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Ein ganz wunderbarer Obatzter

Monster-WG
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10.09.2014
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Ein ganz wunderbarer Obatzter

Meine Wut verlangt nach Marschschritt mit eisern beschlagenen Absätzen, meine Enttäuschung nach müdem Schlurfen. Also laufe ich normal. Nur für mein aufgepulvertes Innenleben finde ich keine goldene Mitte. Tief in mir ist die Hölle los.
Brennt meine Gattin mit einem Hallodri durch! Primas nennt er sich, erster Geiger. Ich könnte beide erwürgen, ihn zuerst. Oder die Stadt anzünden, Amok laufen, mein Theater in die Luft sprengen.

Jedoch können andere nichts dafür – ich muss es mit mir selbst ausmachen.
Auf der Brücke zieht und bläst es gewaltig. Ich ziehe die Wollmütze runter und den Kragen höher.

Janosch heißt er – wie auch sonst? Er taugt nichts. Fiedelt sich durchs Leben, nimmt’s, wie es ist oder kommt. Und dieser Strizzi spannt mir die Frau aus!
Aber verdammt, Lorena lässt sich nicht einfach ausspannen! Sie muss es so gewollt haben.
Na ja, der Janosch, fesch ist er schon, und stattlich. Der weiß, wie man auch ohne Joker Stiche macht. Ich kann’s ihm noch nicht einmal verdenken, bei einer solchen Frau.

Der Janosch und die Lorena – ein Traumpaar. Geigenartist und Sozialaktivistin.

Meine Welt ist die Kunst, sind die großen Gefühle, die Auseinandersetzung mit allem, was unser Leben ausmacht. Aber Leute wie Janosch wollen keine Fragen stellen, keine Probleme lösen; eher machen sie welche. Sie bleiben flach und setzten auf bewährte Tricks.
Auf sentimentalen Scheißdreck! Geigengewimmer und Geschluchze. Das verklebt das Gehirn, macht kluge Menschen zu Idioten. Und wenn dieser Wundergeiger ein schmerzverzerrtes Gesicht macht, weil rote Rosen keine Treue garantieren, dabei die Zähne blitzen lässt, auch die Augen, sich das schweißverklebte Haar aus der Stirn streicht, das blauschwarze – und im nächsten Moment einen rasenden Csárdás hinlegt, dann knickt bei dieser Mischung aus Sensibilität und Rage jede Frau ein. Und ja, damit kann ich leider nicht dienen. Ich bin Verstandesmensch.
Habe andere Qualitäten: Ich bin prominent, wohlhabend, verlässlich. Frauen suchen so etwas.

Und wenn sie’s haben, machen sie’s kaputt.
Eine Diplom-Soziologin erliegt dem Schmachten seiner Fiedel, dem Hundeblick der sanften Augen – der tiefbraunen Augen dieses falschen Hundes.
Ich kenne diese Augen anders. Das war in meinem Lieblingslokal ‚Vasmacska’. Eine Männerrunde hatte sich befiedeln lassen, konnte nicht warten, bis ein Lied zu Ende war, schrie schon die nächsten Wünsche heraus. Janosch und seine Bande spielten wie die Teufel, aber als es ans Bezahlen ging, wurden sie ausgelacht. Böse gewütet hat er da. Auch im Faustkampf ist er Primas.

Um Lorena würde ich nicht mit ihm kämpfen mögen, nicht auf diese Weise. Doch mit meinen Waffen würde ich ihn schlagen, mit den Waffen des Geistes.
Für die hat sich auch Lorena entschieden.
Sie hat es auf die Uni geschafft, jetzt will sie etwas zurückgeben und helfen. Diese Einstellung finde ich bewundernswert. Lorena ist nun zuständig für die Frauen der Minderheiten in ihrem Bezirk, in unserer neuen Nachbarschaft.
Die gehen putzen oder auf dem Strich, die älteren wahrsagen oder ziehen mit den Enkeln bettelnd durch die Straßen – und sie gehen Lorena aus dem Weg, obwohl sie eine von ihnen ist. Sie wollen nicht, dass jemand im Staatsauftrag die Nase in ihre Angelegenheiten steckt. Ihr Broterwerb ist schon beschissen genug; die Weisheiten der Studierten brauchen sie nicht. Sie müssen andere Dinge wissen.
Die Männer sitzen im Hof auf ausrangierten Canapés, rauchen, spielen Karten, genießen die Nachmittagssonne. Sie könnten die herunterhängende Dachrinne reparieren, das kaputte Fenster, die schiefe Tür. Jemand könnte den Hof aufräumen, den Müll beseitigen – aber sie tun’s nicht.
Das Quirlen der Welt erreicht sie nicht, es ist ihnen egal. Sie residieren in ihrem Machtbereich und haben hier das Sagen.
Nachdem Lorena und ich hierher gezogen waren, wollte ich mich ihnen nähern, beinahe anbiedern. Lud sie ein zum Bier, zu extrascharfen Hähnchenflügeln, doch es blieb ein distanziertes Verhältnis. Gut möglich, dass sie mir mein Interesse an ihnen, am harmonischen Zusammenleben nicht abnahmen; dass ich sie nicht überzeugte. Und ehrlich gesagt, wollte ich nur Lorena damit imponieren – diese Leute kümmern mich nicht. Es gibt einen Zaun zwischen uns. Nicht zum Anfassen, aber ohnehin will keiner drübersteigen.
Nachdem ich meine Bemühungen um eine innigere Nachbarschaft eingestellt hatte, passierte nichts mehr. Zumindest nichts Positives; Enttäuschungen gibt es überall.
Ich, der Zugezogene, gehöre nicht zu ihnen – so ist es nun einmal. Und einem Gespräch auf Augenhöhe ist mein Status im Wege. Aber den will ich weder ablegen noch leugnen, ich habe zu viel dafür tun müssen.
Es war Lorenas Idee, hierher zu ziehen, ins Problemviertel der Stadt. Ich war in sie verliebt bis über beide Ohren und habe mich überreden lassen.
Und es war ja auch lustig, frischverliebt mit einer bildschönen Frau Möbel vom Flohmarkt zu holen. In diesen gefühlsträchtigen Höhenflügen haben wir sie ‚Vintage’ genannt. Vieles musste ich in der Theaterschreinerei ausbessern lassen, doch mit Lorenas Fantasie entstand ein Winzkosmos mit Schleiern im Erker, goldenen Tapeten, Bambus und Velours.
Je länger ich hier wohne, desto verunsicherter bin ich. Mein gewohnter Anspruch wird nicht erfüllt, trotzdem fühle ich mich in unserer La Bohème-Wohnung wohler als in meinem Appartement in Buda.
Vorerst habe ich es behalten. Mein Auto habe ich bei Freunden untergestellt, jetzt fahre ich einen ramponierten Lada. Liebe als Himmelsmacht. Meine Traumadresse ist das nicht. Aber dafür bekam ich meine Traumfrau.

