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Ein geschäftliches Treffen

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11.11.2013
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Ein geschäftliches Treffen

Ich war in einer dringenden Angelegenheit unterwegs und durfte keine Zeit vergeuden. Der Mann, der mich erwartete, ein gewisser Herr Brückner, war sicher schon ungeduldig und würde keineswegs Rücksicht auf eine Verzögerung meinerseits nehmen, ganz gleich, welche Entschuldigung ich dafür hervorbringen konnte. Als ich nun im Zug sitzend auf meine Uhr sah, bemerkte ich zu meiner Erleichterung, dass ich es wohl noch rechtzeitig schaffen würde, sollte es keine ungeplanten Zwischenfälle geben. Allerdings konnte man so etwas natürlich nie im Voraus wissen; wenn nun im schlimmsten Fall der Zug entgleisen würde, läge es selbstverständlich nicht an mir, wenn ich nicht rechtzeitig zu dem vereinbarten Termin erscheinen konnte, doch für den Mann, der mich erwartete, würde dies, wie bereits schon erwähnt, keinen Unterschied machen; ja, selbst wenn ich bei einem solchen Unglück stürbe, würde er nur sagen, dass es ein Jammer sei, dass ich mich nicht an Verabredungen halten könne, und dass er unter solchen Voraussetzungen nicht gewillt wäre, weitere Geschäfte mit mir abzuschließen. Da es um ein Treffen von äußerster Wichtigkeit ging, bei dem Pünktlichkeit gewiss eine große Rolle spielte, konnte ich seine Haltung nachvollziehen, wenngleich mir auch die Aufdringlichkeit missfiel, mit der er sie mir offenbart hatte.
Draußen vor den Fenstern zog die Landschaft vorbei, gleich flüchtigen Erinnerungen, und ich war froh, dass ich allein in diesem Abteil saß, sodass ich frei meinen Gedanken nachhängen konnte, ohne mich dabei beobachtet fühlen zu müssen. Es war mir immer schon unangenehm gewesen, im Beisein anderer zu sehr in meine Gedankenwelt abzutauchen, da ich dabei immer die Empfindung hatte, sie könnten mir womöglich ansehen, an was ich gerade dachte. Mir war natürlich bewusst, dass das Unsinn war. Trotzdem glaubte ein Teil in mir noch immer fest daran; es war eine Art kindliche Überzeugung, der die Rationalität eines Erwachsenen nichts anhaben konnte.
Ich klappte meinen Aktenkoffer auf und ging noch mal die Papiere durch. Gewiss wird Herr Brückner es mir hoch anrechnen, dass ich solche Sorgfalt an den Tag legte, hatte er doch auch einen ausgesprochenen Sinn für Ordnung und einen Blick für Genauigkeit; nichts war ihm, neben Unpünktlichkeit, mehr zuwider als schlampige Arbeit und entsprechend streng war sein Urteil in solchen Fällen. Diesbezüglich hatte ich mir nichts vorzuwerfen, dachte ich, als ich einige Unterlagen einer letzten Prüfung unterzog. Dennoch hatte sich in mir seit Beginn der Fahrt ein diffuses Unbehagen hinsichtlich des Treffens aufgebaut, das sich auch durch die Gewissheit, dass ich gut vorbereitet war, nicht vertreiben ließ. Ich schloss meinen Koffer und schaute wieder aus dem Fenster.
Mittlerweile war der Zug fast am Ziel; einerseits begrüßte ich die Aussicht, voraussichtlich rechtzeitig anzukommen, doch andererseits wuchs mein Unbehagen mit jedem Kilometer, der mich meinem Bestimmungsort näher brachte. Immerhin würde ich mir kein Taxi nehmen müssen wenn ich ankam, dachte ich; Herr Brückner hatte an alles gedacht und eigens einen Fahrer engagiert, der mich vom Bahnhof abholen würde, was ich ihm im Übrigen hoch anrechnete, war dies doch keine Selbstverständlichkeit.
Endlich hielt der Zug. Ich stand auf, den Koffer in der Hand, schritt zur Tür und trat hinaus. Der Bahnhof schien mir für diese Zeit ungewöhnlich verlassen; nur wenige Menschen tummelten sich auf den Bahnsteigen und in den Zeitungsläden, ganz im Gegensatz zu dem sonst üblichen Trubel.
Als ich den Bahnhof verließ, musste ich nicht lange Ausschau nach dem für mich bestellten Fahrer halten; ein junger Mann, der sich gelangweilt umschaute, stand vor einer Limousine und ich identifizierte ihn sofort als meinen Fahrer.
"Guten Tag", sagte ich und er erwiderte meine Gruß. Ohne sich zu vergewissern, ob ich tatsächlich derjenige war, den er abzuholen angewiesen war, ließ er mich einsteigen und wir fuhren los. Mir kam in den Sinn, dass ich Herrn Brückner noch nie persönlich begegnet war, wir hatten nur schriftlichen und telefonischen Kontakt gepflegt, und das Unbehagen, das ich die ganze Zeit schon verspürte, mischte sich nun mit einer gewissen Neugier und Ungeduld.
"Entschuldigen Sie", sagte ich zu dem Fahrer, "wie lange wird die Fahrt dauern?"
Der Fahrer schaute mich durch den Rückspiegel hindurch an und blickte dann wieder auf die Straße. "Nicht lange. Sind nur zwei oder drei Kilometer."
"Danke", sagte ich und trommelte mit den Fingern auf den Aktenkoffer der auf meinen Knien lag.
"Ist das bei Ihrer Firma üblich, dass man abgeholt wird?", fragte ich, da mir das Schweigen unangenehm war.
"Nein, das kommt nur äußerst selten vor. Ist sozusagen eine Ausnahme. Sie können sich glücklich schätzen."
