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Ein fieses Arschloch ist der unbekannte Mann ganz sicher

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24.04.2003
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Ein fieses Arschloch ist der unbekannte Mann ganz sicher

Sein Wecker schaltete sich um kurz vor sechs ein und spielte ein altes Lied von Roy Orbison. Den Titel kannte er nicht.
Er stand auf und schlenderte in das schmale Badezimmer; die Musik spielte währenddessen noch immer, es gab keinen Grund für ihn das Radio verstummen zu lassen.
Zähne putzen und rasieren. Anschließend duschen. Das immer gleiche Ritual.
Frische Sachen hatte er sich am Vorabend zurecht gelegt. Ein weißes T-Shirt, unauffälliges Karo Hemd, ein paar Socken, rote Unter- und gediegene Stoffhose. Die Lackschuhe standen in Reih und Glied neben der Flurkommode. Sie schliefen noch.
N-TV berichtete, während der Wasserkocher sich an die Arbeit begab und das preiswerte Glas Instant Kaffee seinem allnächtlichen Schrankplatz entnommen wurde. Nur noch drei saubere Teelöffel in der Schublade; die Spülmaschine schien ihn um Beschäftigung anzulechzen. Er ignorierte sie und setzte sich auf die Holzbank.
Den ungeöffneten Fruchtjoghurt vor sich stehend, dachte er über den hereinbrechenden Tag nach. In einer halben Stunde wurde es hell und dann war er bereits unterwegs. Wohin...Gott alleine wusste es zu diesem Zeitpunkt.
Als das Wasser brodelte stand er auf und betätigte den kleinen Kippschalter, noch ehe dieser automatisch zurück in seine Grundposition sprang.
Drei wohl portionierte Häufchen gemahlener Brasilien Imitation und zwei Gramm ungezuckerter, im Natreen Paradies schwebende Erdbeerstückchen später, riss er seine glänzenden Treter brachial aus ihrem Schlaf und zog sich das Jacket über; draußen war es kalt. Anschließend verließ er die Wohnung, umschmeichelt von einem sanften Lächeln auf seinem Gesicht.
Das Treppenhaus war trotz der breiten, zur Straße gerichteten Glasfront, finster. Das schwache Licht der unter den Wolken aufgehenden Sonne bot aber dennoch genügend Sicht auf die blassen Stufen und so machte er sich elanvoll - von guten Vorsätzen vorangetrieben - auf den Weg in die Tiefgarage.
Der alte Ford Mustang stand wie ein bedrohlicher Dämon mit dem verachtenden Antlitz eines gefallenen Engels zwischen den anderen Wagen in seiner engen Lücke und wartete mit unendlicher Geduldsamkeit auf seine Erfüllung.
Erst als er die Türe zugeschlagen hatte und den angenehmen Duft der teuren Ledersitze in sich aufsaugen konnte, fühlte er sich wohl. Er streichelte das gepflegte Armaturenbrett und ließ den Motor an.
Von nun an wusste er, welches Ziel sein nächstes war.

