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Ein Narr sprach zum Volk

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01.12.2002
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Ein Narr sprach zum Volk

Ein Narr stand im Volke und sprach zu ihnen:
„Warum seht ihr nicht die Leerheit eures Handelns? Warum begreift ihr nicht, dass ihr jeden Tag aufs Neue in die Leere läuft? Ihr wollt Genuss? Ihr denkt, Genuss zu kennen, zu besitzen, zu geniessen? Ich lache ab all eurem aufgeblasenen Getue! Ihr versucht euch damit zu verteidigen, gegen die Wahrheit die ich euch bringe, die euch beisst und die Wollust aus euren Seelen reisst und ins Feuer der Reinheit wirft. So seht ihr nicht, wie leer euer Tun ist. Wenn nur einer von euch mir zeigen kann, wie er geniesst, so will ich von diesem Fass hinabsteigen, Asche auf mein Haupt streuen und für immer schweigen. Doch seht, keiner kommt! Ihr seid gemein, ihr wollt den Weg zum Genuss nicht mit mir teilen. Den Weg den ihr zu haben glaubt und den ihr euer ganzes Leben lang jagt, den Weg, den es nicht gibt. Sagt mir, wer hat euch geblendet, dass ihr die Schönheit eurer Welt nicht erkennen könnt und sie beleidigt, wenn ihr jeden Morgen wieder aufs Neue den Blick von ihr abwendet und euer Angesicht vor ihrem Glanz verbergt. Sagt mir, wie lange wollt ihr noch in der wohlig verschwommenen Welt der Stumpfheit verbringen. Schaut mich an! Ich habe gesehen, wie der Geniesser versucht die Schönheit der Welt in sich aufzunehmen. Ich habe gesehen, wie er daran zu Grunde ging. Seht ihr denn nicht, dass ihr ein Teil dieser Schönheit seid?“
So sprach der Narr, und das Volk lachte nur und ging seiner Wege. „Seht ihr es denn nicht?“, schrie der Narr in die Menschen, doch keiner hörte mehr auf ihn.

 

Hallo trassamar,

eigentlich ist Deine Geschichte nicht schlecht, obwohl sie doch sehr mit der Moralkeule arbeitet. Der Schluß war leider vorhersehbar, aber so sind die Menschen nun mal - ein anderer Schluß wäre zu utopisch gewesen.
Wie sooft entkleidet sich der Narr und entpuppt sich als Weiser... Trotzdem finde ich, daß die Geschichte irgendwie nicht wirklich zieht. Du deckst alles auf, der Leser muß selbst nicht mehr nachdenken. Es wäre schön gewesen, wenn der Narr eine Fabel erzählt hätte oder verschlüsselt etwas sagen würde. Ich bin mir sicher; dann hätten die Leute ihm mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Und Deine Geschichte wäre auch tiefsinniger geworden. :)

Grüßle,
stephy

 

Hallo trassamar,

Der Narr ist ein Narr, weil er dem Volk eine Wahrheit verkündet, die man nicht hören will - aber er verhält sich nicht wie ein Narr. Es ist kein Eulenspiegel, er fordert nur durch sein Reden, aber nicht durch sein Handeln die Leute zur Umkehr. Ich sehe in Deiner Geschichte keinen Narren - nur jemanden, der auf das Volk einredet, und daran krankt die Geschichte. Lass ihn wie ein Narr agieren, dann wird die Geschichte interessant.

Liebe Grüße

Joh

PS.: "Ich lache ab all eurem aufgeblasenen Getue" ist eine falsche Formulierung, auch wenn es mittelalterlich klingen soll.

 

servus trassamar,

ich fürchte ich hätte deinem narr auch nicht zugehört. zum einen, weil der veraltete redestil ihm nur schwer über die lippen zu kommen scheint, zum anderen, weil inhaltlich nicht klar ist wovon er das volk überzeugen will. zuerst beschuldigt er sie, sie würden die schönheit der welt garnicht richtig würdigen, dann scheint er im gegenteil... ja was eigentlich?
grundsätzlich gefällt mir die idee für eine geschichte aber ganz gut. wenn du du die geschichte sprachlich überarbeiten und inhaltlich etwas ausdehnen würdest (zb. mit sprechern aus der menge, die ihm widersprechen oder ihm fragen stellen), könnte sie noch sehr viel besser werden!

Ein Narr stand im Volke und sprach zu ihnen:
„Warum seht ihr nicht die Leerheit eures Handelns? Warum begreift ihr nicht, dass ihr jeden Tag aufs Neue in die Leere läuft?
nachdem du später erwähnst, dass der narr auf einem fass steht, würde ich soetwas schreiben wie "Ein Narr stand auf einem Fass mitten in der Menschenmenge..."
lauft statt läuft

Ihr wollt Genuss? Ihr denkt, Genuss zu kennen, zu besitzen, zu geniessen?
interessante idee: der narr zweifelt an, dass sie den "Genuss" tatsächlich genießen. im ersten moment erscheint das unsinnig, aber zumindest in unserer zeit macht es sinn: genießen wir das, was uns die medien, besonders die werbung, als den höchsten aller genüsse anpreisen wollen wirklich so?

Ich lache ab all eurem aufgeblasenen Getue!
sollte heißen "ob eurem..."

Den Weg den ihr zu haben glaubt und den ihr euer ganzes Leben lang jagt, den Weg, den es nicht gibt.
selbst als metapher kommt es mir komisch vor einen weg (und sei es auch ein lebensweg) zu jagen. nachjagen wäre vielleicht passender, aber verwenden würde ich das auch nicht!

Sagt mir, wer hat euch geblendet, dass ihr die Schönheit eurer Welt nicht erkennen könnt und sie beleidigt, wenn ihr jeden Morgen wieder aufs Neue den Blick von ihr abwendet und euer Angesicht vor ihrem Glanz verbergt.
anspielung auf veschleierung? sinnloses im-büro-herumhocken??

„Seht ihr es denn nicht?“, schrie der Narr in die Menschen, doch keiner hörte mehr auf ihn.
eher: "...hörte ihm mehr zu", denn tatsächlich auf ihn gehört hat dort wohl keiner, sonst müsste er ja nicht so gegen sie wettern ;)

liebe grüße,
féile filíochta

 

hi ihr lieben!
zum narr: ich denke, er ist primär ein narr, weil er versucht den menschen etwas so tiefgründiges zu erklären, wohlwissend, dass es niemand hören will. seine seele ist zerrissen zwischen dem verlangen, die leute zu erreichen und dem wissen, dass es unmöglich ist. der einzige auf dem ganzen platz, der nicht ein narr ist, ist der narr selbst, deshalb möchte ich ihn auch nicht als narr agieren lassen.... sehr kompliziert das ganze ;-)

und ehm, zum thema "ich lach ab all eurem getue.." und so weiter... das sollte nicht unbedingt mittelalterlich klingen, es ist wohl nur ein kleines stückchen berndeutsch, das mir hier reingerutscht ist ;-)

tja... ich hoffe ich finde zeit und musse noch einmal über den text zu gehen.. das mit den zuschauern, die zwischenrufe machen ist gut... on verra ;-)
liebe grüsse
trassamar

 

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