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Ein Frosch namens Emilia
Ein Frosch namens Emilia
Es war kalt, und es regnete. Der Tag wollte nicht richtig hell werden. Das machte den grünen Fröschen überhaupt nichts aus. Sie liebten das feuchte Gras am Ufer des Baches. Ja, sie feierten sogar Hochzeit mit lautem quak, quak, quak!
Am nächsten Tag schaukelten winzige, durchsichtige Froscheier auf dem Wasser. In einem dieser Eier lebte Emilia und schlief…
Dann war es soweit – Emilia wurde geboren!
Etwas zerrte an ihr herum. Sie rutschte aus ihrem Ei heraus und ins Wasser hinein. Hu, das war kalt! Ihre Geschwister, die so aussahen wie sie, schubsten sie an und tanzten um sie herum.
Mit ihren kugeligen Körpern und dem Schwänzchen, schwammen sie schnell durchs Wasser. Hin und her, rauf und runter. Das machte einen Riesenspaß! Ein kleiner Fisch guckte hinter den Algen hervor und schielte den Kaulquappen kopfschüttelnd nach.
Viele Tage später schwamm Emilia den Bach hinunter. Sie hörte lautes quaken, doch für sie war das ein fröhlicher Gesang. Neugierig kam sie näher. Sie sah grüne Geschöpfe am Ufer des Baches sitzen. Emilia starrte sie an. Einige der Grünen sprangen an Land herum. Während sie quakten, blähten sie den Hals auf. Das sah toll aus! Um noch näher heran zu kommen, rutschte sie mit dem Bauch auf ein Blatt, das dicht am Ufer wuchs. Da half ihr etwas vorwärts zu kriechen. Erschrocken schaute sie an sich herunter. An ihrem Körper waren ein paar winzige Beine! Wo kamen die her?
Eine Stimme sagte: „Du siehst so erschrocken aus Emilia, was ist passiert?“ Ein dicker grüner Kerl mit großen Glupschaugen hatte sich direkt neben sie gesetzt.
„Wer bist du?“, fragte sie ängstlich.
„Ich bin ein Frosch und heiße Ron.“
„Willst du mich etwas aufessen?“, flüsterte Emilia schüchtern. Denn der Frosch kam ihr verdächtig vor.
„Ha ha“, lachte Ron. „Das hat mich noch keiner gefragt. Eines Tages wirst du auch ein Frosch. Zuerst schlüpfen wir als Kaulquappe aus dem Ei. Dann wachsen uns Hinterbeine und später kommen noch die Vorderbeine dazu. Erst wenn wir den Schwanz verlieren, sind wir Frösche.
Wie das wohl geht, so an Land herum zu hüpfen. Ob ich es mal versuche?
Emilia stieß sich mit ihren neuen Beinen ab. Doch es machte nur - blub, blub. Ein paar Luftblasen stiegen aus dem Wasser, das war alles. Ron lachte sie frech aus und rief: „Warte bis du ein Frosch bist. Du musst an Land kommen. Nur dort kannst du deine Sprünge machen! Außerdem hast du noch keine Lungen! Mit Kiemen kann man nur im Wasser atmen.
Wütend dachte Emilia: Wieso sollte ich keine Luft bekommen? So ein Quatsch! Sie schwamm zum Ufer und kroch ein Stück aus dem Wasser heraus. Sprang in die Höhe und klatschte zurück. Oh Schreck! Sie konnte kaum atmen! Der Frosch hatte recht. Schnell zurück ins Wasser.
Emilia hatte Glück. Im selben Augenblick, wo sie in die Höhe sprang, flog ein schwarz-weißer Vogel, mit langen roten Beinen und einem roten Schnabel von oben ans Wasser. Verwirrt wusste er wohl nicht, ob er Emilia oder Ron schnappen sollte.
So ein schwarz-weißes Ungeheuer, hatte Emilia noch nie gesehen! Vor Angst versteckte sie sich tief unten im Bach.
Nach einiger Zeit tauchte sie auf. Von dem schwarz-weißen Vogel, und von Ron war nichts zu sehen. Hoffentlich hatte er den Frosch nicht geschnappt! Emilia ahnte, dass von dem Ungeheuer nichts Gutes kam.
