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Ein gewöhnliches Verhör

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21.01.2016
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Ein gewöhnliches Verhör

Chefinspektor Matumbe saß gebeugt über dem Schreibtisch seines kleinen Büros und wischte sich mit einem feuchten Tuch den Schweiß von der hohen Stirn. Die Hitzeperiode dauerte nun schon achtzehn Tage an und die trockene Luft stand bleiern in dem karg eingerichteten Raum. Ein klobiger Tisch mit einem Telefon, verbeulte Aktenschränke, blätternder Putz und ein nutzloser, vergilbter Ventilator an der Decke waren alles, was sein Vorgänger ihm hinterlassen hatte.
Er griff nach dem Bericht von Ermittler Hairte. Sein Blick fiel auf den gesprenkelten Steintopf mit den Ceesbaars, der neben der Akte stand. Seine Ajana bereitete sie in aller Frühe vor. Ajana, dachte er, schöne Blume. Ihre zarte Haut war so schwarz wie ihr Haar, die Lippen weich und ihre Augen so hell, das er den Blick kaum abwenden konnte. Sie erfüllte ihn mit Stolz und gab ihm Kraft. Die Bedeutung seines eigenen Vornamen war in der Unterwelt von Nougari berüchtigt, was er als schmeichelhaft empfand. Talehot, Bluthund.
Matumbe entnahm einen der pikanten Pfannkuchen aus dem Topf und biss mit der Erwartung von Hochgenuss in die schlichte Gaumenfreude mit Chili und Banane. Das Vergnügen spiegelte sich an seinen Gesichtszügen wieder. Durch das schlierige Fenster sah er die Untersuchungsgefangenen, fünf an der Zahl. Auf Händen und Knien krochen die Gefangenen über den staubigen Innenhof dem rostigen Wasserhahn entgegen, der einsam aus der Mitte des Platzes zwischen den Gebäuden und Mauern aufragte. Ungelenk mühten sie sich, eine Berührung ihrer nackten Füße mit dem Boden zu vermeiden. Unter ihren Shirts baumelte die morgentliche Ration Brot, an einem Band um ihre Hälse abgenutzte Aluiniumbecher. Matumbe öffnete den Ordner und studierte den Bericht von Inspektor Hairte.

Aakif Mboge, Frisör in Ruaka Town und ein zuverlässiger Informant, gab einen Hinweis auf die Fahrzeugentführung mit Doppelmord an der Ukwala Road. Ein gewisser Saabir Sidibeh, ein bekannter Kleinkrimineller, bisher auffällig durch Taschendiebstahl und Smash and Grab, soll Andeutungen auf den Überfall gemacht haben. Die Beschreibung des Täters passte auf ihn. Unter seinem Shirt trug er eine Automatik. Seiner Festnahme am folgenden Tag vor einer Slum-Bar widersetzte er sich nicht. Eine Waffe wurde bei ihm nicht gefunden. Die Vernehmung durch Ermittler Hairte kam zu keinem Ergebnis. Sidibeh leugnete beharrlich das Verbrechen und machte dementsprechend auch keine Angaben zum Tathergang. Die nächste Vernehmung würde Matumbe selbst übernehmen.

"Aboudi", rief er und biss noch einmal in den Maispfannkuchen.
Aboudi Aboudi öffnete die Tür des Büros. Sein pausbäckiges Gesicht erschien in dem schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Mit großen Augen schaute er Matumbe an.
"Chefinspektor."
"Hairte soll den Gefangenen...", Matumbe blickte auf den Bericht, "...Sidibeh zur Vernehmung vorbereiten. Ich werde sofort kommen."
"Jawohl, Chef." Das runde Gesicht mit der vorstehenden Oberlippe verschwand aus der Türöffnung, die sich darauf langsam schloss.
"Lass die Tür offen, Aboudi,“ rief Matumbe dem Bürogehilfen nach.
"Jawohl, Chef.“ Aboudi zog die Tür wieder zurück und öffnete sie vollständig.
Matumbe schob den Rest des Pfannkuchen in den Mund, wischte die fettigen Finger an dem Tuch ab und las den Bericht mit dem Tathergang. Zeugenaussagen zufolge saß das Ehepaar im Auto, einem Seat Alhambra Kombi, als ein etwa zwanzigjähriger Mann die Fahrertür aufriss. Der Täter trug eine weite, verwaschene Jeans und ein graues Shirt mit Querstreifen und Ausschnitt. Die Waffe hielt er in der linken Hand. Er richtete sie auf den Kopf des Mannes und zerrte ihn mit der anderen Hand auf den Boden vor dem Fahrzeug. Dann schoss er ihm seitlich in den Kopf. Die Frau blieb im Wagen sitzen. Der Täter stieg ein, schlug ihr mit der Waffe ins Gesicht und schrie ihr etwas zu, das nicht verstanden wurde. Die Frau stieß die Beifahrertür auf, sprang aus dem Fahrzeug und der Täter schoss ihr dreimal in den Rücken.

Chefinspektor Matumbe überflog den Rest des Berichtes und erhob sich. Er griff sein Jacket von der Stuhllehne, streifte es über und schloss die Knöpfe. Mit dem Ordner in der Hand passierte er Aboudi, der in eine Akte schrieb und den Blick nicht erhob. Aboudi war jung und noch neu im Polizeidienst. Matumbe konnte seine Unsicherheit spüren. Aboudi war so verstört, wie auch er in den ersten Monaten, als er die zuweilen grausame Gewalt im praktischen Dienst miterlebte. Es war allen egal, ob es ihn anekelte oder sich in seinem Inneren etwas sträubte. Sein direkter Vorgesetzter wusste es nur allzu gut, entweder ein sicheres Einkommen als Polizist oder zukunftslose Drecksarbeit. Und das ließ er ihn auch spüren. Seine Abscheu überwand Matumbe nur langsam. Er folgte den Anweisungen trotz des gefühlten Ekels und oft reagierte er nur noch mechanisch. Nicht selten hatte er sich selbst dafür gehasst, dass er alles mit sich machen ließ.

Matumbe lief einen verschmutzten Gang entlang und folgte ihm um eine Biegung. Hairte erwartet ihn vor dem Verhörraum. Er wirkte grobschlächtig und Matumbe wusste, das sich unter der Uniform massige Muskeln befanden. Gegen die gedrungene, kräftige Statur von Hairte erschien Matumbe in seinem blauen Anzug wie ein sehniger Athlet.
„Guten Morgen.“ Matumbe nickte Hairte respektvoll zu. Er war eine Person von durchschnittlicher Intelligenz, aber fähig zu skrupelloser Brutalität. Auf einen Mann wie ihn konnte er bei seinen Ermittlungen häufig nicht verzichten.
„Guten Morgen, Chefinspektor.“ Hairte verzog keine Miene. Die hohen Wangenknochen und der kräftige Kiefer unterstrichen seine körperliche Ausstrahlung.
Matumbe deutete mit der Hand auf die Tür des Verhörraumes, wie er es immer tat. Hairte trat ein und stellte sich schweigend an die Wand. Matumbe schloss leise die Tür und betrachtete den potentiellen Täter.