***

Das laute Beben der Metallica Drums riss Tim aus seinem Sekundenschlaf.
Er entledigte sich der Kopfhörer und ließ den MP3 Spieler stoppen. Es war zu früh für sich drehende Bilder und alles umhüllende Übelkeit.
Der Rum war fast leer, aber wenn er sich jetzt noch den letzten Schluck gönnte, würde sich sein Magen aller Wahrscheinlichkeit nach einer drastischen komplett Entleerung unterziehen. Er wollte es nicht auf den Versuch ankommen lassen. Mit einer übertriebenen Armbewegung stieß er die Flasche hinunter und kramte dann nach seinen Zigaretten. Das war vielleicht ebenfalls nicht unbedingt die beste Idee, aber das Nikotin half ihm sich zu konzentrieren. Tim hustete unter größten Anstrengungen den hartnäckigen Schleimbrocken heraus, der den freien Weg zwischen Mund und Lunge belagerte und zündete sich eine Lucky an. Seine pfahlen Finger zitterten indess dem Radio entgegen und schalteten es ein.
Werbung.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz vor sieben war; und noch ehe die Nachrichten mitsamt Verkehrsfunk einsetzten, trat er scharf auf die Bremse und kam in allerletzter Sekunde hinter seinem Vordermann zum stehen.
"Jiiiiiiihaaaaaaa! Ich reagiere wie ein Gott du Pisser! Stauende? Kein Problem für Tim, dem exzessiven Fürsten der A2!" - In diesem Augenblick erwischte ihn der dunkel blaue Ford Mustang von hinten. Es fühlte sich wie Auto Scooter fahren an, nur mit einem bleibenden, tauben Gefühl am Nasenrücken. Es dauerte noch einige weitere Augenblicke - nachdem er sein blutendes Gesicht vorsichtig vom Lenker aufgerichtet hatte - bis ihm bewusst wurde, dass er sich überhaupt nicht mehr auf der Autobahn befand.
"Scheiße Mann, wo bin ich denn die letzten Minuten gewesen?", fragte er sich in benommenen Tonfall selbst, während er im Rückspiegel bereits schemenhaft den Fahrer des Mustangs auf sich zukommen sah. Mit einer schnellen Handbewegung ließ er die Rumflasche unter dem Beifahrersitz verschwinden und setzte das glaubhafteste Lächeln auf, das ein Mensch mit schätzungsweise drei Promille im Blut zu stande bringen kann.
klopf klop
Da war jemand sauer und das mächtig. Tim ließ sich in seiner Aufrichtigkeit nicht beirren. Er suchte einen Moment nach der Fensterkurbel und fand dann den Knopf zum automatischen herunterfahren der Scheibe.
"Guten Morgen", entfuhr es ihm einen Tick zu schnell und unbetont.
"Ich hab´ hier elektrische Fensterheber in dem neuen Wagen. Vergess ich jedesmal. Scheint so als wenn wir da irgendwie aneinandergerasselt sind", lachte er bemüht, während ein warmer Schwall Blut über seine aufgequollenen Lippen lief.
Der andere Fahrer macht keinerlei Anstalten, den Satz zu kommentieren. Er blickte ihm bloß - zutiefst bösartig - in die Augen.
"Du bist so gut wie tot, Junge!", sagte er dann.
Tim starrte ungläubig zurück und versuchte einen flüchtigen Blick auf die Hände des Unbekannten zu erhaschen. Sie waren leer. Kein Messer, keine Schusswaffe. Vielleicht unter dem Jacket?
Er widerstand dem Drang, einfach auf das Gaspedal zu treten und abzuhauen. Vor allem deshalb, weil er zuvor den Motor hätte anlassen müssen und das nahm definitv zu viel Zeit in Anspruch.
"Ähm...wie bitte?"
"Du hast mein Baby beschädigt, allein das legitimiert mich dazu, dir die Kehle durchzuschneiden. Aber abgesehen davon, ein Schädelsplitter steckt ganz knapp vor den Verkrustungen deines lächerlichen Primatenhirnes fest. Gleich gibt es innere Blutungen, dann wirst du müde und Zack", der Fremde klatschte in seine Hände, " weg bist du! Ist aber auch egal jetzt, wütend werde ich später. Rutsch zur Seite und trink deinen Rum leer, solange du noch kannst. Ich muss in zehn Minuten in der Innenstadt sein. Wenn ich das jetzt wegen dir nicht mehr schaffe, dann..."
Tim überlegte, ob er sich im Delirium befand, oder eventuell doch bloß der harten Realität ins Auge sah und sich gerade mit einem vollkommen übergeschnappten Spinner unterhielt.
"Was dann, Mann?"
"Dann werde ich dich am Leben lassen und dich auf eine kleine Reise ohne Wiederkehr schicken, und jetzt rutsch rüber!"
Der Fremde packte ihn an den Schultern und schleuderte ihn mit der Leichtigkeit eines Federballes auf den anderen Sitz. - "Keine Angst meine Süße. Papa kommt gleich wieder und holt dich ab", rief der offensichtlich total verwirrte Fahrer seinem Mustang hinterher, während er - inmitten des vom Morgenverkehr überquillenden Stadtausläufers - das Gaspedal aufs grausamste quälte und durchstartete.
"Hey! Gehts vielleicht was langsamer? Ich muss gleich kotzen!"
"Halts Maul! Du bist gerade dabei, mir die beste Tour aller Zeiten zu vermasseln." - Sie bogen in eine enge Seitenstraße ein und Tim hatte das Gefühl, zusammen mit Doc Brown in einem alten Delorean zu sitzen, dessen Flux-Kompensator trotz Höchstgeschwindigkeit einfach nicht anspringen wollte.
"Mann! Wo ist mein Rum?"
"Hier...nimm einen Schluck davon", kumpelte ihn der Fremde fast an und streckte ihm einen silbernen Henkelmann entgegen.
"Was ist da drin?"
"Trink, oder lass es bleiben." - Tim trank; und bereute es sogleich.
"Ich weiss...es schmeckt furchterregend, aber dafür pumpt es deine Synapsen ganz schön an, da platzt dein Gehirn gleich doppelt so spektakulär, Äh?", zwinkerte ihm der unheimliche Kidnapper zu, während sie mit Tempo einhundertfünfzig in die Innenstadt bretterten. Etwas rumpelte unter dem Wagen.