Sie musste die anderen Kaulquappen und die Frösche warnen! Sie wussten sicher nicht. dass sie in Gefahr waren. Doch bevor Emilia sie erreichte, sah sie den großen Vogel wieder. Er stürzte aus dem Himmel herunter, als ob er bis auf den Grund des Baches tauchen wollte und – flog mit einem Frosch davon. Erschrocken starrte Emilia hinterher. Eilig schwamm sie weiter den Bach hinunter.
Sie hörte die anderen Kaulquappen lärmen.
Doch plötzlich war es still geworden. Als Emilia ankam, sah sie, wie gerade ein kleiner Frosch an Land ging. Sie hielt vor Spannung den Atem an. Ob er es schafft? In dem Moment war ein Schatten am Himmel. Der Vogel kam zurück! Emilia kreischte: „Vooorsiiicht!“ Sie plantschte und paddelte wie wild umher. Das Wasser schäumte und spritzte
Der Storch schaute abgelenkt zu ihr. Die Zeit reichte den Kaulquappen und den Fröschen, um sich zu verstecken. Nun wollte sich der Storch Emilia schnappen. Doch bevor er sie aus dem Wasser fischen konnte, war sie mit „Juchhu“, abgetaucht. Als der Storch fort war, umtanzten die Kaulquappen Emilia und die Frösche quakten ihr aufregendes Lied dazu. „Emilia die Heldin!“
Emilia dachte über das Ungeheuer nach. Als sie Ron am Ufer sitzen, schwamm sie zu ihm hin und fragte: „Warum macht der schwarz-weiße Vogel so was schreckliches?“ Der dicke Frosch überlegte eine Weile. Dann erklärte er ihr, dass der Vogel ein Storch sei. Er fängt Frösche, Kaulquappen und auch Fische, weil er Hunger hat. Man müsse eben vorsichtig sein! Dann drehte er sich um und sprang davon! Emilia tauchte unter und schlief ein.
Etwas drückte und schubste an ihr herum. Sie wurde wach und schrie sofort los: „Der Storch, der Storch!“
Der kleine Fisch, der sich vor den Kaulquappen versteckt hatte, blubberte aufgeregt: „He du Pippifax, hat man vor euch unruhigen Geistern denn nirgendwo seine Ruhe? Aber im Ernst. Du meinst, der Storch kommt hier herunter in den Bach?“
„En…, Entschuldigung, ich muss geträumt haben. Natürlich nicht! Doch Ron sagt, dass der Storch auch Fische frisst.“
Stolz erzählte Emilia, dass sie eines Tages ein Frosch wird.
„Waas, ein Quakhals mit einer Schlabberzunge wirst du?“, näselte der Fisch überheblich und schielte sie an. - Jetzt war Emilia beleidigt.
Sie schimpfte: „Ich dachte du bist ein Netter! Aber du kannst nur verdreht glotzen. Wenn ich groß bin, kann ich an Land herum hüpfen, und du musst im Bach bleiben, weil du keine Lungen bekommst. Damit du das weißt!“
„Pass nur auf, dass dich der Storch nicht fängt!“, rülpste der Fisch hinter Emilia her, die seelenruhig davon schwamm.
Wieder vergingen viele Tage.
Eines Morgens wachte sie mit Herzklopfen auf. Ob ich wohl schlecht geträumt habe? Dann schrie sie voller Freude: „Mein Schwänzchen ist fort! Und ich habe jetzt vier Beine! Hört mich denn keiner? Hallo! - Ich bin ein Frohosch!“ -
Sie schwamm zu den Geschwistern, um es ihnen zu erzählen. Doch keiner hörte ihr zu! Jeder der kleinen Frösche drängte an das Ufer, um aus dem Wasser zu steigen. Ron und die anderen Frösche saßen am Ufer, um die lärmende Schar zu empfangen.
Dann war es auch für Emilia soweit. Als der Platz vor ihr frei wurde, schaute sie zum Himmel - kein Storch zu sehen! –
Schnell sprang sie an Land und unter die schützenden Blätter am Uferrand.
„Nun kann ich mit allen Fröschen an Land herum hüpfen.“, freute sie sich.
Dann quakte Emilia mit Ron um die Wette!