Über zweihundert Leute zur Hochzeit! Fast ihre ganze Sippe war da.
Okay, ich hab mitgespielt. Einige überreichten unsägliche Geschenke, ein paar Geldkuverts waren dabei – andere brachten noch zehn Freunde mit und beklauten uns, nachdem sie uns beklatschten.
Lorenas Augen hatten meinen Verstand ausgeschaltet. Sie hatte mich vor allen anderen bevorzugt! Auch vor denen, die mehr zu bieten hatten, als ich – körperlich gemeint.
Ich war völlig aus dem Häuschen. Eine schönere Frau konnte ich mir nicht vorstellen. Sie hat eine wundervolle Haut, dunkler als meine, makellos, wie Samt und Seide. Sie ist groß und schlank, fast eine Idee größer als ich, und sie bewegt sich wie eine Herrscherin, geschmeidig und elegant. Sie hat eine enorme Ausstrahlung.
Da sollte keiner ihrer Wünsche unerfüllt bleiben.

Und jetzt dieses Desaster. Ich komme von der Arbeit und bin eh schon mit den Nerven am Ende; Schauspieler zu dirigieren ist Schwerstarbeit. Sehr empfindlich sind sie und hochexplosiv, rechthaberisch und zickig. Wir kommen nicht recht voran mit dem neuen Stück, das macht mich noch wahnsinnig.
Ich gehe in die blutrote Kochecke mit den Rapsfeldern und will mir einen Espresso machen. Ihr Zettel liegt auf der Kaffeedose: „Lieber Gyula, es tut mir sehr leid ...“
Ach, ich will’s gar nicht wiederholen.
Das ist völlig unmöglich. Wie stehe ich denn da? Immer in Begleitung der schönsten Frau weit und breit und nun?
Aber diese Schmach werde ich ihr heimzahlen! Nein, ich werde sie nicht schlagen – ich habe eine raffiniertere Idee. Und sie wird bis an ihr Lebensende an dieser Schuld zu tragen haben.

Das Eiswasser fließt nicht, es scheppert und schiebt, halbgefroren im schmutzigen Grau. Zähflüssig drückt es gegen die Sockel der Brückenpfeiler, aber die sind steinern und spitzgeformt wie der Bug eines Eisbrechers.
Dringen die von mir inszenierten Tragödien bis in mein Privatleben vor? Kommt das große Kismet über mich und überredet mich, von der Brücke zu springen – oder ist das mein eigener Entschluss?
Hat sie mich aus Berechnung geheiratet? Steht sie gern im Blitzlichtgeflacker? War es das Geld? Ha, dann kann sie jetzt mit ihrem Janosch durch die Kneipen ziehen!
Mit kalten Füßen und noch kälterem Herzen stehe ich übers Geländer gebeugt und der Frost haucht mir auf jede Schulter vier silberne Streifen.
Ich bin Kapitän und entscheide. Ich öffne noch einmal die Flasche, verschlucke mich, huste und japse nach Luft, als ob ich schon in den Eisfluss gesprungen wäre. Ich stelle mir die fetten Schlagzeilen vor: „Regisseur Gyula L. wählt aus Liebesleid den Freitod“, „Treulose Frau – Intendant springt in den Tod!“
Die bereiften Baumriesen der Margareteninsel erscheinen mir schemenhaft wie Mont-Saint-Michel im Dunst. Ein gigantisches Bühnenbild für meinen letzten Auftritt; knirschendes Gletscherwasser zu meinen Füßen, und diffuses Licht als maßgeschneiderte Beleuchtung für meinen Abgang. Etwas Wagner im Hintergrund wäre schön.
Der Regisseur in mir erkennt die Szenerie als ideal für den Todessprung eines düpierten Künstlers; störend ist, dass ich der Protagonist sein soll.
Flussaufwärts zunehmende Düsternis, verlorenes Land, fast unbewohnbar.
Hinter meinem Rücken die helle Millionenstadt mit Kultur und Brutalität, Falschheit und Berechnung, geplagten Menschen. Die mächtige Brücke liegt verlassen im Grau. Eine Straßenbahn fährt hinter meinem Rücken vorbei, wenige Autos nur, keine Fußgänger.
Hier wird mich niemand zurückhalten. Niemand wird mich ansprechen, ob ich es nicht noch einmal überlegen will. Ich denke an Lorena, und plötzlich packe ich das Eisengeländer bis zum Schmerz. Ich werde sie bestrafen. Janosch hat zu unserer Hochzeit gespielt – diese hinterhältigen Zwei!

Ich trinke den Rest und will wie in einem russischen Roman die Flasche mit einer melancholischen, resignierenden Geste ins eisige Geschiebe werfen.
Nein, ich will sie splittern hören! Also ziele ich auf den Granitsockel – und das Glas zerbirst, wie gleich mein Leben zerbersten wird; ich empfinde Genugtuung, die kleine Schwester der Befriedigung. Das wird Lorena noch leid tun.

Diese Geste des Wegwerfens von etwas, was man besitzt, auch wenn es nur eine ausgetrunkene Schnapsflasche ist, oder ein Leben: Da ist so viel Großmut und Souveränität dabei! Entscheidungsgewalt, Ausdruck eines starken Charakters, der auch loslassen kann – und die Weisheit des Spielers, der verstanden hat und von den Klippen springt.

Dieser geglückte Wurf ist ein befreiender Akt. Das Splittern klingt nach, erstaunlich hell und optimistisch. Plötzlich bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ...
Ich kann mich doch auch für das Gegenteil entscheiden. Bin ein freier Mann, niemand zwingt mich zu irgendwas – auch Lorena nicht!
Nun, letztlich bin ich ein feiger Hund und kneife.
Ich werde, ich muss es mit dem Leben noch einmal versuchen. Einfach wird das nicht.
Wie ein Romancier in seiner Geschichte lebt, so lebe ich im Bühnenstück. Ich muss nur daran denken, beim Verlassen des Theaters umzuschalten.

