Was ist neu

Ein Lokal, 3 Freunde, Alkohol, Gras

Mitglied
Beitritt
02.09.2001
Beiträge
72

Ein Lokal, 3 Freunde, Alkohol, Gras

Sie saßen zu Zweit an einem Tisch im hinteren Teil des kleinen Lokals als ich hereinkam. Sie begrüßten mich mit einem Murmeln, ich setzte mich und schon ging das Schweigen los. Willi und Sam starrten auf ihre Gläser mit Bier, es schien kein guter Tag zu sein, aber welcher Tag war schon ein guter Tag. „Was habt ihr heute so getrieben ?“ fragte ich.
Sam sah mich an :“Ich bin von meiner Freundin verlassen worden und Willi... ach schau ihm einfach in die Augen“
Der Fall war klar, Willi hatte wieder mal den ganzen Tag seiner Göttin Ganja gefrönt... das war wohl in Ordnung so, wenn man Willi kannte musste man zwangsläufig denken dass ihm die Realität nicht sehr wichtig war und einen störenden, aber überwindbaren Faktor in seinem Leben darstellte. Wieder war es still und da war nur mehr das unverständliche Gerede im Hintergrund, das dämmrige Licht und die Musik aus der Jukebox, Hopesfall... April Left With Silence....

Silence…

Wir waren wohl schon mal alle glücklicher, das war sicher... „damals“ ist noch nicht so lange her und doch schon viel zu weit weg und man kann sich fast nicht mehr erinnern, vielleicht war es ja auch nur ein Traum oder eine Illusion die durch Willi’s Hobby entstanden ist... man überlegt sich ob sich die Dinge so sehr verändert hatten, sicher, es waren Dinge passiert... kleine Dramen fliegen über Köpfe und warten auf einen günstigen Moment um auf diese einzukrachen.

Die Kellnerin kam endlich an, „Hallo, was hättest du gerne ?“
„Ein Bier bitte“ sagte ich, sie ging und brachte mir das Bier, wir prosteten uns zu. „Also erzähl mal Sam, wie ist das gelaufen mit deiner Freundin ? Ich dachte ihr dachtet es wäre was besonderes ?“
„Ach Scheiße... sie hat mich fast von Anfang an betrogen... es war eine Verarschung von Anfang an...“ er hörte auf zu reden, wahrscheinlich merkte er das er lauter wurde. „Ich hoffe es geht wieder...“ sagte ich. „Oh ja, na klar, alles halb so schlimm... ich bin fast schon betrunken... mir ist das... sowieso alles egal...“

Alles Egal... manchmal glaubte ich selbst schon daran, Lethargie war eine einfache Sache... so wunderbar einfach, Willi hatte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Fortgeschrittene Lethargie bestehend aus dem „Alles Egal“ Gefühl vermengt mit Alkohol oder Drogen. Schon war man ... weder traurig noch glücklich, einfach nur da, leer im Kopf, Einfachheit, lass dich treiben....alles verliert an Bedeutung... Engel spielen auf der Harfe und du weißt du bist schon Tod, nur das Klopfen in deiner Brust hat es noch nicht verstanden... ich überlegte mir ob die Jugendlichen wirklich die lethargische Gruppe in der Gesellschaft waren, war nicht die Gesellschaft selbst der Inbegriff der perfektionierten Lethargie ? Versteckt und vielfach verpackt in der Plastikwelt da draußen, schlimmer als Heroin. Sind die „ich-muss-nur-noch-ein-paar-Jahre-arbeiten-dann-kann-ich-mir-diese-großartige-Sache-aus-der-Werbung-leisten“ Leute nicht die größten Junkies die es gibt ? Sind Leute die eine Welt verneinen, die sie abstoßend und krank finden, asozial ?

Ich weiß nicht wohin. Und ich scheiß auf das Wort „Orientierungslosigkeit“ wenn ich nicht mal weiß ob hier auch nur eine von diesen Personen die mit diesem Wort um sich schmeißen jemals schon den Horizont erblickt haben. Ich weiß nicht wohin aber vielleicht ist da ja doch irgendwo ein Ort... vielleicht müssen wir nur noch einen Weg finden aus diesem Kreis auszubrechen in den man uns gesperrt hat... aber vielleicht liege ich auch mit allem völlig falsch.