"Verfluchte Hunde. Wissen nie ob nach rechts oder links und am Ende ist es oben drüber. Wirst du schon müde, du Arsch?"
"Ich hab´ eine scheiss Angst! Wer bist du, Mann?"
"Wenn ich dir das verrate, wirst du es mir ohnehin nicht glauben. Nenne mich einfach den Mann vom Mond."
"Was ist denn das für eine beschissene Anrede?", schrie er hysterisch, mit einem Auge die sich schnell nähernde Wand fokussierend.
"Siehst du was ich sehe? Ich hab sowas noch nie mit einem normalen Auto versucht. Bete, dass es klappt!"
"Das WAS klappt?" - Tim hielt sich die Augen zu und die Dunkelheit vor seinen Lidern wurde von einem lauten "Yeahhh" begleitet.
"Wir sind durch! Himmel, ist das geil! Wir sind mit einem verdammten Lupo durch die Backsteinwand geschmolzen! Mach deine Augen wieder auf du Angsthase. Hier...trink noch einen Schluck." - Tim trank und diesesmal bereute er nicht das geringste.
Sie schienen mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch den Verkehr zu morphen; hier eine Straßenbahn durchdrungen, dort ein Gebäude als Abkürzung verwendet. Das skurrile war bloß, dass sie tatsächlich Schaden anrichteten, selbst aber unberührt blieben.
"Ich konnte diesen Supermarkt noch nie leiden", rief der unheimliche Fremde euphorisch, während das Mauerwerk über den Obstständen herabregnete und zugleich noch von einer entgleisten, querstehenden U-Bahn zerfetzt wurde. - "Heute gibt es keine Rücksicht auf Verluste. Hier...trink noch etwas! Hab´ übrigens deinen Rum gefunden. Der gehört aber jetzt mir."
Tim hatte sich so weit es eben ging in seinen Sitz zurückgezogen und winselte wie ein kleines Kind; währenddessen leerte er den Rest des Henkelmanns.
Das war definitiv kein guter Morgen.
"Ich glaub ich bin leicht angeschwipst", demonstrierte sein ungewollter Chauffeur zu allem Überfluss noch die Ausweglosigkeit dieser Situation.
"Egal...wir kommen schon ans Ziel, was?"
Tim erbrach sich auf die Fußmatte.
"Weichei! Wir sind doch gleich da! Genieße die Fahrt. Schau mal, der Fluss! Lust auf einen Abstecher in den Stadtpark?", fragte er und riss im selben Moment hart das Steuer zur Seite.
Der Lupo schlug auf der Wasseroberfläche auf wie ein Schwert auf einer Orgel. Absolut unsymbiotisch und erschütternd.
"Ich will hier raus! Ich halts nicht mehr aus in dieser beschissenen Plastikschüssel, die wie Jesus übers Wasser fährt und mit einem Beifahrer der nicht mehr alle intergalaktischen Tassen im Schrank hat! Ich bereue alle meine Sünden; ich bete eine Millionen Ave Marias. Wenn du für Gott, oder für die Gegenseite arbeitest; scheissegal! Aber lass mich hier raus!" - Tim hatte sich die Knöchel an der Seitenscheibe blutig geschlagen und die Hose warm durchnässt.
"Aber, aber. Flippe doch nicht gleich aus, Junge! Wir sind doch schon da. Arschloch!"
Sie standen auf dem Friedhof.
Der unbekannte Mann stieg aus, umrundete den Wagen und öffnete Tim die Tür.
"Siehst du die Grasfläche dort drüben, zwischen den Gräbern?"
Selbstverständlich sah er sie, wenngleich auch doppelt und dreifach.
"Dort pisse ich jetzt hin. Dein Rum ist wirklich treibend."
Der seltsame Mann zog sich die Hose bis zu den Knien herunter und verrichtete wahrhaftig sein Geschäft; nicht, dass Tim etwas anderes erwartet hätte.
"Okay, jetzt bist du dran", sagte er, nachdem er seine Blase entleert hatte.
"Was?"
"Stell dich hin und warte."
"Worauf?"
"Na, auf die Müdigkeit, den Tod und so weiter. Hast du mir vorhin nicht zugehört?"
Tim schaute sich um. Es war niemand in der Nähe. Er wollte fortrennen, aber irgendwie war er aufeinmal tatsächlich müde geworden. Ein dichter Schleier vernebelte seine Sicht und seine Beine wurden weich wie Pudding.
"Doch...schon", brachte er unter größter Anstrengung heraus.
"Na dann solltest du ja wissen, was dich erwartet. Die vierundzwanzig Menschen, die du vorhin umgebracht hast, wussten es jedenfalls nicht. Junge junge, ist schon beeindruckend, was so ein Sekundenschlaf bewirken kann, wenn man das Steuer ungünstig verreisst. Ist seit langen Jahren mal wieder eine beeindruckende Massenkarambolage gewesen. Respekt! Du hast noch eine knappe Minute. Wenn dich irgendwelche letzten Worte am Gaumen kitzeln, dann wäre jetzt der ideale Zeitpunkt."
Tim konnte seine Beine kaum noch spüren; er ließ sich auf die feuchte Erde sinken.
"Ich dachte...dachte...du hast da so eine Tour wegen mir verpasst."
"Ach! Das war doch nur Gequatsche. Ich hab dir das geboten, was du selbst hättest erleben sollen, als du besoffen eingeschlafen bist."
"Was machst du denn jetzt?" - Tim konnte seine Worte und Gedanken wie Schwalben um seinen Schädel kreisen hören.
"Was soll ich wohl machen? Ich warte, bis du umkippst und fahre dann nach Hause. Hab´ noch einen Fruchtjoghurt im Kühlschrank. Du hast noch dreißig Sekunden. Soll ich dich lieber allein lassen, bei deinem bepissten Grab?"
"Jaaaa.....ich weiss nicht....mir geht es komisch."
"Schon okay. Ich gehe. Eines habe ich übrigens ernst gemeint."
"Was?", Tim sank dem madigen, nach Urin stinkendem Boden entgegen.
"Den Supermarkt konnte ich wirklich noch nie leiden. Die haben ´ne Menge Salmonellen im Angebot. Später werde ich den Geschäftsführer begleiten. Schlaf gut!"
"Ja...ein wenig Schlaf wäre...wäre...nicht..."