Ich unterdrückte die Frage, warum ausgerechnet mir eine solche Ausnahme zuteil wurde. "Verstehe. Ich freue mich jedenfalls, Herr Brückner endlich persönlich zu treffen."
Der Fahrer musterte mich wieder durch den Rückspiegel und ich konnte sehen, wie er die Stirn runzelte.
"Wir sind gleich da", sagte er schließlich. "Dort drüben kann man das Gebäude schon sehen."
Ich nickte nur stumm, obwohl der Fahrer mich gerade nicht beobachtete. Schweigend fuhren wir den restlichen Weg bis zum Bürogebäude, das mir außerordentlich imposant erschien; ein solches Hochhaus hatte ich nicht erwartet, passte es doch auch auch gar nicht in das Stadtbild.
Ich stieg aus, schlug die Autotür zu und wollte mich gerade zu dem noch hinter dem Steuer sitzenden Fahrer hin drehen um mich zu verabschieden, als der Wagen auch schon davonfuhr. Meine Gedanken konzentrierten sich nun jedoch viel mehr auf Herr Brückner und den Termin, sodass ich dem Verhalten des Fahrers keine weitere Beachtung schenkte.
Als ich das Gebäude betrat, fiel mir auf, dass sich im Erdgeschoss nichts befand außer einer Art Rezeption, hinter der einsam eine junge Frau stand, die eine Brille trug und gerade damit beschäftigt war, irgendetwas aufzuschreiben. Die Wände waren gänzlich kahl, weiß gestrichen und die Atmosphäre die sich daraus ergab, wirkte auf mich seltsam; so als wäre dies keine Empfangshalle eines Bürogebäudes, sondern vielmehr eine noch nicht fertiggestellte Hotellobby.
Ich ging zu der Frau und als sie mich bemerkte, blickte sie zuerst verwundert, dann lächelnd zu mir auf.
"Guten Tag", sagte ich. "Ich komme wegen eines wichtigen Treffens mit Herrn Brückner."
Die Frau runzelte die Stirn. "Hier arbeitet kein Herr Brückner." Dann dachte sie kurz nach. "Meinen Sie vielleicht Herr Bruckner?"
Ich stelle den Aktenkoffer ab und schaute sie an. Das kann gar nicht sein, dachte ich; in den Unterlagen und Briefen stand ganz klar Brückner, auch am Telefon hatte jener sich mit Brückner gemeldet. Vielleicht arbeitete die Frau noch nicht lange hier; in diesem Fall wäre eine solche Nachlässigkeit vielleicht zu entschuldigen.
"Nein, ich bin mir sicher, dass ich einen Termin mit Herr Brückner habe", sagte ich.
Die Hände der Frau spielten mit einem Kugelschreiber. "Das ist ausgeschlossen. Ein Herr Brückner ist mir nicht bekannt. Vielleicht haben Sie sich doch geirrt - ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber so was passiert doch jeden Mal. Wenn Sie möchten, sage ich Herr Bruckner sofort Bescheid, dass Sie ihn sprechen möchten. Wie lautet denn Ihr Name?"
"Gerlach. Werner Gerlach. Aber hören Sie, das hat ja keinen Zweck, ich möchte Herrn Brückner sprechen, nicht Herrn Bruckner. Wir haben telefonisch für Heute einen Termin vereinbart. Sogar einen Fahrer, der mich vom Bahnhof abholte, hatte Herr Brückner eigens für mich bestellt."
"Tut mir Leid. Ich kann mich nur wiederholen, Herr Gerlach. Ein Fahrer hat Sie hier her gefahren, sagten Sie?"
Ich nickte.
"Das ist seltsam", sagte sie. "Wissen Sie, Herr Gerlach, das ist eigentlich völlig ausgeschlossen. So was ist noch nie vorgekommen."
Sie nahm einen Telefonhörer in die Hand. "Warten Sie einen Augenblick, ich rufe kurz Herrn Bruckner an."
Während sie telefonierte, wandte ich mich ab und meine Gedanken rasten wild durcheinander wie eine Horde aufgeschreckter Hühner. Ein Irrtum meinerseits ist ausgeschlossen, dachte ich, und die Unterlagen untermauern dies; ich werde mich beschweren müssen, ist ein solches Verhalten seitens Herr Brückner doch inakzeptabel, oder vielmehr, es ist sozusagen skandalös; da bereitet man sich akribisch auf dieses Treffen vor, geht alle Unterlagen mehrfach penibel durch, hält sich peinlich genau daran, pünktlich zu erscheinen, um Herr Brückner nicht zu verärgern - und dann lässt er sich verleugnen. Ein solches Verhalten ist eines Mannes in seiner Position einfach nicht würdig, dachte ich.
"Herr Gerlach?", meldete sich die Frau und riss mich aus meinen Gedanken.
Ich drehte mich zu ihr hin.
"Herr Gerlach, ich habe mit Herrn Bruckner gesprochen und er sagte, dass er weder jemanden heute erwartet, noch dass er jemanden mit dem Namen Gerlach kennt. Ich bitte um Verzeihung, aber so wie es aussieht, müssen Sie sich geirrt haben."
"Ich kann Ihnen die Unterlagen zeigen, die Ihnen bezeugen können, dass dem nicht so ist. Im Übrigen finde ich es höchst unhöflich von Herr Brückner, sich verleugnen zu lassen. Ein Skandal ist das!"
Die Frau seufzte. "Herr Gerlach, hier lässt sich niemand verleugnen. Sie müssen sich wirklich irren und ich kann Ihnen in dieser Sache nicht weiterhelfen."
Wütend nahm ich meinen Koffer und öffnete ihn. Ich suchte einen Brief heraus, den ich in weiser Voraussicht mitgenommen hatte, auf dem klar und deutlich der Name Brückner stand, samt der Anschrift dieser Firma und dem vereinbartem Termin. Ich legte ihn ihr hin.
"Da", sagte ich. "Dort steht Schwarz auf Weiß, dass ich die Wahrheit erzähle."
Zögernd nahm die Frau den Brief in die Hand, blickte nach unten, runzelte erneut die Stirn und sah mich dann über den Brillenrand hinaus an.
"Herr Gerlach", begann sie. "Das ist nur ein leeres Blatt Papier."

