft im Innern – nach außen hin wie immer.
Was hatte dieser Kerl bloß auf der Hand?
Ich sah ihm tief in die Augen. Sein Blick ruhte auf mir, so entspannt, als blicke er in den Sonnenuntergang. Die Sonne war längst untergegangen. Es war nun an der Zeit, für einen von uns beiden, es ihr gleich zu tun. Ich konnte nicht aussteigen. Sonst würde ich 10.000 Dollar verlieren - für nichts.
Big Pros Mundwinkel zuckten leicht, als wolle ihm der Ansatz eines Lächelns oder eines Grinsens entfliehen. Es gab keinen Zweifel: Er bluffte!
Schweiß trat auf seine Stirn. Ich wusste, er wusste, dass ich es wusste. Er konnte mich nicht täuschen. Ich konnte direkt fühlen, wie sein Herz schneller schlug. Und noch schneller, mit jeder Sekunde die verging. Selbst wenn er einen König auf der Hand hätte, würde ich gewinnen. Ich hatte die Gewinner-Hand. Diese Hand konnte nicht verlieren. Von Anfang an, konnte sie nur gewinnen. Eine Straße oder ein Flush waren unmöglich. Womit glaubte er mir Angst machen zu können? War er wirklich dumm genug, um zu glauben ich würde das Risiko nicht eingehen? Der Mann, der angeblich nicht verlieren kann?!
Die Zeit verging und niemand sprach ein Wort. Alle Blicke waren gespannt auf uns beide gerichtet. Auf uns beide, die wir da saßen und uns anschwiegen und anstarrten.

„Ich bin dabei.“

Alle Augenpaare am Tisch weiteten sich. Bis auf zwei.
Langsam schob ich alle meine Chip-Stapel in die Mitte. Ich musste mir gar nicht ausrechnen, wie viel Geld jetzt im Pot war. Es war offensichtlich, dass der Gewinner dieses Duells das Spiel gewinnen würde. Und der Gewinner würde ich sein.

„Ich bin gespannt“ sagte Big Pro.

Stolz präsentierte ich der Runde meine Karten:

„Ass-Drilling.“

Siegessicher suchte ich den Blickkontakt zu Big Pro.
Ohne eine Miene zu verziehen, sagte er:

„Das war’s dann wohl.“

Die Freude siegte kurzzeitig über mein Pokerface und meine Hände griffen wie von allein nach den Chips.

„Das war’s dann für dich! Full House!“

Zu Tode erschrocken, blickte ich auf seine Karten.
Ich hatte alles verloren!
Das ganze Erbe verzockt – an einem Abend!
Und wieder hatte ich nichts.
Ich hätte nie anfangen sollen, zu spielen.

„Probier's doch mal mit Hallenhalma“ spottete Big Pro.
„Hier; für den Heimweg.“

Ein 100 Dollar-Schein flatterte vor mir auf den Tisch. Wortlos stand ich auf, mit nichts, nichts als 100 Dollar.
Mein Gesicht zeigte keinerlei Emotion, als ich hinaustrat, in die Stadt der Sünden
- Die Stadt, von der man sagt, sie könne aus 100 Dollar eine Million machen, wenn man sie nur lässt.

Ich hoffe, das ist wahr.

 

Hallo Mr. Gin Tonic,

ich bin - wie du - recht neu hier auf KG.de.
Weißt du, wie du noch schneller hilfreiche Kritik bekommst? Indem du anderen deine zukommen läßt. Ich dachte am Anfang auch: Oh Gott, was soll ICH denn kritisieren?, aber man lernt noch sehr viel mehr, wenn man die Geschichten der Anderen liest, inklusive Kritiken, und man so sehr bewußt die Sicht des Lesers einnimmt.
Probier's aus! :-)

Zu deiner kleinen Geschichte:

<< Ich bin raus >>[KOMMA] sagte Rick.

<< Ich bin gespannt >>[KOMMA] sagte Big Pro.

<< Probier's doch mal mit Hallenhalma >>[KOMMA] spottete Big Pro.

Zu Tode erschrocken[ ]blickte ich auf seine Karten.

Das mal grob zur Kommasetzung. Bis vor Kurzem habe ich einige Kommafehler bei mir auch nicht gesehen. Hab ich alles in den Kommentaren gelernt. [Danke, Friedel! :-) ]

Ich habe so meine Probleme mit dieser abgesetzten wörtlichen Rede. Vielleicht willst du damit ja die gespannte Ruhe am Tisch verdeutlichen, ich weiß es nicht. Sie wirkt nur sehr sperrig auf mich.

