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Ein ganz gewöhnlicher Auftrag
Es ist kalt. In dünnen Schwaden entweicht mein heißer Atem und ich bete, dass er mich nicht verrät. Ich mache diesen Job noch nicht lang und habe noch jedes Mal ein intensives Kribbeln im Bauch. Es ist nicht so, dass ich keinen Spaß an meiner Arbeit hätte, aber ich genieße nicht, das zu tun, was ich jeden Tag tue.
Langsam bewege ich mich vorwärts. Es kommt mir vor , als würde ich mich selbst als eine Art Aussenstehender betrachten, als wäre nicht ich dieser Kerl, der dort auf dem Dach herumspaziert. Dann fange ich mich wieder. Die Kälte holt mich zurück. Leichte Flocken schweben vom Himmel herab. Es sind nicht viele. Der Schnee auf dem Dach ist auch von gestern; er knirscht leise unter meinen Schuhen, als ich mich bis zum Rand vorwage. Hinter einem Schornstein gehe ich in Deckung. Starr lehne ich mich an. Wie hatte ich mir gewünscht, dass er nur ein wenig warm wäre. Aber dazu müsste das Haus bewohnt sein und damit wäre es ungeeignet für meine Zwecke. Ich bewege andauernd meine Füße in den dicken Winterschuhen, damit sie nicht zu kalt werden. Ich muss heute noch schnell sein. Meine Hände zittern nicht, denn vorsorglich habe ich ein paar Fellhandschuhe übergezogen. Ich hoffe sie werden mich nicht behindern. Ich nehme mein Werkzeug – wie Ronaldo es immer nannte - und lege mich fast in Zeitlupentempo auf den Boden, neben den Schornstein. Ausgestreckt liege ich nun im Schnee. Ich kann mir nicht helfen, irgendwie wärmt er mich. Ein plötzlicher Windstoß holt mich wieder aus meinen Gedanken. Wieder knirscht es, wenn ich mich bewege.
Das Gerät liegt vor mir. Vorsichtig hebe ich es vor meinen Kopf und stütze es mit meinen Schultern. Ein letztes Mal schließe ich beide Augen und atme tief durch. Das rechte Auge öffne ich wieder. Durch die Linse kann ich erstaunlich weit sehen. 2 Männer stehen auf dem Balkon. Anzüge, schwarz wie die Nacht. Sind die von Armani?! Ich glaube es ist Armani. Die Schuhe auch. Mein Vater trug immer Armani. Auch an dem Tag ...
Der kalte Wind wird schärfer und zerschneidet geradezu mein Gesicht. Ich bewege den Kopf ruckartig nach vorn, damit die Kapuze bis zu meinen Augen rutscht, das Werkzeug liegt regungslos in meiner Hand. Ich habe mich verbessert. Als ich mich wieder auf den Balkon konzentriere, sehe ich noch 2 andere. Sie stehen hinter der Glastür. Dahinter im Schatten auf der Couch ein weiterer Mann – mein Mann. Jetzt bin ich auf’s Äusserste gespannt. Jeder Muskel, jede Sehne meines Körpers steht kurz vorm Zerreissen. Mit fast geschlossenem Mund sauge ich die eiskalte Nachtluft ein. Da ist wieder dieses Kribbeln. Es beginnt im Bauch und breitet sich dann gleichmäßig nach unten und nach oben aus. In den Beinen tut es gut, dort fühlt es sich angenehm warm an; an den Händen ist es nicht schön, dort stört es nur, aber dort ist es am intensivsten. Ich konzentriere mich, versuche die Hände ruhig zu bekommen. Dann atme ich ein und halte die Luft an.
