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Ein fehlendes Mal

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04.08.2001
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Ein fehlendes Mal

Ich bin ein gesetzestreuer Bürger. Das können Sie mir glauben, ich bin pflichtbewusst und ich weiß, was ich dem Staat schuldig bin. Ich führe mich auf, wie man es von mir erwartet und das ohne jeden Zwang.
Ich habe keine Familie. Kinder werde ich mir nie leisten können, und ich habe mich damit abgefunden, meine Gene anonym weitergeben zu müssen. Wie die meisten in diesem Land. Ich bin auch nicht böse drum, es ist wie es ist. Und immerhin haben meine Kinder eine Chance auserwählt zu werden und später einmal etwas anderes darzustellen. Kann nur hoffen, dass ihre Erbanlagen nicht so versaut sind wie meine.
Aber so ist das eben, man kann diese Sachen nicht ändern.
Ich war immer friedlich, habe niemals jemandem etwas zuleide getan. Auch wenn es mir nicht gut ging, wenn ich mal wieder keine Partnerin hatte, wenn ich allein war und sich alles aufstaute...Na, Sie wissen schon! Ich habe mich nie aufgeregt, habe alles geduldig ertragen. Was soll man machen?
Ich habe nie mehr Drogen genommen, als mir zustanden. Im Gegenteil, es gab Zeiten, da teilte ich meine Ration mit meiner Partnerin, weil der ihre entzogen worden war. So mussten wir monatelang mit einer auskommen – geht auch!
Ich schaue mir immer meine vorgeschriebenen Sendungen an und höre den mir zugewiesenen Radiosender, obwohl einem manchmal übel dabei wird, das können Sie mir glauben. Sie sind sicher für eine andere Kategorie eingeteilt, aber was ich mir manchmal für ein Geplapper und Unsinn anhören muss, da kommt einem das Würgen.
Gelegentlich bin ich versucht, mir nur die Werbung anzuhören, die so wichtig ist, um diesem Müll zu entgehen, der drum herum gesendet wird. Ich hätte was anständiges lernen sollen, dann wäre ich sicher auch besser eingestuft worden.
Aber ich wehre mich nicht!
Es ist richtig so, das hat sich bewährt, es kommt von Leuten, die klüger sind, als ich. Die werden wissen, was sie machen!
Oder nicht?!
Natürlich!
Ich gehe dann und wann arbeiten, versuche, tätig zu sein. Natürlich kann ich meinen Lebensunterhalt damit nicht tragen, wer kann das schon? Wir sind hier ja nicht im fernen Osten, wo sie alles machen und davon leben können.
Ich leiste meine gemeinnützigen Stunden – die vorgeschriebenen und noch mehr. Ohne Entlohnung, versteht sich und manchmal bekomme ich einen Job, der zwar nicht viel einbringt, neben meinem Grundbetrag aber immer noch eine kleine Aufbesserung bringt.

Ich bin ein guter Bürger, der seine Beobachtungen mitteilen will. Wenn ich Unregelmäßigkeiten bemerke – ich habe sie bis jetzt immer gemeldet.

Es war am letzten Shopping-Day. Sie wissen ja selbst, was da los ist. Die halbe Stadt ist auf den Beinen, Home-Town ist so gut wie verwaist und Buy-City quillt über vor Menschen mit einem lockeren Portemonnaie. Die Taxen sind ausgebucht, die Straßen sind ohnehin hoffnungslos überlastet und die Luft wird auch immer belebter in letzter Zeit. Wenn sie nicht so saumäßig teuer wären, würde die Masse der Leute wohl per Raumteiler reisen. Aber das Geld, das liebe Geld. Bevor man es in den Rachen dieser Partikelverformer wirft, verzichtet man auf dieses Vergnügen und reist auf die altmodische Art. Was zwar immer anstrengender wird, aber nicht mal ein Zehntel kostet.
Ich hatte mich durchgeschlagen nach Buy-City, mit all den anderen Menschen, mit erwartungsvollen Gesichtern und gefüllten Brieftaschen. Mich plagte kein besonderer Wunsch, kein Ziel oder ein bestimmter Anlass, shoppen zu gehen. Mich lockten lediglich die Sonderangebote, die Aktionen, die wieder starteten.
Also ließ ich mich treiben, ließ mich mitreißen mit dem Strom der Menschen, die von einem Gebäude zum nächsten fluteten. Von Geschäft zu Geschäft, von einem Händler zum anderen, die alle warteten, dass man sich bei ihnen umschaute und kaufte.
Ich weiß, dass die Organisation der Shopping-Days immer schwieriger wird; die Leute, die sich damit beschäftigen, werden immer stärker gefordert. Keiner hatte bei Einführung geahnt, dass diese Events so ankommen würden. Ich meine, die Leute haben nicht viel Geld, aber sie wollen was erleben. Was sollen sie auch sonst tun?