Ein paar Scheine habe ich noch – warum sollten die nass werden? So steuere ich ‚Vasmacska’ an. Mir ist vor Hunger schlecht.
Ich kriege meinen Standardteller ‚Körözött’. Das ist ‚Obatzter’ mit reichlich Rosenpaprika, dazu dicke Brotscheiben. Schmeckt heute anders, besser, viel besser. Und sieht hübscher aus als sonst. Schnittlauch ist darüber gestreut, ein paar Radieschenscheiben und rote Zwiebelringe sind auf den Quarkberg drapiert und noch etwas Petersilie. Mir erscheint das als kleines Zeichen der Liebe in der Welt, als ein Rest von Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit, gegen die Netzwerke der gegnerischen Seite, die Multis, das Großkapital – und natürlich auch gegen den Verrat in den eigenen Reihen. Ich hab’s ja gerade selbst erfahren.
Mit gestilltem Hunger überschaue ich das Lokal. Fast jeder Tisch ist besetzt, die meisten Gäste essen. Für diese Weinschänke ist das auffällig, denn der Koch Ferenc säuft mehr, als er kocht.
Sollte er sich doch seiner Kochehre besonnen haben und sich nicht mehr dem Schnaps, sondern der Kocherei zuwenden?

Ich bin beim zweiten Krügel und stecke meine Nase durch die Küchenritze. Der Dicke ist nicht da. Eine ungemein attraktive Frau hält in ihrer Arbeit inne und dreht sich um; so begegnen sich unsere Blicke und verhakeln sich. Keine Ahnung, wie lang wir uns fasziniert angeschaut haben; als bläulicher Rauch aufsteigt, besinnt sie sich ihres Auftrags und rettet die Koteletts vor dem Verschmoren.
Ich bin schuld. Steht ja an der Tür: „Kein Zutritt!“ Diese wunderbare schlanke Frau mit dem feinen Gesicht und dicken Braunhaar schaut mich mit rollenden Augen an und lächelt dabei. Ich beauftrage den Kellner, der schönen Köchin einen Sauerkirschpalinka zu bringen.
Bald danach höre ich hinter mir eine Stimme, warm und schmeichelnd wie Samt, woher ich denn wüsste, dass dieses saugute Zeugs ihr Lieblingsgetränk sei. Jetzt, zum Feierabend, dürfe sie das ohne schlechtes Gewissen genießen.
„Sie haben Feierabend?“, frage ich überflüssigerweise. „Dann nehmen Sie doch bitte einen Moment Platz!“
Ganz selbstverständlich lässt sie sich nieder, und ich sage: „Hab’s schon am Obatzt’n gemerkt, dass der Ferenc nicht mehr da ist. War kein schlechter Kerl, aber ein Verlust ist das nicht.“
“Was haben Sie denn gemerkt?“, will sie wissen.
Sie will gelobt werden – und das tue ich reinen Herzens: „Der war nicht so klumpig wie beim Ferenc, sondern cremig und locker; und nicht wie von einem Maurer aufgehäuft, sondern elegant angerichtet und schön garniert. Das mit dem grob gemahlenen Kümmel und weißen Pfeffer haben Sie gut hingekriegt; auch die Zwiebeln waren viel feiner geschnitten. Eigentlich hat mich Ihr Obatzter wieder mit der Welt versöhnt.“
„Das klingt ja ganz wunderbar“, sagt sie. „War’s denn so schlimm?“
„Es war die Hölle!“, bestätige ich. „Ich bin wohl leicht verletzlich. Meine Frau ist mit einem Stehgeiger durchgebrannt. Den halben Abend stand ich auf der Brücke und wollte springen, aber vielleicht hat mir’s gedämmert, dass sich das nicht lohnt. Der Bauch ist oft klüger als der Kopf.“
Ich bilde mir wohl ein, dass sie prüfend auf meinen Bauch schaut.
„Jedenfalls sitzen Sie jetzt hier“, stellt sie fest und entfernt mit der Serviette etwas aus meinem Bart, „und haben Obatzt’n gegessen.“
„Der war sehr gut, aber noch besser ist, dass ich mit Ihnen zusammensitze“, fasse ich den Abend zusammen. Ich will sie in einer bestimmten Weise anschauen, vielleicht fragend-verliebt oder so, würde gern meine Hand auf ihre legen.
„Ja, das finde ich auch schön, und vielen Dank für den Sauerkirsch.“ Sie erhebt sich und sagt: „Tut mir leid, aber halb eins fährt die letzte Bahn. Ich muss los.“
„Was, wie?“, schalte ich blitzschnell, „Nehmen Sie auch die 26? Jessas, ist das schon so spät?“
„Ja, es ist Viertel nach zwölf. Aber wieso: auch die 26?“
„Na, ich muss doch auch irgendwie nach Hause“, flunkere ich.
„Und wo genau ist das, wenn ich das fragen darf?“
Mit meiner durch die Sozialarbeit meiner Frau bedingten Adresse würde ich mich unmöglich machen, und zu meiner Reserveadresse fährt keine Straßenbahn.
„In der, äh, ach wie heißt sie doch gleich“, komme ich ins Schwimmen, und gehe gleich unter: „Bin da grad erst eingezogen, ehm ...“
Sie hat so ein schönes Lachen.

 

Hej josefelipe,

schön. :) Ein wirklich schöner Ausflug in eine andere Stadt, von der ich gern mehr hier erfahren hätte.
Der Ich- Erzähler ist schon "einer". :D
Es hat mir großen Spaß gemacht, mich deinem lichten, humorigen Schreibstil hinzugeben und treiben zu lassen. Der berühmte erste Satz hat mich schon beeindruckt, nur mit dem selbstgefälligen Protagonisten habe ich meine Schwierigkeiten. Vermutlich weil er so viel von/über sich selbst redet und sich ziemlich great findet. Ansonsten hat sich meine klischeehafte Vorstellung vom Verhalten eines gehörnten Ehemannes bestätigt: von der Wut, übers Selbstmitleid zum "Schockverlieben" in weniger als ein paar Stunden. Na toll.

