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Ein Frühlingstag

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10.04.2015
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Ein Frühlingstag

Katja ging die Straße entlang. Die mittlerweile schon kräftige Frühlingssonne schimmerte durch die Zweige der Platanen und blitzte immer wieder zwischen den hohen Häusern der Ringstraße hindurch. Sie ging langsam.Es fehlte ihr die Kraft zum schnellen, festen Gang, wie es sonst ihre Art war. Die Schritte fielen ihr schwer und ihre Füße schmerzten in den hohen Schuhen. Die Luft war kühl und sie atmete sie gerne ein, Ihr Mantel war nun fast schon zu warm für diese Tageszeit und sie öffnete ihn. Der leichte Wind zog an ihrem Rock vorbei zu ihrer Bluse. Sie genoss das Gefühl für einen Moment. Dann waren sie jedoch wieder da, die schweren Gedanken, vor denen sie seit Wochen ständig auf der Flucht war. Und sie war so müde des Fliehens. Ihr Blick fiel auf eine Parkbank unter einer der Platanen, gleich neben einem bunt geschmückten Osterbrunnen. „Ostern“, dachte sie, „das Fest des Frühlingserwachens, des Lebens...“. Sie hielt inne und entschied sich, auf der Bank eine kurze Rast zu machen. Niemand erwartete sie, die Termine für heute waren erledigt und was sollte sie schon mit dem restlichen Urlaubstag anfangen, den sie sich hatte nehmen müssen, da er sonst verfallen wäre.
Sie setzte sich. Das Holz der Bank war kühl, fast zu kühl. Sie machte sich Sorgen, dass sie sich vielleicht wieder einen dieser Infekte einfachen könnte, für die sie so anfällig war. Nun, kurz würde es schon gehen. Der Brunnen plätscherte leise vor sich hin und sie schloss die Augen. Die Strahlen der Sonne wärmten ihr Gesicht und sie spürte, wie ihre Schultern sich entspannen wollten. Sie gab nach und lehnte sich zurück.
„Guten Tag!“ Eine kleine Stimme riss sie jäh aus der Entspannung. Sie öffnete hastig ihre Augen. Neben ihr stand eine kleine alter Frau in gebückter Haltung, die nun wie selbstverständlich ihren Rollator neben die Bank drapierte und sich langsam auf diese sinken ließ. Es war kaum Platz genug für beide Frauen auf dieser Bank, weshalb Katja irritiert etwas zur Seite rückte. „Ein schöner Tag, nicht wahr, junge Frau?“ sprach die Alte sie an. „Ja“ gab sie zurück, „das ist er wohl“. Eine Weile saßen sie so da und schwiegen. „Warum sitzen sie hier?“ ergriff die Dame erneut das Wort. Es war Katja unangenehm, in ihrer kurzen Atempause gestört worden zu sein. Sie wollte sich nicht unterhalten, schon gar nicht aus reiner Höflichkeit mit einer älteren Dame. „Nun“, hob sie an, „ich muss sowieso nun weiter.“ Sie griff den Henkel ihrer Tasche und setzte gerade an, aufzustehen, als die Dame antwortete: „Wohin?“
Verdutzt ob der unerwarteten Nachfrage hielt Katja inne. Was sollte sie sagen – sie musste nicht gehen – wollte doch nur alleine sein. Aber dies, es gebot ihr ihre Höflichkeit, konnte sie nun nicht sagen. Irritiert löste sie den Griff ihrer Hand nach der Tasche. Sei suchte nach einer Ausrede.
Die Dame kam ihr zuvor: „Ja, sicher“ kicherte sie beinah, „Sie haben bestimmt eine Verabredung mit ihrem Liebsten! Lassen Sie ihn ruhig etwas warten, so haben wir es früher mit den jungen Männern gerne gehalten. Das war unser Stolz! Und es erhält die Vorfreude!“ Die Alte grinste und kicherte wieder in einer Art, die Katja nicht von so alten Menschen gewohnt war. Sie war verwirrt und es wollte ihr keine entschuldigende Antwort über die Lippen kommen, die sie dieser Situation entkomme lassen konnte. Sie schwieg und blieb sitzen.
