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Ein Leben

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15.05.2002
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Ein Leben

Zwei Menschen inmitten lodernder Ruinen. Der Himmel war rauchschwarz verhangen und ein beißender Geruch brennenden Fleisches schwängerte die Luft.
Dravin schrie seinen Schmerz hinaus. In seinen blutverkrusteten Armen hielt er den Körper seiner geliebten Sannah. Er jammerte laut und seine Schulten zuckten vor Pein, dennoch benetzte nicht eine einzige Träne das bleiche, verzerrte Gesicht des Mannes. Zuviel war geschehen, zu viele gestorben. Die alte Heimat war dem Untergang geweiht und das Letzte, das seiner Existenz noch einen Sinn verliehen hatte, sah in seiner Umarmung dem Ende entgegen. Sannah blickte hoch in das zerschundene Antlitz ihres Gatten und strich ihm sein schütteres, schweißnasses Haar aus der Stirn. Ihr Mund bewegte sich lautlos, während sie mit zitternden Fingern Dravins Wange liebkoste. Er wusste auch ohne Worte, was sie ihm sagen wollte. Das er sein eigenes Leben retten und sie verlassen sollte. So war sie schon immer gewesen. Selbstlos und gütig. Und wunderschön. Blut rann nun aus seinen Augenwinkeln und fiel in großen Tropfen auf Sannahs zerrissenes Kostüm. Milde lächelnd sackte ihre Hand hinab, wobei ihr Blick den Dravins’ gefangen hielt. Dann brach die hellgrüne Iris und wurde vom Schleier des Todes getrübt. Dravin presste den schlaffen Leib seiner Frau an sich und schrie so laut wie nie zuvor. Das Echo seiner Stimme prallte von den Wänden naher, halbzerfallener Gebäude ab und hämmerte mit einem vielfach wiederholten Orchester des Terrors auf ihn ein. Dravin brüllte bis schwarze gewobene Schleier aus Wahnsinn seine zerstörte Seele umflorten und er nur noch in einer erlösenden Ohnmacht, ohne das unerträgliche Gefühl des Verlustes, versinken wollte.
Nach einigen Momenten schluchzenden Verharrens brachte ihn plötzlich etwas wieder halbwegs zu Verstand. Die Erde erbebte schwach. Dravin schreckte auf, die Sicht blutig umwabert. Er erinnerte sich an seine Aufgabe und hoffte, dass es nicht schon zu spät war. Vorsichtig ließ er das reglose Bündel aus seiner Umklammerung gleiten und erhob sich. >> Als ob sie nur schliefe. << Schnell wandte er sich um und lief los. >>Nicht umdrehen. Sie ist wirklich tot. Du bist jetzt allein. Du weißt, was zu tun ist. Schnell! << Leises Weinen begleitete ihn.

Dravin rannte und sprang hin und wieder über einen frisch gebildeten Riss im Boden, wo er in großer Tiefe ein schwaches Glimmen wahrnehmen konnte. Es blieb nun nicht mehr viel Zeit. Schnaufend wischte er sich perlenden Schweiß von der Stirn. In der Ferne erschallte eine dumpfe Explosion. > Ich muss es schaffen! Für sie weiterleben. Egal wie. < Dravin rannte.

Ein kratzendes Keuchen begleitete die Schritte des schmutzigen, erschöpften Mannes, welche ihn in einen langen, breiten und lediglich von flackernden Lampen erleuchteten Korridor geführt hatten. Er kam an einer Leiche vorbei, die zusammengekrümmt unter Trümmern aus der zerstörten Decke begraben lag. Sich abwendend konnte er doch bei jedem Schritt, der ihn an ihr vorbeiführte, spüren, wie sie beobachtete, anklagte, dass sie ihn nicht vor dem Tod hatte bewahren können. >> NEIN! Das war nicht Sannah! Sie lag irgendwo dort draußen. Wurde in dieser Hölle von Flammen zerfressen oder war von einer Erdspalte verschluckt worden, oder ..... - Nicht nachdenken ! Einfach einen Fuß vor den anderen setzen. << Starr geradeaus schauend setzte er seinen Spießrutenlauf fort. >> Das Ziel war nahe. Nicht mehr weit. <<

Die folgenden Minuten waren seltsam verschwommen an Dravins Bewusstsein vorbeigeflossen. Er entsann sich an Passwörter und Knöpfe, über die seine Finger automatisch hinweggeglitten waren. Bildschirme voller Symbole und Zahlen. Das Geräusch eines Alarms, der mitteilte, dass die Maschine, welche ihn von hier fortbringen würde, aktiviert war.
Nun stand er hier. Inmitten eines riesigen Saales baute sich freischwebendes, purpurnes Gebilde von ovalem Äußerem vor Dravin auf und wartete darauf ihn aufzunehmen. Die Oberfläche der etwa zwei Meter hohen und einen Meter breiten, halbdurchsichtigen Form waberte in einer stetigen, konvulsischen Bewegung. Der Mann berührte sie sachte, worauf kleine Wellen konzentrisch von seiner Hand ausgingen. Er konnte hineintreten, wann immer er wollte. Viele vor ihm hatten diesen letzten Schritt gemacht, wohl wissend, dass sie nie wieder an diesen Ort zurückkehren konnten. Dennoch hatte der Forscherdrang sie dazu verleitet, alles, allein der Befriedigung der eigenen Neugier wegen, aufzugeben. Nichts konnte sich diesem ureigenen, menschlichen Drang in den Weg stellen. Am Schluss selbst nicht einmal die höchste Mauer von allen. - Dravin trat einen Schritt vor, während seine Lippen ein stummes Lebewohl formten.

 

Hi,

"0 Antworten" ist immer sehr unschön, also los...

Diese Geschichte schafft es, eine gewisse Stimmung zu verbreiten, und sie beginnt ohne Vorrede direkt mit der Handlung. Ich fürchte jedoch, dass das auch schon das einzige ist, was auf der Haben-Seite steht. Unter "Soll" würde ich folgende Kritik aufführen:

- typografisch falsche Anführungszeichen
- unklares Geschehen (sorry, ich habs nicht verstanden)
- kein Tiefgang (oder er ist mir entgangen)
- flache Charakterisierung des Prot (wer ist er?)

Fazit: sprachlich brauchbar, aber inhaltlich unklar und flach.

Uwe

 

Hallo Marcus,

sprachlich und vom Aufbau her, ist die geschichte gelungen. Doch zu viele Fragen bleiben offen: Was hat der Tod der Frau, das Beben, mit dem Gebäude zu tun?
Man kann wohl nicht wissen, was `dort´ ist, weil noch niemand zurückkam, doch ist ein Bezug zum übrigen Geschehen nicht deutlich.
Bei „er konnte hineintreten“ fände ich `eintreten` besser; „das sie nie wieder an diesen Ort“ - das klingt so, als wenn ich „diesen“ auf das wabernde Gebilde beziehen würde, dies ist doch nicht gemeint?
Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

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