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Ein letztes Mal am Meer

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10.03.2004
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Ein letztes Mal am Meer

Ein letztes Mal am Meer

Eines Morgens stand ich auf der Veranda eines Hauses. Es lag in mitten einer leicht hügeligen Landschaft und die noch leicht neblige Morgenluft um fing mich mit belebender Frische.
Ich war etwas verwirrt. Ich konnte mich nicht entsinnen wie ich an diesen Ort gelangt bin. Es fröstelte mich leicht, als eine leichte Briese den Duft von feuchtem Gras und Meersalz herüberwehte.
Es waren nur die nächsten Hügel zu sehen, die anderen verbargen sich in dem wattigen Mantel aus Bodennebel. Ich stand nur in meinem Schlafanzug und Morgenmantel auf der hölzernen Veranda und blickte, wie mir schien, auf eine mir sehr vertraute Landschaft.
Ich beschloss in die Sonnenstrahlen hinein zuspazieren, die über die Hügel strichen. Ich stieg hinab in die Morgentau benetzte Wildwiese. Das Gras machte meine Hose schon nach den ersten Schritten klatschnass. Der Boden war sehr weich und federte unter meinen Füßen.

Gerade mal zwei Meter vom Haus entfernt, verlor ich meinen linken Hausschuh und ich suchte vergeblich in dem dichten, hohen Gras nach ihm. Er war weg.
Die Sonne begann allmählich ihre Kraft zu entfalten und wärmte meinen Rücken, während ich in dem Meer aus grünen Stängel nach meinem Schuh tauchte. Ich gab auf. Er war weg. Nichts zu machen. Ich ließ den anderen Schuh auch ins Gras plumpsen und wandte mich der nächsten Erhöhung zu.

Die Sonne erhob sich über den Horizont. Der Nebel war nun gewichen und die Wiesen begannen zu dampfen. Es erhob sich ein Stimmengewirr aus Zikaden, Hummeln und Schmetterlingen aus dem tiefen Grün. Ich konnte nun einen grauen Felsen ausmachen, der im Hang lag. Die Gräser waren so hoch gewachsen, das man ihn von unten kaum sehen konnte.

Kurz vor dem Felsen wurde es richtig steil. In dem hohen Gras aber war die Steigung nicht zu erkennen und so schlug ich der Länge nach hin. Ich drehte mich auf den Rücken und blickte in den blauen Himmel hinein, der umrandet von den langen Grashalmen, Kindheitserinnerungen in mir wach rief.
Ich blieb noch eine ganze Weile liegen und genoss den Duft des feuchten Grases und schaute ein paar kleinen weißen Schäfchenwolken zu wie sie dahin schmolzen. Langsam wurde es mir zu kalt und ich nahm das restliche Stück Weg in Angriff.
Ich breitete meinen Morgenmantel auf dem Felsen aus und blickte zurück auf den kleinen Pfad, den ich in des Gras getreten hatte. Das Haus kam mir sehr vertraut vor, auch wenn es mich mit ein wenig Abscheu erfüllte. Der Anblick war irgendwie seltsam, so als ob das Haus nicht richtig in die Landschaft passen wollte. Dennoch sah es sehr friedlich und heimelig aus, bis auf dieses seltsame Gefühl.

Nach einer Weile erkannte ich was mich an dem Haus störte. Es war dunkel. Damit meine ich nicht, es wäre düster, nein, nur so als ob das Haus schon in der Nacht läge. Die Sonnenstrahlen, die gerade mich und meinen Morgenmantel trockneten, schienen nicht das Haus zu berühren. Wie auf einem Bild von Rene Magritte.

Ich wollte Abstand zu dem Haus gewinnen. Ich wollte es nicht mehr sehen.
Es stieg mir der salzige Meeresduft in die Nase und ich weiß auch nicht wieso, aber mein Mund formte fast von selbst die Worte „... einmal noch das Meer sehen...“. Die Worte, nur geflüstert, wehte der Wind fort.

Ich ging dem Salzgeruch entgegen. Der Wind wurde immer stärker und schon bald konnte man das schallende Kreischen der Möwen hören. Modernder Seetang lag in der Luft. In meinen Ohren brachen sich schon dumpf die Wellen an dem sandigen Strand.

Ich stand noch hinter der Düne. Warmer Sand klebte an meiner noch nassen Hose. Schilfgras zerschnitt mir meine blanken Füße. Ich genoss die Ruhe vor dem Getöse. Wie gern hätte ich noch den warmen weichen Sand an meiner Haut gespürt, aber es war keine Zeit mehr. So holte ich noch einmal tief Luft und stieg über den Kamm der Düne.

Mit Inbrunst empfing mich das Meer. Der Wind war so stark, dass man das Gefühl hatte, es verschlägt einem den Atem. Wenn man den Mund auf machte füllt er sich augenblicklich mit Luft. Tränen stiegen mir in die Augen wegen dem Wind. Mein Morgenmantel flatterte und zerrte an mir als wäre er ein lebendig gewordenes Tier. Ich blinzelte die Tränen fort, die auf meinen Wangen trockneten. Sand prasselte gegen meine Hose. Ich fixierte den Horizont. Es war genau die richtige Zeit. Himmel und Meer waren eins.

Ich verharrte eine Weile und stieg dann hinunter ans Wasser. Ich spürte wie die Wellen den weichen Sand unter meinen Fußsohlen weg spülten; ich den Boden verlor und da wusste ich es.
Ich war wieder auf der Veranda. Das Dunkel war jetzt Überall. Still war es. Durch das Fenster drang steriles, kaltes Licht nach draußen, drinnen, ein einziger medizinisch kahler Raum. Laute, gehetzte Gesprächsfetzen drangen dumpf durch die Fensterscheiben. Ich hatte noch Sand zwischen den Zehen. Verzweiflung und Resignation stach durch das chaotische Treiben. Gewalttätige Ohnmacht erstickte die Worte. Der Kampf verloren.

Ich trat ein.

 

Hi nasoboem,

hm? Ich glaube, ich muß Deine story morgen noch mal lesen, wenn ich ausgeschlafen bin. Muß nämlich gestehen, daß ich sie nicht so recht verstanden habe. Sorry!
Was ich aber schon jetzt sagen kann: Es hat Spaß gemacht, sie zu lesen. Du hast einen Schreibstil, der es wirklich schafft, daß der Leser (zumindest ich) das Gefühl hat, er säße vor einem Fernseher. Nein, besser noch, er wäre selbst der Protagonist.
Ich konnte das Gras förmlich an meinen Füßen spüren; ich konnte das Meer riechen. Kompliment!
Ein paar kleine Rechtschreibfehler sind mir auch noch aufgefallen, aber nicht störend.
Wie gesagt, ich lese morgen noch mal.

Bis dahin schöne Grüße! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Besten Dank!

Gegen Rechtschreibhilfe hab ich nichts, weil ich eine absolute Nite bin.

Ich muß mich noch für die Formatierung entschuldigen. Werde ich glaube ich morgen in Angriff nehmen.

Ciao naso

PS: schon passiert;)

 

Hallo nasoboem

Danke für das Formatieren, liest sich gleich flüssiger.
Also, wenn ich es richtig verstanden habe, so liegt dein Protagonist sterbenskrank auf der Intensivstation und hat einen, von den Empfindungen her, sehr realistischen, letzten Traum. Er durchlebt eine Erinnerung aus glücklicheren Tagen, wie er das Meer gesehen hatte. Die Veranda des dunklen Hauses symbolisiert den Eingang zur letzten Ruhestätte.

Tja, die Krux mit den Rechtschreibefehlern. (Lasse es doch einfach durch die Textkorrektur eines Schreibprogramms laufen, das nimmt schon mal die gröbsten Sachen raus.) Kommas sind bei mir auch Glücksache, aber jetzt erst mal zurück zur Geschichte.

Bei einigen Abschnitten bin ich über deine Formulierungen gestolpert.

Gerade mal zwei Meter vom Haus entfernt, verlor ich meinen linken Hausschuh und ich suchte vergeblich in dem dichten, hohen Gras nach ihm. Er war weg.
Die Sonne begann allmählich ihre Kraft zu entfalten und wärmte meinen Rücken, während ich in dem Meer aus grünen Stängel nach meinem Schuh tauchte. Ich gab auf. Er war weg. Nichts zu machen. Ich ließ den anderen Schuh auch ins Gras plumpsen und wandte mich der nächsten Erhöhung zu.
- Hier verliert dein Prot den Hausschuh und gibt die Suche mit dem ersten "Er war weg" bereits auf. Lasse das erste Suchen weg. Vorschlag: "Gerade mal zwei Meter vom Haus entfernt, verlor ich meinen linken Hausschuh. Die Sonne begann allmählich ihre Kraft zu entfalten ..."

Es erhob sich ein Stimmengewirr aus Zikaden, Hummeln und Schmetterlingen aus dem tiefen Grün.
- Ähem, Stimmen von Schmetterlingen ? :rolleyes:

Langsam wurde es mir zu kalt und ich nahm das restliche Stück Weg in Angriff.
Ich breitete meinen Morgenmantel auf dem Felsen aus und blickte zurück auf den kleinen Pfad, den ich in des Gras getreten hatte.
- Weshalb breitet er den Morgenmantel aus ? Ihm war doch kalt.
Oder hatte ihn die Anstrengung des Aufstiegs wieder erwärmt?

Das Haus kam mir sehr vertraut vor, auch wenn es mich mit ein wenig Abscheu erfüllte. Der Anblick war irgendwie seltsam, so als ob das Haus nicht richtig in die Landschaft passen wollte. Dennoch sah es sehr friedlich und heimelig aus, bis auf dieses seltsame Gefühl.
- Ich würde diesen Abschnitt mit "Der Anblick auf das nun in der ferne liegende Haus..." einleiten und den Rest entsprechend anpassen.

Mit Inbrunst empfing mich das Meer.
Vorschlag: Das Meer empfing mich mit Inbrunst.

Ich blinzelte die Tränen fort, die auf meinen Wangen trockneten.
- Auf den Wangen trocknende Tränen fortblinzeln?
Vorschlag: Ich musste blinzeln und die Tränen rannen über meine Wangen, wo sie der Wind trocknete.

Ich spürte wie die Wellen den weichen Sand unter meinen Fußsohlen weg spülten; ich den Boden verlor und da wusste ich es.
- Zuviele ichs.

Das Dunkel war jetzt Überall. Still war es. Durch das Fenster drang steriles, kaltes Licht nach draußen,
- Entweder Dunkelheit oder Licht, aber nicht beides.
- überall klein.

Laute, gehetzte Gesprächsfetzen drangen dumpf durch die Fensterscheiben.
- Auch hier. Entweder laut oder dumpf.

Der Kampf verloren
- Der Kampf war verloren.

Ich möchte in keiner Weise besserwisserisch klingen, hoffe aber, dass meine Anmerkungen dir weiterhelfen.

Fazit: Die Geschichte hat mir gefallen. Weiter so.

Lieben Gruss
.\ robi :cool:

 

Hi Dotslash!

Erstmal danke! Einige sachen sehe ich ein, bei andern nicht, da lasse ich künstlerische Freiheit gelten.

Deutung war richtig. Der Protagonist stirbt.

Werd es noch mal überarbeiten.

Ciao naso

 

Hallo naso,
tolle Geschichte, immer wieder. Kapiert hatte ich sie anders, aber sehr stimmungsvoll.
Milly

 

Hi Milly!

Danke für deinen aller ersten Beitrag.

Wie hast du die Geschichte denn verstanden?

Würde mich mal interresieren.