Ich sah mich wieder ein wenig im Lokal um, es waren nur wenig Leute da, alle tief in Gespräche versunken. Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf meine zwei Gefährten.

Toller Anblick, nicht gerade selten aber es war immer wieder interessant Willi stoned und Sam besoffen zu sehen. Ich sah ihnen zu als sie zu reden begannen, sagte aber nichts. Sie sprachen wieder mal wirres Zeug über Dinge die so unwichtig sind dass sie es nicht wert waren ausgesprochen zu werden, aber dass sind die einzigen Dinge über die Leute wirklich reden wollen. Es sind die einzigen Dinge die Leute wirklich hören wollen.
Irgendwann war Freundschaft noch eine Möglichkeit sich auszudrücken und zuzuhören, doch es gibt wohl nichts mehr zu sagen.

Ich überlege mir was ich heute noch machen könnte, vielleicht mich betrinken ?
Mit Willi noch was rauchen ?
Vorm Fernseher einschlafen ?
Oder einfach nur an die Wand starren ?
Und was ist Morgen ?
Da wird alles besser, hoffentlich, ist doch klar, oder ?
Und wie war das noch gleich mit dem Horizont ?

 

Servus Niko!

Wie das ist mit dem Horizont? Dort formiert sich das Bild, welches der Protagonist entstehen lässt, es liegt an ihm was er dort auftauchen sehen will. Er möchte in einer eh-alles-wurscht-Besäufnis-Romantik gerne seinen leeren Kopf sehen nicht wahr? Nun, wenn das seine Wahl ist ...
Du hast aber nebenbei ernst zu nehmende gesellschaftskritische Gedanken einfließen lassen (3.Absatz nach silence) mit denen sich der Prot. auch selbstkritisch auseinandersetzen könnte.

Lieben Gruß schnee.eule

 

Moin Niko!

Sind Leute die eine Welt verneinen, die sie abstoßend und krank finden, asozial ?

Nein, das sind sie ganz bestimmt nicht, zumal, wenn in dieser Welt unsoziales Verhalten und Denken bestimmend sind.

Alles Egal... manchmal glaubte ich selbst schon daran, Lethargie war eine einfache Sache... so wunderbar einfach, Willi hatte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Fortgeschrittene Lethargie bestehend aus dem „Alles Egal“ Gefühl vermengt mit Alkohol oder Drogen. Schon war man ... weder traurig noch glücklich, einfach nur da, leer im Kopf, Einfachheit, lass dich treiben....alles verliert an Bedeutung... Engel spielen auf der Harfe und du weißt du bist schon Tod, nur das Klopfen in deiner Brust hat es noch nicht verstanden...

Du wirst lachen, ich hab' eben erst auf meinem Bett gelegen und gedacht, das der Tod eigentlich doch nicht so schrecklich ist, weil dann ja nichts mehr ist.
So wird meine mir bewußte Unzulänglichkeit in einigen Dingen unbedeutend.

vielleicht ist da ja doch irgendwo ein Ort... vielleicht müssen wir nur noch einen Weg finden aus diesem Kreis auszubrechen in den man uns gesperrt hat...

Das ist der Gedanke, mit dem man immer weitermacht.
Und mit dem wiederum guten Gefühl, das man selbst von sich wenigstens weiß, das man unzulanglich ist, was
die „ich-muss-nur-noch-ein-paar-Jahre-arbeiten-dann-kann-ich-mir-diese-großartige-Sache-aus-der-Werbung-leisten“ Leute
scheinbar für sich nicht behaupten können.

Ja, und wenn "unsere Generation" dann irgendwann in der Regierung sitzt, wird auch alles besser, die Welt wird friedlich und Cannabis legal. Aber das braucht man dann ja nicht mehr...

Fröhliches Schaffen
Mad Scientist

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom