- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Ein kleiner Mann ganz groß
Wie jeden Tag saß Zachäus auch heute wieder in seinem kleinen Häuschen am Stadttor und kassierte den Zoll. Seine Lieblingsbeschäftigung dabei war das Geldzählen. Er liebte das Klingen der Münzen in seinen Händen und in seinem Beutel. Und dort hatte er viel davon. Er nahm den Menschen nämlich oft mehr ab, als er eigentlich musste – und wo wanderte dieses Geld hin? Natürlich in seinen eigenen Sparstrumpf.
Gerade kamen wieder ein paar Leute vorbei. „Halt!“, rief Zachäus, „Was habt ihr da auf eurem Wagen?“ - „Äpfel, die wollen wir in der Stadt verkaufen.“ - „Das macht 5 Schekel.“ - „Aber da bleibt ja kaum noch was für uns übrig!“, jammern sie. „Das ist nicht meine Sache. Gesetz ist Gesetz. Oder wollt ihr es mit den Römern zu tun bekommen?“ Das wollten sie natürlich nicht, denn mit den „Römern“ waren die Soldaten gemeint und die waren bewaffnet und meistens nicht bei bester Laune. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu zahlen.
Zachäus freute sich, denn 2 von den 5 Schekeln lies er in seine eigene Tasche wandern – er war wieder reicher geworden. Aber so wirklich glücklich war er trotzdem nicht. Er hatte nämlich keine richtigen Freunde, niemand konnte ihn leiden. Na gut, da waren noch die anderen Zöllner, aber er stand ihnen vor, er war der Oberzöllner. Irgendwie ging das auch nicht so richtig.
Eines Tages als Zachäus wieder in seinem Zollhäuschen saß, hörte er, wie sich die Leute ganz aufgeregt unterhielten: „Hast du schon gehört? Dieser Jesus ist auf dem Weg in unsere Stadt, er kommt hierher nach Jericho.“ - „Das soll ja ein ganz genialer Mann sein, der macht Sachen, die sonst niemand kann.“ - „Menschen, die er berührt hat, sollen gesund geworden sein.“ - „Und das, was er sagt, hat Hand und Fuß. Dem kann keiner so schnell was vormachen.“ - „Den muss ich unbedingt sehen.“
Das dachte sich auch Zachäus: Den muss ich unbedingt mal sehen! Also schloss er seine Zollstation ab, und gesellte sich mit zu den anderen Menschen, die schon auf Jesus warteten.
Da riefen plötzlich die, die ganz vorn standen: „Er kommt! Jesus kommt, endlich ist er da!“ Zachäus stand ziemlich weit hinten, und dazu war er noch ziemlich klein. Eines war klar: von hier aus konnte er nichts sehen. Er rempelte die anderen an: „He, lasst mich mal durch, ich will auch was sehen!“ Aber niemand ließ ihn durch. Schließlich war er es doch, der ihnen immer wieder das Geld aus der Tasche zog. Deshalb musste Jesus vor diesem Gauner geschützt werden. Keiner machte ihm auch nur einen Zentimeter Platz.
Doch Zachäus gab nicht so schnell auf: Wenn ich Jesus nicht von hier unten sehen kann, dann guck' ich ihn mir eben von oben an! So dachte er sich und lief schnell die Straße ein Stück weiter, wo Jesus vorbeikommen musste. Dort stand ein toller Baum mit dichtem Laub. Wenn er hier hochkletterte, konnte er alle gut beobachten, ohne selber gesehen zu werden – das war optimal! Es musste ja nicht jeder gleich wissen, dass er der Oberzollbeamte wie ein Affe auf einem Baum saß. Das wäre ihm schon ein bisschen peinlich.
Von hier oben hatte er wirklich eine super Aussicht – da kamen sie nun alle, genau unter seinem Baum durch, die, die ihm erst keinen Platz machen wollten, denen hatte er es aber gezeigt. Da, das musste dieser Jesus sein, von dem alle so schwärmten und er ging genau unter seinem Baum hindu ... - nein erblieb sogar stehen. Zachäus wurde schon ganz aufgeregt, wollte Jesus jetzt etwa hier eine seiner berühmten Reden halten? Oder gar eins von seinen Wundern tun, von denen alle so schwärmten? Das wäre doch toll und er wäre dann der ungesehene Augenzeuge...
Oh nein, Jesus hatte ihn entdeckt! Und jetzt sprach er ihn auch noch an: „Zachäus, komm vom Baum runter, ich möchte heute gerne dein Gast sein.“ Zachäus dachte er hörte nicht richtig, woher kannte dieser Jesus seinen Namen? War er etwa von jemandem verraten worden? Nein, das konnte nicht sein, denn dann hätten die anderen auch erzählt, wie gemein er immer zu ihnen war und dann würde Jesus bestimmt nicht mehr zu ihm kommen wollen. Es musste etwas anderes sein. - Nun wollte er wirklich wissen, was an diesem Jesus so dran war. Und deshalb stieg er so schnell er konnte vom Baum runter. Ihm war jetzt auch völlig egal, was die anderen dachten. Denn für ihn war ein wirklich großes Wunder geschehen: Er bekam gerade einen Freund. - Jesus wollte sein Freund sein. Dem war egal, wie klein oder gemein er war. So gingen sie gemeinsam in das Haus von Zachäus. Dort hatten sie viel Zeit, sich miteinander zu unterhalten. Alle anderen Leute regten sich zwar ganz schön auf, das Jesus sich mit so einem Menschen abgab, doch das störte die beiden gar nicht.
Zachäus hatte an diesem Tag einiges bemerkt: wie gemein und hinterhältig er zu den anderen war und wie er immer nur an sich selbst dachte. Das sollte von jetzt an anders werden! Den Leuten, denen er zu viel Geld abgenommen hatte, wollte er viermal so viel zurück geben. Er war in der letzten Zeit durch Betrug so reich geworden. Das war nicht richtig, das erkannte er jetzt. Deshalb wollte er seinen ganzen Besitz mit den armen Leuten in seiner Stadt teilen. Das versprach er Jesus ganz fest. Und Jesus freute sich darüber sehr. Und das haben sie dann gefeiert.
So ist aus dem kleinen Zachäus doch noch was ganz Großes geworden, weil er gemerkt hat, dass ihn jemand mag.