Ein paar Äpfel regneten durch die Seitenscheibe herein. Dann kam die querstehende U-Bahn.

 

Hallo cerberus!

Zweiter Versuch - hatte schon eine Kritik fertig, die ist aber im orkus des www verschwunden(vielleicht auch in irgendeinem schwarzen Loch!)
Wie dem auch sei, die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, auch wenn du hier einen anderen Stil pflegst, bleibst du dir doch insofern treu, als dass du abseits ausgetretener Pfade wandelst und jedes Klischee oder alle Ausgelutschtheiten meidest. Das macht die Sache spannend und interessant allemal, man lässt sich gern mitreißen auf der wilden Jagd, getrieben von Spannung und natürlich Wißbegierde, um was es eigentlich geht. Obwohl, *Augenzwinkern*, so ganz neu ist diese Geschichte ja nicht. Im Übrigen erinnert sie mich in Form und Inhalt an einige Stories unseres geschätzten Freundes J.T. (Kompliment!)

Der erste Abschnitt allerdings hat mir nicht sehr gefallen, du hast hier lediglich beschrieben, wie jemand seinen Morgen verbringt - irgendjemand. Ich weiß, wo du hinwillst, aber dieser Alltag ist Alltag und zu wenig - exklusiv.
Danach dann aber, erste Sahne, tatsächlich, beinahe könnte man meine, dass man selber kotzen muss ob der Raserei.

Hat mir gut gefallen, schilder weiter Abenteuer in einem eigenen Stil. Wenn mir allerdings daran etwas missfällt, werde ich es auch weiterhin sagen.:)

Viele Grüße von hier!

(schöner Titel übrigens wieder)

 

Hi Cerberus,

hier ist dein Stammleser :-)

Tja, was soll ich sagen? Bin ein wenig gespalten. Einerseits eine solide, einfallsreiche Geschichte ... andererseits habe ich erst vor kurzem Jack T.'s Story "Strangers in the Night" gelesen, von daher war ich nicht sehr überrascht.

Meiner Meinung nach machst du es dem Leser ein wenig zu einfach. Ist ja klar, dass der volltrunkene Tim nicht ganz unbeschadet an sein Ziel kommt. Durch die Einführung des "unbekannten" Mannes gleich zu Beginn nimmst du den Schluss (und dadurch die Spannung) leider schon vorweg.

Was dir gut gelungen ist, ist die hektische Fahrt durchs Gelände. Konnte ich mir gut bildlich vorstellen, aber das sagte ja auch schon Hanniball.

Was mir weniger gut gefallen hat, war (wie schon bei Whiskas), der etwas zu überladene Stil. Da werden mir zuviele Bilder vorgeführt, nichts darf ich mir als Leser selbst vorstellen. Auch benutzt du wieder exzessiv Adjektive. Ein bisschen weniger wäre m.M. nach mehr.

Dieser Satz hier:"Ich will hier raus! Ich halts nicht mehr aus in dieser beschissenen Plastikschüssel, die wie Jesus übers Wasser fährt und mit einem Beifahrer der nicht mehr alle intergalaktischen Tassen im Schrank hat! Ich bereue alle meine Sünden; ich bete eine Millionen Ave Marias. Wenn du für Gott, oder für die Gegenseite arbeitest; scheissegal! Aber lass mich hier raus!"

kommt mir ein bisschen übertrieben vor. Würde so ein Betrunkener sprechen, der Todesangst hat? Ich glaube in so einer Situation hat man nicht mehr soviel Einfallsreichtum, um solche Sätze zu bilden :-)

Wie gesagt, würde ich die Story von J.T. nicht kennen, würde ich dir ein "ausgezeichnet" aussprechen. So aber ... same Idea, und Jack hat es noch einen Tick besser hingekriegt den Leser im Dunkeln tappen zu lassen.

Viele Grüße
Mike

 

Hallo Hanniball, Hallo Mike!

Zweiter Versuch - hatte schon eine Kritik fertig, die ist aber im orkus des www verschwunden(vielleicht auch in irgendeinem schwarzen Loch!)

: KLUGSCHISS AN : Um solche Ärgernisse zu vermeiden, schreibe ich meine Kritiken immer unter Word vor und kopiere sie dann nur noch ein. Bloß ein Tipp. : KLUGSCHISS AUS :

Ansonsten vielen Dank fürs Lob. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Geschichte doch so gut ankommt, da sie in ziemlich kurzer Zeit entstanden ist und ich mit einigem nicht zufrieden war (gerade der erste Absatz gefiel mir aber *g*).
Allerdings hatte meine Muse mich dann im Laufe des Abends verlassen und so sehr ich auch herumkorrigiert habe, irgendwie wollten mir keine glücklichen Sätze mehr gelingen. Ist bei mir immer sehr stark stimmungsabhängig, wie ich schreibe.
Des weiteren gebe ich offen zu, dass ich mich von "Strangers in the Night" habe inspirieren lassen. Ich fand die Story Klasse und mein Ziel war es, den Gevatter in diesem Text genau umgekehrt darzustellen. Also nicht stilvoll und gebildet, sondern eher chaotisch, etwas planlos und asozial. Hoffe, mein Ziel wenigstens einigermaßen erreicht zu haben.
Ich werde mal schauen, was sich noch verbessern lässt, aber erfahrungsgemäß tue ich mich beim Nacharbeiten immer etwas schwer :D Werde aber noch ein paar Dinge ändern.
Zuvor stürze ich mich jetzt aber erstmal auf Blackwoods neue Geschichte und außerdem habe ich Salem bereits letzte Woche versprochen, seine Geschichte zu kommentieren. Das hat jetzt erstmal Vorrang.

Also...Danke fürs Lesen und kritisieren!

Beste Grüße

Cerberus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Cerberus,

die Geschichte hat mir, ehrlich gesagt, nicht besonders gut gefallen.