Ciao naso

 

Hi,

ziemlich bildhaft ... um nicht zu sagen: Diese Geschichte funktioniert nur auf der meta-Ebene. Du schilderst offenbar eine Art Traum oder Vision. Vermutlich geht es um die Schwelle des Todes, die überschritten wird, aber am Ende tritt die Seele wieder in den Körper des Todkranken ein. So verstehe ich es, aber man könnte es auch anders verstehen.

Abgesehen von der angenehmen Schilderung der Natur kann ich Deiner Geschichte leider nicht viel abgewinnen. Ich weiß nicht, ob Du Details reingepackt hast, die im Zusammenhang mit der obigen (oder einer anderen) Interpretation die Aussage interessanter erscheinen lassen, vielleicht Hintergründe aufdecken. Ich habe nichts dergleichen gefunden.

Es bleibt eine durchaus ambitionierte Geschichte, der es aber an Tiefe fehlt. Du scheinst mehr Energie für die Formulierungen aufgewendet zu haben als für den Inhalt, jedenfalls legt das Resultat das nahe.

Sprachlich habe ich nur zwei oder drei Anmerkungen:

- Du beginnst zwei aufeinander folgende Absätze mit "Die Sonne".

- "Das Gras machte meine Hose..." - "machen" ist ein Verb, das hauptsächlich in der Umgangsprache eingesezt wird.

- "und da wusste ich es." - eigentlich eher eine inhaltliche Kritik. Ich mag sowas nicht. Was ist "es"? Die Figur weiß es, der Autor weiß es, aber er verheimlicht es dem Leser, weil es seine Pointe ist. Das ist eine künstliche Spannung, die mich mehr nervt als dass ich sie spannend finde. Die Spannung entsteht nur dadurch, dass Du uns etwas verheimlichst, und das völlig offensichtlich. Die Spannung entsteht nicht aus der Geschichte heraus. Das Ende der Story ist ein Quiz, ein Rätsel. Vielleicht möchte ich kein Rätsel lesen, sondern eine Kurzgeschichte ;)

Fazit: sprachlich brauchbar, inhaltlich etwas dünn, künstliche Pointe.

Uwe
:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi nasoboem,

ich mag deine Geschichte.
Du erzeugst eine sehr schöne Stimmung. Ein Hauch Wehmut liegt darüber.
An Abschied hatte ich schon gedacht. Doch mußte ich deine KG zweimal lesen um mir sicher zu sein, dass da jemand im sterben liegt. Oder ist dein Prot schon tot?
Du beschreibst einen medizinisch kalten Raum, das lässt mich an eine Leichenhalle denken.

Dein Prot hat noch Sand an seinen Füßen. Dabei kam mir der Gedanke, dass er ins Meer gegangen und dabei ertrunken ist. Unfall, oder Selbstmord?

Also, ich wüßte schon ganz gerne was da passiert ist.
Kannst du das Rätsel nicht auflösen?

glg, coleratio

 

Hi coleratio!

Es geht hier nicht darum, was ich wollte. Mir ging es in erster Linie darum, die Stimmung zuschildern. Das man mit fühlen kann und was letztlich passiert ist eher nebensächlich.

Ist es eine Geburt, oder der Tot (so wie ich es gedacht habe) oder einfach ein Übergang. Letztlich ist das Wieso nicht bestanteil der Geschichteund es gibt da auch nichts aufzulösen. Es sind die letzten freien, gelebten Minuten, bis man sich etwas unausweichlichen beugen muss.

Ich kann nichts weiter erzählen, weil ich es selber nicht weiß. Zudem bleibt es deiner Phantasie überlassen wie die Umstände sind. Bis jetzt finde ich das alle die Geschichte verstanden haben, nur zuende denken, oder sie mit Details füllen, müsst ihr schon selber.

Bei mir stand einfach die Stimmung im Vordergrund, weshalb ich mir auch gefallen lassen muss, das meine Geschichte platt ist.

Ich weiß nicht ob das weiter hilft, oder ob das eher enteuscht, es ist halt keine klassische Kurzgeschichte.

Ciao naso

 

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