Sie haben sicher schon vom Wickley-Syndrom gehört?
Natürlich haben Sie das, schließlich ist überall davon zu hören und zu lesen. Es gibt Leute, die halten diese Krankheit für die Seuche unseres Jahrhunderts. Man sagt, die Zahlen der Abgeschossenen seien geschönt, in den offiziellen Statistiken seien längst nicht alle Infizierten aufgeführt.
Das weiß ich natürlich nicht, aber nach allem, was ich weiß, ist das Wickley-Syndrom erst im Kommen. Verzweifelt bemüht man sich, die Seuche außerhalb des Territoriums zu halten.
In den äußeren Regionen sollen ganze Landstriche öde und verwaist sein, weil die Bewohner dieser Krankheit zum Opfer fielen.
Oder sich gegenseitig abschlachteten.
Ich bin im Vorteil, es ist nicht lange her, da sah ich eine Sendung im Fernsehen über dieses Thema. Es war ein Bericht, ganz kurz nach der Entdeckung des Virus’. Ich glaube, ich hatte Wahltag und bin hängen geblieben, weil’s spannend war.
Wussten Sie, dass der Erreger über die Lungen aufgenommen, durchs Blut weitertransportiert und schließlich in die Zellen abgelagert wird? Natürlich wissen Sie das nicht, ist ja kaum etwas Genaues bekannt über die Krankheit.
Wenn der Körper sich infiziert hat, das Leiden aber noch nicht zum Ausbruch gekommen ist, lässt sich der Virus extrem schwer nachweisen. Es ist kaum möglich, selbst der Infizierte ahnt nichts von seinem Gast.
Wir alle wissen, dass die Regierung einen Weg gefunden hat, die Virulenten kurz vor dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit, Sekunden, bevor also dieser Mensch im doppelten Sinne gefährlich wird für seine Umwelt, als solche zu identifizieren.
Die Öffentlichkeit weiß nicht, auf welche Art und Weise es gelingt, die Verseuchten zu enttarnen, selbst über große Entfernungen hinweg. Doch es scheint zu funktionieren, fast hundertprozentig perfekt.
Aber wie gesagt, das gelingt erst kurz vor dem Moment, in dem das Virus sein eigentliches Ziel erreicht. Nachdem er sich in der Zelle des Menschen soweit entwickelt und enorm vermehrt hat, dass er für seine weitere Aufgabe überlebensfähig ist, macht er sich wieder auf den Weg. Er benutzt die Blutbahn, um wieder zur Lunge zu gelangen, von dort milliarden- und abermilliardenfach ins Freie und schließlich auf unzählige neue Opfer.
Während sich also ein Teil der neugeschaffenen Viren zur Lunge aufmacht, wird ein anderer Teil ins Hirn gespült und richtet dort den Schaden an, für den das Wickley-Syndrom berüchtigt ist. Wir kennen das ja. Zunehmende Aggressionen gegen seine Mitmenschen, die in körperlicher Gewalt gipfelt, die sich schließlich – in einhundert Prozent – gegen sich selbst richtet.
Wir haben alle schon davon gehört, gebe Gott, dass ich nie einen solchen Fall zu Gesicht bekomme. Denn wenn ich Augenzeuge des Ausbruchs geworden bin, bin ich tot. Ich habe mich schon angesteckt.
Diese beiden Sachen – der Erreger gelangt in die Lunge und wird gefährlich für die Umwelt und er trifft im Gehirn ein und richtet Schaden an – geschehen gleichzeitig. Dies ist auch der Zeitpunkt, zu dem für wenige Minuten der Kranke als solcher – wenigstens für die zuständigen Organe und ihre Gerätschaften – zu identifizieren ist. Um eine Seuche zu verhindern, muss rasch gehandelt werden.
Die gelben Augen sind bekannt. Jedes Kind weiß, dass jemand, der am Wickley-Syndrom litt, im Moment seines Todes die Augenfarbe wechselt. Ich weiß den Grund nicht, aber so ist es. Das Weiße des Augapfels verfärbt sich in der Agonie ins Sattgelbe.