Die Story ist zu durchsichtig. Spätestens nach dieser Ankündigung: "Du bist so gut wie tot, Junge! ... abgesehen davon, ein Schädelsplitter steckt ganz knapp vor den Verkrustungen deines lächerlichen Primatenhirnes fest. Gleich gibt es innere Blutungen, dann wirst du müde und Zack" war mir klar, was abläuft. Ich hab dann zwar gehofft, dass du irgendwie die Kurve kriegst und mich mit einer plötzlichen Wendung überraschst, aber du hast geradlinig auf das zu erwartende Ende zugesteuert.
Außerdem hast du einige Formulierungen bzw. Sätze drin, die mir unpassend bzw. unlogisch erschienen. So etwas schmälert das Lesevergnügen.

Der Einstieg steht etwas losgelöst vom Rest der Geschichte da. Eine Charakterisierung des Protagonisten bietet er nicht wirklich, insofern würde ich den Teil kürzen oder abändern.

Sprachlich hast du für meinen Geschmack übertrieben. Nichts gegen einen flapsigen Unterton, aber du hast aus den Vollen geschöpft und bei der Gratwanderung zwischen noch passend und überzogen den Grat mehrfach überschritten.

Insgesamt hat mir an der Geschichte ein Element gefehlt, das die Geschichte spannend macht und mich als Leser fesselt und bei der Stange hält. Die ganze Geschichte ist meiner Ansicht nach zu sehr auf die schnodderige Sprache ausgelegt, die Story selbst konnte mich nicht überzeugen.

Mit einer überraschenden Wendung (da gäbe es so herrliche Möglichkeiten ...) und einer etwas „entschärften“ Sprache könntest du die Geschichte auf jeden Fall verbessern finde ich.

Ein paar Details:

„Die Lackschuhe standen in Reih und Glied neben der Flurkommode. Sie schliefen noch.“
>>> hier wurde mir klar, welche Richtung du sprachlich einschlägst

„Wohin...Gott alleine wusste es zu diesem Zeitpunkt.“
>>> Wieso weiß er denn nicht, wo er hinfährt?

„riss er seine glänzenden Treter brachial aus ihrem Schlaf und“
>>> Wenn man sich überlegt, dass er einfach seine Schuhe anzieht, ist das so ein Fall, wo es mir sprachlich einfach zu überzogen war

„und wartete mit unendlicher Geduldsamkeit auf seine Erfüllung.“
>>> ebenfalls zu krass formuliert: Es ist doch nicht die „Erfüllung“ eines Autos, gefahren zu werden;
(und wenn schon, dann einfach „Geduld“, nicht „Geduldsamkeit“)

„"Guten Morgen", entfuhr es ihm einen Tick zu schnell und unbetont.“
>>> wieso denn „zu unbetont“?

„Er widerstand dem Drang, einfach auf das Gaspedal zu treten und abzuhauen. Vor allem deshalb, weil er zuvor den Motor hätte anlassen müssen“
>>> wenn der Motor aus ist, braucht er dem Drang, aufs Gaspedal zu treten, nicht zu widerstehen, weil eh nix passiert. Das ist in meinen Augen ebenfalls „überformuliert“, du wolltest hier einen Gag anbringen, der aber nicht zündet.

„und schleuderte ihn mit der Leichtigkeit eines Federballes auf den anderen Sitz.“
>>> Nenn ihn doch beim Namen: Beifahrersitz

„"Hier...nimm einen Schluck davon", kumpelte ihn der Fremde fast an“
>>> Gibt’s denn „ankumpeln“?

„Sie schienen mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch den Verkehr zu morphen“
>>> Autofahren und Lichtgeschwindigkeit passen für mich gar nicht zusammen, zu übertrieben in meinen Augen

„"Ich glaub ich bin leicht angeschwipst", demonstrierte sein ungewollter Chauffeur zu allem Überfluss“
>>> wieso „ungewollter“? Der Chauffeur wollte, Tim wollte ihn nicht. Das ist missverständlich.

„Der Lupo schlug auf der Wasseroberfläche auf wie ein Schwert auf einer Orgel. Absolut unsymbiotisch
>>> Das Bild hab ich ehrlich gesagt nicht verstanden

„Wenn du für Gott, oder für die Gegenseite arbeitest“
>>> Ist Gott in dem Fall nicht die „Gegenseite“?

„Der seltsame Mann zog sich die Hose bis zu den Knien herunter und verrichtete wahrhaftig sein Geschäft; nicht, dass Tim etwas anderes erwartet hätte.“
>>> Wenn Tim nichts anderes erwartet hat, wieso ist das dann eine Erwähnung wert? Ich würde das streichen.

„Ein paar Äpfel regneten durch die Seitenscheibe herein. Dann kam die querstehende U-Bahn.“
>>> Das mit den Äpfeln leuchtet mir noch ein, er steht mit seinem Auto immer noch auf dem Feld und ist wahrscheinlich gegen einen Apfelbaum gefahren. Was hat es aber mit der „querstehenden“ U-Bahn auf sich?

Nichts für ungut, aber aufgrund all dieser Punkte fand ich die Geschichte nicht besonders gelungen. Mein Eindruck ist: Du hast zuviel gewollt und dann einfach übertrieben und möglicherweise (oder wahrscheinlich) auch das Überarbeiten des Textes etwas vernachlässigt. Wenn man nach dem Schreiben einige Zeit vergehen lässt und sich mit etwas Abstand ans Überarbeiten macht, fallen einem viele Dinge auf, die man direkt nach dem Schreiben übersieht. ;)

Viele Grüße
Christian

 

Hallo Cerberus,

nette Geschichte hast du da geschrieben. Nicht ganz so ausdrucksopulent wie viele andere von dir, aber das meine ich jetzt eher positiv. Auch die Handlung habe ich diesmal auf Anhieb verstanden.
Der Schreibstil ist flüssig, die Formulierungen sind meistensteils treffend und die Dialoge schön „derb“, was zu den Protagonisten paßt und mir aus diesem Grund gut gefällt.