Bis auf die von Big Pro und mir.

Das hat was von "mein Vater sein Bruder". :-/

Es war offensichtlich, dass der Gewinner dieses Duells das Spiel gewinnen würde.

Den Satz kannst du weglassen, er ist redundant und bläht auf.

Mein Gesicht zeigte keinerlei Emotion, als ich hinaustrat, in die Stadt der Sünden
- Die Stadt, von der man sagt, sie könne aus 100 Dollar eine Million machen, wenn man sie nur lässt.

Fehlt der Punkt mit Absicht? Überhaupt: gewöhnungsbedürftige Zeichensetzung.

Das ist wohl eher keine KG, sondern eher eine kleine Episodenbeschreibung. Es passiert auch nichts Unerwartetes; daß deinem (deiner?) Prota. so ein Ende blüht, weiß man quasi von Anfang an. :-/ Du gibst mir persönlich auch keinen Grund, mit ihm/ihr zu sympathisieren, verlorenes Erbe hin oder her. Erstens ist gar nicht genug Zeit dafür, und zweitens scheint er unverändert aus der Episode rauszugehen, mit 100 Dollar, die er kurz darauf endgültig verspielen wird.

Da jubel' ich eher mit Big "The Real Pokerface" Pro! :-)

Mach mal was Längeres, mit bißchen Entwicklung, Hintergrund etc. Gib deinem Prota. ein bißchen Zeit mit dem Leser.

Liebe Grüße,
PSS

 

Hallo Mr Gin Tonic

Die Geschichte ist (leider) ein gutes Beispiel dafür, wie sich Spannung nicht aufbauen lässt, dabei ist das Thema ja eigentlich interessant und wird gern literarisch und filmisch bearbeitet - und das nicht ohne Grund, es hat ja durchaus was. Das Spiel um Geld, wenn es für einen dabei um alles geht.

Solche Szenen funktionieren aber praktisch nur im Kontext einer Geschichte, nicht im luftleeren Raum. Warum ist das so? Weil man - wie Purersternenstaub ebenfalls geschrieben hat - überhaupt nichts von der betreffenden Person weiss. Noch nicht einmal die Info mit dem Erbe bringst du rechtzeitig, sondern erst dann, wenn man schon weiss, dass der Prot. verloren hat. Ok, man erfährt, es geht um 10.000 Dollar - aber das ist schon alles, und das ist zu wenig.

Warum baust du nicht eine Geschichte drumherum? Warum spielt die Person? Wer ist sie, was treibt sie an? Was erhofft sie sich von einem Gewinn? Wo spielt sie denn? In einem offiziellen Casino, oder ist das ein illegales Spiel in einer Spelunke? Wer sitzt noch am Tisch, was für ein Verhältnis hat sie zu den Mitspielern?
Dann kannst du diese Szene als Höhepunkt in einer Geschichte bringen, und sie funktioniert wunderbar. Evtl. würde ich das Spiel noch ausführlicher beschreiben - King hat das auch mal in einer seiner Geschichten gemacht, da ging es eigentlich um einen Mann, der niemandem die Hand schütteln wollte (weil diese Person dann sterben würde, wenn ich mich recht entsinne), aber gefühlte 70% dieser Geschichte wurde ein Pokerspiel beschrieben, und als ich die Geschichte gelesen habe kannte ich noch kein Poker aber fands trotzdem irre spannend. Sowas in der Art könntest du hier auch aufziehen - vielleicht das Spiel beschreiben und in Rückblenden immer wieder auf die Hintergründe eingehen, das würde die Spannung aufrecht erhalten.

Dann könntest du auch noch mehr Worte zum Spiel selbst verlieren - beim All-in ist ja quasi alles schon vorbei. Was wird überhaupt gespielt, was liegt auf dem Tisch, was hat der Prot. auf der Hand? Was geschah in den Runden davor? Was genau bedeuten bedeuten die "Fachbegriffe" (bspw. Flush). Wenn du das gut machst, solltest du auch Leser erreichen, die nicht so pokeraffin sind. So wie bei Casino Royale, ich denke, die Pokerszenen fanden auch die Leute spannend, die sonst nichts damit zu tun haben - weil parallel zum Spiel selbiges erklärt wurde.

Aber so ist das alles zu wenig, so funktioniert Spannung in Geschichten nicht. Na ja, vielleicht hast du noch Lust diese Geschichte zu überarbeiten.