 

Hej Superfant,

mich hast Du mit Deiner Geschichte leider nicht erreicht.

Auf mich wirkt sie vom Stil her zu aufgebauscht. Inhaltlich ist es mir nicht konkret genug, Schlagwörter wie dringend und diffus reichen mir da nicht aus. Ich versuch mal, anhand vom Text zu erklären, was ich meine.

Ich war in einer dringenden Angelegenheit unterwegs und durfte keine Zeit vergeuden.
Fett markiertes ist unnötig. Wenn man in einer dringenden Angelegenheit unterwegs ist, versteht sich das von selbst.

Der Mann, der mich erwartete, ein gewisser Herr Brückner, war sicher schon ungeduldig
Warum sollte er? Natürlich könnte der Mann im Zug ein Spender-Herz für Herrn Brückners kleine Tochter in seinem Aktenkoffer haben, die mit geöffnetem Brustkorb auf die lebensrettende OP wartet, aber bei einem Termin? Beide klingen jetzt auch nicht nach den supergewitzten Geschäftsmännern, die gerade den Deal ihres Lebens planen und es kaum erwarten können, alles in trockene Tücher zu bekommen.

Als ich nun im Zug sitzend auf meine Uhr sah, bemerkte ich zu meiner Erleichterung, dass ich es wohl noch rechtzeitig schaffen würde
Wenn Du schreibst:
Der Zug fuhr an und ich sah auf meine Uhr. Ich würde es wohl noch rechtzeitig schaffen.
dann entsteht nicht der merkwürdige Eindruck, dass da jemand schon eine Dreiviertelstunde völlig gestresst im Zug saß um dann erst auf die Uhr zu sehen und sich auszurechnen, dass er es wohl noch schaffen wird.
Wenn man es eilig hat, vergewissert man sich so bald wie möglich, ob man es noch rechtzeitig schaffen wird.
Oder man sieht andauernd auf die Uhr.
Oder der Zug hält irgendwo auf der Strecke und bringt den Zeitplan durcheinander.


wenngleich mir auch die Aufdringlichkeit mißfiel, mit der er sie mir sie offenbart hatte.
Das hier wäre interessant. Inwiefern aufdringlich? Hier könntest Du etwas über Herrn Brückner und noch viel mehr über den Mann im Zug verraten. Hier könntest Du Deinem Leser die Möglichkeit geben, sich zu entscheiden, ob Herr Brückner wirklich aufdringlich und der Mann im Zug arm und gequält oder ob Herr Brückner gestresst und ein Opfer des Systems und der Mann im Zug ein Ignorant oder auch nur ein Opfer des Systems oder sonst was ist. Aber Du verrätst leider gar nichts und weckst damit bei mir auch kein Interesse.

Draußen vor den Fenstern zog die Landschaft vorbei, gleich einer flüchtigen Erinnerung
Eine flüchtende Landschaft also. Aber eigentlich ist die doch gerade dadurch, dass sie non-stop an einem vorbei rast, irgendwie auch ziemlich konkret. Dauerhaft anwesend.