Saabir Sidibeh lag mit dem Rücken auf einer breiten, dunklen Holzbank. Die großen Nasenlöcher weiteten sich in schnellem Takt. Seine nackten Füße waren mit zwei Eisenringen am unteren Ende der Bank fixiert. Sie waren blau angelaufen und geschwollen. Einer der Zehen stand unnatürlich vom Fuß ab. Ein weiterer Ring zierte seinen Hals. Sidibeh hatte den Kopf angehoben. Mit aufgerissenen Augen starrte er über seine Füße hinweg die beiden Männer an. Sein Kopf vibrierte.
Matumbe schlug wiederholt sachte mit dem Ordner auf seinen Handballen und trat neben die rauhe Holzbank.
"Saabir", hauchte er. "Wir wollen dir nicht weh tun. Beantworte ein paar einfache Fragen und das hier ist vorbei, bevor es richtig begonnen hat." Er senkte den Kopf und hob die Brauen.
"Ich hab das nicht getan, Chef. Ich bin kein Mörder, Chef."
„Ein paar einfache Fragen, Saabir, in Ordnung?“
Sidibeh nickte heftig.
„Was für einen Wagen hast du gestohlen, Saabir?“
Sidibehs Augen weiteten sich.„Ich habe nicht gestohlen, ich bin kein Dieb, Chef“, rief er aufgewühlt. Die Muskeln unter seiner Haut zitterten. Matumbe verzog einen Mundwinkel.
„An wen hast du den Wagen verkauft?“
„Ich stehle keine Autos, das habe ich noch nie getan.“
„Aber du hast schon einmal jemanden getötet?“
„Nein, beim Leben meiner Mutter, nein, bestimmt nicht.“
„Saabir, mache es uns doch nicht so schwer“, sprach Matumbe leise. „Woher hattest du die Waffe?“
Sidibeh zögerte.
„Ich habe keine Waffe, Chef.“
Matumbe schaute zu Inspektor Hairte, senkte den Blick und nickte. Hairte ergriff einen der langen Bambusstöcke, von denen ein Dutzend nebeneinander an einer Wand des unverputzten Raumes standen. Sidibeh blickte ihn panisch an. Er schnappte aufgeregt nach Luft. Seine Haut wurde dunkler.
"Chef, bitte, Chef. Ich bin kein schlechter Mensch." Sein Körper zittert wie im Fieber. Die aufgedunsenen Füße schlugen gegen die Eisenringe, deren Verschlüsse klirrend schepperten.

Matumbe hielt sich nicht für einen Unmenschen. Er mochte diese Art des Verhörs nicht, doch mit der Zeit hatte er gelernt, Distanz zu wahren und die wenig erfreulichen Eindrücke an sich abgleiten zu lassen. Es war ja nichts Persönliches sondern ein notwendiges Mittel, um Erfolge zu erzielen. Und bei so manchem Delinquenten bereute er es nicht einmal. Aber was sollte er machen?
Er hatte sich vom kleinen Polizisten bis zum Chefinspektor hochgearbeitet. Er konnte eine schöne Frau heiraten und aus dem verdreckten Vorort in eines der umzäunten und bewachten Wohnviertel ziehen. Die Lebensqualität dort war hoch. Seine Kinder besuchten eine gute Schule und würden nicht ertragen müssen, was er in all den Jahren erlitten hatte. Sie würden zur Elite des Landes gehören. Das alles wollte er nicht aufs Spiel setzen.
Moderne Ermittlungsmethoden standen ihm nunmal nicht zur Verfügung, um gerichtsverwertbare Beweise zu erhalten. Hier im Hinterland verfügte er nicht über Datenbanken mit Fingerabdrücken, DNA Fingerprints, technischen Möglichkeiten zur Bestimmung des Waffentyps oder der Zuordnung von Hülsen als Tatwaffenbestimmung. Er konnte keine Telefone anzapfen lassen. Er besaß nicht einmal einen Computer.

Pfeifend fuhr der dünne Stock durch die Luft und schlug klatschend auf die rechte Fußsohle von Sidibeh. Er warf den Kopf zurück und schrie. Der zweite Schlag traf auf die linke Fußsohle.
Sidibehs Körper bäumte sich auf den Schultern auf. Er schnappte stoßweise nach Luft und wollte beim folgenden Schlag die Beine hochreißen, blieb aber in den Ringen hängen. Tränen rannen ihm aus den Augenwinkeln, während er stöhnte und bei jedem Schlag aufbrüllte.
Matumbe hob die Hand. Hairte stellte seine Bemühungen ein.
"Saabir", sagte Matumbe vorwurfsvoll. „Du machst mir meine Arbeit nicht einfach. Hast du den Mann und die Frau getötet?“
Sidibeh blickte ihn mit großen Augen an und schwieg. Matumbe hob Ring- und Zeigefinger in einer kurzen Bewegung. Hairte schlug erneut zu, dieses Mal erbarmungslos. Sidibehs Gliedmaßen strampelten mit dumpfen Geräuschen auf der Holzbank. Matumbe blickte in Richtung Hairte, ohne ihn anzuschauen und wiederholte seine Geste.
"Ich hab ihn umgebracht. Ja, ich hab ihn umgebracht."
Sidibeh blickte ziellos umher. Seine Augen waren glasig. Beim Ausatmen blies er die Wangen auf.
"Ich hab ihn einfach erschossen. Hab auf ihn draufgehalten und dann auf die Frau."
Sidibeh schien wie von Sinnen. Mit verzerrtem Gesicht starrte er an die graue Decke.
"Wie oft hast du geschossen?", fragt Matumbe ruhig.
"Das ganze Magazin hab ich in die reingejagd. Das ganze dreckige Magazin."
"Wo war der Mann, als du ihn erschossen hast?"
"Er hat im Auto gesessen, dieses verfickte Schwein. Ich hab ihm die Fresse weggeballert.
„Du hast ihm ins Gesicht geschossen?“
„Den seine Fresse war weg, einfach weg.“
"Und die Frau?"
Sidibeh zögert, als wäre er überrascht und müsste nachdenken.
"Die Frau, Saabir."
"Die Schlampe ist weggerannt."
„Hast du sie geschlagen?
„Nein, die ist einfach weggerannt.“
„Du hast sie nicht geschlagen?“
„Nein, die ist aus der Tür und weg.“
„Hast du mit ihr gesprochen?“
„Hau ab, dreckige Hure.“
„Und dann hast du auf sie geschossen?“
Sidibeh zögerte. Dann nickte er.
"Wie oft hast du auf sie geschossen?"
Sidibeh schüttelte den Kopf.
"Zwei mal", sagte er. "Zwei mal."
"Zwei mal? Bist du sicher?"
"Nein, vier mal oder fünf mal."
"In welcher Hand hast du die Waffe gehalten?"
Sidibeh schaute ungläubig auf Matumbe.
"In der Rechten, Chef. In der rechten Hand."
„An wen hast du den Wagen verkauft?“
Sidibeh schüttelte lange den Kopf, seine Augäpfel zuckten umher. Ihm schien keine Antwort einzufallen.
Matumbe schaute zu Hairte, dessen Blick starr auf Sidibeh gerichtet war. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
"Du kannst ihn frei lassen. Geb ihm die übliche Ration Zigaretten."
Matumbe bewegte sich näher an Sidibeh heran und schaute ihn mit verkniffenen Augen an. Hairte hielt Sidibeh das Ende des Stockes an die Kehle.
"Wende dich nicht gegen den Staat, Saabir", sprach Matumbe mit bedrohlichem Ton. "Hörst du?"
Sidibeh nickte zitternd. "Wende dich nicht gegen den Staat."

Er drehte sich ab und verließ den Verhörraum. Die Ermittlungen standen wieder ganz am Anfang. Er seufzte, öffnete sein Jackett und schlenderte zurück in sein Büro, ohne Aboudi im Vorzimmer zu beachten. Matumbe griff einen Stift vom Schreibtisch, öffnete den Ordner auf einem der Aktenschränke und schrieb einen kurzen Bericht. Der Mangel an Fakten ließ eine Aufklärung des Carjackings unwahrscheinlich erscheinen. Er hoffte auf zufällige Informationen, die sich bei den Verhören von anderen Kriminellen ergaben. Manche von ihnen waren recht gesprächig und würden jeden in einen Abgrund stoßen, um ihre eigene Situation zu verbessern. Das hatte sich als gute Quelle erwiesen.
Matumbe ließ den Stift auf die beschriebene Seite fallen und stellte sich nachdenklich ans Fenster. Er sah Sidibeh, der auf allen Vieren dem Hoftor zukroch. Seine Schuhe waren an den Senkeln zusammengebunden und baumelten vor seinem Hals. Die Zigarettenstange unter dem Shirt drückte Kanten in den Stoff. Er hatte ein Entlassungsschreiben von Hairte, das der Wächter am Tor ihm mit mürrischem Gesichtsausdruck aus dem Mund zog.