Amüsanter Lesezeitverteib. Danke und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo josefelipe,

Meine Welt ist die Kunst, sind die großen Gefühle, die Auseinandersetzung mit allem, was unser Leben ausmacht.
Und von diesen großen Gefühlen handelt die Geschichte.

Ich bin Verstandesmensch.
:rotfl:

Je länger ich hier wohne, desto verunsicherter bin ich. Ich fühle mich hier wohler als in meinem Appartement in Buda.
:confused: Ist er verusichert, weil er sich in der falschen Gegend wohlfühlt? Aber er spricht doch von der Wohnung?

Ein Regisseur, wie er im Buche steht. Ich frage mich nur, ob es das Drama um Lorena gebraucht hat. Der Obatzter alleine hätts auch getan - wäre halt nicht so dramatisch geworden. Resultat: Der nächste (Stehgeiger) wartet schon ... ad infinitum.

Gerne gelesen vom

Jobär

 

Hallo Josefelipe,

dein Janosch ist ein echter Egomane mit einen theatralischen Hang zur Selbstinszenierung. Das ist ja kein Wunder bei seinem Beruf. Ein herrlich durchkomponiertes Charakterbild und sogar eine Handlung mit nicht ganz unerwartetem Ausgang. (Doppelte Verneinung!)
Zur Zeit grüble ich zusammen mit einer weiteren Leserin über die Frage nach, ob es sich auf die Geschichte auswirkt, wenn es statt des Ich-Erzählers einen Prot in der 3. Person gäbe. Ich hatte nämlich mal in einem anderen Zusammenhang behauptet, die Ich-Erzählung fördere die Egozentrik des Autors.
Allerdings wollte ich das nur auf unerfahrene, vor allem jugendliche Autoren bezogen haben:D.

Dass zum Obatzten gleich ein Techtelmechtel dazu kommt, ist wohl ein weiterer Akt der Selbstinszenierung.

Schöner augenzwinkernder Text von einem Lebenskünstler.

Herzliche Grüße
wieselmaus, die Obatzten aus Bayern kennt

 

Hola Kanji,

Deine Zuschrift freut mich sehr, danke schön.

Leider knirscht es hier ein bisschen:

..., nur mit dem selbstgefälligen Protagonisten habe ich meine Schwierigkeiten.

Immer wieder lese ich, dass Kommentatoren bei irgendwelchen Geschichten Schwierigkeiten haben, für den Prot Sympathien zu entwickeln. Ich verstehe das nicht, denn wenn das nicht stattfindet, dann hat’s der Autor nicht gewollt.
Der Herr Regisseur Gyula L. ist ein Arsch, schmückt sich mit einer bildschönen Zigeunerin, weil das in seinen Kreisen als total abgefahren gilt – es hätte auch eine gutaussehende Dame von den Salomon-Inseln sein können, die allerdings ungarisch sprechen müsste. Auf jeden Fall etwas Exotisches. Wenn die eigene Erscheinung nix hergibt – wovon soll’s dann kommen?

Ansonsten hat sich meine klischeehafte Vorstellung vom Verhalten eines gehörnten Ehemannes bestätigt: von der Wut, übers Selbstmitleid zum "Schockverlieben" in weniger als ein paar Stunden.

So reagieren diese armen Kerle auf das, was ihnen von den Frauen angetan wird:D. Sie wollen doch überleben! Oder sollten sie tatsächlich springen?
Ich glaube, so wie beschrieben, ist es für alle am besten. Erst nachdem alle Spermien verteilt sind, ist es schnuppe.

Ein wirklich schöner Ausflug in eine andere Stadt, von der ich gern mehr hier erfahren hätte.

Eigentlich sehr gerne, bin ja eine alte Plaudertante. Über die letzten fünfzig Jahre habe ich mit Budapest Brüderschaft getrunken, aber hier im Forum muss ich mich kurz fassen:).

Schöne Grüße!
José

PS:

Der Ich- Erzähler ist schon "einer".
Ich hoffe, Du meinst mich, und nicht den:shy:.

 
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Hallo josefelipe,

so was Blödes! Natürlich meine ich Gyula L., den Regisseur und nicht Janosch. Na ja, etwas Gutes hat ja die Verwechslung. Damit ist jedenfalls hundert Pro klar, dass nicht José gemeint ist. Niemals. :sealed:
Das Problem, über das ich mich austausche, geht noch in eine andere Richtung. Einen Ich-Erzähler kann ich meiner Meinung nach viel tiefer in die verwinkeltsten Ecken seiner Psyche schicken, ohne unglaubwürdig ( als Autor) zu werden. Vielleicht ist das nur so ein Verdacht oder eben ein schriftstellerischer Kniff. Aber solche Themen müssen ja nicht hier ausgebreitet werden.

Herzliche Grüße von einer zerknirschten wieselmaus,
die sich endlich angewöhnen muss, mit einem Notizblock zu lesen.

 

Hej und guten Morgen josefelipe,

ich möchte bei der Gelegenheit noch einmal auf die "Sache" mit der Sympathie für die Protagonisten eingehen.

Selbstverständlich habe ich nicht den Anspruch alle nett und sympathisch zu finden, eine gehörige Portion Abneigung ist auch belebend und erst recht, wenn es so gewollt ist. (Erst ein einziges Mal war ich verwirrt, weil der Autor einen Serienmörder nur bedingt unsympathisch darstellte).

Und nein, besser der Herr Regisseur lebt. Uns wäre sonst die reizende Köchin verborgen geblieben. ;)

Was du jetzt für "einer" bist ... Ich werd's beobachten. :)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hola Ronnie,

will mich bedanken fürs Lesen und Kommentieren.

Bei den Namen in der Geschichte hab ich nicht aufgepasst. Und Du auch nicht hundertprozentig.

Lorena ist ein schön klingender Namen, der so manche Vorstellung anregt (zumindest bei mir)
Na logisch, Du denkst an die Loren, an die Sophia! Körbchengröße XXL.
Oder doch nicht – das kommt altersmäßig nicht hin.
Aber stimmt schon, dieser wundervolle Name lässt sich besonders im Liegen gut aussprechen.