Ich ließ mich also mit der kauflustigen Menge treiben und hatte gar keine andere Wahl, als dorthin zu gehen, wohin meine Nachbarn strebten. Zur Linken und zur Rechten, vorn und hinten – alle dasselbe Ziel. Schieben, drängeln und zerren – der Shopping-Day eben.
Als wir aus einem Gebäude hinaus ins Freie und über den freien Platz zum nächsten Bau strebten, immer noch in peinlich engem Körperkontakt, da spürte ich eine seltsame Unruhe in mir.
Kein Sinnesorgan sprach an, zumindest kein bekanntes. Ich weiß noch, wie ich dachte, meine Nackenhaare stellten sich auf. Doch das war eine Täuschung.
Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass es der Infraschall war, der mich und alle auf dem Parkplatz in Unruhe versetzte. Unhörbar, aber Fühlbar. Keine zehn Sekunden später hörten wir die Rotorengeräusche.
Von dem Bild der drei Helikopter, die im Tiefstflug genau auf uns zusteuerten, bis zum nächstliegenden Gedanken, waren es nur Bruchteile von Momente: Sie hatten einen gefunden.
Diese Erkenntnis schien in dem Augenblick einige tausend Menschen, die hier erstarrt standen und den Hubschraubern entgegenstierten, zu durchzucken. Sie haben wieder einen ausfindig gemacht, der sich mit dem Wickley-Erreger infiziert hat. Dies war die Prozedur. Die Jäger kamen und schlugen zu, wenn sie hundertprozentig sicher waren.
Niemand von uns wusste jetzt, wen es treffen würde, wer sich angesteckt hatte und das Ziel sein würde.
Die Helikopter kamen dichter die Rotoren schlugen bedrohlich durch die Luft, der Wind, den sie erzeugten, pfiff uns im Gesicht. Das Getöse war ohrenbetäubend, trotzdem war kaum jemand hier in der Lage, sich zu bewegen. Die Spannung auf das folgende war unbeschreiblich. Irgendjemanden würde es in den nächsten Sekunden treffen, ein armer Teufel aus unseren Reihen hatte sein Leben verwirkt.
Die Luftgefährte kam zum Stillstand, etwa drei Meter über unseren Köpfen schwebten sie wie riesige, fette Fliegen und warfen drei lange Schatten auf unsere Köpfe.
Es ist ja bekannt, was passiert.
Ein Gewehrlauf schob sich aus der Öffnung eines Helikopters. Atemlos sah ich, dass die Mündung direkt auf mich zielte, der Lauf zeigte genau in meine Richtung.
Wie ich schon sagte, ich bin ein gesetzestreuer Bürger, nie habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen, und nun sollte ich derart mein Leben beenden müssen. Ich spürte, wie mir die Tränen aus meinen Augen quollen, Augen, die sich in Kürze quittegelb verfärben würden. Ich senkte die Lider und erwartete den Todesschuss.
Ein trockener kurzer Knall und eine Kugel pfiff an mir vorbei. Ich öffnete die Augen – das Gewehr war zurückgezogen worden.
Doch ich lebte!
Meinen Nachbarn zur Linken hatte es erwischt, er lag röchelnd auf dem Asphalt und hielt sich das Herz.
Jetzt verfiel die Menge in Panik, voller Schrecken versuchte sie zu flüchten. Die Menschen schrieen und drängelten, niemand kümmerte sich mehr um des Nachbarn Wohl. Sie fürchteten, sich anzustecken. Doch ich wusste es besser. Die Gefahr war längst vorüber, der Mann lag im Sterben, kaum noch, dass er einen Atemzug tun konnte. Nicht genug, um den Virus herauszuschleudern.
Ich kniete mich nieder und wollte ihm Trost spenden, wollte ihm helfen auf seinem letzten Weg, ein Beistand sein. Ich fühlte mich ihm verwandt, hatte ich doch vor wenigen Momenten noch gedacht, sein Schicksal übernehmen zu müssen. Doch es war zu spät, er war schon tot. Sein lebloser Blick ging in den Himmel. Ich drückte ihm die Augen zu.
Da hörte ich auch schon schwere Schritte neben mir. Männer hatten sich aus den Hubschraubern herabgelassen und liefen jetzt auf den Toten zu. Sie stießen mich beiseite und packten den Körper, zerrten ihn auf und warfen ihn in die Ladeluke eines Helikopters. Dann sprangen sie selbst hinterher und schlossen die Tür hinter sich.
Sie drehten ab und flogen davon.
Keine zwanzig Sekunden, und sie waren fort, als wären sie nie hier gewesen. Ich stand allein auf dem riesigen Platz, der das Gebäude mit den Möbeln mit dem Bauwerk für Damenmoden verband. Totenstille.
Und während die Stätte sich allmählich wieder füllte, während Menschen von allen Seiten zu mir strömten und der Lärm anschwoll, stand ich da, blickte in den Himmel und dachte darüber nach, weshalb die Augen des Toten nicht gelb gewesen waren.