 

Erst einmal muss ich sagen, dass ich das Setting interessant, da ungewöhnlich finde.
Auch mag ich wie ausgreifend du die Umgebung etc. beschrieben hast.

Fehler die mir aufgefallen sind wären:

Ein klobiger Tisch mit einem Telefon, verbeulte Aktenschränke, blätternder Putz und ein nutzloser, vergilbter Ventilator an der Decke war alles, was sein Vorgänger ihm hinterlassen hatte
"waren alles"

Er griff nach dem Bericht von Ermittler Hairte, den Aboudi ihm auf den Tisch legte
"auf den Tisch gelegt hatte" wäre vielleicht besser, da es mir so scheint, als lägen sie schon da und als wäre Inspektor Matumbe alleine

von ihren Zellen über den staubigen Innenhof
Kein Fehler an sich und ich kenne auch keine afrikanischen Polizeistationen, aber ein Innenhof extra für die Gefangenen scheint mir doch ein bisschen komisch(?). Zudem scheint mir das mit den Rationen auch eher zu einem großen Gefängnis zu passen.

smash and grab
Ist zwar ein Eigenname aus dem Englischen, aber wird es im Deutschen nicht trozdem groß geschrieben?

Unter seinem Shirt trug er eine Automatik
Eine Waffe wurde bei ihm nicht gefunden
Ein Widerspruch der Aussagen, etwas mehr Klarheit in der Formulierung wäre schön.

"Hairte soll den Gefangenen...", Matumbe blickte auf den Bericht, "...Sidibeh zur Vernehmung vorbereiten. Ich werde sofort kommen."
Schön geschrieben

Aboudi zog die Tür wieder zurück und öffnete sie vollständig
Noch ein Widerspruch?

den Rest des Kuchen
"Kuchens" oder vielleicht noch besser "Gebäcks" da man bei "Kuchen" eher an eine Torte denkt als an einen Pfannkuchen

schrie etwas, das nicht verstanden wurde
klingt irgendwie komisch, versuch mal eine etwas schönere Formulierung zu finden ^^

neu in der Hierarchie
entweder "unten in der Hierarchie" oder "neu im Revier"

[QUOTEob es ihn anekelte und in einem Inneren sich etwas sträubte][/QUOTE]
Auf ein "ob" folgt in der Regel ein "Oder". Das "und" mit einem "oder sich" zu ersetzen würde dem Satz guttun

Sein direkter Vorgesetzter wusste es nur allzu gut, entweder Polizist oder zukunftslose Drecksarbeit
Der Satz klingt auch etwas komisch

dafür gehaßt, das er alles mit sich machen ließ.
wusste, das sich
"dass"

Die großen Nasenlöcher erweiterten sich in schnellem Takt
"weiteten" wäre hier besser

Ein weiterer Ring zierte seinen Hals
ich mag die leichte Ironie in dem Satz

"Ich hab ihn umgebracht. Ja, ich hab ihn umgebracht."
Ich will nicht wie ein kaltherziger Unmensch klingen, aber hat er nicht ein 'bisschen' zu schnell Nachgegeben? Wer an das Straßenleben in Slums gewöhnt ist sollte doch ein bisschen mehr aushalten könne? Vielleicht ein "Mit einem Schmerzensschrei stieß er hervor >>Ich habe sie nicht umgebracht<<" oder so, bevor er nachgibt.

Durch die tränengefüllten Augen sah er nur noch verzerrte Farben und Formen
Inkonsistente Erzählperspektive, Saabir wird auf einmal kurz zum Protagonisten, dann wechselt es wieder zurück

Am Shirt waren die Ecken der Zigarettenstange darunter zu erkennen.
Der Satz klingt nicht ganz richtig.

Alles in allem muss ich sage, ich mag die Geschichte und habe sie mit Genuss gelesen. Vorallem mag ich, wie detailliert du die Umgebung etc beschrieben hast, und den dunklen Twist den du reingebracht hast. Der Dialog am Ende ist schön geschrieben, nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz und steif. Ob die Story wirklich der Kathegorie "Horror" angehört weiß ich nicht, aber es wirft einen schönen Blick auf eine einem eher unbekannte Situation.

Schöner Gruß
-F.

 
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Hallo Feuerstahl,

freut mich, das dir die Geschichte gefallen hat. Die Fehler oder Mängel habe ich korrigiert, nur „wusste das(s)“ habe ich noch nicht gefunden.

Er griff nach dem Bericht von Ermittler Hairte, den Aboudi ihm auf den Tisch legte

Es gab im Satz vorher schon ein „hatte“, deshalb wollte ich ein Weiteres vermeiden. Aber so wie hier scheint es zeitlich falsch.

von ihren Zellen über den staubigen Innenhof

Das darf man sich nicht wie in Europa vorstellen und das Bild ist nach Tatsachen. Bei den „Zellen“ handelt es sich um ein längliches Gebäude mit „Verschlägen“, wie für Kaninchen. Zu bestimmten Zeiten lässt man die Gefangenen zum Trinken heraus.

smash and grab

Wird auf sehr unterschiedliche Weise geschrieben, z. B. auch „Smash und grab“. Ich tendiere aber auch zu deiner Version.

[Unter seinem Shirt trug er eine Automatik / Eine Waffe wurde bei ihm nicht gefunden

Das eine war beim Frisör, das andere (zu anderer Zeit) bei der Festnahme. Vielleicht füge ich hier noch etwas zeitliche Distanz ein: „am nächsten Tag“ oder so.

Aboudi zog die Tür wieder zurück und öffnete sie vollständig

Hier hatte ich übersprungen, das Aboudi die Tür schließt. Habe ich verbessert.

den Rest des Kuchen

Ist immer noch ein Pfannkuchen, was dem Leser bekannt ist. Habe ich trotzdem geeändert, damit keine Verwirrung entsteht.

schrie etwas, das nicht verstanden wurde

Steht in der Tat etwas leer im Raum, wurde nun „schrie der Frau etwas zu“ draus.

neu in der Hierarchie ]

Etwas zu vage, stimmt.

Sein direkter Vorgesetzter wusste es nur allzu gut, entweder Polizist oder zukunftslose Drecksarbeit

Habe ich etwas besser ausgedrückt (aber noch nicht perfekt)

Durch die tränengefüllten Augen sah er nur noch verzerrte Farben und Formen - Inkonsistente Erzählperspektive

Stimmt, obwohl ich mir Gedanken darüber mache, ob ich in einer Geschichte nicht auch aus zwei Perspektiven schreiben kann. Käme dann wahrscheinlich darauf an, wie man es stilistisch herrüberbringt.

Am Shirt waren die Ecken der Zigarettenstange darunter zu erkennen.

Die Beschreibung ist in der Tat Käse. Und ich habe immer noch keine Lösung, werde aber eine finden.

Ich will nicht wie ein kaltherziger Unmensch klingen, aber hat er nicht ein 'bisschen' zu schnell Nachgegeben?

Er wurde schon einmal „verhört“ von Hairte. Dann kam die erste Serie Schläge unter Matumbe, wo er noch alles geleugnet hat. Dann die wirklich harten Schläge. Wieviel Prügel darf es sein, bis ich ihn nachgeben lasse? Das soll ja nicht zu einer Gewaltorgie werden.