„Ich sitze gerne hier und füttere die Tauben“ sprach die Alte nun ohne Kichern aber voller Wärme. Katja blickte ums ich. Sie sah nicht eine Taube. Nicht einmal ein Spatz hatte sich an den Brunnen verirrt. Noch während sie sich suchend umsah, griff die Dame in die Tasche ihres Trenchcoats und zog raschelnd einen Gefrierbeutel daraus hervor. Darin sah Katja kleine Stücke von altem Brot und Gebäck. „Ich mach die Stücke immer sehr klein, die Lieben haben doch so kleine Kehlen, und keiner soll sich hier am Brunnen um einen Leckerbissen streiten müssen“.
Erst jetzt fiel Katja auf, dass die Dame, beschirmt von einem in die Jahre gekommenen Häkelhut eine schwarze Sonnenbrille trug. An ihrem Oberarm trug sie eine Binde in Gelb und Schwarz. Sie zuckte zusammen.
Die Hand der Alten öffnete mit krummen Fingernden Beutel, nahm ein paar Krumen und streute sie ungeschickt vor sich auf das Pflaster.
„Sehen Sie, die lieben Tiere freuen sich doch über etwas gutes Futter!“ Die Alte lächelte beglückt und setze an, den unsichtbaren Tieren noch eine Hand voll Krumen hinzuwerfen. „Wollen Sie auch mal?“ Unvermittelt hielt sie Katja die Tüte hin. Katja zuckte zusammen. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. „Macht es Ihnen keine Freude, den lieben Tieren etwas zu geben?“ hakte die Alte nach und bewegte die Tüte vor Katja auffordernd.
„Äh, ich...“stammelte Katja verlegen, „ich weiß nicht, ich...“
„Oh, es tut mit Leid, wenn ich Sie so überfalle, junge Frau, Sie haben sicherlich besseres vor, als mit einer alten Frau wie mir die Tauben zu füttern.“ Mit diesen Worten legte sie die Tüte mit den Krumen in Ihren Schoß zurück und senkte den Kopf. Ihre Hand griff langsam in den Beutel und warf erneut Krumen auf den Platz. „Wohin wollten Sie nochmal gehen?“ Die Enttäuschung, die Katja in der Haltung der Alten gesehen hatte, war wieder verflogen und echtes Interesse schien hinter ihrer Frage zu stehen. „Ich wollte weiter gehen.“ gab Katja leise zur Antwort. „Wohin denn?“ Die Alte wandte den Kopf zu Katja.
Ja, wohin eigentlich? Sie wollte etwas antworten, aber ihr kam kein Ton über die Lippen.
Nach einem kurzen Moment des Schweigens streckte ihr die Dame erneut die Hand mit dem Beutel entgegen und hielt ihn vor sie. Katja war verwirrt, irritiert und es überkam sie eine große Traurigkeit. So nahm sie den Beutel behutsam und fischte ein paar Krumen heraus. Sie hielt sie kurz in ihrer Flachen Hand und rollte sich hin und her. Dann warf sie die Krumen nicht weit von sich auf das Pflaster.
„Ja, so ist es recht!“ Die Alte neben Ihr gluckste vor Glück und griff selbst erneut beherzt in ihre Tüte und warf die Krumen in einem hohen Bogen auf den Platz vor dem Brunnen. Sie kicherte dabei wieder in ihrer besonderen Art und Katja musste unwillkürlich lachen, laut lachen. Die Alte stimmte in Ihr Lachen ein. „Sehen Sie, junge Frau, wenn ich nicht weiß, wohin ich gehen soll, kann ich hier immer Rast machen und die Tauben füttern. Das ist ein guter Platz, um Tauben zu füttern!“
Katja blickte sich um. Sie sah noch immer keine Taube, noch nicht einmal einen Spatz, der sich hierher verirrt hatte. Sie lächelte, lehnte sich zurück, schloss die Augen, während ihr die Sonne in Gesicht schien. Sie horchte auf das leise Rascheln der Brotkrumen im Gefrierbeutel.