Da – ich erkenne einen weiteren Mann am Fenster, den hatte ich übersehen. Unwillkürlich schwingt das Gerät zur Seite, stoßartig atme ich aus. Dann habe ich wieder die Kontrolle – über mich und das Werkzeug. Ich justiere die Linse, vergewissere mich, dass der am Fenster mich nicht gesehen hat. Gut, keiner hat mich bemerkt. Mein Mann sitzt noch immer auf der Couch. Wie Narben liegen die schwarzen Schatten in seinem Gesicht, verhüllen fast alles, nur die Stirn und die echte Narbe am Kinn sind beleuchtet. Er unterhält sich nicht mit den anderen, bewegt sich kaum. Gerade so, als hätte er auf mich gewartet. Ich fühle nichts. Das ist gut, macht die Sache einfacher; für mich und für ihn.
Automatisch gehe ich im Kopf nochmals den Prozess durch. Den von gerade eben, den der nächsten, entscheidenden Sekunden und den der nächsten 10 Minuten. Dann konzentriere ich mich. Diesmal bin ich nicht so dumm – ich suche nach weiteren Leuten. Es sind keine anderen mehr in der Nähe, nur diese 5 und mein Mann. Er bewegt sich, greift zum Glas. Ich bin voll auf ihn fixiert. Er unterhält sich erst mit einem der Armani-Träger auf dem Balkon, dann etwas belustigt mit einem von drinnen. Der andere an der Tür löscht das große Licht und schaltet eine zweite, wesentlich kleinere Lampe ein. Die Schatten verändern sich. Mein Mann sieht richtig gut aus. Meine rechte Hand packt fester zu und hält das Werkzeug stabil. Wieder sauge ich die Luft nur durch die Zähne und halte dann den Atem an. Mein linkes Auge zuckt aber ich öffne es nicht. Er hört auf zu reden, will wohl etwas trinken. Tut er das, ist das meine Chance. Meine Fußspitzen verkanten sich im Boden, meine linke Hand bewegt sich leicht, das linke Auge bleibt ruhig.
Jetzt setzt er an, nippt erst. Ich weiß, dass er das Glas gleich leert. Ja, er setzt es so hoch an, als wolle er es austrinken. Mein linker Zeigefinger schnellt vor und drückt – einmal, zweimal; dann atme ich aus, durch die Nase. Ich drücke mich noch fester an den Boden, muss das Geschehene kurz Revue passieren lassen:
Beim erstenmal traf ich. Ein seltsames Schauspiel – es warf ihn nach hinten und er schlug mit dem Kopf gegen die Wand – dann kam das Blut. Durch den Sicherheitsschuss sackte sein Körper wieder nach vorn, er ließ das Glas fallen; merkwürdiger Weise hatte ich den Klang des zerbestenden Glases im Ohr. Dann begriffen seine Männer, was geschehen war und stürzten zu ihm. Die zwei auf dem Balkon sind schon wieder draußen, suchen die Gegend ab. Wie lange werde ich hier noch liegen, eine Stunde? Nein, dann finden sie mich.
Bis zum Auto ist es heute etwas weiter als beim letzten Mal. Ich muss erst vom Dach runter, die verzierten Stufen im Treppenhaus hinab. Dann durch die Hintertür, die vordere ist eh verschlossen. Über die Mauer und durch den verwitterten Maschendrahtzaun. Dahinter die Straße entlang durch das Villenviertel – dort muss ich schnell sein. Dann fast am Ende der Straße bei dem gelben Briefkasten links, nein rechts. Dann noch etwas die Straße runter. Dort ist ein Berg, noch ziemlich grün. Von dort aus sehe ich dann schon das Parkhaus. Gut, ich weiß es noch. Das schwierigste ist von hier wegzukommen.
Langsam lasse ich das Werkzeug zurückgleiten. Ich lege mich auf den Rücken. Den einen Handschuh muss ich ausziehen, damit ich den Reißverschluss meiner Jacke öffnen kann. Die lederne Halterung sitzt noch immer genauso wie zuvor. Ich klappe das Werkzeug zusammen und schiebe es unter meine Jacke an die dafür vorgesehene Stelle. Dann schließe ich den Reißverschluss wieder, bis ganz oben ziehe ich ihn. Dann noch der Handschuh. Es ist nicht mehr so kalt.