Ob die Story wirklich der Kathegorie "Horror" angehört weiß ich nicht

Unter dem Aspekt „grauenhafte Vorgänge“ denke ich schon. Ist möglicherweise Auslegungssache, ob man es auf Fabelwesen und Ähnliches beschränken möchte.

Danke fürs Kommentieren.

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn,
oh schön, eine neue Geschichte von dir!:)

Ich mag, wie detailreich du die Umgebung, Menschen und Situationen beschrieben hast. Z.B.

Ein klobiger Tisch mit einem Telefon, verbeulte Aktenschränke, blätternder Putz und ein nutzloser, vergilbter Ventilator an der Decke
"Chef, bitte, Chef. Ich bin kein schlechter Mensch." Sein Körper zittert wie im Fieber. Die aufgedunsenen Füße schlugen gegen die Eisenringe, deren Verschlüsse klirrend schepperten.

Der Schluss ist stark und spiegelt gut die Abgeklärtheit wider, die Matumbe gegenüber seiner Umwelt entwickelt hat.

Viele Sätze und auch einige Absätze beginne mit Matumbe. Das könntest du noch ändern.

Matumbe öffnete den Ordner und studierte den Bericht von Inspektor Hairte.

Aakif Mboge, Frisör in Ruaka Town und ein zuverlässiger Informant, gab einen Hinweis auf die Fahrzeugentführung mit Doppelmord vor dem Ronga Einkaufszentrum an der Ukwala Road.
Ein gewisser Saabir Sidibeh,

Das sind viele Namen hinter einander und liest sich für mich etwas stockend. Braucht z.B. der Frisör in Ruaka Town einen Namen?

Gegen die gedrungene, kräftige Statur von Hairte erschien Matumbe in seinem blauen Anzug wie ein zarter Athlet.
Zart klingt mir zu schön. Wie wäre drahtig?

Viele Grüße
wegen

 

Hallo wegen,

was macht die erste Geschichte? Geht es voran?

Viele Sätze und auch einige Absätze beginne mit Matumbe.

Bei den Absätzen ist es mir beim Überfliegen jetzt auch aufgefallen. Den Beginn eines Absatzes habe ich bereits geändert. Das Ganze ist schwierig, weil nicht viele Möglichkeitn vorhanden sind. Matumbe, er, der Chefinspektor … und dann? Höchstens noch das Umstellen von Sätzen, was mitunter dann nicht mehr schön klingt. Aber ich geh da noch mal ran.

Das sind viele Namen hinter einander und liest sich für mich etwas stockend.

Das empfinde ich auch beim Lesen. Mich hat wohl der Ausdruck der Sprache fasziniert und damit wollte ich die „andere“ Atmosphäre rüberbringen. Ich habe „Ronga“ gestrichen, liest sich nun flüssiger.

Zart klingt mir zu schön. Wie wäre drahtig?

Bei dem Wort „zart“ habe ich wirklich lange gegrübelt, ich fand einfach nicht Besseres. Es sollte ja klein, schlank und athletisch ausdrücken. Bei „anderes Wort“ bin ich jetzt fündig geworden: sehnig.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn,
ja, bau ruhig Druck auf. :shy: Ich stelle die Geschichte (Genre Romantik/Alltag) wahrscheinlich nach dem Wochenende rein.

Gegen die gedrungene, kräftige Statur von Hairte erschien Matumbe in seinem blauen Anzug wie ein sehniger Athlet.
Sehnig klingt super.

Viele Grüße
wegen

 

Hallo wegen,

ich möchte ganz bestimmt nicht drängen. Stell eine ausgefeilte und reiflich überarbeitete Geschichte ein, dann muss ich nicht jeden Satz zerfetzen.:D

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hi Rainer Hohn,

mit Kenia hast du ein interessantes, exotisches Setting gewählt. Ich les sowas ganz gerne, zu Hause in Sicherheit ... :read:

Aufgrund des Tags "Horror" habe ich mit etwas Übernatürlichem gerechnet, auf dem schwarzen Kontinent zum Beispiel mit Voodoo. Beim Tag "Krimi" hatte ich wiederum die Hoffnung, dass der Überfall aufgeklärt wird.
Das sind zwei Tags, die ich eher mit dem Unterhaltungsgenre assoziiere. Und da komm ich hier - abgesehen von der reizvollen Beschreibung Afrikas - nicht so wirklich zum Zug.

Und beim Tag "Gesellschaft" - also da fange ich dann an, nach der Message zu suchen. Und die finde ich bei deiner Geschichte dünn bis fragwürdig.

Matumbe hielt sich nicht für einen Unmenschen. Er mochte diese Art des Verhörs nicht, doch mit der Zeit hatte er gelernt, Distanz zu wahren und die wenig erfreulichen Eindrücke an sich abgleiten zu lassen. Es war ja nicht persönlich sondern ein notwendiges Mittel, um Erfolge vorzuweisen. [...]
Moderne Ermittlungsmethoden standen ihm nunmal nicht zur Verfügung. Nougari war nicht Los Angeles. Hier im Hinterland gab es keine Datenbanken mit Fotos, Fingerabdrücken, DNA Fingerprints, keine technischen Möglichkeiten zur Bestimmung des Waffentyps oder der Zuordnung von Hülsen als Tatwaffenbestimmung. Er konnte keine Telefone abhören lassen. Er besaß nicht einmal einen Computer.

Dass die Aufklärungsquote mit modernen Ermittlungsquoten viel besser wäre, ist eine gewagte These. Ich denke, es kommt immer sehr auf das Geschick des Ermittlers an, seine Menschenkenntnis usw. Dass der schwarze Mann angesichts seiner technologischen Unterlegenheit verroht, hm, die Message erscheint mir etwas plakativ und plump.

Wann werden Ermittler so hilflos, dass sie glauben, sie müssten mit Folter drohen? Der Entführungsfall Jakob von Metzler war so ein Beispiel in der jüngeren deutschen Justizgeschichte, als moderne technische Methoden sehr wohl zur Verfügung standen.

Irgendetwas muss mir entgangen sein, ich kann die Motivation deines Protas nicht nachvollziehen. Matumbe hätte das Geständnis doch abpressen können, ohne nach den Details des Tathergangs zu fragen. Dann hätte er einen "Erfolg" verbuchen können.

Sidibeh war von Sinnen. Mit verzerrtem Gesicht starrte er an die graue Decke. Der Schmerz zog in die Schienbeine hinauf und brannte, als würde man ihm die Knochen durchstechen.

Ich hab gedacht, du erzählst aus der Perspektive von Matumbe. Aber hier ja wohl nicht.

Er griff nach dem Bericht von Ermittler Hairte, welcher in einer Ecke der Tischplatte lag.

Ist das Kunst oder kann das weg? :D

„Guten morgen, Inspektor.“ [...] „Guten morgen, Chefinspektor.“

:Pfeif:

LG, Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anne49,

Sidibeh war von Sinnen. Mit verzerrtem Gesicht starrte er an die graue Decke. Der Schmerz zog in die Schienbeine hinauf und brannte, als würde man ihm die Knochen durchstechen.

Auf zwei solche Fehler bei der Perspektive hat mich Kellerkind bei meiner letzten Geschichte schon hingewiesen. Dieser Aspekt des Schreibens war mir vorher nicht bekannt. Hat sich trotzdem wieder eingeschlichen und wird ausgemerzt.

Er griff nach dem Bericht von Ermittler Hairte, welcher in einer Ecke der Tischplatte lag

Kunst ist gut. Hier habe ich eine noch schlechtere Passage ersetzt. Löschen ist hier eine gute Idee.

„Guten morgen, Inspektor.“ „Guten morgen, Chefinspektor.“

Okay ...

Irgendetwas muss mir entgangen sein, ich kann die Motivation deines Protas nicht nachvollziehen. Matumbe hätte das Geständnis doch abpressen können, ohne nach den Details des Tathergangs zu fragen.