 
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Hallo Hanniball,

deine Geschichte gefällt mir gut. Dein Protagonist machte einen sympathischen Eindruck auf mich; es war interessant, ihm zuzuhören, wie er von sich und seinem Leben erzählte. Ein Leben in der Zukunft, das du dem Leser überzeugend geschildert hast. Auch die direkte Ansprache des Lesers fiel mir dabei positiv auf.

Das Ende regt zum Nachdenken an. Dass das Gelb in den Augen des Toten fehlte, lässt darauf schließen, dass dieser Mann doch nicht mit dem Virus infiziert war. Und dennoch hat es ihn getroffen. So gesehen hätte es wohl jeden der Passanten in der Geschichte treffen können ... ein beunruhigender Gedanke.
Woher wissen die Jäger in den Helikoptern wirklich, wer am Wickley-Syndrom leidet? Und außerdem ... haben sie überhaupt das Recht dazu, vermeintlich Infizierte einfach zu töten? Sicherlich nicht.

Interessant wäre es, zu verfolgen, wie die Geschichte weiter geht. Du schreibst in der Geschichte, jedes Kind weiß, dass jemand, der am Wickley-Syndrom litt, im Moment seines Todes die Augenfarbe wechselt. Müsste dein Protagonist sich daher nicht an die Leute, die das Opfer abgeholt haben, wenden und ihnen von dem Irrtum berichten, um zu vermeiden, dass weitere Unschuldige getötet werden? Eine moralische Frage. Ich glaube nicht, dass er das tut. Vielmehr wird er wohl schweigen, aus Angst, wirklich noch das nächste Opfer zu werden ...

Hab deine Geschichte gerne gelesen.

Viele Grüße,

Michael :)

 

Hallo Michael!

Fein, dass dir die Geschichte gefallen und vielleicht zumindest ein bisschen zum Denken angeregt hat.
Tja, sicher ist es sehr beunruhigend, darüber nachzudenken, ob die Regierung das Recht hat, so mit den Infizierten umzugehen. Und natürlich ist es richtig, wenn du sagst, dass man weiterverfolgen möchte, wie sich die Sache entwickelt.

Ich habe schon seit etwa einem Jahr die Szene im Kopf, dass jemand inmitten einer großen Menschenmenge erschossen wird, alle gehen davon aus, dass es gerechtfertigt ist (!!!) und im Endeffekt stellt sich heraus, es war grundlos. Eigentlich sollte die Story zu Ende gehen, indem enthüllt wird, dass dies einer von der Regierung gejagten Rebellen war, das hätte sich dann aber ganz leicht zu einem SF-Abenteuer entwickelt, wo ich nicht hinwollte.

Wenn ich bestimmte Regierungen der Welt sehe, ist diese Story keine SF mehr und mich überläuft immer wieder eine Gänsehaut, wewil ich mir im Groben ausmale, wohin das führen wird.

Vielen Dank also für deine Kritik.
Viele Grüße von hier!

