Antwort
Hallo,
es wurden zwischenzeitlich viele Kommentare geschrieben. Das freut mich sehr und ich werde jetzt einzeln darauf eingehen:
Zuerst an Rainer:
Du hast Folgendes geschrieben:
Ein Problem ist natürlich auch das Genre: Wenn du den Text in der Philosophie-Rubrik gepostet hättest, würde ich dir die komplizierte Struktur der Sätze nicht ankreiden. Da erwartet man keine extreme Simplifizierung wie in der Mainstream-Literatur. Aber gerade Satire wird von, ich sag mal, einfachen Gemütern wie mir gelesen, die den Sinn eines Satzes auf Anhieb verstehen wollen - wenn sich die Pointe oder der Witz erst im Nachhinein erschließt, etwa bei satirischen Anspielungen, deren Vorlage man nicht kennt, ist das kein Problem.
Sehr richtig! Es kam ja mehr oder minder bei allen Antworten heraus, dass ich mich stellenweise nicht in den Grenzen des Genres Satire bewege. Ich hatte auch nie vor, eine Satire zu schreiben. Da bin ich einfach ehrlich. Ich will mit meinen Geschichten bestimmte Ideen und Meinungen an die Leserschaft herantragen. Dafür will ich mich nicht in den Grenzen eines Genres bewegen. Ich will meine Ideen einfach nach meinem künstlerischen Verständnis bestmöglich zu Papier bringen, in einer gewissen Grenzenlosigkeit. Daher ist es für mich schwierig, das richtige Forum auszusuchen. Philosophie wäre eine Möglichkeit gewesen. Die Geschichte soll aber vorwiegend provozieren, sie hat mehr einen moralischen als philosophischen Hintergrund. Es ergibt sich aus ihr schlichtweg keine neue Erkenntnis. Daher wäre die Geschichte dort auch fehl am Platz...
Weiterhin sagst du:
Ja, für mich! Aber nur weil ich mit deinem Text nichts anfangen kann, sollst du doch bitte nicht deinen Schreibstil ändern. Schreib so, wie es dir gefällt und wie es für dich richtig ist. Vielleicht gefällt es ja anderen Lesern durchaus, was du ersinnst.
Keine Angst! Ich kenne meinen Stil und bleibe dabei. Dennoch kann ich mich zwischen den Grenzen meines Stils bewegen, ich bin nicht starr. Und bisweilen kann das sehr sinnvoll sein.
Und zum Schluss:
Kritik muss nicht unbedingt hilfreich sein und sollte nicht als Anlass verstanden werden, im Falle mehrerer Verrisse das Schreiben einzustellen oder versuchen, es beim nächsten Mal den Kritikern recht zu machen.
Das habe ich im Wesentlichen gerade schon geklärt. Dennoch sehe ich die Kritik immer als eine Hilfe an. Obgleich es häufig "nur" eine Meinung ist und mich deshalb keinesfalls bewegt, gleich alles anders zu machen, ist sie immer ein Antrieb, sich mit dem eigenen Text nochmals auseinanderzusetzen. Auch lernt man zu argumentieren und seinen Text zu verteidigen. Wenn ich also sage, Kritik hilft immer, dann meine ich das nicht nur auf den Text bezogen... Gruß, Flüssigfeuer
Jetzt zu Quinn:
Du beginnst gleich sehr offensiv:
Monicagate war am 26.1.98 („I did not have sexual relations with that woman”), der 11. September war am - nun ja - am 11. September 2001. Auch am 10.September hat kein Mensch mehr über Clinton und Lewinsky nachgedacht, von daher ist der Satz einfach unsinnig und will nur zwei provozierende Schlagwörter unterbringen.
Nein, nein und abermals nein! Das sind nicht nur zwei Schlagwörter. Dass die beiden Ereignisse über drei Jahre auseinanderliegen, ist mir wohl bekannt. Nochmals meinen ersten Satz:
In dem Jahr, da in Amerika Flugzeuge in Hochbauten rasten und man, aufgeschreckt von den Ereignissen, plötzlich vergaß, über das große Schwanzlutschen einer Praktikantin nachzudenken, suchte Bill Jefferson, ehemaliges Vorstandsmitglied von General Motors, das Weite in den endlosen Gebirgszügen des Himalajas.
