Ein heißes Telefonat
Die Sonne stand hoch am Himmel – es mochten über 30 Grad im Schatten sein. Gerade hatte ich zu Fuß den Tunnel nach Monte Carlo durchquert, als ich die Telefonzelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite erblickte. Ich wollte Bine nur kurz anrufen, so wie ich es jeden Tag tat. Nur mal schnell „Hallo“ sagen, denn am Morgen hatte ich es von Nizza aus nicht mehr geschafft.
In der Zelle kochte es bereits, als ich sie betrat, denn sie stand in der prallen Mittagssonne. Aber das machte nichts. Ich war frisch in Bine verliebt, hatte den Urlaub aber schon gebucht, bevor wir uns kennen lernten.
Ich warf einen Franc in den Schlitz, wählte ihre Nummer. Es dauerte immer etwas, bis die Verbindung nach Deutschland hergestellt war. Endlich vernahm ich dieses Tuuut - Tuuut und kurz darauf ihre Stimme, ihr süßes „Hallo“, das mich jedes Mal dahinschmelzen ließ. Für einen Franc konnte man keine langen Ferngespräche führen, und das Blinken des Lämpchens am Telefonkasten kündigte jedes Mal das bevorstehende Ende des Gesprächs an.
Doch diesmal blinkte der Apparat nicht. Wir redeten immer weiter, flirteten miteinander, flüsterten uns Liebesbekundungen zu. Nach etwa zehn Minuten merkte ich, dass da etwas nicht stimmen konnte.
In der Telefonzelle mochten es bestimmt 45 Grad Celsius sein, vielleicht auch mehr. Die Sonne brannte mir auf der Haut. Ich drehte mich nach der anderen Seite, doch auch so gab es keinen Schatten. Der Schweiß rann mir von der Stirn.
„Du Bine“, röchelte ich, „das Geld fällt überhaupt nicht durch, und ich stehe hier in der prallen Sonne. Bis morgen, mein Schatz. Ich lege jetzt auf“ – „Du legst jetzt nicht auf!“, flötete sie, „Das musst du ausnutzen, oder kannst du keine heiße Frau mehr ab? “
Sie hatte ja so recht. Wir waren total ineinander verliebt, wollten gerne lange miteinander reden. Wenn nur diese verdammte stechende Sonne nicht gewesen wäre. Ich bekam kaum noch Luft in dieser stickigen Zelle. Draußen klopfte jemand an die Scheibe, wollte auch telefonieren. Doch auch mein diesbezüglicher Hinweis ließ Bine nicht erweichen.
Es wurde immer heißer und heißer. Ich hielt es nicht mehr aus. Irgendwann legte ich dann doch auf, konnte einfach nicht mehr – Ich glaube, ich habe gesagt, das Geld sei jetzt doch durchgefallen. Ich war glücklich. Glücklich, aber pitschenass