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Ein Krokodil

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08.04.2003
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Ein Krokodil

Ein Krokodil


„Und wenn ich Dir doch sage, ich habe dieses grüne Krokodil mit meinen eigenen Augen gesehen! Immer und immer wieder lief es in aller Seelenruhe hinter einen Busch, vor einen Baum oder neben einer Bank!“ sagte sie mit einer Überzeugung, als ob ihr Leben davon abhinge, dass er ihr diese Worte glaubt.
„Du bist Dir sicher, dass Du vorher wirklich keinen klitzekleinen Schluck des guten Gesöffs getrunken hast? Ich meine, Marie, höre Dich an; Du erzählst mir eine Geschichte, die niemand, wirklich niemand glauben kann!“ er nahm ihre Hände und drückte sie etwas fester.
„Ich habe es mir gedacht. Lange habe ich überlegt , wem ich es erzählen soll oder erzählen kann! Aber nicht einmal Du glaubst mir!“ seufzte sie, mit einem beleidigten Unterton und schaute an ihm vorbei.
Er erhob sich aus dem alten samtenen Sessel und ging hinüber zum Fenster. Eine Weile stand er dort, bis er sich wieder zu ihr umdrehte.
„Marie, Du hast mir einmal erzählt, dass Dein Onkel väterlicherseits im hohen Alter an Schwachsinn erkra...“ „Wunderbar! Wirklich einmalig! Erst behauptest Du, ich sei Alkoholikerin und nun möchtest Du mich auch noch als eine Schwachsinnige ausgeben! Bernd, es reicht!“ sie schrie diese Worte und schmiss ihr Whiskeyglas gegen die Wand.
Er ging zu ihr und umarmte sie. Mit leisen Worten sprach er zu ihr „Marie, sei mir bitte nicht böse. Ich versuche doch nur Erklärungen zu finden. Erklärungen, weshalb Du dieses Krokodil gesehen haben könntest!“
Schluchzend und unter Tränen sagte sie „Warum ich dieses Tier sah? Und dabei stellst Du erst einmal in Frage, ob ich es überhaupt gesehen habe! Statt dass Du Dich fragst, wo es ausgebrochen bist, zweifelst Du an meinem Verstand!“
„Es ist aber auch nun mal wirklich ungewöhnlich, dass jemand an ganz normalen Orten dieses Breitengrades solch ein Tier entdeckt. Zumal Du es ja mehrmals gesehen haben willst! Es wirkt ja fast, als würde Dich dieses Monster verfolgen!“
„Ja Bernd, das habe ich mir auch schon überlegt! Es verfolgt mich und möchte mich höchst wahrscheinlich umbringen! Vielleicht ist es sogar abgerichtet worden! Sehr wahrscheinlich ist es sogar abgerichtet worden!“
„Marie, ich bitte Dich! Nun höre aber auf!“
Sie stieß ihn von sich und mit blitzenden Augen starrte sie ihn an „ Und Du wirst es abgerichtet haben! Du willst, dass ich sterbe. Damit Du an die Lebensversicherung kommst!
Du wirst auf der Beerdigung noch schwarz tragen und unechte Tränen weinen. Doch noch bevor ich vollends mit Erde überdeckt bin, wirst Du mit Deiner kleinen Geliebten über alle Berge sein und Dich an meinem Geld ergötzen! Du wirst mit ihr in den Wellen des Atlantiks schwimmen und ihr werdet es an jeder schummrigen Ecke treiben! Du Schwein! Du bist...“
Er hielt ihr den Mund zu und holte hinter seinem Rücken eine Pistole hervor.
„Gut Marie! Du hast es nicht anders gewollt! Wenn es auf den sanften Weg nicht geht, wenn Du den kalten Weg bevorzugst, dann soll es so sein!“
Sie sah in den Pistolenlauf.
Voller Schrecken wachte sie auf. Sie schaute zur Seite auf der ihr Mann noch in den tiefsten Träumen lag. Tief atmete sie aus und lächelte zu ihm hinüber. Sie kuschelte sich eng an ihn und schaute aus dem Fenster, wo sich der Tag als ein sonniger Sommertag entpuppte. Sie überlegte sich, nach diesem Schrecken erst einmal in Ruhe das Frühstück vorzubereiten. Marie ging in die Küche, stellte Teller und Tassen auf. Gerade war sie dabei, das Kaffepulver abzumessen, als ihr eine kleine, grüne Schuppe auf dem Boden neben ihren Füssen auffiel.

 

Hi Annablume.

Deine Geschichte gefällt mir wirklich gut. Sehr packend geschrieben und mit einer gekonnten Dramaturgie zum Ende hin.
Auch den Kontrast des Aufwachens finde ich sehr gut gelungen.
Aber irgendwie finde ich, dass die Geschichte dann zu abrupt endet. Vielleicht könntest Du Marie noch gemütlich aufstehen und entspannt in die Realität zurückkehren lassen, bevor dann der Alptraum noch mal ganz subtil aber überraschend zurückkehrt, mit einer Schuppe oder Spuren im Blumenbeet oder irgendetwas ähnlichem.
Nur so als zusätzliche Idee.

Gruß,
Björn

 

Hallo Björn,
ja, das ist eine sehr gute Idee! Ich selbst fand nämlich auch, dass am Ende noch was fehlt! Ich denke, dass werde ich noch mal überarbeiten!
Danke!
Gruß,
Anna

 

So, habe also gerade eine Kleine Veränderung vorgenommen. Ich denke- und hoffe-, so endet diese Geschichte besser, oder?
Anna

 

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