Und wenn du das tust: Bitte verwende ordentliche Satzzeichen in der wörtlichen Rede, also "" oder meinetwegen auch » und « (als ein Zeichen), aber sicher nicht << >>.

Viele Grüsse,
Schwups

 
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Hallo,

verstört hat mich: Ass-Drilling, weil ich das etwas Pornographisches mit verband...filthy mind!:)
Ich schreib nachher noch einen Kommentar!

Gruss, Jimmy.

 
Zuletzt bearbeitet:

Zur Geschichte: Schwups hat eigentlich schon das wichtigste gesagt.

Das Problem ist eigentlich häufig das gleiche. Je eher man ein Szenario nimmt, das vielen Leuten bekannt ist, desto mehr muss man versuchen das individuell zu gestalten und den Leser einzufangen. Das heißt: Je weniger Kraft ich investiere, um mir eine Situation zu überlegen, die den Leser fesseln und überraschen kann, desto mehr Kraft muss ich daruaf verwenden, den Leser sprachlich und atmosphärisch zu fesseln.

Und hier hast du einfach nur eine Poker-Hand genommen - was sowieso schon sehr schwer ist. Es ist bei fast jeder Sportart schwer, die "indirekt" über einen Text wieder zu geben. Genau wie es sehr schwer ist, über Musik zu schreiben oder über Gerüche.

Und wenn man über Poker schreibt, dann sollte man nicht über die Hände schreiben oder über völlig generelle Emotionen, die jeder hat (wichtige Hand, Aufregung), sondern man muss - wie immer - über die Menschen schreiben.

Was du hier hast: "Ein Normalo verfällt dem Spielrausch, fühlt sich siegessicher und verjubelt - im Rausch - sein ganzes Vermögen" - das ist, glaub ich, der älteste Glücksspiel-Plot überhaupt. Also noch simpler geht es gar nicht mehr. Das reicht einfach nicht.
Mal davon ab: Glücksspiel in den USA - wo das wohl spielt - ist was professionelles und auch banales, wenn man sich damit mal beschäftigt. Da zu denken, es würden alle den Atem anhalten, das ist ein bisschen kitschig. Ich denke in Las Vegas verlieren so viele Leute richtig Geld und andere gewinnen es, da ist es illusorisch zu denken, dort würde jedem die Kinnlade runterfallen, wenn einer ausscheidet oder überhaupt, dass so eine Partie da wen groß juckt.
Was man so hört, finden die "großen" Sachen ohnehin in Hinterräumen statt und wenn man so blöd ist, sich auf sowas einzulassen ... das ist heute eigentlich auch nicht mehr so ohne weiteres möglich. Poker ist ja kein "Mysterium" mehr, wo Leute völlig blauäugig reingeraten, sondern überall gibt es Poker-Sachbücher, Poker-Fernsehsendungen, Poker-Website, Poker-allesmögliche. Da weiß jeder, der das richtig spielt, welche Wahrscheinlichkeit jetzt für welche karte spricht, wieviele outs man hat, wie man im Pot comittet ist, und wenn einer das nicht weiß, dann weiß er doch wenigstens soviel, dass er sich nicht mit Leuten einlassen sollte, die das wissen.

So wie es hier beschrieben wird, diese naiv glänzende Welt - und dann wird davor so gewarnt, das ist schon sehr klischeehaft. Ich würde dir empfehlen, wenn du das nächste mal etwas schreibst, dich zu fragen, ob es "eigenständig" genug ist.
Wie viele Menschen auf der Welt das auch so hätten schreiben können wie du. Wenn die Zahl, die dabei rauskommt, sehr hoch ist, ist die Wahrscheinlich auch sehr hoch, dass es schon viele geschrieben haben, viele leider wohl besser.

Aber so Poker-Szenen und alles, das ist sehr schwer zu schreiben. Man braucht unbedingt, wie Schwups das sagt, Kontext dazu, einen Rahmen, Figuren, Geschichten, damit das zieht, und auch dann ist ein tatsächlich ausgefochtener Kampf oder Konflikt oft stärker als ein "metaphorischer" wie hier beim Pokerspiel. (Schach wäre was anderes, aber auch schwer zu schreiben).

 

Vielen Dank für eure Kritik.
Ich hab mal versucht, das alles in etwa umzusetzen.

Eine ähnliche Situation; etwas länger dieses mal; mit kleiner Vorgeschichte;
es geht um Schach und das Ende ist hoffentlich überraschend.

Ach ja, und mit normalen Anführungszeichen ;)

 

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