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Ein letztes Mal

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27.12.2011
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Ein letztes Mal

Es war ein Donnerstagabend. Jenny und Mitch brachten ihren kleinen Sohn zu Bett. Luca war zwei Jahre alt. Leider war er sehr krank, er würde wahrscheinlich nichtmehr lange bei ihnen sein. Aber es war Gottes Wille und sie hatten sich damit abgefunden. Sie genossen die verbliebene Zeit so gut es ging, Jenny hatte sogar ihren Job gekündigt, um jede Sekunde mit ihrem Sohn verbringen zu können. Luca wusste nicht, was bald mit ihm geschehen würde, aber die Trauer seiner Eltern bemerkte er sehr wohl. Die mitleidigen Blicke, die vielen Geschenke und Umarmungen, all diese Dinge machten ihm ein wenig angst. Trotzdem war er glücklich, es fehlte ihm an nichts.
Er lag nun also in seinem Bettchen, seinen Teddy fest umschlungen und lauschte der Gute Nacht Geschichte seiner Mutter. Allmählich wurde er immer müder, sein ganzer Körper wurde schwer wie Blei. Er kuschelte sich in sein Kopfkissen und schlief ein.
Lucas Atmung wurde immer unregelmäßiger und er erwachte mitten in der Nacht. Sein Teddy hatte sich aus der festen Umarmung gelöst und stand nun auf seiner Brust.
"Komm Luca, es ist Zeit zu gehen. Ich werde dich begleiten", sprach der Teddy. Er streckte seine Tatze aus und Luca griff nach ihr.
"Zuerst verabschieden wir uns von deinen Eltern."
Sie flogen hinüber ins Elternschlafzimmer wo Jenny und Mitch tief und fest schliefen.
"Weißt du, deine Mutter und dein Vater haben dich sehr lieb, du bist ihnen das Wertvollste auf der ganzen Welt. Für sie ist es unerträglich, dass du bald nichtmehr bei ihnen sein wirst, aber du wirst immer in ihren Herzen bleiben, so wie sie in deinem bleiben. Du musst gut auf sie Acht geben und ihnen in schweren Tagen beistehen, hörst du?"
Luca nickte eifrig und lächelte.
"Sieh nur wie friedlich sie schlafen, als wären alle Sorgen vergessen. Na los, gib ihnen ein Küsschen und verabschiede dich von ihnen"
Luca gab seinen Eltern einen Kuss auf die Wange. "Ich hab euch lieb, macht's gut! ", flüsterte er ihnen ins Ohr. Seine ersten Worte überhaupt.
Er nahm den Teddy wieder bei der Tatze und gemeinsam flogen sie hinunter in Emily's Zimmer. Sie schlief tief und fest, wie ihre Eltern.
"Auch Emily liebt dich über alles, selbst dann, wenn sie es dir nicht zeigt. Sie wird dich nie vergessen, darum behalte auch sie in deinem Herzen und pass auf sie auf."
Luca streichelte ihr über die Wange und winkte zum Abschied.
Zuletzt flogen sie hinaus in den Garten.
"Siehst du all die Blumen und Sträucher, Wiesen und Felder? Du bist ein Teil von ihnen, ein Teil dieser wunderbaren Welt und wirst es auch immer bleiben, egal wo du bist. Durch dich wurde das Leben deiner Familie zu etwas besonderem, durch dich haben sie so viele schöne Momente, so viel Liebe erfahren. Behalte diese wunderbare Welt in Erinnerung.
Luca, es ist jetzt Zeit für dich zu gehen. Der Himmel wartet auf dich."
Eine dicke Träne kullerte seine Wange herunter: "Kannst du nicht mitkommen?", fragte er den Teddy.
"Nein, das kann ich leider nicht. Sei nicht traurig, du wirst ein schönes Leben haben. Wir sind immer bei dir!"
Luca flog hoch empor bis er in den Wolken versank. Der Teddy kehrte zurück in Luca's Bett, wo er sich an seinen leblosen Körper schmiegte. Seine Arbeit war getan, er erstarrte wieder.

 
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Hej hoppelhase 123,

irgendwie rührt mich die Geschichte, weil sie mit so wenig Kraft so viel versucht.
Ich habe den Eindruck, dass Du das Thema unterschätzt. Kindern mit einer Geschichte (auch ihre eigene) Sterblichkeit nahezubringen, dazu gehört mehr als "Krankheit", "Verabschieden" und "Himmel". Das bedeutet nicht, dass man Kindern alles ausgeklügelt erklären muss, aber mir kommt es vor, als würdest Du sie mit vielen gedanklichen Lücken im Text ungewollt überfordern und allein lassen.

Es war ein Donnerstagabend.
Und wenn es Freitagabend gewesen wäre? Würde das etwas ändern?

Aber es war Gottes Wille und sie hatten sich damit abgefunden.
Glaubwürdiger wäre: Sie wussten, dass es nichts mehr zu hoffen gab und genossen die verbliebene Zeit ...

all diese Dinge machten ihm ein wenig angst. Trotzdem war er glücklich, es fehlte ihm an nichts.
Ich würde versuchen, solche offensichtliche Widersprüche zu vermeiden. Ein kleines Kind, das ständig in (ein wenig) Angst lebt, ist nicht glücklich. Es ist nicht sorglos, ihm fehlt einiges.