Wir befinden uns also im Jahr 2001. Ich behaupte, man habe in den USA wegen der schrecklichen Ereignisse erst 2001 aufgehört, über eine meines Erachtens so unwichtige Sache nachzudenken. Das ist meine Behauptung. Deine Behauptung ist, dies sei Quatsch. Man habe doch schon längst nicht mehr darüber nachgedacht. Zwei Behauptungen, keine Beweise. Also, wer hat Recht? Welch eine Tragödie?
Keine wird's beweisen können. Dennoch, ich habe Bekannte in Amerika. Es handelt sich vorwiegend um Studenten. Sie haben vor dem 11. September mehrmals geklagt, dass an der Uni und auch in der Familie über Bills "Ausrutscher" immer noch heftig diskutiert werde. Plötzlich, nachdem ein anderes unglaubliches Ereignis stattgefunden hatte, gab es dieses Thema gar nicht mehr. Es war also tatsächlich erst nach dem 11. September Geschichte... Glaube mir also bitte, das war nicht bloß ein blöder Effekt...
Weiterhin:
Wenn es im Übertragenen Sinne gemeint ist (so groß war die Bedeutung), dann ist es eine Floskel. Wenn es wörtlich gemeint ist, dann ist es Unsinn, denn er ist ja nicht der einzige Topmanager auf der Welt.
Das ist eine, wie du es nennst, Floskel. Freilich gibt es andere Topmamanger, aber der Mann ist der Protagonist, seine Individualität ist wichtig, eben sein enormes Streben nach Macht und Regieren. Die "Floskel" verstärkt auch die Tiefe seines Falls. Meiner Meinung nach ist die "Floskel" in Ordnung.
Weiter:
Wer is’n „ich“? Wenn du einen personifizierten, auktorialen Erzähler hast, musst du ihn vorstellen.
Damit bin ich das nächste Mal vorsichtiger. Ich meine, dass ich den Erzähler nicht vorstellen muss, dass er im Hintergrund bleiben kann, aber es löst bei vielen ein unbefriedigendes Gefühl aus.
Weiter:
Der Text kämpft auch damit, nicht in die dunstigen Abgründe sinnentleerter Floskeln und Bilder zu fallen.
Puhhh! Von mir aus gibt es eben viele "Floskeln" und Bilder, aber sinnentleert sind sie bestimmt nicht. Dein Wort ist scharf, aber das ist wohl so in diesem Forum.
Wie dem auch sei, Dank dir für deinen Kommentar. Gruß, Flüssigfeuer
Es geht weiter mit sim:
Du hast stilistisch einige sehr gute Anmerkungen gemacht. Dank dir dafür!
Einige Sachen sind aber unklar. Du sagst: Da es mehrere Geschäftspartner sind, müsste mE "geringe überwiesene Summe" im Plural stehen, also: für gewisse Dienste überwiesenen, gewiss nicht geringen Summen an Geld
Nicht zwangsweise. Auch mehrere Geschäftspartner können nur eine Summe überweisen, wenn sie nämlich als Gruppe zusammengehören und auch zusammen überweisen. Die folgenden
Anmerkungen, die sich darauf beziehen, würde ich ähnlich bewerten. Aber das ist Kleinkram. Deine Variante ist sicherlich besser. Sie "stört" nicht so...
Dann:
Da die Abgründe die richtung ja schon enthalten, kannst du "hinab" als Tautologie betrachten und es streichen.
Ja, eine klassische Tautologie. In dem Sinne auch bewusst eingesetzt, um die Tiefe seines Falls zu unterstreichen...