Detailanmerkungen:

Die Lackschuhe standen in Reih und Glied neben der Flurkommode. Sie schliefen noch.
Hm, da bin ich jetzt etwas zwiegespalten. Einerseits finde ich, daß es eine gelungene Formulierung ist, andererseits folgen noch einige solcher Stellen, in denen Dinge „vermenschlicht“ werden, z.B. in dem darauffolgenden Absatz:

N-TV berichtete, während der Wasserkocher sich an die Arbeit begab und das preiswerte Glas Instant Kaffee seinem allnächtlichen Schrankplatz entnommen wurde. Nur noch drei saubere Teelöffel in der Schublade; die Spülmaschine schien ihn um Beschäftigung anzulechzen.
Irgendwie ist mir das zuviel. Die Schuhe schlafen, der Wasserkocher arbeitet, die Spülmaschine lechzt... Nun ja, Geschmackssache. Aber anmerken wollte ich es dennoch.
Was ich auf jeden Fall ändern würde, ist die Passivkonstruktion im ersten Satz:
„...und das preiswerte Glas Instant Kaffee seinem allnächtlichen Schrankplatz entnommen wurde.
Das klingt nicht sehr geschmeidig.

Er entledigte sich der Kopfhörer und ließ den MP3 Spieler stoppen.
Auch wieder eine hakelige Passivformulierung.

würde sich sein Magen aller Wahrscheinlichkeit nach einer drastischen komplett Entleerung unterziehen.
„Komplettentleerung“

Das war vielleicht ebenfalls nicht unbedingt die beste Idee,
Unschön... reicht nicht ein einfaches: „Das war vielleicht nicht die beste Idee,“?

Tim hustete unter größten Anstrengungen den hartnäckigen Schleimbrocken heraus,
:D
„Schön“ formuliert.

Seine pfahlen Finger zitterten indess dem Radio entgegen und schalteten es ein.
„fahlen“ und „indes“

"Jiiiiiiihaaaaaaa! Ich reagiere wie ein Gott du Pisser!
Gut, der Typ ist nicht am Hofe aufgewachsen... insofern: :thumbsup:

erwischte ihn der dunkel blaue Ford
„dunkelblaue“

klopf klop
„klopf klopf“

"Ich weiss...es schmeckt furchterregend, aber dafür pumpt es deine Synapsen ganz schön an, da platzt dein Gehirn gleich doppelt so spektakulär, Äh?",
Lebendiger Dialogausschnitt, gefällt mir gut!
Nur das „Äh“ würde ich klein schreiben

"Wenn ich dir das verrate, wirst du es mir ohnehin nicht glauben. Nenne mich einfach den Mann vom Mond."
Schön schräg :D

Der Lupo schlug auf der Wasseroberfläche auf wie ein Schwert auf einer Orgel. Absolut unsymbiotisch und erschütternd.
Dieser Vergleich ist krumm und schief... und mir auch nicht ganz verständlich.

"Dort pisse ich jetzt hin. Dein Rum ist wirklich treibend."
Der seltsame Mann zog sich die Hose bis zu den Knien herunter und verrichtete wahrhaftig sein Geschäft; nicht, dass Tim etwas anderes erwartet hätte.
Die ordinäre Ausdrucksweise konsequent durchgezogen – gut so! :D
Aber ich hab auch zu nörgeln: Der Mann vom Mond geht also zum Urinieren in die Büsche. Hm, da geh ich manchmal auch hin. Aber dann ziehe ich mir die Hose nicht bis zu den Knien herunter – muß ja nicht jeder meinen Hintern sehen, ich will mich ja nur dezent erleichtern. Ich finde das etwas übertrieben; reicht doch, wenn er nur die Hose aufknöpft. Und unter „ein Geschäft verrichten“ verstehe ich eher die rückwärtige Variante solcherlei Treibens :)

"Stell dich hin und warte."
"Worauf?"
"Na, auf die Müdigkeit, den Tod und so weiter. Hast du mir vorhin nicht zugehört?"
Wiederum: schön bizarr!

Jetzt mußt du mir noch eines verraten: Welche Bedeutung hat die U-Bahn?

Gruß,
Somebody

 

Hallo Christian


„Wohin...Gott alleine wusste es zu diesem Zeitpunkt.“

Sein Ziel erfährt er erst im Auto. War zumindest so von mir gedacht. :)

„"Guten Morgen", entfuhr es ihm einen Tick zu schnell und unbetont.“
>>> wieso denn „zu unbetont“?

An dieser Stelle wollte ich einfach nocheinmal darauf aufmerksam machen, dass er betrunken ist, die Worte also irgendwie "falsch" herausgestoßen hat.

>>> wenn der Motor aus ist, braucht er dem Drang, aufs Gaspedal zu treten, nicht zu widerstehen, weil eh nix passiert. Das ist in meinen Augen ebenfalls „überformuliert“, du wolltest hier einen Gag anbringen, der aber nicht zündet.

Ähm....hier hab ich wohl nicht darüber nachgedacht, dass das eine, das andere ausschließt. Manchmal sieht man im Eifer des (Tastatur-)Gefechts einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht.

„"Hier...nimm einen Schluck davon", kumpelte ihn der Fremde fast an“
>>> Gibt’s denn „ankumpeln“?