Es war mir immer schon unangenehm gewesen, im Beisein anderer zu sehr in meine Gedankenwelt abzutauchen, da ich dabei immer die Empfindung hatte, sie könnten mir womöglich ansehen, an was ich gerade dachte.
Wie oben: Verrat mir doch was über den.
Gedankenwelt. Das beschreibt nichts. Jeder hat seine eigene und es wird doch da interessant, wo sie erfahrbar wird.

Gewiss wird Herr Brückner es mir
Gewiss würde Herr Brückner es mir

Mögliche Aussage der Geschichte wäre vllt "Es gibt keine Wahrheit."

Wär aber auch ziemlich schwammig.

Ich hoffe, Du kannst was hiermit anfangen.

LG
Ane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey,
danke fürs Lesen und Kommentieren.
Schade, dass dir die Geschichte nicht recht gefiel. Dass der Stil so ist wie er ist, hängt eigentlich direkt mit dem Ich-Erzähler zusammen.

Fett markiertes ist unnötig. Wenn man in einer dringenden Angelegenheit unterwegs ist, versteht sich das von selbst.
Finde, dass der Satz so wie er ist um einiges besser klingt; ob sich da von der Aussage her etwas verdoppelt oder nicht, ist imo nicht wichtig. Zumindest mir nicht. Aber gut, kann man so sehen. Teile nur den Kritikpunkt gar nicht.

Warum sollte er? Natürlich könnte der Mann im Zug ein Spender-Herz für Herrn Brückners kleine Tochter in seinem Aktenkoffer haben, die mit geöffnetem Brustkorb auf die lebensrettende OP wartet, aber bei einem Termin?
Weiß man ja nicht, ob Brückner tatsächlich ungeduldig wartet. Nur der Ich-Erzähler ist sich dessen 100% sicher. Das ist ein wichtiger Punkt in der Geschichte, dass der Ich-Erzähler Dinge so und so wahrnimmt/denkt.

Das hier wäre interessant. Inwiefern aufdringlich? Hier könntest Du etwas über Herrn Brückner und noch viel mehr über den Mann im Zug verraten. Hier könntest Du Deinem Leser die Möglichkeit geben, sich zu entscheiden, ob Herr Brückner wirklich aufdringlich und der Mann im Zug arm und gequält oder ob Herr Brückner gestresst und ein Opfer des Systems und der Mann im Zug ein Ignorant oder auch nur ein Opfer des Systems oder sonst was ist. Aber Du verrätst leider gar nichts und weckst damit bei mir auch kein Interesse.
Könnte man. Aber es geht ja im Grunde nicht darum, ob etwas tatsächlich so ist oder nicht; oder ob der Leser das genauso sieht wie der Ich-Erzähler. Das war nicht meine Intention, das irgendwie erfahrbar zu machen. Eigentlich besteht der halbe Text ja aus irgendwelchen Andeutungen. Das war schon absichtlich so. Dass ich damit kein Interesse bei dir wecke, lässt allerdings vermuten, dass ich meine Idee entweder nicht gut genug umsetze, oder dass du einfach einen komplett anderen Geschmack als ich hast. :E

Eine flüchtende Landschaft also. Aber eigentlich ist die doch gerade dadurch, dass sie non-stop an einem vorbei rast, irgendwie auch ziemlich konkret. Dauerhaft anwesend.
Da hast du insofern recht, als dass ein flüchtiger Gedanke ja vorbeizieht und dann verschwunden ist, wohingegen die Landschaft dauerhaft vorbeizieht... werde das wohl umschreiben. Ich denke, "gleich flüchtigen Gedanken" würde da ja schon reichen? So wären die Gedanken ja auch ein "Dauer-Strom".

Wie oben: Verrat mir doch was über den.
Gedankenwelt. Das beschreibt nichts. Jeder hat seine eigene und es wird doch da interessant, wo sie erfahrbar wird.
Wie, warum? Das war doch eine allgemeine Aussage. Dass er generell nicht gerne beim Denken, egal an was, beobachtet wird. Wie er im Allgemeinen denkt, sollte ja eigentlich durch den gesamten Text rüberkommen. Zumindest hoffe ich das. :/

Also, klingt jetzt alles extrem nach trotziger Rechtfertigung. Aber ich sehe das tatsächlich komplett anders ... Wahrscheinlich total andere Leseerwartungen und anderer Geschmack.
Sowas ist immer interessant eigentlich; dass andere Leute genau die Dinge bemängeln, die man selbst z.B. sehr gut findet. Jetzt nicht nur auf meinen Text bezogen, sondern allgemein.

Gruß

 

Dass ich damit kein Interesse bei dir wecke, lässt allerdings vermuten, dass ich meine Idee entweder nicht gut genug uesetze, oder dass du einfach einen komplett anderen Geschmack als ich hast.
Und Du entscheidest Dich frank und frei für die zweite Variante. :D

Na dann: Viel Spaß noch hier.