 

Hallo Hannibal!

Hey, dein Stil ist cool. Ich dachte immer, ich hätte noch nie was von dir gelesen, aber dann habe ich mich so vage an etwas erinnert. Anschliessend habe ich deine Storytitel durchsucht und "Lasst mich frei!" ist mir bekannt vorgekommen. Dazumal (als Gast) hat jene Story mich angesprochen, müsste sie mal wieder lesen und sehen, ob mein kritisches Auge immer noch so begeistert ist...

Zu dieser Story.
Nett geschrieben, du führst einem gut in diese Welt ein, wo ungewöhnliches Selbstverständlich ist und das Leben streng vorgeplant ist. Auch die Art, wie dein Prot redet, zeigt, dass er es nicht wagt, (an)zuklagen, weil man den Menschen immer wieder das Gefühl gibt, dass alles mit rechten Dingen zu und her geht.
Die Bezeichnungen 'Home-Town' und 'Buy-City' fand ich auch passend, weil in der Welt alles so farblos ist und es keinen Grund zu geben scheint, einen Stadtnamen zu erfinden.
Der Schluss ist spannend und cool, vor allem, dass der Leser vorerst glaubt, dass der Prot erschossen wird.
Die Regierung hat einerseits die unmoralische Pflicht, so zu handeln, weil sonst die Menschheit aussterben würde, andererseits ist es ziemlich radikal, einfach jeden Verdächtigten zu töten.

Achja, wieso hat der getötete Schaum im Mund? Tönt ja doch nach Krankheit, ist es ja aber nicht. Von mir aus kannst du den Schaum weglassen - es sei denn er hat eine mir unerkannt gebliebene Bedeutung.

Ich weiss, dass der Autor hier nicht umbedingt sehr beliebt ist, aber da ich ihn mag, ist es Lob, wenn ich sage, dass mich dein Stil und auch ein bisschen der Inhalt an Koontz erinnert.

Hat mir sehr gefallen, deine Story.

Ich hätte was anständiges lernen sollen
Anständiges gross
Wussten Sie, dass der Erreger über die Lungen aufgenommen, durchs Blut weitertransportiert und schließlich in die Zellen abgelagert wird?
Hmm, 'Zellen' ist mir zu allgemein. Die hat der Mensch überall, vom Zehennagel zum Ohrläppchen. Da würde ich entweder sagen, dass sich die Viren überall im Menschen verteilen, oder ihnen einen spezifischen Bereich widmen.

Viele Grüsse,

Van

PS: Ironie, du und ich sind fanatische Horrorautoren, aber die erste Geschichte, die ich von dir kommentiere ist hier...

 

Hallo Van Horebeke!

Fein, dass wir uns mal persönlich kennenlernen:D . Freut mich, dass dir die Story gefallen hat, ist eine von den persönlichen von mir.
Ausgangspunkt war, wie gesagt, diese eine Szene und ich hatte die Qual, diese Sequenz in eine Geschichte zu hüllen. Muss sagen, absolut zufrieden bin ich nicht, doch mir wollte partout kein Aufhänger einfallen, ohne dass die Story ausgeartet wäre. Aber ich finde die Kosequenz des Textes nach wie vor erschreckend.

"Lasst mich frei" ist, glaube ich, nicht anders zu lesen, als eine Fingerübung. Hat seinerzeit Spaß gemacht, sie zu schreiben, weiß nicht, wie ich sie heute fände:cool:

Der Schaum, ja, Recht hast du. Ich habe ihn benutzt, um drastischer zu werden, doch ich denke auch, er wirkt übertrieben und unglaubhaft. Werde ihn entfernen.

'Zellen' ist mir zu allgemein

Tja, ich denke, Zellen ist der spezifische Teil. Meines Wissens nisten sich Viren in Körperzellen ein, um diese zu programmieren, unabhängig vom Typ. Wäre aber ein Feld, die Recherche zu vertiefen.
Mit dem anderen Fehler hast du natürlich Recht, werde ihn ausmerzen.

Ich mag Koontz, zumindest neuere Romane von ihm. Er ist und schreibt zwar erzkonservativ und ziemlich populistisch, aber in einigen Büchern hat er einen recht netten Spannungsaufbau drauf. ("Die Überlebende" z.B.) Aber trotz allem ist das ein Kompliment für mich - Hey, der Mann ist veröffentlicht und hat eine Millionenauflage.