Soweit ich weiss, schon. Aber man möge mich gerne eines besseren belehren.

„Der Lupo schlug auf der Wasseroberfläche auf wie ein Schwert auf einer Orgel. Absolut unsymbiotisch“
>>> Das Bild hab ich ehrlich gesagt nicht verstanden

Hmmm....wollte damit andeuten, das der Aufprall komisch aussieht. Hab mich wohl tatsächlich etwas blöde ausgedrückt.

„Wenn du für Gott, oder für die Gegenseite arbeitest“
>>> Ist Gott in dem Fall nicht die „Gegenseite“?

Wenn es sich um den Tod handelt, dann muss Gott doch nicht zwangsweise die Gegenseite darstellten, oder?

„Der seltsame Mann zog sich die Hose bis zu den Knien herunter und verrichtete wahrhaftig sein Geschäft; nicht, dass Tim etwas anderes erwartet hätte.“
>>> Wenn Tim nichts anderes erwartet hat, wieso ist das dann eine Erwähnung wert? Ich würde das streichen.

Hier hätte ich wohl besser geschrieben : ...nicht, dass Tim nach all den Geschehnissen der letzten Minuten noch etwas anderes erwartet hätte.

„Ein paar Äpfel regneten durch die Seitenscheibe herein. Dann kam die querstehende U-Bahn.“
>>> Das mit den Äpfeln leuchtet mir noch ein, er steht mit seinem Auto immer noch auf dem Feld und ist wahrscheinlich gegen einen Apfelbaum gefahren. Was hat es aber mit der „querstehenden“ U-Bahn auf sich?

An dieser Stelle bist du aber etwas unaufmerksam gewesen. Ich habe dabei auf den Supermarkt angespielt, den sie auf ihrer Fahrt durchschleudert haben (einstürzende Fassade, etc.). An dieser Stelle war der Prot. bereits tot. Alles, was danach kam, war nur noch die Fahrt zum Friedhof. Er hat gewissermaßen seine gesamte "Höllenfahrt", die er ja mehr oder weniger im Delirium erlebt hat, nocheinmal ganz bewusst mit seinem "ungewollten Chauffeur" durchlebt. Der Obststand steht quasi am Ende seiner Irrfahrt und dann kommt die - in der Story selbst ja bereits erwähnte - querstehende U-Bahn (U-Bahnen fahren ja teilweise auch oberirdisch).

Ansonsten vielen Dank für deine ausführliche Kritik und die vielen, von dir genannten Beispiele, die ich hätte besser machen können (sollen).
Vielleicht habe ich diese Geschichte tatsächlich zu übereilt gepostet.
Aber - wie gesagt - die Pointe stand diesesmal für mich im Hintergrund. Ziel war es eigentlich einfach nur, eine kurzweilige, mehr auf Unterhaltung bedachte Story zu schreiben. Scheinbar liegt mir das aber nicht so sehr. Auch der übertriebene Humor wird mir nach "Mister Phantastico..." nun schon zum zweiten mal angelastet. Wäre wohl besser, wenn ich mich in Zukunft wieder eher auf den Stil konzentriere, der mir liegt :D

Viele Grüße

Cerberus

 

Hallo Somebody!

Dein Timing missfällt mir! :D

Werde mich deiner Kritik gleich widmen. Mach mir aber vorher kurz was zu essen!

Bis dahin!

 

Geschrieben von Cerberus81
Sein Ziel erfährt er erst im Auto. War zumindest so von mir gedacht.
Das kommt irgendwie nicht raus. Wieso erfährt er es im Auto? Wer setzt sich schon ins Auto, um dort zu erfahren, wo er hinfährt?

Wenn es sich um den Tod handelt, dann muss Gott doch nicht zwangsweise die Gegenseite darstellten, oder?
Die Art und Weise, wie du den Tod schilderst, lässt den Schluss zu, dass es sich dabei nicht um den "Tod" an sich handelt, sondern um einen Abgesandten der Hölle. :baddevil:

An dieser Stelle bist du aber etwas unaufmerksam gewesen. Ich habe dabei auf den Supermarkt angespielt, den sie auf ihrer Fahrt durchschleudert haben (einstürzende Fassade, etc.). An dieser Stelle war der Prot. bereits tot. Alles, was danach kam, war nur noch die Fahrt zum Friedhof. Er hat gewissermaßen seine gesamte "Höllenfahrt", die er ja mehr oder weniger im Delirium erlebt hat, nocheinmal ganz bewusst mit seinem "ungewollten Chauffeur" durchlebt. Der Obststand steht quasi am Ende seiner Irrfahrt und dann kommt die - in der Story selbst ja bereits erwähnte - querstehende U-Bahn (U-Bahnen fahren ja teilweise auch oberirdisch).
Für mich - und offenbar auch für Somebody - kam das mit dem Obststand und der U-Bahn nicht raus. Das könnte man höchstens erraten. Zwischen dem Durchschleudern des Supermarktes und dem Ende passiert zuviel, als dass man die Äpfel dem Supermarkt zuordnen könnte.

Ziel war es eigentlich einfach nur, eine kurzweilige, mehr auf Unterhaltung bedachte Story zu schreiben. Scheinbar liegt mir das aber nicht so sehr.
Wenn du dir Zeit fürs Überarbeiten nimmst und die Ungereimtheiten ausmerzt - wieso sollte dir das dann nicht gelingen?