 
Zuletzt bearbeitet:

Und Du entscheidest Dich frank und frei für die zweite Variante.
In Bezug auf Deine von mir zitierten Kritikpunkte: Eindeutig ja.
Ist ja nicht so, dass ich mir dabei nichts gedacht hätte, oder dass die Form der Geschichte bzw. die Erzählweise zufällig so ist. Welchen Sinn sollte es auch haben, Kritik anzunehmen, der man überhaupt nicht zustimmt? Es geht ja teilweise tatsächlich um Geschmacksdinge und auch um Intentionen ... bei dem Vergleich z.B. (vorbeiziehende Landschaft vs. flüchtiger Gedanke) stimmte ich dir ja auch soweit zu. Bei den anderen Kritikpunkten verhält sich das eben anders; da waren halt einige Dinge ganz bewusst so gestaltet aber es kam (für dich) nicht rüber. Da könnte man natürlich kritisieren, dass man es nicht überzeugend findet, dass man es hier und da verbessern könnte. Aber die Intention wurde ja offensichtlich gar nicht bemerkt, sodass die Kritik in diesen speziellen Fällen am Kern vorbeiging. Der ganze Text entspringt der Wahrnehmung und dem Denken von Herr Gerlach, was einige kritisierte Punkte z.B. schon hinreichend erklärt imo.

Gruß

 

Hallo Superfant

Eine Burleske, die Du da vorlegst. Im Konsens klingt es amüsant und ist auch flüssig zu lesen. Allerdings bewirkte es mir als Leser nur ein Schulterzucken, da die langwierige Handlung ganz auf die Pointe zugespitzt ist.

Weder Titel noch Einleitung fand ich reizvoll, ich dachte beinah, Du legtest es darauf an die Leser abzuschrecken, sich auf diesen Herrn Gerlach einzulassen. Da seine Gedankenwelt ihn allzu schnell als chronischen Neurotiker ausweist, nimmt es dem Stück auch die Chance wirklich Überraschendes feilzubieten.

Der Mann, der mich erwartete, ein gewisser Herr Brückner, war sicher schon ungeduldig

Hier legtest Du offen, dass der Protagonist seinen (vermeintlichen) Geschäftspartner nicht kennt, auch wenn er ihn mit bestimmten Attributen besetzt. In keinem einzigen seiner Gedanken unterlegt er, was ihn in diese Erwartungshaltung versetzt. Nicht mal ein Ruf, der diesem Herrn Brückner (vermeintlich) vorauseilt. Keine schlechten Erfahrungen mit andern Geschäftspartnern, die seinen Ängsten einen Nährboden schaffen.

Dennoch hatte sich in mir seit Beginn der Fahrt ein diffuses Unbehagen hinsichtlich des Treffens aufgebaut, das sich auch durch die Gewissheit, dass ich gut vorbereitet war, nicht vertreiben ließ.

Das allein enthebt es nicht dem Manko der fehlenden Plausibilität. Eine neurotische oder wie sich später kristallisiert eher schizoide Persönlichkeit würde sich eben an gewissen (vermeintlichen) Informationen festkrallen, sie als real erscheinend ausschlachten, nicht nur in diffuser Form.

ein junger Mann, der sich gelangweilt umschaute, stand vor einer Limousine und ich identifizierte ihn sofort als meinen Fahrer.

Woran identifizierte er ihn? Ein junger Mann, der gelangweilt vor einer Limousine steht, weist ihn normalerweise nicht als Bediensteter aus. Eine Uniform wäre da ein typisches Merkmal.

"Nicht lange. Sind nur zwei oder drei Kilometer."

Ein Chauffeur, der die Länge der Wegstrecke zwischen Bahnhof und Firma nicht präzis kennt?

Ist sozusagen eine Ausnahme. Sie können sich glücklich schätzen."

Dies wäre ein arger Fauxpas, würde der persönliche Fahrer des Firmenchefs einem Gast eine solche Auskunft erteilen.

Die Wände waren gänzlich kahl, weiß gestrichen und die Atmosphäre[KOMMA] die sich daraus ergab, wirkte auf mich seltsam;

Hier glaubte ich einen Moment, die überraschende Wende trete ein, indem er den Eingang einer Privatklinik betrete. Aber nein, ich hatte ihn bereits zu sehr klassiert, einen möglichen Effekt vorweggenommen.

Vom Stoff her finde ich es durchaus eine nette Idee, doch in der Ausführung zu wenig raffiniert und von unzureichend unterhaltsam aufbauender Spannung. Flüchtig streiften meine Gedanken Woody Allen und Samuel Beckett, bei denen ich artverwandte Bruchstücke zu erkennen meinte, doch verwarf ich diese Überlegung wieder.

Auch wenn ich es als Leser kritisch aufnahm, denke ich, dass in Deiner Intention mehr Potential liegt, als Du hier ausgeschöpft hast. Eine Umsetzung, wie ich es als Leser hineininterpretiere, bedürfte aber wahrscheinlich zu gravierender Eingriffe, um es in diesem Sinne spannungsgeladen ausgehen zu lassen.

