Ein himmlisches Geschenk
Jeder Morgen gleicht einem Fest.
Nach den vergangenen Ängsten wurde der Verstand durch solche Glücksgefühle genährt, dass ein Fremder erkrankt wäre am Wahnsinn.
Die getrockneten Sorgentränen, die erkennbare Furchen des schieren Entsetzens in den Gesichtern der Menschen hinterlassen hatten, wurden durch neue Tränen des Glückes ersetzt.
Die Kälte, die zuvor noch bedrohlich, sogar tödlich in den Gliedern verharrte, nahm nun erfrischende Züge an.
Die hohe Feuchtigkeit und der schneidende Wind brachten eine Welle von Wohltun mit sich und ersetzten damit die sorgenerfüllte Ungewissheit.
Denn als sie die ersten Konturen wahrnahmen, als dass was sie für uns sind, da wurde klar, dass ihnen ein weiteres Geschenk gemacht wurde. Für sie ein göttliches Werk, ließ sie nicht auf die Knie fallen, sondern wild in die Luft springen um dem östlichen Horizont entgegen zu blicken.
Die ersten unter ihnen die es sahen, was bei der ungeheuren Aufmerksamkeit aller, eine große Zahl war, badeten in zwei sich ähnelnden Strömen. Als die Welle des ersten Lichtes sie erreichte, brauch eine Flut von Glück in ihrem Herzen aus.
Ob die Wärme das Werk des Lichtes war, oder der reinen Freunde geschuldet ist, war nicht von belangen.
Und als auch das kleinste Mitglied unter ihnen dem Wunder Betrachter wurde, fielen sie sich gegenseitig in die Arme.
Glückwünsche und Gebetsfloskeln wurden getauscht und ein jeder lächelte mit einer Intensität die dem anlässigen Wunder nahe kam.
Zuvor müde Glieder fingen nun vor Aufregung an zu zittern, alte Greise fühlten sich in die Blüte ihres Lebens zurückversetzt.
Das Fest dauerte immer so lange, wie es benötigte die Menschen von der Wahrheit ihres Wunders zu versichern.
Man hatte ihnen, die sich eifrig bemühten es zu verdienen, eine weitere Reihe an Möglichkeiten gegeben.
Ihre Herzen klopften im gemeinsamen Rhythmus.
Ein neuer Tag war ihnen geschenkt.
Die Sonne erhob sich ein weiteres Mal für sie und blickte auf die im Kreis tanzenden Gestalten wohlwollend hinunter.
Das kollektive Gefühl der Dankbarkeit war so deutlich spürbar, dass ein jeder schwören würde, dass es Wunder auslösen konnte.
Das Fest war so traditionell und selbstverständlich wie der Mensch selbst.
Es bedarf keiner Musik, da die Gefühle eine Symphonie der Farben malte, die nur einher gehen kann mit der Empfindung von Tönen.
Zwischen den wohligen Strahlen der nun vollständig sichtbaren Wundersonne fingen die Mitglieder langsam an sich voneinander zu trennen. Sie umarmten sich stürmisch und versprachen sich leise klare Dinge.
Wenn jeder wieder ein Zuhause fand und sich ein häufig sehr bescheidenes Festessen genehmigt hatte,
wendeten sie sich ab und gingen schlafen.
Ganz bestimmt spürten die Menschen den geschenkten Tag auch im Schlaf.
Sie ruhten bis sie am späten Abend die Augen wieder aufmachten und zurückkehrten zu jenem Ort der Wunder wahr werden ließ.
Viele werden sich schon eingefunden haben und noch mehr werden kommen wenn die ersten schon leise anfangen zu weinen und zu klagen. So schnell war ihr Wunder wieder vorbei und es galt zu beten auf ein Neues. Sie hielten sich gegenseitig, um der puren Gewalt der untergehenden Sonne die auf sie einschlug standhalten zu können.
Wieder war ein Tag vorbei. Ein himmlisches Geschenk.
Erneut galt es die kalte Schattenzeit zu durchstehen und zu hoffen, dass ein neues Wunder möglich ist.
So sind die Menschen.