 

Hallo Kilian7777,
das ist jetzt schon über eine Woche her, dass du deine Geschichte eingestellt hast. Und immer noch hat keiner sie kommentiert. Find ichshade und wird deiner Geschichte auchnicht gerecht. Aber die Zeit, in der die hier posteteten Geschichten auf Seite 1 sichtbar sind, ist unglaublich kurz. Und wenn sie nicht außerordentlich gut oder schlecht oder einen Haufen sex and crime enthält, dann muss man sich als Neuankömmling schon ein bisschen ins Gespräch bringen, macht man besten durch Selbstkommentieren. Aber klar, wenn man Forumsanfänger ist, weiß man das oft nicht. Also misch dich ruhig ein, auch mit kurzen statements, solange sie wenigstens ein bisschen dein Urteil erklären.
Jetzt hoff ich einfach mal, du bist überhaupt noch da, denn wie gesagt, deine Geschichte hat das Schweigen nicht verdient.
Ich mag deine Idee, diese einsame, im Beruf aufgehende Frau auf die alte Dame treffen zu lassen, die Tauben füttert, die gar nicht da sind. Es ist eine tröstliche Geschichte, die ihren Charme eher im Verborgenen entfaltet als mit schrillen Reizen zu prunken. Es ist keine ungewöhnliche Idee, aber die Wendung mit den Tauben mochte ich halt sehr gerne, weil die Geschichte dadurch noch mal eine neue Ebene kriegt, der Trost, die Kommunikation, die leise Bindung, die da zustande kommt, sie beruht auf einer Illusion, und ist doch da.
Noch ein Verbesserungstipp: Deine Sprache ist flüssig und gut gesetzt, aber du könntest sie noch mal auf disfunktionale Redundanz untersuchen. Damit meine ich Wiederholungen, die es für das Verständnis und die Anschaulichkeit nicht braucht, die den Text eher lähmen,weil der Leser denkt: weiß ich doch schon.
Oder halt auch andere sprachliche Holperer.
Ich mach das mal für den Anfang:

Katja ging die Straße entlang. Die mittlerweile schon kräftige Frühlingssonne schimmerte durch die Zweige der Platanen und blitzte immer wieder zwischen den hohen Häusern der Ringstraße hindurch. Sie ging langsam.Es fehlte ihr die Kraft zum schnellen, festen Gang, wie es sonst ihre Art war. Die Schritte fielen ihr schwer und ihre Füße schmerzten in den hohen Schuhen.
- mittlerweile schon kräftige: Wozu brauchts diese Info? Dient sie der Sinnlichkeit des Bildes? Nee, das wäre eher, wenn die Sonne was macht. Als vorwärtstreibende Textinfo brauchst du es auch nicht. Jetzt verstopft es nur als unnötiges Attribut den Textfluss.
- Sie: Das letzte Nomen, auf das "Sie" sich beziehen könnte, ist die Sonne. Gut, man weißnatürlich dass die nicht rumlatscht, aber hier wär der Name der Frau klarer gewesen. Der ist dann zwar wiederholend, aber es gibt keine Irritation.
- Es fehlte ihr die Kraft zum schnellen, festen Gang, wie es sonst ihre Art war: Unnötige Wiederholung, zwei Sätze, die den Gang aufs Korn nehmen und nicht viel anderes über ihn zu sagen haben, als dass sie langsam ist. Der Satz danach macht das viel anschaulicher. Hier würde nur die Info fehlen, dass sie sonst eher schnell und zupackend ist, das kannst du aber auch anderswo unterbringen.

Hier mach ich mal Schluss, weil ich ja leider gar nicht weiß, ob mein Versuch hier nicht ein Schuss ins Blaue ist, aber wenn du noch da bist, dann wünsch ich dir viel Spaß bei uns.
Viele Grüße von Novak

 
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Hola, Kilian und viermal die Sieben!


Mein Komm an Dich ist mittlerweile einige Tage alt. Heute wundere ich mich, dass Novak Dir als scheinbar einzige geschrieben hat. Und wo ist meiner?

Antwort: Er war fast fertig, ist aber nicht abgeschickt worden. Schlamperei meinerseits.
Jetzt will ich das nachholen. Der Einfachheit halber benutze ich den alten Text – unvermeidlich sind leider einige Doppelungen mit Novaks Kommentar.