Ferdi klingt wie der Name eines Mauerergesellen oder eines Staplerfahrers. Sprich: Diese beiden Namen passen mMn nicht sonderlich gut zusammen. Ferdinand wäre da schön eine Ecke besser und passender zu Lorena.

:confused: Ferdi ist die Kurzform von Ferdinand – wie Ronny zu Ronald, oder Ronnie im ostdeutschen Sprachraum, speziell für Maurergesellen oder Staplerfahrer:D. So gesehen, würde alles passen: Du willst lieber Ferdinand, und ich schreibe Ferdinand (in der Kurzform:)).
Aber der Ferdi – der eine, übersehene – ist mein Fehler. Ich hatte wie Du das Gefühl, ein z. B. ‚Gyula’ würde besser passen (Ich finde Männernamen, auch im Italienischen, die auf ‚a’ enden, immer possierlich).

Jedenfalls hab ich’s gleich verbessert. Danke, Ronald (Ronaldus?).

Und mich freut’s, dass Du die Geschichte so aufgenommen hast, wie sie gemeint war.

Die Liebe zu Lorena kann so stark nicht gewesen sein, wenn der Ferdi gleich bei der nächsten Gelegenheit wieder zugreifen will.
Die alte Geschichte. Wir sind Sklaven unseres Programms.

Und was Frauen betrifft nur das Feinste vom Feinen zulässt. Warum nicht.
Alles andere wäre ein Fehler. Dein ‚warum nicht’ lässt einen Schulterschluss zu von Dir, Gyula und mir.

Das letztlich so eine wundervolle Harmonie entsteht bei unserem kurzen Disput, freut mich sehr.

Ronnie, bedankt – bis demnächst!

José

 
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Hola Kanji,

Was du jetzt für "einer" bist ... Ich werd's beobachten.

Ein Scheißgefühl. Muss das denn sein? Ich komme aus den 'neuen Bundesländern' (durch Eigeninitiative schon seit 1964), doch der Bazillus des Misstrauens ist allgegenwärtig.
Ich finde, wir sollten unsere Korrespondenz einstellen. Nur so, einfach zu meiner Sicherheit.
Außerdem muss ich jetzt zu meiner Traumtata-Behandlung. Die Spezialistin ist eine Thai, doch spricht sie hervorragend Deutsch. Sie war früher eine Vietkong, aber die sehen ja alle gleich aus. Ich kenne sie noch aus der DDR. Wir sind ungefähr gleich alt
Und sie kocht gut!
Leider hat sie von Spargel keine Ahnung.
Ich hoffe, dass Du da besser aufgestellt bist - und grüße Dich

José

 
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Hej josefelipe,

Was du jetzt für "einer" bist ... Ich werd's beobachten.

Ein Scheißgefühl. Muss das denn sein?

Jo! Wat mut, dat mut. ;)

Bis dahin und guten Appetit, Kanji

 

Hola jobär,

ich danke bestens für Deine Zuschrift zu meiner KG. Sie hat ja die existenziellen Werte zur Grundlage. Du sagst selbst:
..

. von diesen großen Gefühlen handelt die Geschichte.
Aber selbstverständlich! So wie sich auch Dein :rotfl: einfügt bei meiner seriösen Bemerkung:
Ich bin Verstandesmensch.

Jobär, ich habe das unscharfe Gefühl, Du nimmst einige äußerst wichtige Dinge auf die leichte Schulter. Denk mal an Dein Alter: Da ist nicht mehr viel Raum für :rotfl: und Blödeln.
Da wird’s nämlich knapp!
Aber Du kannst ja auch seriös sein und gute Tipps geben:
Ist er verusichert, weil er sich in der falschen Gegend wohlfühlt? Aber er spricht doch von der Wohnung?
Ich habe es verbessert:
Je länger ich hier wohne, desto verunsicherter bin ich. Mein gewohnter Anspruch wird nicht erfüllt, trotzdem fühle ich mich in unserer La Bohème-Wohnung wohler als in meinem Appartement in Buda.
Ich danke, mein Herr Jobär.
Komisch, wenn ich ins Ungarische abdrifte, wirft es mich vierzig Jahre zurück. „Wenn Sie sich bitte zur anderen Kasse bemühen möchten?“ oder sagt die Marikka zum Gemüsefritzen: „Einen halben Kürbis, fünf Paprika und `n Kilo Zwiebeln.“ Antwort: „Wie Sie zu befehlen belieben, gnädige Frau.“ Und dann haut sie ab mit ihrem Scheiß, der im Supermarkt wegen der Kühlkette frischer gewesen wäre, und billiger sowieso, und er ruft ihr hinterher: „Und einen schönen Tag noch! Küss die Hand! Alles Gute!“

Ich nehme dessen Worte auf und verabschiede mich. Aber eins fällt mir noch auf:

Ich frage mich nur, ob es das Drama um Lorena gebraucht hat. Der Obatzter alleine hätts auch getan
Hier bin ich absolut anderer Meinung – der Obatzte allein hätt`s nicht getan! Ich schreib’ doch nicht sechs Wochen an einem Text herum, um ...
Aber die Antwort kommt von Dir:
... wäre halt nicht so dramatisch geworden.
Na, bravo! Toller Ratschlag – oder Anstiftung zu einem langweiligen Text?

Mit dem letzten Satz Deines Kommentars habe ich meine liebe Not:

Resultat: Der nächste (Stehgeiger) wartet schon ... ad infinitum.
Leute unseres Alters sollten – auch wenn sie ihr Studium nicht unerwähnt lassen wollen:) - auf diesen Latein-Quatsch verzichten. Das geht mir schon seit meiner Kindheit auf den Senkel!
Das macht die ganze Atmosphäre kaputt. Und vom Sinn her ist es die reine Katastrophe.
Ich sag einfach Tschüss.

José

 

Hallo Jose,

mich erinnert dein Text etwas an Pitigrilli. Der ist auch sehr Meta, das ist an sich nicht so meine Sache, weil er ständig auf irgendetwas verweist, auf russische Romane, auf Kunst, auf eine gewisse Haltung der Rezeption, das ist ja auch strukturell so angelegt, das mit gewissen Bedingungen hier gespielt wird, er ist der Künstler, sie die Sozialarbeiterin, er wirkt auch oft so wie aus einem der Gedichte Baudelaires, so ein wenig über den Ding, nicht weltfremd, aber alles orbital sehend. Da könntest du ruhig mehr Biss reinbringen, der darf ruhig auch böse sein, ein Schelm, aber auch trotzdem böse. Das würde den Kontrast erhöhen.