Ironie, du und ich sind fanatische Horrorautoren, aber die erste Geschichte, die ich von dir kommentiere ist hier...

Tja, SF ist für mich, zumindest von dieser Seite des Buches, auch Neuland. Fühle mich aber auch in Horror bedeutend wohler.

Vielleicht schaffe ich es ja endlich, deine in diesem Forum schon klassische Schmerzstory zu kommentieren.;)

Bis dahin.

Viele Grüße von hier!

 

Hanniball, diese Geschichte ist nah dran, ein Volltreffer zu sein. Durch die direkte Ansprache an den Leser wirkt sie intensiv. Der Schluss ist dramatisch und das Ende hält eine überraschende Wendung bereit, dass einem die Luft wegbleibt.
Ich finde nur, dass Du zuviel erklärst. An Anfang ist da der ganze Part über die Gene und die Fortpflanzung, das könnte man komprimieren. Die Funktionsweise des Virus musst Du wohl ausführlich erklären, weil die Story sonst nicht funktioniert. Das gilt auch für die eigentlich alberne Sache mit der Verfärbung der Augen - seit Star Trek und Dune werden sie als sichtbare Zeichen der inneren Veränderung verwendet, obwohl Ausschlag, eine Blutung oder sonstwas sicher aus medizinischer Sicht logischer wäre. Wenn das überhaupt möglich ist. Ich meine: Wenn der Virus noch gar nicht losgelegt hat, dürfte er auch keine sichtbare Veränderung verursachen. Insofern wirkt diese Sache schon ziemlich konstruiert, damit die Pointe überhaupt funktioniert. Ich frage mich, ob man das nicht eleganter lösen kann, ohne die Pointe zu verlieren, aber die Sache mit dem Virus zu vereinfachen. Einen Vorschlag habe ich im Moment aber auch nicht.
Jedenfalls hast Du sehr gut Gesellschaftskritik verpackt und weitgehend ohne erhobenen Zeigefinger trocken präsentiert.

Fazit: sprachlich gut, inhaltlich gut erzählt, etwas zuviel erklärt, etwas konstruiert, gute Pointe.

Uwe
:cool:

 

Hallo Hannibal,
wirklich gute geschichte hast du geliefert!
Gut zu lesen und mit einem Nachdenklichen Ende, das meiner Meinung nach dazu angregt das gesamte Gesellschaftssystem zu hinterfragen (ob das auch dein Protagonist macht?)

Das System selbst finde ich gut beschrieben und potentiell möglich für eine nicht allzu ferne Zukunft: Die reine Konsumgesellschaft...

Das mit dem Schaum vorm Mund würde ich weglassen, denn es erweckt tatsächlich den Eindruck einer doch vorhandenen Krankheit und bringt den Schlusssatz ins Wanken.

glg Hunter

 

Hallo Uwe Post, hi Hunter!

Danke fürs Lesen und Kommentieren. :shy: Bin froh, dass es euch gefallen hat. Wie schon erwähnt, bin ich nicht ganz glücklich über die Form, weiß aber beim besten Willen nicht, wie ich diese Story sonst hätte rüberbringen sollen.

Das hast du, Uwe, ja auch angesprochen. Ich muss natürlich erklären, wie das Virus wirkt, ich muss es dem Leser nahebringen. Er muss davon überzeugt sein, dass es notwendig ist, die Virulenten zu erschießen. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, diese Informationen vorweg zu geben, vielleicht mit einem offiziellen Touch, eine Zeitungsmeldung o.ä. Wäre dadurch allerdings wohl ein Teil der Spannung flöten?

Die gelben Augen, tja, hier waren sie tatsächlich nicht vordergründig als Metapher gedacht für die innere Verwandlung (obwohl man sie sicher so sehen kann), ich brauchte etwas, das nicht sofort sichtbar ist (sonst wäre schon viel früher aufgefallen, dass die Regierung Leute erschießen lässt, die zweifelsfrei nicht an der Krankheit leiden), aber trotzdem in einer speziellen Situation beobachtet werden kann. Es hätte anders nicht funktioniert (glaube ich :D ).