Dann kritisiert du diese Zeile:
kannte er doch solcherlei Behauptungen von seiner nicht mehr ganz jungendlichen Frau
Wieso ist das Adjektiv zu männlich? Ist doch ein astreiner Dativ. Verstehe ich nicht. Klär mich auf!!!
Dann diese Zeile meiner Geschichte:
Jene Momente wie dieser, da wir über unser Leben und Tod so offensichtlich bestimmen können, sind von so erschreckender Grausamkeit, dass wir es mit einer so ungeheuren Angst zu tun bekommen, wie sie natürlicher und menschlicher nicht sein könnte.
Hier gefällt dir das "da" nicht. Man kann es aber schreiben, weil "da" auch temporal eingesetzt werden kann. Siehe Duden...Ansonsten sind deine Vorschläge hier gut. Das kann man tatsächlich besser und melodischer schreiben. Im Allgemeinen, deine sprachlichen Anmerkungen sind wirklich sehr hilfreich.
Aber dann:
Wenn er wirklich hoch oben im Himalaya ist, wird das nichts, jedenfalls wenn ich den Berichten Messmers glauben darf. Viele Expeditionen berichten von abgefrorenen Zehen (obwohl sie in Schuhen steckten). Die Hände sollte er tunlichst in Handschuhen lassen, wenn er sie behalten möchte. (Hättest du an früherer Stelle von "bloßen Händen" geschrieben, hätte ich das da schon angemerkt.
Hier muss ich gestehen, hast du mich zum Schmunzeln gebracht. Ja, ja, die Messner-Bücher. Bisweilen ist es von Nutzen, die Bücher wegzulegen, und in die Natur zu schreiten. Was man nicht alles lernt! Zum Beispiel Folgendes: Der Himalaya beginnt nicht bei 8000m. Ganz und gar nicht. Es ist ein erstaunliches Gebirge. Auf gut 2000m hat man noch tropischen Wald und schwitzt ohne Unterlass. Die Baumgrenze kommt erst bei 4000m! Eine Reise dorthin ist wirklich empfehlenswert. Kommen wir aber zu deinem Kommentar. Ich habe die Höhe nie erwähnt. Aber sei versichert, ich dachte so an ca. 4500m. Tatsächlich fällt dort Schnee. Es kann aber durchaus sein, dass dabei die Sonne scheint. Es kommt einen dann gar nicht so kalt vor. Ganz im Gegenteil, man BEWEGT sich nämlich. Ernsthaft, es ist ganz schön anstrengend, da ober herumzuklettern. Glaube mir, auch dir würde warm werden, besonders in der Sonne. Die einfachste Möglichkeit, die Wärme abzugeben und somit die Körpertemperatur zu regulieren, ist das Ausziehen der Handschuhe! Die Hände bleiben für ca. 15min warm (selbst wenn man nur steht). Sollte in der Zeit eine Schneeflocke auf die Hände fallen, schmilzt sie garantiert.
Also pack deine Sache und auf nach Asien! Kleiner Scherz natürlich. Hab nochmals Dank für deine Anmerkungen. Ich werde mir bald deine Geschichten vornehmen. Gruß, Flüssigfeuer
Nun zu Ernst Clemens
Auch du hast einige hilfreiche Anmerkungen gemacht. Mit allen bin ich aber nicht einverstanden.
Fangen wir damit an:
die wesentlichen punkte hat rainer schon erwähnt: langweilig geschrieben und vom text her überladen und in einem stil verfasst, der nicht zu einer satire gehört...........aber ehrlich gesagt: es IST AUCH KEINE satire. es fehlt ihr der biss! andererseits weiss ich genau, wie schwierig es ist, eine ECHTE satire zu schreiben. ich habe das auch öfters versucht. den mäßigen erfolg kannst du in der rubrik satire nachlesen.
Klar, Literatur ist Geschmackssache. Und, wie weiter oben zu lesen, ich wollte nie eine Satire schreiben. Die Geschichte passt dennoch am besten in dieses Forum.
Dann:
direkte rede beginnt und endet mit anführungs- und schlußzeichen
Du bist ja sehr dudenfreundlich.