Ich verschwende meine Gedanken daran, wie ich von diesem Dach herunterkomme, vergeude damit wertvolle Zeit. Das hätte ich vorher besser planen müssen. Ein typischer Anfängerfehler – irgendetwas vergisst man immer. Ich drehe mich wieder auf den Bauch und stütze mich dabei mit beiden Händen ab. Die beiden Armanis haben jeweils eine Pistole gezogen und blicken noch immer suchend um sich. Der Mann vom Fenster hat sich bereits zur Glastür begeben. Bis auf den Spalt, durch den er hindurchblickt ist die ganze Tür verhangen. Auch bei den Fenstern sind die Vorhänge zugezogen. Hätte ich noch die Linse, könnte ich durch den Spalt bestimmt noch die Scherben seines Cocktailglases am Boden sehen und seine Beine, die weit auseinanderstehen. Es hat aufgehört zu schneien.
Sorgen macht mir, dass ich nicht sehe, wo die anderen zwei sind. Sie könnten noch im Zimmer sein, bei der Leiche. Sie könnten aber auch andere Leute verständigen, mehr Leute. Oder sie sind bereits auf der Suche. Wie Bluthunde, die eine Spur gewittert haben. Jetzt habe ich die Möglichkeit noch unbemerkt zu entkommen, noch sind sie verwirrt, noch. Wieder drehe ich mich auf den Rücken und betrachte die Umgebung. Dunkle Wolken ziehen über den Himmel. Manchmal geben sie den fast vollendeten Mond und die funkelnden Sterne frei. Dann denke ich an meinen Vater. Neuer Wind zieht auf. Er kommt von Osten und zieht direkt durch die Öffnung meiner Jacke. Mich fröstelt.
Dann sehe ich den Weg an den dunklen, verwinkelten Ecken und Schornsteinen vorbei; der wäre sicher, ja geradezu perfekt für meinen Abgang. Aber ich muss erst wieder mit dem Rücken an den Schornstein kommen, an dem ich vorhin stand. Das Problem ist, ich kann in liegender Haltung nicht hinüberrobben, wegen diesem Dunstabzug. Für diese paar Zentimeter werde ich wohl oder übel aufstehen müssen.
Ich überdehne meinen Hals und strecke meinen Kopf so weit wie möglich nach hinten, um die Lage zu peilen. Die Männer stehen noch genau so ratlos da, wie vor einer Minute. Ich werde es versuchen. Mit beiden Armen stütze ich mich seitlich auf und mache mich für den Sprung bereit. Dann, im Bruchteil einer Sekunde – hebe ich mein ganzes Gewicht nach oben und springe blitzschnell hinter den rettenden Schornstein.
Alles gut gegangen. Ich atme tief ein. Plötzlich durchfährt mich ein stechender Schmerz und mir wird kurz schwarz vor Augen; das ganze begleitet von einem Knall. Durch die blitzenden Querschläger auf dem Dach wird mir erst jetzt klar, dass sie mich gesehen und getroffen haben. Ich war nicht weit genug entfernt. Der Schmerz konzentriert sich auf meine linke Wade. Instinktiv ziehe ich mein Bein noch näher heran. Ich blute. Die Kugel steckt, obwohl es sich eher wie ein Splitter anfühlt. Ich blute. Vor Schmerzen verziehe ich krampfhaft mein Gesicht. Ich blute. Aus der Hose tritt nicht viel der roten Flüssigkeit aus. Ist eben gut gepolstert. Ab und zu dringt etwas nach außen durch; durch das Einschussloch.