Dass die Aufklärungsquote mit modernen Ermittlungsquoten viel besser wäre, ist eine gewagte These. Ich denke, es kommt immer sehr auf das Geschick des Ermittlers an, seine Menschenkenntnis usw. Dass der schwarze Mann angesichts seiner technologischen Unterlegenheit verroht, hm, die Message erscheint mir etwas plakativ und plump.

Wann werden Ermittler so hilflos, dass sie glauben, sie müssten mit Folter drohen?

Die Geschichte basiert auf einem Teil eines sechsteiligen Sachberichtes über Ermittlungsarbeit auf verschiedenen Kontinenten. Grundsätzlich ist sie wahr und passiert. Ich habe die Gefangenen gesehen, wie sie mit geschwollenen Füßen vor ihren Zelle herumkrochen und auch eine Sequenz mit Schlägen beim Verhör.

Wenn man eine Tat nicht mit modernen Ermittlungsmethoden nachweisen kann, ist man auf Zeugenaussagen oder Geständnisse angewiesen, sonst ist die Aufklärungsrate nicht mehr nennenswert. In den Berichten über Los Angeles und hier Adis Abeba oder so, standen die unterschiedlichen Bedingungen sehr deutlich gegenüber. In weiten Teilen Afrikas ist es eben ganz anders als hier. Und auch roher. Auch das mit den Zigaretten stimmt.

Es geht Matumbe darum, ein Geständnis zu erzwingen und durch den Abgleich der Aussagen des Deliquenten mit dem Tathergang einen Beweis zu bekommen. Dieser lag hier nicht vor, deshalb kam Sidibeh wieder frei, auch wie im Sachbericht. Ich dachte, der Leser würde das nachvollziehen und wollte ihn nicht mit der Nase drauf stupsen. Also eine Aussage wie: Sidibeh konnte nicht der Täter sein, er kannte den Tatverlauf nicht. Aber der Leser muss den Tatverlauf vom Anfang des Textes noch im Gedächtnis haben. Ich habe trotzdem mal dieses hier eingefügt:

Er drehte sich ab und verließ den Verhörraum. Die Ermittlungen standen wieder ganz am Anfang. Sidibeh konnte nicht der Täter sein, er kannte den Tatverlauf nicht. Seine Aussagen konnten nicht als Beweis verwertet werden.

Und

Moderne Ermittlungsmethoden standen ihm nunmal nicht zur Verfügung. Nougari war nicht Los Angeles. Hier im Hinterland gab es keine Datenbanken mit Fotos, Fingerabdrücken, DNA Fingerprints, keine technischen Möglichkeiten zur Bestimmung des Waffentyps oder der Zuordnung von Hülsen als Tatwaffenbestimmung. Er konnte keine Telefone abhören lassen. Er besaß nicht einmal einen Computer. Die Zeugen, die den Täter wiedererkennen könnten, wurden getötet. Er konnte nur ein Geständnis erzwingen, um einen verwertbaren Beweis durch den Abgleich der Aussage des Täters und dem Tathergang bekommen.

Ich hoffe, damit wird der Text verständlicher.

Das "grauenhafte Geschehen" ist, das aus Mangel an Möglichkeiten ein Unschuldiger gefoltert wird. Und das dieses an der Tagesordnung ist. Am Ende bekommt er eine Stange Zigaretten und eingebläut, das man ihn fertig machen kann. Für mich ist das Horror.

Ich habe noch eine Stelle mit Verlassen der Perspektive gefunden. Muss ich wohl mehr Acht drauf geben.

Danke für deine Anmerkungen

Rainer Hohn

 

Hallo wegen,

Anne49 hat mich auf eine fehlende Information gebracht, durch den der Text erst wirklich zu verstehen ist. Ich glaube, der richtige Kick hat dir bei der Geschichte vielleicht gefehlt, deshalb reiche ich das mal nach.

Moderne Ermittlungsmethoden standen ihm nunmal nicht zur Verfügung. Nougari war nicht Los Angeles. Hier im Hinterland gab es keine Datenbanken mit Fotos, Fingerabdrücken, DNA Fingerprints, keine technischen Möglichkeiten zur Bestimmung des Waffentyps oder der Zuordnung von Hülsen als Tatwaffenbestimmung. Er konnte keine Telefone abhören lassen. Er besaß nicht einmal einen Computer. Die Zeugen, die den Täter wiedererkennen könnten, wurden getötet. Er konnte nur ein Geständnis erzwingen, um einen verwertbaren Beweis durch den Abgleich der Aussage des Täters und dem Tathergang zu bekommen.

Darum geht es eigentlich, nicht um die Darstellung von Gewalt.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hi Rainer Hohn,

danke für deine Hintergrundinfos! Ist bestimmt nicht einfach, aus einem Sachtext eine pointierte Kurzgeschichte zu machen, weil andere Kriterien gelten.

So ganz überzeugt haste mich noch nicht:

Die Zeugen, die den Täter wiedererkennen könnten, wurden getötet.

Und dann wieder hat Matumbe doch ziemlich gute Zeugenaussagen:

Zeugenaussagen zufolge saß das Ehepaar im Auto, einem Seat Alhambra Kombi, als ein etwa zwanzigjähriger Mann die Fahrertür aufriss. Der Täter trug eine weite, verwaschene Jeans und ein graues Shirt mit Querstreifen und Ausschnitt. Die Waffe hielt er in der linken Hand. Er richtete sie auf den Kopf des Mannes und zerrte ihn mit der anderen Hand auf den Boden vor dem Fahrzeug. Dann schoss er ihm seitlich in den Kopf. Die Frau blieb im Wagen sitzen. Der Täter stieg ein, schlug ihr mit der Waffe ins Gesicht und schrie ihr etwas zu, das nicht verstanden wurde. Die Frau stieß die Beifahrertür auf, sprang aus dem Fahrzeug und der Täter schoss ihr dreimal in den Rücken.

Widersprichst du dir da nicht ein wenig?

Das mit der linken Hand finde ich ungewöhnlich präzise. Dafür hätte man hierzulande Ballistiker gebraucht, oder?

Folter ist ja vor allem dadurch bekannt, dass man damit auch Unschuldige zu Geständnissen bringt.

Eigentlich interessant, dass du dich für die Perspektive Matumbes entschieden hast. Könnte ja auch von einem (westlichen) Beobachter erzählt werden, der das Ganze mit Abscheu verfolgt.

LG, Anne

P.S. Bei "Guten Morgen" schreibt man übrigens den Morgen groß, das meinte ich. :) Und jetzt: Gute Nacht!

 

Hallo Rainer Hohn,

Ich glaube, der richtige Kick hat dir bei der Geschichte vielleicht gefehlt, deshalb reiche ich das mal nach.
Meiner Meinung nach nimmst du der Geschichte damit den Kick. Ich brauche diese Informationen nicht. Für mich wurde vorher bereits klar, dass Mutambe den Mann zu einer Aussage zwingen will, damit er diese mit den bereits vorhandenen Informationen abgleichen kann.
Dass die Aussage des Mannes nicht wahr sein kann, erkennt man ja daran, dass er frei gelassen wird.

Für mich wirken die Ergänzungen etwas verzweifelt, als würdest du unbedingt vermeiden wollen, dass jemand nicht jeden Punkt deiner Geschichte versteht.

Die Geschichte basiert auf einem Teil eines sechsteiligen Sachberichtes über Ermittlungsarbeit auf verschiedenen Kontinenten. Grundsätzlich ist sie wahr und passiert. Ich habe die Gefangenen gesehen, wie sie mit geschwollenen Füßen vor ihren Zelle herumkrochen und auch eine Sequenz mit Schlägen beim Verhör.