Die Rede sollte mehr in den Text eingeschmolzen werden. Das fand ich reizvoll. Da ignoriere ich auch mal den Duden.
Außerdem:
glaubst du wirklich, dass sich der CEO von GM ein fahrzeug aus der eigenen produktion MIETEN muss? das klingt unglaubwürdig!
Es ist keinesfalls unglaubwürdig. Meine Angaben sind hier nur unvollständig. Ich habe mich entschieden, eine in diesem Fall wichtige Information wegzulassen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das auffällt. Du hast das Gegenteil bewiesen!
Ich meinte den Cadillac Eldorado der dritten Generation. Das ist ein beliebtes Kultauto in Amerika, das einer Schülerin sicherlich imponieren könnte. Im Jahre 1985 lief die Produktion des Wagens allerdings aus. Im Jahre 2001 stand also mit Sicherheit kein derartiges Modell mehr in einem GM-Werk oder in einem Autohaus. Man musste es gebraucht kaufen - oder eben mieten. Mein Manager ist kein Autonarr, hat es also nicht unzähliche Wagen in der Garage stehen. Daher muss auch er etwas "Besonderes" mieten. Top-Manager hin oder her!
Dann sehr lustig:
ich denke, es war eher das girl, das massierte und nicht bill.
Also Ernst, hab mal ein bisschen mehr Fantasie!
Weiter:
du willst damit sagen, dass ein vorstand gar nicht weiss was er tut? oder warum muss er sich dann über seine entscheidung wundern?
Das ist eine anstrengende Tour, die er da macht. Da kommen solche Fragen. Ob man will oder nicht.
Und dann noch:
vielleicht ist es hilfreich, wenn du jemanden bittest, dir deinen text laut vorzulesen. du wirst schnell erkennen, wo die stellen sind, an denen der vorleser ins stocken gerät........weil dein stil den lesefluss sehr beinträchtigt.
Ich kann meine Geschichte lesen, ohne ins Stocken zu geraten. Meine Kommas sind mit Intention gesetzt. Ein Lesefluss besteht meines Erachtens.
Ansonsten auch hier nochmals Lob und Dank für deine Aufmerksamkeit. Gruß, Flüssigfeuer
Und jetzt noch zu lakita
Du hast geschrieben:
Mir hat dein Text leider nicht gefallen, denn er stellt aus meiner Sicht allenfalls den Hauch einer Satire dar, eher würde ich sagen, er ist ein wenig ironisch und zudem fand ich ihn nicht besonders spannend. Ironie allein ist noch keine Satire.
Wie Ernst schon angemerkt hat, ist es verdammt schwierig, eine vollendete Satire zu schreiben, wobei noch nicht mal erforderlich wäre, dass diese humorvoll, witzig oder ironisch, sarkastisch verpackt ist.
Ja, ja, ich hab's kapiert. Es ist keine Satire.
Wollt ich aber auch nicht. Hab ich weiter oben schon beschrieben.
Dann das:
Dass du lange Sätze schreibst, ist sicherlich zum einen eine Geschmacksfrage, was man dem Leser gerne bieten möchte und ob man es als eine besondere Stilform für sich nutzen möchte, aber für mich ist es auch manchmal eine Form von Faulheit, Dinge klarer zu fassen. Diese Faulheit will ich dir keineswegs unterstellen, dazu kenne ich dich zu wenig, aber du setzt dich diesem Verdacht aus.
Also bitte! Lange Sätze sind keine besondere Stilform. Und das mit der Faulheit verstehe ich auch nicht. Lesbare Sätze entsprechender Länge so zu konstruieren, dass sie lesbar, flüssig und melodisch sind, ist keine einfache Sache. Faul ist ganz und gar das falsche Wort. Komische Anmerkung...
Dennoch, auch dir danke für deinen Kommentar und die Willkommensgrüße! Jetzt sind meine Finger allerdings wund, ich höre besser auf. Gruß, Flüssigfeuer