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Ein letztes Mal
Es war ein Donnerstagabend. Jenny und Mitch brachten ihren kleinen Sohn zu Bett. Luca war zwei Jahre alt. Leider war er sehr krank, er würde wahrscheinlich nichtmehr lange bei ihnen sein. Aber es war Gottes Wille und sie hatten sich damit abgefunden. Sie genossen die verbliebene Zeit so gut es ging, Jenny hatte sogar ihren Job gekündigt, um jede Sekunde mit ihrem Sohn verbringen zu können. Luca wusste nicht, was bald mit ihm geschehen würde, aber die Trauer seiner Eltern bemerkte er sehr wohl. Die mitleidigen Blicke, die vielen Geschenke und Umarmungen, all diese Dinge machten ihm ein wenig angst. Trotzdem war er glücklich, es fehlte ihm an nichts.
Er lag nun also in seinem Bettchen, seinen Teddy fest umschlungen und lauschte der Gute Nacht Geschichte seiner Mutter. Allmählich wurde er immer müder, sein ganzer Körper wurde schwer wie Blei. Er kuschelte sich in sein Kopfkissen und schlief ein.
Lucas Atmung wurde immer unregelmäßiger und er erwachte mitten in der Nacht. Sein Teddy hatte sich aus der festen Umarmung gelöst und stand nun auf seiner Brust.
"Komm Luca, es ist Zeit zu gehen. Ich werde dich begleiten", sprach der Teddy. Er streckte seine Tatze aus und Luca griff nach ihr.
"Zuerst verabschieden wir uns von deinen Eltern."
Sie flogen hinüber ins Elternschlafzimmer wo Jenny und Mitch tief und fest schliefen.
"Weißt du, deine Mutter und dein Vater haben dich sehr lieb, du bist ihnen das Wertvollste auf der ganzen Welt. Für sie ist es unerträglich, dass du bald nichtmehr bei ihnen sein wirst, aber du wirst immer in ihren Herzen bleiben, so wie sie in deinem bleiben. Du musst gut auf sie Acht geben und ihnen in schweren Tagen beistehen, hörst du?"
Luca nickte eifrig und lächelte.
"Sieh nur wie friedlich sie schlafen, als wären alle Sorgen vergessen. Na los, gib ihnen ein Küsschen und verabschiede dich von ihnen"
Luca gab seinen Eltern einen Kuss auf die Wange. "Ich hab euch lieb, macht's gut! ", flüsterte er ihnen ins Ohr. Seine ersten Worte überhaupt.
Er nahm den Teddy wieder bei der Tatze und gemeinsam flogen sie hinunter in Emily's Zimmer. Sie schlief tief und fest, wie ihre Eltern.
"Auch Emily liebt dich über alles, selbst dann, wenn sie es dir nicht zeigt. Sie wird dich nie vergessen, darum behalte auch sie in deinem Herzen und pass auf sie auf."
Luca streichelte ihr über die Wange und winkte zum Abschied.
Zuletzt flogen sie hinaus in den Garten.
"Siehst du all die Blumen und Sträucher, Wiesen und Felder? Du bist ein Teil von ihnen, ein Teil dieser wunderbaren Welt und wirst es auch immer bleiben, egal wo du bist. Durch dich wurde das Leben deiner Familie zu etwas besonderem, durch dich haben sie so viele schöne Momente, so viel Liebe erfahren. Behalte diese wunderbare Welt in Erinnerung.
Luca, es ist jetzt Zeit für dich zu gehen. Der Himmel wartet auf dich."
Eine dicke Träne kullerte seine Wange herunter: "Kannst du nicht mitkommen?", fragte er den Teddy.
"Nein, das kann ich leider nicht. Sei nicht traurig, du wirst ein schönes Leben haben. Wir sind immer bei dir!"
Luca flog hoch empor bis er in den Wolken versank. Der Teddy kehrte zurück in Luca's Bett, wo er sich an seinen leblosen Körper schmiegte. Seine Arbeit war getan, er erstarrte wieder.