Klingt nach keinem angenehmen Job. :sconf:

Ich muss sagen, deine Science Fiction/ Fantasygeschichten mag ich lieber, aber das ist wohl eher der persönliche Geschmack. Hier trotzdem noch ein paar Gedanken zu deiner Geschichte:

Sein Blick fiel auf den gesprenkelten Steintopf mit den Ceesbaars, der neben der Akte stand. Seine Ajana bereitete sie in aller Frühe vor. Ajana, schöne Blume. Ihre zarte Haut war so schwarz wie ihr Haar, die Lippen weich und ihre Augen so hell, das er den Blick kaum abwenden konnte. Sie erfüllte sein Herz mit Stolz und seine Seele mit Kraft.
Wozu dieser Abschnitt? Ceesbaars musste ich erstmal googlen und Ajana spielt hier keine weitere Rolle, oder?

Ich konnte deine Geschichte gut lesen, aber an ein paar Stellen kommt es mir immer noch so vor als müsstest du zwanghaft Informationen loswerden. Hier ein paar Beispiele in denen du Hintergründe erläuterst oder Bilder erzeugen willst:

Die Bedeutung seines eigenen Vornamen empfand er als zweifelhafte Ehre. In der Unterwelt von Nougari war er berüchtigt und für seine Kontrahenten spiegelte sein schmales Gesicht mit der spitzen Nase und den dünnen Lippen dieses Bild, das er erweckte, eindrucksvoll wieder. Talehot, Bluthund.
aus den Slum- und illegalen Squattergebieten, die das Stadtzentrum wie ein Gürtel umgaben. Sie waren eine Brutstätte für Kriminalität und Gewalt und die zunehmende Bevölkerungsdichte durch Landflucht und illegale Einwanderer in den Townships hatte die Brutalität der Verbrechen deutlich gesteigert.
Hier im Hinterland gab es keine Datenbanken mit Fotos, Fingerabdrücken, DNA Fingerprints, keine technischen Möglichkeiten zur Bestimmung des Waffentyps oder der Zuordnung von Hülsen als Tatwaffenbestimmung. Er konnte keine Telefone abhören lassen. Er besaß nicht einmal einen Computer. Die Zeugen, die den Täter wiedererkennen könnten, wurden getötet. Er konnte nur ein Geständnis erzwingen, um einen verwertbaren Beweis durch den Abgleich der Aussage des Täters und dem Tathergang zu bekommen.

Ich glaube eine Geschichte kann auch funktionieren, wenn man nicht alles weiß. Ich möchte der Geschichte folgen und nicht erst die Hintergründe erklärt bekommen.
Wenn nicht beschrieben ist, wie die Hauptperson aussieht, habe ich doch schon längst mein eigenes Bild im Kopf. Hast du Bas’ Ubiguchi gelesen? Dort wird kaum etwas über das Aussehen der Personen oder Umwelt geschrieben und trotzdem habe ich lauter Bilder im Kopf.

Vielleicht musst du mutiger werden und dem Leser mehr zutrauen?

Viel Spaß weiterhin,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anne49,

Und dann wieder hat Matumbe doch ziemlich gute Zeugenaussagen:

Das passiert, wenn man nachträglich noch ein wenig rumbastelt und nicht lange genug darüber nachdenkt. Hier ginge noch "aus der Nähe gesehen haben", aber ich habe die Passagen wieder herausgenommen, weil es einfach zu plump daherkommt. Das muss geschickter gehen. Vielleicht so:

Moderne Ermittlungsmethoden standen ihm nunmal nicht zur Verfügung, um gerichtsverwertbare Beweise zu erhalten

Das mit der linken Hand finde ich ungewöhnlich präzise. Dafür hätte man hierzulande Ballistiker gebraucht, oder?

Nach Zeugenaussagen, aber den Eintrittswinkel der Kugel kann man sicher auch mit Ermittlungserfahrung feststellen.

Folter ist ja vor allem dadurch bekannt, dass man damit auch Unschuldige zu Geständnissen bringt.

Die Vorgehensweise von Matumbe ist hier überlegter. Er will keinen Unschuldigen ins Gefängnis schicken sondern will Beweise.

P.S. Bei "Guten Morgen" schreibt man übrigens den Morgen groß, das meinte ich

Ups ... Aber zwei mal Inspektor sah auch nicht so schön aus.

Tschüss

Rainer Hohn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nichtgeburtstagskind,

ich weiß auch nicht, aber das hier ist zunächst unter Notker gelandet???

Meiner Meinung nach nimmst du der Geschichte damit den Kick. Ich brauche diese Informationen nicht. Für mich wurde vorher bereits klar, dass Mutambe den Mann zu einer Aussage zwingen will, damit er diese mit den bereits vorhandenen Informationen abgleichen kann.

Ich finde diese Erklärungen auch plump und habe sie wieder gelöscht. Ich bin davon ausgegangen, das die Geschichte ohne diese Info funktioniert, was jedoch nicht der Fall war. Aber man muss auch nicht auf jeden einzelnen Leser reagieren. Doch fehlt hier schon ein wichtiger Aspekt. Es geht nicht nur darum, Sidibeh als Täter zu überführen und nicht um Gewaltdarstellung, sondern um einen gerichtlich verwertbaren Beweis durch Zeugenaussagen von Matumbe und Hairte. Das hier ist ein wenig dezenter:

Moderne Ermittlungsmethoden standen ihm nunmal nicht zur Verfügung, um gerichtsverwertbare Beweise zu erhalten

***

Sein Blick fiel auf den gesprenkelten Steintopf mit den Ceesbaars, der neben der Akte stand. Seine Ajana bereitete sie in aller Frühe vor. Ajana, schöne Blume. Ihre zarte Haut war so schwarz wie ihr Haar, die Lippen weich und ihre Augen so hell, das er den Blick kaum abwenden konnte. Sie erfüllte sein Herz mit Stolz und seine Seele mit Kraft.
Wozu dieser Abschnitt? Ceesbaars musste ich erstmal googlen und Ajana spielt hier keine weitere Rolle, oder?

Die Ceesbaars werden erklärt, Pfannkuchen. Bei der Beschreibung von Ajana habe ich eine solche Reaktion erwartet und überlegte noch, ob ich sie herausnehme. Hier bin ich mir aber nicht sicher. Ich lese auch in anderen Geschichten Bezüge zu Personen, die keine weitere Rolle spielen. Sinn war: Matumbe ist verheiratet und verliebt und ein Übergang zur Bedeutung seines Namens inklusive eines Eindruckes seines Gesichtes. Ich sehe im Moment keinen Grund, eine Geschichte nicht mit ein paar Randinformationen anzureichern. Ich las einen Roman, wo der Prot am Anfang immer wieder an Wein nippte. Könnte man auch weglassen.

Aber man kann einiges besser umsetzen. Das gilt auf jeden Fall hierfür:

Die Bedeutung seines eigenen Vornamen empfand er als zweifelhafte Ehre. In der Unterwelt von Nougari war er berüchtigt und für seine Kontrahenten spiegelte sein schmales Gesicht mit der spitzen Nase und den dünnen Lippen dieses Bild, das er erweckte, eindrucksvoll wieder. Talehot, Bluthund.

Hier vermischen sich zwei Perspektiven.

aus den Slum- und illegalen Squattergebieten, die das Stadtzentrum wie ein Gürtel umgaben. Sie waren eine Brutstätte für Kriminalität und Gewalt und die zunehmende Bevölkerungsdichte durch Landflucht und illegale Einwanderer in den Townships hatte die Brutalität der Verbrechen deutlich gesteigert.

Dieser Teil war in der Tat zum Verständnis des Lesers gedacht, der bei Afrika wohl eher an Nationalparks und Urlaub denkt. Aber in vielen Städten kann man sich kaum aus (auch nicht sicheren) Gebieten herauswagen. Kommt auch von aussen. Hier wird gelöscht.