Um Fuß- oder Blutspuren brauche ich mir keine Gedanken zu machen, die Kerle werden nicht so dumm sein die Polizei zu verständigen. Den Schuss wird keiner gehört haben, allerdings sollten sie langsam aufhören sinnlos ihre Magazine zu leeren, sonst bemerkt es doch noch einer. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Glastür bei meiner Aktion gar nicht beschädigt wurde. Wahrscheinlich war sie zu Seite geschoben und ich hatte freie Bahn. Natürlich – wie sonst hätte er sich mit dem Armani auf dem Dach unterhalten können. ... Damit habe ich ihn stärker getroffen, als ich es vorausberechnet habe. Gut. Sollten sie die Leiche doch nicht rechtzeitig hier wegbekommen oder sie fällt der Polizei durch einen dummen Zufall doch in die Hände, wird der Aufschlag an der Wand für seinen Tod verantwortlich sein. Die Kugel wird man nicht mehr finden, die steckt mit Sicherheit in der Wand und das Einschussloch – das sieht man auf keinen Fall mehr, sein halber Kopf ist zertrümmert. Gut, obwohl ich für eine unidentifizierbare Leiche nur die Hälfte bekomme. Egal, die Polizei wird aber nie ... ach Moment, ich vergaß den Sicherheitssch.... Wieder werde ich aus meinen Träumen gerissen. Ein Projektil fällt dampfend neben mir zu Boden und verliert sich im Schnee. Vom Schornstein bröckeln Putz und kleine Steine ab. Jetzt ist alles ruhig. Das Haus ist nicht weit entfernt. Ich stecke mir den einen Kopfhörer in’s Ohr, den für die Verstärkung. Viel verstehe ich nicht. Aber 4 Leute unterhalten sich. Ich atme auf. Einen allein würden sie nicht zu mir hinüber schicken. Sie können nicht einschätzen, ob sich auf dem Dach ein oder mehrere Personen befinden und wie gut sie vorbereitet sind. Das bedeutet, sie sind noch alle drüben. Ich nehme den Ohrstöpsel wieder ab. Ein leichtes Rauschen in meinen Ohren verrät mir, dass ich mich dann bei Bernárd melden sollte. Er muss die Kugel entfernen.
Wieder ist alles still. Sie warten auf eine Bewegung, auf ein kleines Zeichen. Das ist meine Chance. Langsam taste ich mich in gebückter Haltung vor und eile von einem Schornstein zum nächsten. Ich brauche mich nicht hinzulegen, sie werden mich nicht sehen. Dann die rettende Tür. Sie steht noch einen Spalt offen. Moment, habe ich sie vorhin offen gelassen oder wieder geschlossen? Meine Hand wandert schnell zu meinem Halfter an der Hose; nervös blicke ich mich um. Hier ist kein anderer. Sorgfältig ziehe ich den Gurt unter der Jacke straff und ziehe sie dann über meinen Gürtel. Dann geht es los. Vorsichtig nehme ich jede Stufe, Schritt für Schritt, so leise es geht. Die Wade schmerzt jedes mal, wenn ich auftrete. Dann komme ich unten an. Die Vordertür ist noch immer mit Schränken und Sperrmüll verstellt. Ein Lächeln der Erleichterung drängt sich mir auf. Ich benutze die Hintertür. Es hat wieder angefangen zu schneien. Stärker als vorhin. Ich begebe mich zur Mauer. Das Hörgerät macht sich bemerkbar, als ich sie erklimmen will. Es ist zu schwer. Ich werde es hier lassen. Robert werde ich erzählen, es sei defekt gewesen und ich habe es vorsichtshalber entsorgt. Er wird es verstehen. Er ist ein guter Mensch. Kein guter Lehrer, so wie Ronaldo aber ein guter Mensch. Mit zittrigen Fingern löse ich das Kabel der Kopfhörer vom Träger und schnalle mir das Empfangsgerät ab. Dann ziehe ich den Träger unter der Jacke hervor. Die drei Geräte werfe ich hinter einen Strauch. Sinnlos, er hat eh keine Blätter. Ich brauche mir aber keine Gedanken machen - keine Seriennummern, nichts was uns verrät.