Schade finde ich, dass du zu früh rausgehst. Diese eigentliche Unterhaltung, die so hin und hergeht, da hätte ich mir mehr von gewünscht, das könnte so etwas wie "Before Midnight" werden, und du kannst ja so toll über Essen und auch die Gegend schreiben, da könntest du so richtig ausholen, das fände ich toll.
Auf mich wirkt das Ende zu abrupt, zu schnell, und ich würde da gerne mehr lesen.

Ein sinnlicher Text, du schreibst ja sowieso gerne raumfordernd, das finde ich gut, und hier hast du auch mal ein Sujet, wo du wirklich Raum füllen könntest, da kannst du wie ein schwerer Duft sein, mächtig und auch bildlich, du kannst so was.

Ja, man muss in der Stimmung sein, heute morgen war ich das. Gerne gelesen.

Gruss, Jimmy

 

Hola ThomasQu,

für Deinen Kommentar will ich mich bedanken. Sind ja einige Denkanstöße dabei.

... statt des sentimentalen Scheißdrecks hätte mir Firlefanz in dem Zusammenhang besser gefallen.
Wie Du meinst. Ich würde beim Kraftausdruck bleiben, denn der Herr ist stinksauer.
Anstatt Winzkosmos Minikosmos, ...
Ich sehe den Unterschied nicht.
... statt völlig außerm Häuschen, besser aus dem Häuschen.
Danke. Hab ich sofort geändert. So klingt’s wirklich besser.
Ich stelle mir (ohne schon, Wortwiederholung) die fetten Schlagzeilen vor.
Das zweite ‚schon’ ist eliminiert:cool:.
Diese hinterhältigen Zwei klingt komisch, schreib doch hinterhältiges Pack, oder so etwas.
Gottchen ja, bei ‚Pack’ habe ich mehrere Personen im Sinn. Ich will es bei diesen beiden belassen – ich hoffe, das kränkt Dich nicht.

Und der Schluss zum Schluss:

Haha, lustiger Schluss!
Freut mich. Beabsichtigt war das eigentlich so nicht. Ich hatte das Schreiben an dieser Stelle unterbrochen, und als ich weitermachen wollte, dachte ich: Wieso? Kann doch so bleiben.
In den Komms lese ich pro und contra. Ich glaube, dieses unverhoffte Ende überlässt es dem Leser, sich vorzustellen, wie es weiter gehen könnte. Ich jedenfalls weiß es nicht.
So ein Bühnenmensch wird es nie einfach haben.

ThomasQu, ich grüße Dich!

José

 
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Hola wieselmaus,

vielen Dank für die doppelte Post, hat mich sehr gefreut.
Ich bin allerdings noch im Rückstand bei Dir, doch mit dem Copyright will ich mich nicht befassen. Um etwas Vernünftiges dazu sagen zu können, müsste ich die Original-Geschichte(n) studieren und dann das neue Werk, das ja wiederum so neu nicht sein kann, weil es in anderer Form bereits existiert – oder so:). In der selben Zeit hätte ich doch fast eine eigene, neue KG zusammengebosselt.

Zur Zeit grüble ich zusammen mit einer weiteren Leserin über die Frage nach, ob es sich auf die Geschichte auswirkt, wenn es statt des Ich-Erzählers einen Prot in der 3. Person gäbe.

Interessantes Thema. Und in Deiner #8 triffst Du mMn den Punkt:

Einen Ich-Erzähler kann ich meiner Meinung nach viel tiefer in die verwinkeltsten Ecken seiner Psyche schicken, ohne unglaubwürdig ( als Autor) zu werden. Vielleicht ist das nur so ein Verdacht oder eben ein schriftstellerischer Kniff.

Wenn ich etwas davon verstünde, würde ich mich wie Herr Gyula L. in die Brust werfen und mit der Miene des Insiders sagen, das sei selbstverständlich ein schriftstellerischer Kniff.
Für mich kommt nur die erste Person in Frage, das liegt wohl in meinem Wesen.
Ich hätte es schwer, mich in andere Personen zu versetzen – und wenn dann noch unangenehme Themen dazukämen, ginge bei mir eine automatische Schranke runter. Man muss sich nehmen, wie man ist.
Aber ich sehe es auch so:
Ich hatte nämlich mal in einem anderen Zusammenhang behauptet, die Ich-Erzählung fördere die Egozentrik des Autors.

Das ist gut möglich, auch bei dieser Einschränkung:

Allerdings wollte ich das nur auf unerfahrene, vor allem jugendliche Autoren bezogen haben
Erkenntnisse ändern die Dinge nicht. Wer einen Hang zur Egozentrik verspürt, ist wohl nicht zu bremsen. So ein zweiter Gottfried Benn wäre doch ganz lustig.

Dass zum Obatzten gleich ein Techtelmechtel dazu kommt, ist wohl ein weiterer Akt der Selbstinszenierung.

Vielleicht. Oder Schicksal:dozey:.

Ich hoffe, Deine Zerknirschtheit ist dem Frühlingswallen gewichen und Du hast Dich mit bunten Bändern im Haar geschmückt.
Gegrüßet seiest Du mir, oh wieselmaus!

José

PS: Ach, eines wollt’ ich noch fragen:

Schöner augenzwinkernder Text von einem Lebenskünstler.

Handelt der Text von einem Lebenskünstler oder ist er von einem solchen geschrieben?

 
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Hallo José,

schön von dir zu lesen, ich hatte dich schon ein bisschen vermisst :crying:

Deine Überlegungen zum copywrite kann ich nachvollziehen, mir allerdings hat es sehr viel Spaß gemacht und ich habe mit meinem Partner richtig Glück gehabt. Ich bin ja noch nicht lange im Forum und habe mich völlig naiv in diese Challenge hineingestürzt. Es ist auch spannend, die anderen Paarungen zu verfolgen. Ich glaube, da geht's nicht nur um die Texte.

Danke für deine Ausführungen zur Egozentrik. Wahrscheinlich hat jeder (gute) Autor eine gehörige Portion davon. Man schreibt ja nicht sein Tagebuch, oder wenn doch, dann will man doch ein wenig Werther sein;)

Was den "Lebenskünstler" angeht, so habe ich "von" und nicht "über" geschrieben. In voller Absicht! Obwohl, wenn ich es mir recht überlege ... Nimm es doch so, wie es dir am besten gefällt.

