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Ein Garten für "Nebelschrei"(B.)
Dort, Geliebter, hinter dem schweren Eisentor, liegt er. Jener Ort der Stille und Vertrautheit, den meine Seele einst allein für dich geschaffen. Tritt nur näher und ich werde versuchen, dir durch ihn für eine Weile deine Trauer zu nehmen.
Kannst du, mein Engel, diesen Garten durch meine Augen sehen? Die Blütenkelche, die bei Nacht sich öffnen, um deine Tränen, so schön und warm, in sich aufzunehmen? Die Bäume, welche alt und weise ihre Trauerlieder singen? Sie betrauern das Fehlen des Lächelns in jenem Engelsgesicht, das dich tagein, tagaus im Spiegel anblickt.
Ganz sanft berührt der Wind das Wasser, zieht Wellen, verzerrt des Mondes Abbild, nur um es kurz darauf erneut zu zeichnen. Der letzte Rest meines Lebens hofft hier auf dein Lächeln; der letzte Rest meiner Hoffnung lebt hier nur für dich. Geh weiter, mein Geliebter, hier brauchst du nichts zu fürchten. In dieser Welt gibt es nur uns zwei, die anderen sind schon längst nicht mehr.
Und brauchst du Schlaf, so leg' dich nieder, dort in dem schwarzen Rosenmeer.Traue ruhig deinen Gedanken, durch diese Dornen fließt kein Blut.Gib dich nur hin dem tiefen Schlaf in tausend schwarzen Blütenblättern. Sie halten dich warm, streicheln zärtlich deine Haut, wie es auch meine Hände tun.
Und wenn du dann erwachst, mein Engel, ein kleines Lächeln auf den Lippen, weiß ich meinen letzten Wunsch erfüllt. Ich kann nun sterben, ohne Angst, dich nie mehr glücklich sehen zu dürfen.