Hier im Hinterland gab es keine Datenbanken mit Fotos, Fingerabdrücken, DNA Fingerprints, keine technischen Möglichkeiten zur Bestimmung des Waffentyps oder der Zuordnung von Hülsen als Tatwaffenbestimmung. Er konnte keine Telefone abhören lassen. Er besaß nicht einmal einen Computer.

Sind wichtige Informationen. Klingt aber auch (ein wenig) nach von Aussen. Habe ich verbessert.

Ich muss sagen, deine Science Fiction/ Fantasygeschichten mag ich lieber

Ich bin ein wenig betrübt, weil ich für "Parabellum" nur zwei kurze Kommentare bekommen habe. Der Titel ging wie immer daneben, aber ich halte es für meine beste Story und es gibt sogar eine Wendung. :Pfeif:

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn,

Du hast ein sehr interessantes Setting gewählt, das hat mich auch als eher seltenen Krimi-Leser bei Stange gehalten. Deine Beschreibungen und die Namen sind sehr stimmungsvoll, das Bild gelingt.
Deine Geschichte nimmt einen interessanten Ausgangspunkt und du bleibst konsequent. Gelungen finde ich deine kleine Vorbeschreibung mit den Gefangenen, die nicht auf ihren Füßen laufen, ohne gleich zu erklären, warum.

Nun zunächst die Dinge, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

Sie erfüllte sein Herz mit Stolz und seine Seele mit Kraft.
-> Den Satz finde ich persönlich zu kitschig. Da die Kurzgeschichte ohnehin nicht auf die Romantikschiene gehen soll, würde ich das etwas „kleiner“ formulieren oder bereits hier stärker in die Richtung gehen, dass sie der Grund ist für die Dinge, die er tut.

In der Unterwelt von Nougari war er berüchtigt und für seine Kontrahenten spiegelte sein schmales Gesicht mit der spitzen Nase und den dünnen Lippen dieses Bild, das er erweckte, eindrucksvoll wieder.
-> Den Satz finde ich eine Stufe zu verdreht. Vielleicht wäre es einfacher, wenn du schriebst, dass sein Name berüchtigt war und sein Gesicht dieses Bild wiederspiegelte. Oder du streichst den Einschub „das er erweckte“.

Ein gewisser Saabir Sidibeh, ein bekannter Kleinkrimineller, bisher auffällig durch Taschendiebstahl und Smash and Grab, auf den die Beschreibung des Täters passte, soll Andeutungen auf den Überfall gemacht haben.
-> Hier würde ich zwei Sätze empfehlen: 1. Saabir könnte es sein. 2. Bisher (nur) wegen Taschendiebstahl etc. auffällig.

Unter seinem Shirt trug er eine Automatik.
-> Wer? Bei Saabir wurde doch keine Waffe gefunden, aber von ihm war gerade noch die Rede.

Aboudi Aboudi öffnete die Tür des Büros. Sein pausbäckiges Gesicht erschien in dem schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen.
-> Einer der beiden Sätze reicht, da sie im Prinzip beide dasselbe aussagen (= Aboudi kommt rein). Ich würde den zweiten bevorzugen, da er ein schönes Bild beschreibt.

"Hairte soll den Gefangenen...", Matumbe blickte auf den Bericht, "...Sidibeh zur Vernehmung vorbereiten. Ich werde sofort kommen."
-> Warum zögert er? Gerade hat er den Bericht doch bereits studiert und den Namen seines Verdächtigen sollte er sich doch im Kopf behalten können.

Nicht selten hatte er sich selbst dafür gehaßt, dass er alles mit sich machen ließ.
-> gehasst.

Es war ja nicht persönlich sondern ein notwendiges Mittel, um Erfolge zu erzielen.
-> „Es war ja nichts Persönliches“ wäre meine Erwartung an der Stelle, da für das persönlich an sich der Bezugspunkt ungenannt bleibt.

Er konnte eine schöne Frau heiraten und von einem der verdreckten Vororte in eines der umzäunten und bewachten Wohnviertel ziehen.
-> Das ist jetzt eher kleinlich, aber ich würde hier keine zwei unbestimmten Artikel benutzen. Dass er aus irgendeinem namenlosen Vorort kommt passt – aber entweder zieht er in das eine, ganz besondere umzäunte Wohnviertel oder das umzäunte Wohnviertel bekommt zumindest einen Namen. Immerhin hat dieser Umbruch große Bedeutung für den Protagonisten, es ist nicht der x-beliebige Ort, wo er jetzt wohnt.

Zur Handlung:
Sehr schade finde ich, dass wir hier Matumbe am Ende seiner Entwicklung sehen. Er hat für sich entschieden, dass er alles tun wird, damit es seiner Familie gut geht. Das macht ihn nicht glücklich, aber er hat sich damit abgefunden und der Konflikt ist bereits beendet. Diese Kurzgeschichte stellt einen Ausschnitt aus diesem Leben dar, aber keine Veränderung: weder entscheidet er sich hier, das zu ändern, noch wird er zum Vollinquisitor, der auch Unschuldige ins Gefängnis wirft, damit die Quote stimmt.
Ohne dieses "Salz" bleibt deine Geschichte lediglich eine gute (!) und durch ihre Exotik wirkende Beschreibung.
Ich würde mich über eine weitere Matumbe-Geschichte freuen, wenn sie z.B. das erste Verbrechen zeigte, bei dem er zu Gewalt griff. Oder das Verhör, wo er die Schnauze voll hat und nicht mehr seinen Schläger loslassen will.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu deprimierend und ich würde die Geschichte auch gerne nochmal lesen, wenn du sie verändern wölltest. Oder ich lese dann die nächste Matumbe-Geschichte. ;)


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Rainer Hohn,
die Darstellung der Lebenssituation Matumbes und das Setting haben mir gut gefallen. Zunächst erschien es mir etwas zu plakativ, aber da ich Kenia nicht kenne, wollte ich mich nicht weiter dazu äußern. Ich kenne das nur aus Indien, dass teilweise mit Methoden gearbeitet wird, die in unseren Breitengraden eher der Vergangenheit angehören, und nachdem du geschrieben hast, daß die Geschichte auf einem Tatsachenbericht beruht, habe ich das erstmal abgenickt.
Du kreierst starke Bilder, ich kann mir Personen und Umgebung gut vorstellen, manchmal ein wenig zu gut. An einigen Stellen ist mir das zu genau und lässt zu wenig Raum für die eigene Phantasie. Ich finde es z.B. überladen, daß Matumbe sich den Schweiß von der "hohen" Stirn wischt. Das wirkt ein wenig eingeschoben und schwächt mMn die Aussagekraft des Satzes. Ähnlich bei:" Das Vergnügen spiegelte sich in seinen markanten Gesichtszügen wider." Ich denke, die Adjektive könntest du weglassen, denn sie wirken an der Stelle zu eingeschoben und blockieren etwas den Lesefluss.

Weil Matumbe im Mittelpunkt steht und kein verzwickter Plot, habe ich grundsätzlich keine große Spannung erwartet und habe einen interessanten Einblick in Matumbes rüden Alltag bekommen.

Eine Sache ist mir noch aufgefallen.
" ... um ihren Hälsen ..." Müsste es nicht " um ihre Hälse" heißen? Das klingt irgendwie runder für mich.

Noch ein schönes Restwochenende von Chai

 

Hallo Vulkangestein,

Sie erfüllte sein Herz mit Stolz und seine Seele mit Kraft.

Fand ich eigentlich auch von Anfang an ein wenig kitschig und frage mich, warum ich es nicht geändert habe. Habs ein wenig runtergefahren.

In der Unterwelt von Nougari war er berüchtigt und für seine Kontrahenten spiegelte sein schmales Gesicht mit der spitzen Nase und den dünnen Lippen dieses Bild, das er erweckte, eindrucksvoll wieder.

Habe ich inzwischen ganz geändert. Schien nicht so richtig zu passen, als wäre es eine andere Perspektive.