Ein schönes Wochenende wünsche ich mit Sonnenschein und Obatzten im Freien.

wieselmaus

 

Hallo José,

da will ich mal schnell schauen, ob was wichtiges Neues im Forum steht - keine Zeit, keine Zeit! - und bleibe natürlich an Deiner neuen Geschichte hängen.

Gewohnt wortgewaltig und mit dem anscheinend unvermeidlichen Bezug zum guten Essen. Gewohnt - und doch nie langweilig, weil ich Deinen Stil einfach mag. Ich finde es toll, mal etwas von Dir zu lesen, was letztlich eine klassische Liebesgeschichte ist. So etwas hatte ich von Dir in meiner noch recht kurzen Zeit im Forum nicht. (Die Archive habe ich noch nicht danach durchforstet.)

Und ich muss sagen: Ich finde die Geschichte sehr gelungen! Eine sehr schöne Ambivalenz, beim Lesen zunächst Mitleid mit dem armen Verlassenen zu haben und später dasselbe Mitleid wieder abzulegen, nachdem seine Selbstgefälligkeit immer deutlicher wird und er sich doch allzu schnell wieder mit einer neuen Bekanntschaft tröstet. Die sehr rasche Abkehr von seinen Selbstmordabsichten wollte mir zuerst nicht recht plausibel erscheinen, aber dann habe ich sie als Entlarvung seines Charakters gesehen, und schon passte es wieder.

Interessant: Auch meine letzte Geschichte (deren Überarbeitung immer noch nicht fertig ist, weil mir seit Wochen Zeit und/oder Ruhe fehlen) endet damit, dass die Dame des Interesses lacht - und man über den weiteren Verlauf spekulieren darf.

Eine einzige sprachliche Sache: Du schreibst an zwei Stellen von "Füssen", die wohl eher "Füßen" heißen wollen - es sei denn, Du wolltest uns unvermittelt ins Ostallgäu versetzen.

Gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Salve, nein – merhaba Maria!

Ich danke Dir für Deine Zuschrift.
Ich wünschte mir, dass Du nicht geschrieben hättest. Dein Statement verursacht mir Kopfschmerzen. Ich weiß weder, wie ich eine vernünftige Antwort hinbekomme, noch wie ich Dir meinen Standpunkt erklären könnte.
Du haust einfach lustig rein in die Tasten – und reise, reise, ab geht die (der) Post. Jedenfalls bedeutet Impulsivität auch Ehrlichkeit; somit ist alles im grünen Bereich.

Als Leserin bist Du sensibler. Mich irritiert schon Deine Feststellung:

Ich weiß, du hast deine eigene Art, deinen eigenen Stil.

Wenn Du das weißt, dann ist Dir klar, worauf Du Dich einlässt. Wer keine braunen Schuhe mag, sollte nicht nach ihrem Preis fragen. Und kaufen sollte er sie schon gar nicht.
Du kommst aber gleich ans Lamentieren:
Zu viel, einfach nur zu viel.

Begründung:
Diese ungewöhnlichen Beschreibungen liebe ich eigentlich in Geschichten. Vor allem wenn ich eine dieser seltenen Perlen in einem längeren Text finde.

In einem längeren Text (wir sind bei Kurzgeschichten!) eine Perle finden? Ich höre: Mei, ist das langweilig, bis mal eine Perle kommt.

Doch hier ist der gesamte Text voll von ihnen und das wirkt schon überladen, ...

Für mich ein Kompliment. Ich habe den Text komprimiert, damit Perle neben Perle aufmarschiert;). Aber Du wusstest ja, wie ich schreibe.

Maria:

..., als wolltest du meinen Verstand ausreizen.

Traust Du mir wirklich soviel Kapazität zu?

Und das ist auch nicht schlecht: Der Leser muss etwas für oder gegen den Prot empfinden, und bei Dir, meiner schwierigsten Klientin, funktioniert das super:

Er will mir einfach nicht sympathisch werden.

Seine Wut verstehe ich, das spüre ich sogar durch jede einzelne Zeile ...

Ich hasse diesen Prot, ich hasse ihn aus tiefstem Herzen!

Da hab ich alles richtig gemacht. Glückwunsch, José!

Eine andere Sache fällt mir noch ein:
Caroline Webbs-Giao musste eine Modenschau kommentieren, bekam wegen verdorbener Sushi entsetzlichen Durchfall – und sah deswegen nur die Hälfte der Darbietung. Kommentierte dennoch so, als ob sie alles gesehen (in Deinem Fall: gelesen) hätte und verlor ihren Job. Maria Meerhaba liest nur einen Teil meiner KG:

... obwohl ich diesen Teil verpasst habe, ...
... wollte ich das nicht nachholen, ...

und fällt trotzdem ein grässliches Urteil:

Und die Handlung ist so flach, dass ...

Wie kannst Du das sagen, wenn Du nur die halbe Geschichte kennst?

Andrerseits:

... diese hier ist für meinen Geschmack viel zu überladen mit ungewöhnlichen Beschreibungen.

Das ist mein Ziel. In der Wörterkiste wühlen! Wenn die Geschichte schon kurz sein muss, dann müssen Saft und Kraft hinein. Ich würde lieber langatmiger, ausführlicher schreiben, doch wenn ich mich in einem KG-Forum anmelde, muss ich die Hausordnung akzeptieren. Ich denke, Du gehst auch in die Kneipe, die Dir passt.

Ob da Sinti/Zigeuner/Roma drin sind oder trockene Wiener, spielt keine Rolle:

KG:
Die gehen putzen oder auf dem Strich, die älteren wahrsagen oder ziehen mit den Enkeln bettelnd durch die Straßen
Maria:
Eigentlich wollte ich mich da zuerst aufregen und sagen, er soll nicht gleich alle in einen Topf werfen, :3

:3 kenne ich nicht, aber ich weiß, dass es auch Mercedes fahrende (mercedesfahrende?) Deutsche gibt:dozey:.

Maria – ich fahre Toyota, könntest Du Dir trotzdem vorstellen, dass wir Freunde bis in den Tod sein könnten? Du hast es irgendwie drauf.