Ein Schmunzeln war aber schon dabei. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hey,
danke fürs Lesen und Kommentieren.

In keinem einzigen seiner Gedanken unterlegt er, was ihn in diese Erwartungshaltung versetzt. Nicht mal ein Ruf, der diesem Herrn Brückner (vermeintlich) vorauseilt. Keine schlechten Erfahrungen mit andern Geschäftspartnern, die seinen Ängsten einen Nährboden schaffen.
Eine neurotische oder wie sich später kristallisiert eher schizoide Persönlichkeit würde sich eben an gewissen (vermeintlichen) Informationen festkrallen, sie als real erscheinend ausschlachten, nicht nur in diffuser Form.
Hm, stimmt irgendwie. Allerdings ist es ja auch unklar, ob es einen Herrn Brückner in irgendeiner Form überhaupt gibt oder ob absolut alles diesbzüglich reine Fantasie seitens Gerlach ist. Wobei man seine Einschätzungen von Brückner auch durch die (angeblichen) Briefe und Telefonate, die später erwähnt werden begründen könnnte ... muss ich mal drüber nachdenken.
Was den Fahrer betrifft: Ich habe da versucht, sehr offen zu lassen ob es tatsächlich ein Fahrer der Firma ist ... aber wäre er es nicht, wäre das zugegeben recht unerklärlich was da vor sich geht. :D
Eventuell steht es viel schlimmer um Gerlach, als man glaubt und er fährt mit einem Taxi aber nimmt es komplett anders wahr ... (weiß nicht exakt, was mein Unterbewusstsein da wollte)

Vom Stoff her finde ich es durchaus eine nette Idee, doch in der Ausführung zu wenig raffiniert und von unzureichend unterhaltsam aufbauender Spannung.
Ok, müsste ich mal schauen, inwiefern man es noch ein wenig interessanter machen könnte.

Auch wenn ich es als Leser kritisch aufnahm, denke ich, dass in Deiner Intention mehr Potential liegt, als Du hier ausgeschöpft hast. Eine Umsetzung, wie ich es als Leser hineininterpretiere, bedürfte aber wahrscheinlich zu gravierender Eingriffe, um es in diesem Sinne spannungsgeladen ausgehen zu lassen.
Sicherlich könnte man mehr draus machen, denke ich auch. War ja selbst noch nie 100% zufrieden mit irgendwas, das ich schrieb. Aber glaube, das geht vielen so. Ist die Frage, wie diszipliniert man ist und ob man schon die erforderlichen Fähigkeiten hat. Aber man lernt ja (hoffentlich) immer mehr dazu.
Was Deine Idee einer anderen Umsetzung betrifft: Wie würdest Du dir das vorstellen?
(Wobei ich irgendwie ein Problem mit dem Begriff "Spannung!" habe; Spannung ist für mich selten das, was ich suche wenn ich lese.)

Ein Schmunzeln war aber schon dabei.
Das ist gut!
Weird ist btw., dass die Geschichte auf Dich so wirkte, als würde sie schnurstracks auf die Pointe zulaufen. Wobei ich beim Schreiben selbst noch nicht wusste, worauf das hinausläuft. Naja, so ganz grob ... ;)


Gruß

 

Hallo Superfant

Was Deine Idee einer anderen Umsetzung betrifft: Wie würdest Du dir das vorstellen?

Bei dem von Dir vorgelegten Text würde es sich z. B. anbieten die Persönlichkeit des Protagonisten behutsamer offenzulegen, seine Befindlichkeit langsamer zu entblättern, das radikale seiner Wahrnehmungsstörung käme dann in einer unerwarteten Wendung. Da das Geschehen ganz aus seiner Perspektive erzählt ist, wird die Intensität seiner Wahrnehmung für den Leser etwas hemmend, was sich egalisieren könnte, wenn Du ihm „lichte“ Momente zugestehst. Kleine Begegnungen mit ein oder zwei andern Reisenden, die ihn als sonderlich ausweisen, ohne ihn aber zu verraten, wären eine Auflockerung.


(Wobei ich irgendwie ein Problem mit dem Begriff "Spannung!" habe; Spannung ist für mich selten das, was ich suche wenn ich lese.)

Jede Geschichte braucht einen Spannungsbogen, um den Leser bei Stange zu halten. Dies muss nicht wir bei einem Krimi reisserisch sein und auf Nervenkitzel hinauslaufen, sondern im Stoff Fragen aufwerfen, damit der Leser neugierig darauf ist, wie es weitergeht. Ein solcher Spannungsbogen bettet sich auch im Unterhaltungswert ein, gibt dem Leser das Gefühl von der Geschichte gefangen zu sein.

Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis bekommt jeder Autor zu spüren. Vor allem braucht es Geduld, um aus einer Idee das Beste herauszuholen. Die Leser sind insofern die Sensoren, an welchen bestenfalls erkennbar wird ob und warum eine Geschichte Anklang findet oder nicht.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Ok, die ganze Geschichte umzuschreiben bekam ich aufgrund mangelnder Geduld und Disziplin nun nicht hin. Das fällt mir echt schwer irgendwie ... Habe bis dahin meist eine neue Idee für eine Geschichte, die mir dann besser erscheint. :/
Aber ich schrieb den Part mit dem Fahrer ein wenig um, damit es (hoffentlich) stimmiger wird. Recht subtile Änderungen, aber ich glaube, so ist es besser:

Als ich den Bahnhof verließ, musste ich nicht lange Ausschau nach dem für mich bestellten Fahrer halten; ein junger Mann, der sich gelangweilt umschaute, stand vor einer Limousine und ich identifizierte ihn sofort als meinen Fahrer.
"Guten Tag", sagte ich und er erwiderte meine Gruß. Ohne sich zu vergewissern, ob ich tatsächlich derjenige war, den er abzuholen angewiesen war, ließ er mich einsteigen. Nachdem ich ihn noch einmal daran erinnert hatte, dass ich äußerst dringend im Büro von Herrn Brückner erwartet wurde, da es mir seltsamerweise so schien, als hätte er dies vergessen, fuhren wir los. Mir kam in den Sinn, dass ich Herrn Brückner noch nie persönlich begegnet war, wir hatten nur schriftlichen und telefonischen Kontakt gepflegt, und das Unbehagen, das ich die ganze Zeit schon verspürte, mischte sich nun mit einer gewissen Neugier und Ungeduld.
"Entschuldigen Sie", sagte ich zu dem Fahrer, "wie lange wird die Fahrt dauern?"
Der Fahrer schaute mich durch den Rückspiegel hindurch an und blickte dann wieder auf die Straße. "Nicht lange. Sind nur zwei oder drei Kilometer."
"Danke", sagte ich und trommelte mit den Fingern auf den Aktenkoffer, der auf meinen Knien lag.
"Ist das bei Ihrer Firma üblich, dass man abgeholt wird?", fragte ich, da mir das Schweigen unangenehm war.
Der Fahrer zögerte einen Augenblick. Dann sagte er: "Wie meinen Sie das?"
"Vergessen Sie's. Ich freue mich jedenfalls, Herrn Brückner endlich persönlich zu treffen."
Der Fahrer musterte mich wieder durch den Rückspiegel und ich konnte sehen, wie er die Stirn runzelte.
"Wir sind gleich da", sagte er schließlich. "Dort drüben kann man das Gebäude schon sehen."
Ich nickte nur stumm, obwohl der Fahrer mich gerade nicht beobachtete. Schweigend fuhren wir den restlichen Weg bis zum Bürogebäude, das mir außerordentlich imposant erschien; ein solches Hochhaus hatte ich nicht erwartet, passte es doch auch auch gar nicht in das Stadtbild.
Ich gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld, obwohl ich nicht wusste, ob dies üblich war, stieg aus, schlug die Autotür zu und wollte mich gerade bei ihm verabschieden, als der Wagen auch schon davonfuhr. Meine Gedanken konzentrierten sich nun jedoch viel mehr auf Herr Brückner und den Termin, sodass ich dem Verhalten des Fahrers keine weitere Beachtung schenkte.

 

Hey,
danke fürs Lesen und Kommentieren.
Gut, dass sich der Stil flüssig lesen ließ, obwohl es ja so altmodische Beamtensprache ist. :D
Das mit dem Taxi-Fahrer ist nun wohl tatsächlich schlüssiger, oder? Vorher war es ja ziemlich unerklärlich; nun lässt es wohl einen schlüssigen Ausweg zu ...
Freut mich jedenfalls, dass es Dir gefallen hat.

Gruß

 

Hallo Superfant,

noch einer weitere Geschichte, über die ich mich hier sehr erfreue. Ich kann mich meinen Vorrednern NICHT anschließen!

Nach dem Lesen deiner KG musste ich den "Doppelgänger" vom frühen Dostojewskij denken. Sehr ähnlich im Stil, auf Aufbau!

Der Titel ist ausnahmslos gut. Er vermittelt den Eindruck eines Geschäftstreffens. Richtig schön! ein geschäftliches Treffen ist aber nicht gleich ein Geschäftstreffen, wie es sich zum Schluß in der KG herausstellen sollte. Ein Wortspiel, das den Leser durch seine List sehr leicht hinters Licht führt.

Die komplette GEschichte ist ein Spiel zwischen "Sein" und "Schein"! Wie gesagt, Doppelgängerschaft auf jedem Fuß und Tritt!

Herr Brückner, den die zetralen Figur als Brücke auserkoren, evtl. aus einem Telefonbuch ausgesucht hat: Eine Brücke wofür? Das erfahren wir natürlich nicht, genau so, wie Herr Gerlach selbst. Eine Illysion! Sehr schön!

Brutal gut! Ich bin begeistert!

Jo!

 

Hallo Superfant,

noch einer weitere Geschichte, über die ich mich hier sehr erfreue. Ich kann mich meinen Vorrednern NICHT anschließen!

Nach dem Lesen deiner KG musste ich den "Doppelgänger" vom frühen Dostojewskij denken. Sehr ähnlich im Stil, auf Aufbau!

