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Ein Gespräch
„Ich hatte Träume, wissen Sie.
Ich wollte etwas machen aus meinem Leben.
Ich wollte die Welt verändern.
Ich wollte bei den ganz großen mitspiel’n.
Und jetzt sitz’ ich hier und hab’ alles verloren.“
Mittlerweile ging mir dieser Penner, der sich neben mich gesetzt hatte, gehörig auf den Geist,
mit seinen fettigen Haaren, seiner Achmatov-Flasche und seinen endlos langen Reden.
Kann der nicht einfach mal seine Klappe halten? Sieht der denn nicht, dass ich arbeite?
„Ich habe meine Frau verloren.
Ich habe meinen Job verloren.
Ich habe mein Geld verloren!“
Schon wieder die Mailbox. Die Pläne sind erst halbfertig und morgen ist die Präsentation, aber dieser Schnösel hält es nicht für notwendig an sein Handy zu geh’n. Mich würde nicht wundern, wenn der ganze Deal platzt. Ein Desaster! Einfach unglaublich! Diesem Mr. Rich würde ich gerne mal persönlich begegnen. Was bildet der sich eigentlich ein wer er ist? Bestimmt sitzt er gerade in seinem Whirlpool und entspannt sich bei einem Gläschen Glen.
„Aber wissen Sie was das schlimmste ist?
Ich habe mein ganzes Leben lang nicht bemerkt, dass ich eigentlich nie gelebt habe!
Und ich war nie dankbar für meinen Erfolg.
Ich schätze man sieht die Welt mit anderen Augen, wenn man nichts mehr hat.
Hmm. Es tut gut mit jemandem zu reden.“
Und Senden. Das ist dann wohl die zwanzigste E-Mail auf die ich keine Antwort bekommen werde. Aber glaub ja nicht, dass ich für diese Katastrophe gerade stehe. Oh nein! Das werde ich dir allein in die Schuhe schieben, Mr. Manager des Jahres!
„Sehen Sie die Frau da drüben? Die scheint sich für Sie zu interessieren. Ziemlich hübsch, nicht wahr? Wie ich sehe tragen Sie keinen Ehe-Ring; Woll’n Sie nicht mal rüber geh’n und sie ansprechen?“
Mein Gott, hier kann sich ja kein Mensch konzentrieren. Also noch mal…
Wenn wir die variablen Kosten um 30% senken, bräuchten wir eine Absatzsteigerung von 10% um die steigenden Fixkosten im ersten halben Jahr zu decken. Das ist unmöglich! Was ist mit den saisonalen Absatzschwankungen?! Vielleicht brauche ich einen ganz anderen Ansatz. Hab’ ich eigentlich schon über Kundenbindungsmaßnahmen direkt am Point of Sale nachgedacht?
„Oh, bitte verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Ich hab’ mich ja noch gar nicht vorgestellt.
Tom ist mein Name
- Tom Rich“