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Ein ganz normaler Spaziergang (zumindest für eine)

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29.01.2002
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Ein ganz normaler Spaziergang (zumindest für eine)

Ein ganz normaler Spaziergang (zumindest für eine)

Birken säumten den Fluß, warfen ihre dunklen Schatten voraus, die hölzernen Zeitzeugen. Schwarze Geister tanzten zwischen glitzernden Perlen auf der sich sanft kräuselnden Flußoberfläche.
Die knarrende Windmühle ließ ihre Räder rotieren, ruhig und gleichmäßig, ein Kreislauf, ohne Anfang, ohne Ziel.

Er ließ seinen Blick schweifen, stierte irrend in die Ferne, sah hinweg über die gelben, sich im warmen Spätsommerwind wiegenden Kornfelder. Jede kleine Nutzpflanze als ein Teil des immensen Windspiels.
Zwei Pferde stoben über eine grüne Wiese, kleine Staubwolken erhoben sich wirbelnd aus dem trockenem Boden unter ihren dröhnenden Hufen.
Dann verlor er das Gleichgewicht, wankte, aber konnte sich noch gerade eben abfangen. Ein Stein, murmelte er, mitten auf dem Sandpfad.

Sie ging die Strecke öfter, eigentlich jeden Tag, schließlich brauchte ihr reinrassig schwarzer Labrador regelmäßig Bewegung. Der zog und zerrte an der roten Leine, gestreßt zog sie ihn enger an sich. Bei Fuß!
Die Pfennigabsätze ihrer zierlich schmalen Schuhe bohrten kleine Löcher in den Sand, manchmal blieb sie hängen und drohte zu stolpern, doch das geschah nicht.
Aus ihrer raffinierten Hochsteckfrisur löste der Wind einzelne blonde Haarsträhnen. Genervt versuchte sie die losen Haare zurück in die alte Position zu bringen, doch leichte Böen machten ihr Unterfangen unmöglich, auch blieben ihre noblen Ringe in ihrer blonden Haarpracht hängen und die Frisur litt mehr unter den Rettungsversuchen, als das sie halfen.
In gut 200m Entfernung saß ein ungepflegt aussehender Mann im Gras an der Uferböschung. Wohl ein Penner.
Nervös fiel ihr Blick auf ihre Armani-Armbanduhr. Oje, es war viel später, als sie erwartet hätte. Ihr dunkler Hosenanzug war, durch den aufwirbelnden Sand, leicht verdreckt. Verärgert schlug sie eine schnellere Gangart ein.

Er sah zur Seite und sah sie in einiger Entfernung. Der Sandpfad war ihr Laufsteg, ein angenehm femininer Gang. Weichen, federnden Schrittes kam sie in seine Richtung. Ihr langes blondes Haar fiel sanft auf ihre Schultern, die lediglich von dünnen Spaghettiträgern ihres hellblauen Sommerkleides bedeckt waren.
Der Wind drückte den Stoff schmeichelnd an ihren Körper und er konnte ihre wohlgeformten Schenkel erahnen. An einer rosafarbenen Leine führte sie einen schwarzen Pudel, der bedächtig im Gras nach Markierungen ranghöherer Hunde schnüffelte.
Sie sah ihn an und rannte auf ihn zu. Der Wind ließ nun ihre gesamte Figur durch ihr Sommerkleid durchscheinen, ihre wohlgeformten Brüste, die schlanke Taille und das weibliche Becken.

Alle diese Eindrücke kamen ihm entgegen, als hätte er beim Videorecorder die Taste "Slowmotion" gedrückt. Sie strahlte übers ganze Gesicht und er verlor sich in ihren blauen Augen. Sommersprossen besprenkelten ihre Wangen und ihrer zierliche Stupsnase. Sie ließ die Leine los und fiel ihm in die Arme. Erlöst schmiegte er seinen Körper an ihren. Eine Parfumwolke umfing ihn und er zog den zarten Blütengeruch auf. Er spürte ihre Lippen, sanft und feucht.
Der Flaschenhals seines treusten und damit besten Freundes, der silberne Flachmann, gefüllt mit billigen Schnaps.
Sie machte einen möglichst großen Bogen um den Penner und stieg in ihren grünen BMW Z3, der an der Straße geparkt war, in die der Sandpfad mündete.
Während er wankend aufstand, ließ er den Flachmann zu Boden fallen und die kühle Flüssigkeit tränkte den trockenen Boden. Dann rannte er in Richtung des grünen Autos, hörte den Motor starten und konnte noch einen Blick auf den Beifahrersitz erhaschen.
Dort saß ein schwarzer Labrador.

 

Hallo maya20!

Während er wankend aufstand [...]Dann rannte er in Richtung des grünen Autos
Das mit dem „Rennen“ geht ein bisschen schlecht, würde ich wohl sagen, wenn er sich schon kaum auf den Beinen halten kann bzw. „wankend“ aufsteht. ;)

In der Geschichte konnte ich nichtsdestotrotz keine Aussage erkennen, sofern eine von dir beabsichtigt gewesen sein sollte.
Negativ ins Gewicht fällt dieser Satz:

Der Flaschenhals seines treusten und damit besten Freundes, der silberne Flachmann, gefüllt mit billigen Schnaps.
Langsam wird es zur reinen Routine, alle „Penner“ gleich mit übertriebenem Drang zum Alkoholgenuss zu charakterisieren; aber dieses Charakterisierungselement als den besten Freund zu entlarven, da scheint mir doch etwas zuviel dramatisiert bzw. unterstellt worden zu sein.

Nichts für ungut! :engel:


Hendek

 

Moin Hendek!

Hey, muß denn jede KG den Hammertiefgang haben?

Das mit dem „Rennen“ geht ein bisschen schlecht, würde ich wohl sagen, wenn er sich schon kaum auf den Beinen halten kann bzw. „wankend“ aufsteht.

Hmmh, stimmt natürlich. Rennen hört sich sehr nach: schnurstracks gerade aus an. Torkelnd oder so wäre besser.

Der Penner war betrunken. Läßt das auf eine Verallgemeinerung schließen? Vielleicht war der "Penner" ja auch ein wohlhabender Geschäftsmann, der mal reichlich über die Strenge schlug?

Lieben Gruß
Maya :prost:

 

Hallo Maya20,

Hey, muß denn jede KG den Hammertiefgang haben?

Das muss sie leider Gottes nicht; haben sowieso die wenigsten in dieser Sparte.
Ich habe lediglich zum Ausdruck gebracht, dass ich eben nichts Rauslesen konnte - da ja, wie im Nachhinein von dir bestätigt, nichts zum Rauslesen gibt.


Des weiteren ging es nicht um die Tatsache, ob der "Penner" betrunken war oder nicht, sondern nur um die ewige Gleichsetzung desselben mit Alkohol; also allgemein bezogen auf die Behandlung bzw. Bearbeitung solcher "Personen" in den Geschichten. Im Prinzip müßte das verständlich genug gewesen sein. :engel:

Auch von mir ein :prost:


Gruß, Hendek

 

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