Der Titel ist ausnahmslos gut. Er vermittelt den Eindruck eines Geschäftstreffens. Richtig schön! ein geschäftliches Treffen ist aber nicht gleich ein Geschäftstreffen, wie es sich zum Schluß in der KG herausstellen sollte. Ein Wortspiel, das den Leser durch seine List sehr leicht hinters Licht führt.

Die komplette GEschichte ist ein Spiel zwischen "Sein" und "Schein"! Wie gesagt, Doppelgängerschaft auf jedem Fuß und Tritt!

Herr Brückner, den die zetralen Figur als Brücke auserkoren, evtl. aus einem Telefonbuch ausgesucht hat: Eine Brücke wofür? Das erfahren wir natürlich nicht, genau so, wie Herr Gerlach selbst. Eine Illysion! Sehr schön!

Brutal gut! Ich bin begeistert!

Jo!


Hey,
dankes fürs Kommentieren.
Den Doppelgänger habe ich bisher nicht gelesen, das werde ich allerdings wahrscheinlich irgendwann nachholen.
Der Titel war mehr spontan, aber es stimmt, man kann es zweitdeutig sehen. Freut mich, dass die Geschichte Dir gefallen hat!

Gruß.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Superfant,

deine Geschichte ist ungefähr das Gegenteil von meinen Texten. Das liegt nicht nur am Sujet, sondern vermutlich an der Intention des Erzählers. Ich möchte meine Leser möglichst nahe an Situationen heranführen, die sie an eigene erinnert, in denen sie sich wiederfinden. Sie sollen hinterher sagen, ja, so war's, so ähnlich habe ich es auch erlebt ... Ich setze also auf Identifikation.

Du führst den Leser auf scheinbar gewohnten, pedantisch langweiligen Schienen ins Land Absurdistan. Und dort endet die Fahrt im Nichts. Surreal?

Jetzt könnte ich natürlich die Interpretationsmaschine awerfen.
Welche Metapher steht für welchen Inhalt?
Ist das eine Allegorie für eine sinnentleerte Welt?
Was will der Dichter uns damit sagen?
Hat der Autor vergessen, den hilfreichen Tag "Philosophisches" zu setzen?
Ist der Text am Ende nur ein Joke?

Ich weiß es nicht. Du hast für eine andere Geschichte Computerprogramme eingesetzt. Ich schließe daraus, dass du gerne experimentierst. Deine Geschichte ist fehlerlos geschrieben, so weit ich sehe. Sprachlich ist sie tadellos. Und sie entfaltet einen gewissen Sog. Aber weißt du, so alt wie ich bin, habe ich noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass hinter allem ein Sinn stecken könnte.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo Superfant,

deine Geschichte ist ungefähr das Gegenteil von meinen Texten. Das liegt nicht nur am Sujet, sondern vermutlich an der Intention des Erzählers. Ich möchte meine Leser möglichst nahe an Situationen heranführen, die sie an eigene erinnert, in denen sie sich wiederfinden. Sie sollen hinterher sagen, ja, so war's, so ähnlich habe ich es auch erlebt ... Ich setze also auf Identifikation.

Du führst den Leser auf scheinbar gewohnten, pedantisch langweiligen Schienen ins Land Absurdistan. Und dort endet die Fahrt im Nichts. Surreal?

Jetzt könnte ich natürlich die Interpretationsmaschine awerfen.
Welche Metapher steht für welchen Inhalt?
Ist das eine Allegorie für eine sinnentleerte Welt?
Was will der Dichter uns damit sagen?
Hat der Autor vergessen, den hilfreichen Tag "Philosophisches" zu setzen?
Ist der Text am Ende nur ein Joke?

Ich weiß es nicht. Du hast für eine andere Geschichte Computerprogramme eingesetzt. Ich schließe daraus, dass du gerne experimentierst. Deine Geschichte ist fehlerlos geschrieben, so weit ich sehe. Sprachlich ist sie tadellos. Und sie entfaltet einen gewissen Sog. Aber weißt du, so alt wie ich bin, habe ich noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass hinter allem ein Sinn stecken könnte.

Freundliche Grüße
wieselmaus


Hi,
danke für Deinen Kommentar.
Bei mir ist es beim Schreiben meistens so gewesen, dass ich nach Intuition schreibe und selbst anfangs noch gar nicht weiß, worauf das alles hinausläuft. Sogesehen ist da kein bewusster "Sinn" dahinter meist, höchstens ein unbewusster Sinn. Aber die Frage nach dem Sinn ist für mich eh so eine Sache ... ich bin ja der Meinung, dass Sinn auch in der Wirkung, in der Form etc. liegen kann, dass es sozusagen keine "dahinterliegende Message" in dem Sinne geben muss, aber auch dass die Form z.B. die Message sein kann usw.
Ich denke auch nicht, dass Existenz ansich irgendeinen Sinn ergibt. Vielleicht ist hinter allem letztendlich Leere.

Gruß

 

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