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Ein Grün bitte
"Ich hätte gern ein Grün."
"Ein Grün? Sind Sie sicher?"
"Ja, sicher bin ich mir ganz sicher. Ich hätte gern ein Grün!"
"Tut mir leid, Grün führen wir nicht."
"Das kann doch nicht sein!"
"Doch, da bin ich mir nun sicher. Wie wäre es mit einem Rot?"
"Ich möchte kein Rot, ich möchte ein Grün!"
"Aber dieses Rot ist besonders schön, und ich könnte Ihnen einen guten Preis dafür machen, es ist diese Woche im Angebot."
"Was soll ich mit einem Rot?"
"Sie glauben gar nicht, was man mit einem Rot alles anfangen kann, probieren Sie es doch einfach aus!"
"Nein, ich möchte kein Rot, Rot macht mich irgendwie aggressiv, ich hätte gern ein schönes beruhigendes Grün."
"Aggressiv? So, so. Dann lassen wir das lieber."
"Wir schon gar nicht, wenn dann ich!"
"Ich merke, das Rot wirkt bereits. Vielleicht ist es wirklich nicht das Richtige für Sie."
"Sag ich doch!"
"Wie wäre es stattdessen mit einem Blau?"
"Ein Blau? Warum Blau? Soll das eine Anspielung sein?"
"Durchaus nicht, aber das Blau hat auch eine beruhigende Wirkung."
"Meinen Sie?"
"Ich bin der Fachmann, ich weiß es."
"Aber ein Blau ist so kalt, ich hätte doch lieber ein Grün."
"Kalt? Das muss kein Nachteil sein. Bedenken Sie doch den erfrischenden Effekt im Sommer."
"Der Sommer ist eine Jahreszeit, wir haben vier! Ich möchte mich aber immer wohl und ausgeglichen fühlen!"
"Da haben Sie natürlich völlig Recht."
"Davon bekomme ich auch kein Grün."
"Richtig. Leider sind wir nun auch schon fast am Ende unserer Produktpalette angekommen."
"Fast? Was hätten Sie denn noch zu bieten? Vielleicht doch ein winziges Dunkelgrün?"
"Nein, wie gesagt, wir führen kein Grün."
"Ich sagte ja auch Dunkelgrün!"
"Nein, auch kein Dunkelgrün. Ich hätte da noch ein Gelb. Das Gelb eignet sich durch seine Wärme assoziierende Wirkung hervorragend zum wohl fühlen und wirkt durchaus beruhigend, wenn es nicht zu kräftig ist."
"Gelb? Ich weiß nicht."
"Tja, fragen Sie den Fachmann!"
"Nein, ich glaube, gelb ist auch nichts für mich. Meine Exfreundin hatte ein Gelb, es würde mich ständig an sie erinnern, da könnte ich auch gleich das Rot kaufen."
"Schwierig, schwierig."
"Was? Sie halten mich für einen schwierigen Menschen?!"
"Keineswegs, ich halte Sie für einen sehr anspruchsvollen Menschen, der sich nicht mit dem Erstbesten zufrieden gibt."
"Das ist richtig, deswegen möchte ich auch ein Grün."
"Ich glaube, jetzt habe ich es!"
"Was, nun doch?"
"Kaufen Sie doch einfach ein Gelb und ein Blau!"
"Warum das denn? Damit ich bei dem Gedanken an meine Ex Gefrierbrand bekomme?"
"Natürlich nicht, so dürfen Sie das nicht sehen.
Wie dann bitte schön?"
"Es kommt auf die richtige Dosierung an."
"Nun bin ich aber gespannt!"
"Sie nehmen ganz einfach nur ganz wenig von dem Gelb, gerade soviel, dass es wohlige Wärme verströmt, Sie aber nicht an Ihre Verflossene erinnert. Dazu nehmen Sie ein schönes Blau. Wenn Sie nun beides zusammen haben, dürfte es Ihnen weder zu kalt, noch zu warm sein und entspannend sind beide."
"Und Sie haben wirklich kein Grün?"
"NEIN!"
"Gut, packen Sie mir das Blau und das Gelb ein, aber bitte getrennt. Ich möchte nicht, dass da etwas durcheinander kommt."
"Gern, wie Sie wünschen."