Ich mache mich daran, die Mauer zu besteigen. Schwierig mit einer Schusswunde. Doch es funktioniert. Schnell habe ich auch den Zaun hinter mir gelassen und befinde mich schon im Villenviertel. Hier darf ich nicht rennen, hier muss ich mich unauffällig verhalten aber doch zügig vorankommen. Ich gehe schön weit links am Rand – rechts sind die Häuser. Ein flüchtiger Blick auf meine Hose verrät mir, dass ich keine Blutspur hinter mir herziehe. Der Schnee fällt üppiger und dicke Flocken wehen mir ins Gesicht. Ich ziehe die Kapuze tiefer. In den Gärten liegt die weiße Pracht erstaunlich hoch. Einige Straßenlaternen funktionieren nicht und so wandle ich zwischen Licht und Schatten – wie in meinem alltäglichen Leben.
Das Rauschen wird stärker; ausserdem hat sich ein leicht grauer Schleier vor meine Augen gelegt. Dazu kommt noch der Schnee. Ich laufe automatisch langsamer. Mir ist schlecht. Ich habe das Gefühl, das Blut läuft mir stetig in die Schuhe, dabei sind die wegen des Wetters nass. Ich weiß, dass dort vorn der merkwürdige gelbe Briefkasten steht aber ich kann ihn nicht richtig erkennen. Ich blicke mich um, ob mich auch niemand vefolgt – kein Mensch ist auf der Straße. Ich erschrecke, als ich mich selbst ächzen höre. Als ich versuche dieses Geräusch zu unterdrücken, bringe ich es zu einem Keuchen. Endlich am Briefkasten angekommen lehne ich mich kurz an eine Laterne. Prompt trifft mich ein kleiner Haufen Schnee, der sich auf der Oberseite der defekten Lampe angesammelt hatte. Ich schüttle ihn ab. Es ist wieder kälter geworden.
Ich will nicht darüber nachdenken, wie ich in meinem Zustand aus der Stadt herauskomme aber ich muss. Nachts ist aber nicht viel los, so wird es keinem auffallen, dass ich zu langsam anfahre und immer mal unwillkürlich die Spur wechsle. Bei diesem Gedanken muss ich grinsen.
Dann gehe ich die Straße rechts hinunter. Komisch, die Lichter der Stadt blenden mich, obwohl ich immer weniger sehe. Der Schmerz am Bein wird größer. Ich habe den Verdacht, dass ich noch an einer anderen Stelle verletzt bin, kann aber nichts fühlen. Mein linker Fuß wird auch langsam taub; fraglich ist, ob durch die Verletzung oder durch die Kälte, wahrscheinlich wegen beidem. Ich laufe etwas unkoordiniert – eigentlich direkt auf einen kleinen Garten von einem dieser verdammt teuren Häuser zu. Als Ziel habe ich diese schwarze, schlichte Schaukel, die der Wind sanft hin und her wiegt. Ein kleiner weißer Hügel hat sich schon darauf gebildet. Drumherum auch viel aufgetürmter Schnee – so weich. Ich höre nichts mehr, ausser dem Rauschen.
Ich mag Schaukeln, mochte ich schon als Kind; mein Vater war oft mit mir auf dem Spielplatz zum Schaukeln. Da hatte er immer keinen Anzug an. Da waren wir glücklich.
Ich merke wie ich erneut lächle. Meine Augen brennen, ich habe den dringenden Wunsch sie zu schließen. Als ich an der Schaukel ankomme, greife ich an meinen Gürtel. Ich ziehe die Pistole – man weiß ja nie wer vorbeikommt. Langsam gehe ich in die Knie. Ich bin so müde, so furchtbar müde. Was soll’s denn, ein wenig Ausruhen kann ich ja, ich habe immerhin noch sechs Stunden Zeit, bevor die Sonne wieder aufgeht. In sechs Stunden bin ich schon weg, sitze ich bereits im Zug, muss aber vorher noch die Sachen verbrennen und das Auto loswerden. Ich muss Robert noch lebewohl sagen. Ich bin so müde.
Sachte sinke ich in den weichen Schnee. Ich schließe meine Augen, sie brennen nicht mehr. Ich nehme wieder eine Geräuschkulisse hinter dem Rauschen wahr. Das Bein tut nicht mehr weh. Ich fühle mich gut, bin nur ein bisschen müde.
Es ist kalt.