Hunter:

Das System selbst finde ich gut beschrieben und potentiell möglich für eine nicht allzu ferne Zukunft

Alles aus der Gegenwart abgeleitet und somit im Jetzt schon zu finden.
Ich habe überlegt, ob ich noch eine Zeitungsmeldung plazieren sollte, in der darauf eingegangen wird, dass die "sogenannten Konsumrebellen" eine immer größer werdende Gefahr für die Gesellschaft würden. Eigentlich wollte ich, dass am Ende eine vage Andeutung besteht, dass die Regierung Jagd auf diese Rebellen macht (und somit die Krankheit als Vorwand dient).
War mir allerdings nicht sicher, ob ich den Text damit überfrachte.

Der Schaum wird gelöscht.

Danke.

Viele Grüße von hier!

 
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Mahlzeit, Frohe Ostern, langes Leben usw usw...

Hm, also die Geschichte läßt mich etwas zwiegespalten zurück. Zum einen ist da die nicht mehr allzu ferne Zukunft, die du recht anschaulich dargestellt hast (auch wenn nicht so viel gesagt wird, man kann sich vieles halt selbst zusammenreimen), und dann das Virus... Ja gut, okay, eine Erklärung, woher dat Dingens nun eigentlich stammt, brauchst du nicht zu liefern, es sei denn, dein Ich-Erzähler hätte direkt was damit zu tun gehabt (Wissenschaftler, Soldat, General, Putze...), ist er aber nicht, somit geht das schon in Ordnung. Aber für deinen dir geneigten Leserkreis ist das natürlich etwas unbefriedigend.

Der Stil passt zur Handlung und Erzählweise: Kurz, teilweise abgehackt.

Das Ende wirkt ein bißchen plötzlich und hastig.

Für mich selbst wäre dein Text wohl eher der Beginn einer längeren Geschichte, in der sich nach und nach alles herauskristallisiert, worum es zum Teufel denn nun eigentlich geht, sprich: der Angriff der Hubschrauber, der offensichtliche Fehler mit dem Getöteten, hätten den Ich-Prot aus seinem bisherigen Dasein als kleines Teilchen einer gesteuerten Gesellschaft herausgerissen, hätten ihn nachdenken lassen und ihn schließlich nach einer langen Odyssee herausfinden lassen, dass das Virus gezielt verbreitet wurde, dass Aliens uns unterwandern (Vergiss den letzten Gedanken!!!!!) Ha! Also das Virus wurde gezielt verbreitet, um evtl. Überbevölkerung und Unruhe einzudämmen... :hmm:

Vor einiger Zeit hattest du mal angefragt, was denn von einem gemeinsamen Projekt zu halten wäre. Ich bin momentan ein wenig schreibfaul, biete dir aber an, diesen Text auszubauen. Muß ja kein zweites "1984" werden... :naughty:

Schöne Grüße nach dort!

Edit: Ach, ich hätte die Antworten lesen sollen. Du erwähntest ja schon die Konsumrebellen... Sorry.

 

Hallo!

(Wird Zeit, ich weiß. Es ist aber auch ein Kreuz mit der fehlenden Zeit)

Freue mich, dass Ihr die Story gelesen und bewertet habt.
An Poncher: 'türlich ist der Text zweigeteilt, ich bin selbst nicht glücklich über die Lösung. Hätte mir gewünscht, etwas homogeneres für die Idee gefunden zu haben. Hat aber nicht geklappt, wenn ich deinem Vorschlag entsprechend die Sache ausgebaut hätte, wäre was richtig langes draus geworden und die jetzt noch zentrale Idee mit dem Mal wäre nicht mehr zentral gewesen.

Jetzt, nachdem ich mir deine Antwort noch mal durchgelesen habe, fiel mir dein Vorschlag erstmal richtig auf. :dozey: Hat ich doch glatt überlesen. 'tschuldige, ich melde mich.

@Noel:
Schön, dass du was damit anfangen konntest, die Geschmäcker sind halt verschieden. Ich hoffe, ein wenig Herzblut ist rübergekommen, denn mir liegt viel an dem Text (am Inhalt!, an der Form ist noch zu feilen)

Viele Grüße von hier!

 

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