"Komm Luca, es ist Zeit zu gehen. Ich werde dich begleiten"
Der Satz funktioniert vllt gerade noch, aber die folgenden sind für ein zweijähriges Kind stärkster Tobak.
Du könntest Luca älter machen.

Du musst gut auf sie Acht geben und ihnen in schweren Tagen beistehen, hörst du?"
Wie soll er das machen?

"Ich hab euch lieb, macht's gut! ", flüsterte er ihnen ins Ohr. Seine ersten Worte überhaupt.
Hier wieder das Thema mit dem Alter.
Ich würde auch noch mal explizit deutlich machen, dass er durch die Teddy-Anwesenheit andere Fähigkeiten besitzt. Geschichten funktionieren nicht, indem man Gedankensprünge aneinanderreiht und verwurstelt, sondern indem man die Gedanken des Lesers in eine Richtung lenkt.

und gemeinsam flogen sie hinunter in Emily's Zimmer.
Wer ist Emily? Sie wurde vorher mit keinem Wort erwähnt.

"Siehst du all die Blumen und Sträucher, Wiesen und Felder? Du bist ein Teil von ihnen, ein Teil dieser wunderbaren Welt und wirst es auch immer bleiben, egal wo du bist. Durch dich wurde das Leben deiner Familie zu etwas besonderem,
Dieser Satz tröstet mich über Widersprüche, Zusammenhanglosigkeit und Vorhersehbarkeit hinweg. Ich würde Dir empfehlen, mehr auf diesen Punkt hinzuarbeiten, indem Du ihn durch alltägliches aus Lucas Leben schon vorher betonst. Wo findet sich diese Schönheit, was ist besonders (beschreib es!), als er noch bei den Eltern ist?

Luca, es ist jetzt Zeit für dich zu gehen. Der Himmel wartet auf dich."
Ich finde diesen Satz, wenn man ihn so zu einem Kind sagt, recht grausam. Weil er eher Unverständnis und damit Angst fördert und nichts enthält, was dem Kind einen Anhaltspunkt liefern würde.
Erwachsene haben sich das mit dem Himmel ausgedacht, ich finde es immer ungut, wenn man Kindern Vorgefertigtes, Angedachtes einfach unterjubelt.
Hier würd ich Dir raten, mit Deinen Worten zu erklären, was sich hinter diesem Wort verbirgt, wie Du es verstanden hast oder verstanden haben willst?

"Kannst du nicht mitkommen?", fragte er den Teddy.
"Nein, das kann ich leider nicht.
Dramaturgisch macht diese Weigerung nicht viel her und mir fällt kein Grund ein, warum der Teddy nicht mitkommen kann. Warum nicht, sollte Luca ihn fragen, denn der Leser möchte das u.U auch gerne wissen.

Sei nicht traurig, du wirst ein schönes Leben haben.
Der Ausdruck "Leben" ist an dieser Stelle irreführend.

Wir sind immer bei dir!
Vorher sagt der Teddy, dass Luca seinen Eltern beistehen soll. Wie funktioniert sowohl dies als auch das?

Seine Arbeit war getan, er erstarrte wieder.
Unschön in jeder Hinsicht, weil das Bild des Erstarrens hier zusammen mit Luca eher an Totenstarre, Kälte, Leblosigkeit denken lässt. Auch das Wort "Arbeit" finde ich furchtbar, nur "Pflicht" würde das noch toppen.
Ich würde den Satz komplett streichen oder so umformulieren, dass man sich wünscht, den Teddy an seiner Seite zu haben.
Wer möchte schon neben einem "erstarrten" Teddy liegen?

Ich hoffe, Du lässt Dich nicht entmutigen und lernst und schreibst weiter.

Eine Geschichte zum gleichen Thema:
http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=49335

LG
Ane

 

Hallo hoppelhase,

ich muss Ane und Marai zustimmen. Es ist wirklich kein einfaches Thema, das du dir ausgesucht hast. Ich bin echt froh, wenn ich nie einem Kind den Tod erklären muss.

Eine Stelle hat mich etwas irritiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Eltern friedlich schlafen, wenn im Nebenzimmer ihr Kind dem Tode nahe ist.

Warum der Teddy auf der Erde bleiben muss, könnte ich mir so erklären, dass etwas zurückbleiben sollte, was Lucas gern gehabt hat, sozusagen als Trost für die Eltern. Ist vielleicht eine Antwort.

Viele Grüße
bambu

 
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Jenny und Mitch brachten ihren kleinen Sohn zu Bett.

Warum gerade 'Mitch'? Ich finde diesen Namen für diese Geschichte total unpassend.

wo Jenny und Mitch tief und fest schliefen.

Tief und fest? Trifft es nicht ganz...
Wenn mein Sohn dem "Tode geweiht" wäre würde ich nachts kein Auge zumachen. Aber wenn du nicht "tief und fest schliefen" schreibst, würde das ganze ja auch keinen Sinn ergeben, von daher Daumen hoch!

 

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