Aber um es gleich zu sagen: Mit gefällt Deine Geschichte; sie ist gut erzählt, hat Stil und wirkt sehr souverän. Das geht nur, wenn der Autor auf modische Mätzchen und Effekte verzichtet, und deshalb finde ich Deinen Erstling hier sehr sympathisch.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen, aber die haben keine große Bedeutung.
(Hier ist mein verschusselter Komm):

kräftige Frühlingssonne schimmerte durch die Zweige der Platanen und blitzte immer wieder zwischen den hohen Häusern der Ringstraße hindurch.
Sie ging langsam. Es fehlte ihr die Kraft zum schnellen, festen Gang, wie es sonst ihre Art war. Die Schritte fielen ihr schwer

Da stutze ich – aha! Toll. Es ist Frühling, die Sonne muss noch an Kraft gewinnen, deshalb stakst sie wie ein frühreifes Girl in den Pumps seiner Mutter (Müsste die Frau Sirius sein?). Selbstverständlich an des Himmels hohem Zelt.
Hätte ich mir als Ouverture eines mutigen Textes gut vorstellen können; hier sollte eine Trennung für Klarheit sorgen. Ich habe mal einen Absatz hineingearbeitet.

Und sie war so müde des Fliehens.

Für mein Gefühl geht das nicht gut zusammen mit der ganzen Geschichte. Es wirkt wie ein Zitat aus einem älteren Buch.

die Termine für heute waren erledigt und was sollte sie schon mit dem restlichen Urlaubstag anfangen, den sie sich hatte nehmen müssen, da er sonst verfallen wäre.

Holper, holper – hier meine ich als Leser einer Notoperation beiwohnen zu müssen, damit die Story weitergehen kann.

einen dieser Infekte einfachen könnte,

Ist mir zu wissenschaftlich, weil unverständlich.


. Sie öffnete hastig ihre Augen

Für mein Sprachgefühl ist hastig die Beschreibung eines Vorgangs; gewisse Dinge wie denken oder Augen öffnen kann man hastig nicht erledigen.

Es war kaum Platz genug für beide Frauen auf dieser Bank,

So eine kurze Bank habe ich in noch keinem Stadtpark gesehen

Ein schöner Tag, nicht wahr, junge Frau?“K sprach die Alte sie an. „Ja“K gab sie zurück, „das ist er wohl P

Klasse. Ich lese gerne weiter.

Es war Katja unangenehm, in ihrer kurzen Atempause gestört worden zu sein.

Atempause im Sinne von Atem holen/schöpfen oder eher Arbeits-(Schaffens-)pause. Außerdem hat sie heute ihren letzten Urlaubstag


kicherte sie beinah,

Hat sie oder hat sie nicht?


Irritiert löste sie den Griff ihrer Hand nach der Tasche.

Das würde ich geschmeidiger formulieren.

Erst jetzt fiel Katja auf, dass die Dame, beschirmt von einem in die Jahre gekommenen Häkelhut eine schwarze Sonnenbrille trug. An ihrem Oberarm trug sie eine Binde in Gelb und Schwarz. Sie zuckte zusammen.
Hier kann ich nicht folgen: Eine alte Frau nähert sich mit dem Rollator einer Parkbank, setzt sich etwas umständlich, bewegt beim Krumenstreuen Arme und Hände – und erst jetzt kann Katja die auffällige Armbinde sehen? Und das folgende ‚Sie zuckte zusammen.’ finde ich unglücklich formuliert. Da muss schon anderes passieren, bevor eine junge Frau zusammenzuckt.
Die einfach so übersehene Blindenbinde mit den großen signalisierenden Punkten ist meiner Meinung nach der schwächste Punkt Deiner Geschichte. Vielleicht weglassen, genau wie die überflüssige Sonnenbrille (die von sehenden Leuten auch getragen wird).
Ich kenne Blinde ohne Häkelhut, Binde und dunkler Brille, denen ich erst in die Augen schauen muss, um zu erkennen, dass sie meinen Blick nicht erwidern können.
So wäre eine Situation vorstellbar, dass sich beider Blicke treffen (würden) und Katja überrascht feststellt, dass...

Bis heute mein längster Kommentar; ich hoffe, er nervt nicht. Wahrscheinlich will ich nur mein Versäumnis wieder gutmachen.
Es gibt noch ein paar Flüchtigkeitsfehler und vergessene Kommas oder Kommata oder auch (meine Kreation) Kommatas.

Schöne Grüße !

Joséfelipe

 

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