 

Ein weißes T-Shirt, unauffälliges Karo Hemd, ein paar Socken, rote Unter- und gediegene Stoffhose.
Ich sehe nicht die Notwendigkeit, den Leser mit diesen Details zu bemühen, da weder eine Systematik noch irgendeine Bedeutung zu diesem Zeitpunkt ersichtlich ist.

Die Lackschuhe standen in Reih und Glied neben der Flurkommode. Sie schliefen noch.
Bizarr.

N-TV berichtete
Berichtete WAS? Wenn du das nicht ausführen willst, dann schreibe besser, N-TV lief.

während der Wasserkocher sich an die Arbeit begab
Ein wandernder Wasserkocher...

Als das Wasser brodelte stand er auf und betätigte den kleinen Kippschalter, noch ehe dieser automatisch zurück in seine Grundposition sprang
Daß er aufstand, würde ich weglassen, es dehnt dehnt die Banalität unnötig. Ebenso würde ich um das "automatisch" und das "kleinen" feilschen wollen:
Als das Wasser brodelte, betätigte er den Kippschalter, noch bevor dieser von selbst in die Aus-Position zurückspringen konnte.

ungezuckerter, im Natreen Paradies schwebende Erdbeerstückchen
Wenn sie in Natreen schwimmen, gehe ich bereits davon aus, daß sie ungezuckert sind. Das "Paradies" bläht den ohnehin (zu) langen Satz zusätzlich, ohne was zu bringen. Auch die "Brasilien-Imitation" wirkt wie ein bemühter Versuch, einer Banalität eine nicht existente Pointe abzuringen.
Drei wohl portionierte Häufchen gemahlenen Kaffees und zwei Gramm in Natreen schwebende Erdbeerstückchen später

elanvoll - von guten Vorsätzen vorangetrieben
doppelt gemoppelt. Wobei es mich irritiert, von "guten Vorsätzen" zu lesen. Das sind langfristige Ideen bezüglich des Lebenswandels, keine Tagesziele.

Der alte Ford Mustang stand wie ein bedrohlicher Dämon mit dem verachtenden Antlitz eines gefallenen Engels zwischen den anderen Wagen in seiner engen Lücke und wartete mit unendlicher Geduldsamkeit auf seine Erfüllung.
Ich glaube, das nennt man "dick auftragen"...

und ließ den MP3 Spieler stoppen
Immer diese Passivkonstruktionen. Und sachlich falsch obendrein, denn er stoppte den Spieler, der dies sicher nicht von selbst tat.

Der Rum war fast leer
Der Rum oder sein Gefäß?

würde sich sein Magen aller Wahrscheinlichkeit nach einer drastischen komplett Entleerung unterziehen
Unterziehen tut man sich etwas, das jemand anders tut. Da aber der Magen sicher nicht zum Arzt geht, um sich auspumpen zu lassen...

Seine pfahlen Finger
Pardon?

zitterten indess dem Radio entgegen
Das Radio kam demnach ebenfalls auf ihn zu?

Es fühlte sich wie Auto Scooter fahren an
Den Vergleich fand ich gut.

klopf klop
?

Der Fremde packte ihn an den Schultern und schleuderte ihn mit der Leichtigkeit eines Federballes auf den anderen Sitz
All das durch das Fenster hindurch?

Tim hatte das Gefühl, zusammen mit Doc Brown in einem alten Delorean zu sitzen, dessen Flux-Kompensator trotz Höchstgeschwindigkeit einfach nicht anspringen wollte
Sehr gut, hehe.

Etwas rumpelte unter dem Wagen.
"Verfluchte Hunde. Wissen nie ob nach rechts oder links und am Ende ist es oben drüber
Es wird immer besser...

Ein paar Äpfel regneten durch die Seitenscheibe herein. Dann kam die querstehende U-Bahn.
Äpfel? U-Bahn? Häää?

Die Geschichte war ziemlich unterhaltsam, jedenfalls ab der Mitte. Viele gute Ideen, gute Vergleiche und Formulierungen. Allerdings ist am Sprachstil insgesamt noch zu arbeiten. Er ist mir zu unpräzise und entstellt so teilweise den Sinn.

r

 

Hallo r !

Unglaublich...eine Kritik von dir zu einer meiner Stories, die nicht in einen totalen Verriss ausufert :D

Aber im Ernst:

Danke für deine diesmal SEHR ausführliche Stellungnahme. Mit Sicherheit gehört diese Geschichte, was den Stil angeht, nicht zu meinen besten, aber du wolltest ja eine haben, die halbwegs verständlich ist :)
Mit den von dir aufgeführten Kritikpunkten stimme ich größtenteils überein. Ich versuche mittlerweile meine übertriebenen Ausschweifungen im Zaum zu halten und ein wenig professioneller, sprich : nüchterner zu schreiben.
Ganz wird mir das sicher nie gelingen, da es nunmal so eine Art Merkmal von mir ist, hier und da ein bisschen über die Stränge zu schlagen, aber ich bin wirklich darum bemüht, mich zu verbessern.
Ansonsten freut´s mich, das du gut unterhalten wurdest.

Viele Grüße

Cerberus

P.S. Wie wäre es mal wieder mit einem neuen Text von dir?

P.P.S. Auf die Äpfel und die U-Bahn bin ich in einem der Kommentare bereits näher eingegangen. An dieser Stelle stirbt der Prot. "eigentlich", fährt dann aber noch eine zeitlang weiter, bis er schlussendlich eben wieder in diese Passage der Geschichte "zurück katapultiert" wird.
(umgefahrener Obststand etc.)

 

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