Ein gewisser Saabir Sidibeh, ein bekannter Kleinkrimineller, bisher auffällig durch Taschendiebstahl und Smash and Grab, auf den die Beschreibung des Täters passte, soll Andeutungen auf den Überfall gemacht haben.

Ist in der Tat ein wenig holprig und verschachtelt. Habe ich zwei Sätze draus gemacht.

Unter seinem Shirt trug er eine Automatik. - Bei Saabir wurde doch keine Waffe gefunden

Wurde schon einmal angemerkt. Aber das eine war beim Frisör und das andere vor einer Bar, also später, vielleicht zwei Tage später oder drei. Scheint aber nicht so offensichtlich. Ich habe eingefügt „am folgenden Tag“, halte das aber nicht für zwingend.

Aboudi Aboudi öffnete die Tür des Büros. Sein pausbäckiges Gesicht erschien in dem schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen. - Einer der beiden Sätze reicht

Ich denke nicht. Erscheint er in dem Spalt, war die Tür schon offen.

"Hairte soll den Gefangenen...", Matumbe blickte auf den Bericht, "...Sidibeh zur Vernehmung vorbereiten. Ich werde sofort kommen." - Warum zögert er?

Finde ich angemessen. Vielleicht hat er den Namen immer nur überflogen oder wollte sich noch einmal vergewissern. Gründe lassen sich mehrere finden. Es lockert die Aussage auf.

Die anderen Sachen habe ich nachbearbeitet.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu deprimierend

Du hast mich nicht deprimiert. Schreiben setzt sich aus so vielen Kleinigkeiten zusammen, die sauge ich gerne auf.

Ohne dieses "Salz" bleibt deine Geschichte lediglich eine gute Beschreibung

Ich habe gerade noch etwas über Beschreibung/Geschichte gelesen und mache mir Gedanken darüber. Grundsätzlich werde ich das demnächst wohl anwenden. Trotzdem bleiben Zweifel. Soll eine solche Geschichte/Beschreibung nicht geschrieben werden, weil sie keine Wendung enthält und keine Entwicklung des Prot? Weil sie „nur“ Einblick gibt in sein Denken, Handeln und Fühlen? Auch hier kann ein reizvolles Bild entstehen. Die Geschichte enthält auch Spannungsmomente und eine Aussage über (scheinbar?) zweifelhafte Ermittlungspraktiken, um die es mir ging. Hier eine Wandlung des (abgebrühten) Prot einzubringen fände ich unpassend. Ich sehe das Ziel hier in der Betroffenheit, welche die Geschichte erzeugen soll. Ich sehe aber auch, das die Ungewissheit einen hohen Reiz für den Leser ausmacht.

 

Hallo Chai,

schön, das du reingeschaut hast.

um ihren Hälsen

Da hast du mich ganz schön ins Grübeln gebracht. Aber deine Version ist richtig.

von der hohen Stirn

Ich würge mir immer noch einen ab, um ein paar Beschreibungen der Personen einzubringen. Zumindest ein Minimum. Ich finde das mit der hohen Stirn aber okay.
Ich habe mir Matumbe vorgestellt als klein, drahtig, wenig Haar, spitze Nase und schmale Lippen. Die beiden letzten Sachen sind weggefallen, weil es mir einerseits zu viel schien, andererseits die Perspektive bei dem Satz nicht stimmte. Das "markante Gesichtszüge" bezog sich darauf. "Markant" hätte gelöscht werden müssen.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

ich weiß auch nicht, aber das hier ist zunächst unter Notker gelandet???

Meiner Meinung nach nimmst du der Geschichte damit den Kick. Ich brauche diese Informationen nicht. Für mich wurde vorher bereits klar, dass Mutambe den Mann zu einer Aussage zwingen will, damit er diese mit den bereits vorhandenen Informationen abgleichen kann.

Ich finde diese Erklärungen auch plump und habe sie wieder gelöscht. Ich bin davon ausgegangen, das die Geschichte ohne diese Info funktioniert, was jedoch nicht der Fall war. Aber man muss auch nicht auf jeden einzelnen Leser reagieren. Doch fehlt hier schon ein wichtiger Aspekt. Es geht nicht nur darum, Sidibeh als Täter zu überführen und nicht um Gewaltdarstellung, sondern um einen gerichtlich verwertbaren Beweis durch Zeugenaussagen von Matumbe und Hairte. Das hier ist ein wenig dezenter:
Moderne Ermittlungsmethoden standen ihm nunmal nicht zur Verfügung, um gerichtsverwertbare Beweise zu erhalten

***
Sein Blick fiel auf den gesprenkelten Steintopf mit den Ceesbaars, der neben der Akte stand. Seine Ajana bereitete sie in aller Frühe vor. Ajana, schöne Blume. Ihre zarte Haut war so schwarz wie ihr Haar, die Lippen weich und ihre Augen so hell, das er den Blick kaum abwenden konnte. Sie erfüllte sein Herz mit Stolz und seine Seele mit Kraft. - Wozu dieser Abschnitt? Ceesbaars musste ich erstmal googlen und Ajana spielt hier keine weitere Rolle, oder?

Die Ceesbaars werden erklärt, Pfannkuchen. Bei der Beschreibung von Ajana habe ich eine solche Reaktion erwartet und überlegte noch, ob ich sie herausnehme. Hier bin ich mir aber nicht sicher. Ich lese auch in anderen Geschichten Bezüge zu Personen, die keine weitere Rolle spielen. Sinn war: Matumbe ist verheiratet und verliebt und ein Übergang zur Bedeutung seines Namens inklusive eines Eindruckes seines Gesichtes. Ich sehe im Moment keinen Grund, eine Geschichte nicht mit ein paar Randinformationen anzureichern. Ich las einen Roman, wo der Prot am Anfang immer wieder an Wein nippte. Könnte man auch weglassen.

Aber man kann einiges besser umsetzen. Das gilt auf jeden Fall hierfür:

Die Bedeutung seines eigenen Vornamen empfand er als zweifelhafte Ehre. In der Unterwelt von Nougari war er berüchtigt und für seine Kontrahenten spiegelte sein schmales Gesicht mit der spitzen Nase und den dünnen Lippen dieses Bild, das er erweckte, eindrucksvoll wieder. Talehot, Bluthund.

Hier vermischen sich zwei Perspektiven.
aus den Slum- und illegalen Squattergebieten, die das Stadtzentrum wie ein Gürtel umgaben. Sie waren eine Brutstätte für Kriminalität und Gewalt und die zunehmende Bevölkerungsdichte durch Landflucht und illegale Einwanderer in den Townships hatte die Brutalität der Verbrechen deutlich gesteigert.

Dieser Teil war in der Tat zum Verständnis des Lesers gedacht, der bei Afrika wohl eher an Nationalparks und Urlaub denkt. Aber in vielen Städten kann man sich kaum aus (auch nicht sicheren) Gebieten herauswagen. Kommt auch von aussen. Hier wird gelöscht.
Hier im Hinterland gab es keine Datenbanken mit Fotos, Fingerabdrücken, DNA Fingerprints, keine technischen Möglichkeiten zur Bestimmung des Waffentyps oder der Zuordnung von Hülsen als Tatwaffenbestimmung. Er konnte keine Telefone abhören lassen. Er besaß nicht einmal einen Computer.

Sind wichtige Informationen. Klingt aber auch (ein wenig) nach von Aussen. Habe ich verbessert.
Ich muss sagen, deine Science Fiction/ Fantasygeschichten mag ich lieber

Ich bin ein wenig betrübt, weil ich für "Parabellum" nur zwei kurze Kommentare bekommen habe. Der Titel ging wie immer daneben, aber ich halte es für meine beste Geschichte und es gibt sogar eine Wandlung.:Pfeif:

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

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