José

PS:
Maria:

... habe gewaltsam versucht, die KG zu Ende zu lesen.

Das musst Du Dir nicht antun! Und mich stimmt das traurig.

 

Hola Jimmy,

freut mich sehr, von Dir zu hören. Vielen Dank für Deine Zuschrift.

... mich erinnert dein Text etwas an Pitigrilli.

Eiskalt erwischt, musste ich ergoogeln – schließlich will ich ja wissen, wie das gemeint ist.
Jetzt weiß ich es, bin zufrieden.
... wirkt auch oft so wie aus einem der Gedichte Baudelaires, ...

Ich musste nicht ganz so weit ausholen; diesen Typ aus meinem Erinnerungsfundus musste ich nur bisschen aufwärmen, der wäre in den Siebzigern beinahe mein Schwager geworden.

Da könntest du ruhig mehr Biss reinbringen, der darf ruhig auch böse sein, ein Schelm, aber auch trotzdem böse.
Ich hatte die Absicht, ihn unter anderem auch als rachsüchtig darzustellen, als einen, der mit einer Niederlage nicht zurechtkommt. Er steigert sich in seine Selbstmordabsicht hinein, ohne zu bedenken, dass er gar nicht die Eier dazu hat, sondern weil er sich genussvoll vorstellt, wie die Abtrünnige leiden wird und keinen Spaß mehr am Leben hat – mit all der Schuld, die sie auf sich geladen hat. Ein Menschenleben hat sie auf dem Gewissen – und das ist auch noch seines, ein besonders wertvolles:
Aber diese Schmach werde ich ihr heimzahlen! Nein, ich werde sie nicht schlagen – ich habe eine raffiniertere Idee. Und sie wird bis an ihr Lebensende an dieser Schuld zu tragen haben.
Ich werde sie bestrafen.
Das wird Lorena noch leid tun.

Schade finde ich, dass du zu früh rausgehst.
Auf mich wirkt das Ende zu abrupt, zu schnell, ...

Ja, das verstehe ich. Dem Thomas Qu habe ich auf denselben Hinweis geschrieben:

Ich hatte das Schreiben an dieser Stelle unterbrochen, und als ich weitermachen wollte, dachte ich: Wieso? Kann doch so bleiben.
In den Komms lese ich Pro und Contra. Dieses unverhoffte Ende überlässt es dem Leser, sich vorzustellen, wie es weiter gehen könnte. Selbstverständlich hätte ich es anders gestalten können, dachte aber, dass das charmante Lachen einer Frau auf verschiedene Art gedeutet werden kann.

... du schreibst ja sowieso gerne raumfordernd, ...
... , da kannst du wie ein schwerer Duft sein, ...

Das lass ich gerne gelten – wenn’s nur kein Geruch ist:D.
Auch Deine letzte Bemerkung teile ich:

Ja, man muss in der Stimmung sein, heute morgen war ich das.

Geht mir bei dieser KG ebenso. An manchen Tagen finde ich sie okay, an anderen weniger. Ich weiß nicht, woran das liegt. Natürlich hätte ich noch eine Ewigkeit dran herumwerkeln können, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie besser wird – höchstens anders.

Wir probieren es weiterhin und unverdrossen – einen schönen Gruß, mein Lieber

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola The Incredible Holg!

Da fühle ich mich aber wirklich sehr geehrt:

- keine Zeit, keine Zeit! –

... , weil mir seit Wochen Zeit und/oder Ruhe fehlen –


und trotzdem kriegst Du es hin, mir einen wohlwollenden Post zu schicken!
Ich danke Dir und freue mich, wenn Dein Name fällt. Das ist ein Gescheiter, und einen guten Humor hat der auch!

... eine klassische Liebesgeschichte ist. So etwas hatte ich von Dir in meiner noch recht kurzen Zeit im Forum nicht. (Die Archive habe ich noch nicht danach durchforstet.)

Ja, auf diesem Sektor bin ich fast unsichtbar. Aber eine Liebesgeschichte gibt es, die ist inspiriert durchs wahre Leben: ‚Myrabelle’ (Von der bin ich sogar überzeugt:)) Ich sag’s nur, um Dir das Durchforsten der Archive zu ersparen. Zeit ist Zeit – oder wie sagt man?

Die sehr rasche Abkehr von seinen Selbstmordabsichten wollte mir zuerst nicht recht plausibel erscheinen, aber dann habe ich sie als Entlarvung seines Charakters gesehen, ...

Aber ja, so dachte ich es. Hat wieder Theater gespielt. Macht er auch vor sich selbst – da kennt er nix. Wollte sich ja nur umbringen, damit Lorena das weitere Leben vergällt würde.

(Ich kenne das von mir. Fälle Entscheidungen, die mein Charakter verlangt. Der Bauch ist für die unvermeidlichen Korrekturen zuständig. Bis jetzt hat er’s ganz gut gemacht – wenn meine Frau ihm nicht zuvorgekommen ist.)

Auch meine letzte Geschichte (deren Überarbeitung immer noch nicht fertig ist, weil mir seit Wochen Zeit und/oder Ruhe fehlen) endet damit, dass die Dame des Interesses lacht - und man über den weiteren Verlauf spekulieren darf.

Brüder im Geiste, Stories im Geiste. Passt. Schöner Zufall.

Eine einzige sprachliche Sache: Du schreibst an zwei Stellen von "Füssen", die wohl eher "Füßen" heißen wollen - es sei denn, Du wolltest uns unvermittelt ins Ostallgäu versetzen.

Hier komme ich nicht mit. Habe in dieser Sache die Stadtverwaltung Füssens angefunkt, und die sagen: Nein, unsere Stadt soll auch weiterhin mit zwei ‚s’ geschrieben werden!
Da brat mir einer ´n Storch!

Holg, es hat mich – wie immer – gefreut, und ich wünsche Dir, bald wieder mehr Zeit zu haben für die Non-Profit-Angelegenheiten.
Alles Gute!
José

 

Hallo josefelipe,
eine zauberhafte Geschichte! Spannend bis zum Schluss, mit glaubwürdigen Charakteren, die eben nicht gut oder böse sind, sondern vielschichtig wie im wahren Leben.
Habe nichts zum Kritisieren gefunden.
Sehr gern gelesen!
LG Damaris

 

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