Was ist neu

Ein Fall für 2

Mitglied
Beitritt
09.06.2017
Beiträge
1

Ein Fall für 2

Es war eine knifflige Lebenssituation in die Sven da gestolpert war.
Er, der bisher undenkbar oft und aus Sicht Anderer, scheinbar ohne große Bemühungen, vergangene Spielsituationen immer souverän meisterte, hatte sich nun in eine vertrickste Zwickmühle manövriert. Während er wieder dem dringlichen Ausfüllauftrags eines Fragebogens vom Amt, wie so oft lasziv und ungeniert der Prokrastination frönte, beschäftigte ihn ein Strategiespiel.Vollkommen unentschieden, steckte er in einer offenen Partie Schach fest, und das, bei leerem Magen. Weitgehend unbewusst entwich ihm dabei das weiß-schimmernde Amtsdokument Richtung Nachmittag.

Der Vorgang, welcher sich wie nachfolgend abgespielt haben muß, ist hier aufgrund von Informationsfragmenten rekonstruiert. Mehrere voneinander getrennte Blätter, wurden auf Svens Badezimmerfußboden gefunden. Es sind die Hauptquellen dieses Berichts.
Da diese teilweise noch leicht zusammenhängend beziehungsweise klebend dokumentiert wurden,
ist eine chronologisch sehr realitätsnahe Darstellung der Ereignisse möglich.
Ein Dankesgruß geht hierfür an die Stadtwerke. Danke, ohne Sie, wäre Nichts.
Die hier in Schriftform zusammengetragene Analyse erwähnter Fundstücke, welche stichpunktartig mit diffusen Einträgen übersät sind, könnten zur Aufklärung von Svens spurlosem Verschwinden aus dessen Mietwohnung beitragen.
Seit den bisher erfolglosen Suchmaßnahmen gibt es keine Spur. Einen bedeutsamen Hinweis auf Svens derzeitigen Aufenthaltsort, gibt es ebenfalls nicht. Freunde gaben an, sein Traum wäre letztlich gewesen, sich in einer wie er es beschrieb „Holzhütte im Wald“ abzusetzen. Dort, so gab Sven an, würde er von einem umfangreichen Vorrat an Lebensmitteln zehren und die meiste Zeit anonym im Internet surfen. Ihm stünde dabei nach eigenen Angaben unbegrenzt Strom zur Verfügung, welchen er per kalter Fusion des Quantenvakuums in einem Campingkochtopf praktisch hätte. Ob dies für Sven nun Realität ist, bleibt ebenfalls unklar.

Aus Svens Akte des Amts geht zudem hervor, dass dieser angab:“ Seit ich mich für Schach interessiere, beschäftigt mich grundsätzlich eine schwer beantwortbare Frage.“. Um einer Lösung auszuweichen, schlussfolgerte das Amt, schuf Sven bewiesenermaßen eine unumstößliche Gedankenkonstruktion allgemeingültiger Realität. Eine, laut Amt, einfache Antwort auf „Alles“. Vergleichbar mit dem berühmten Werbeslogan „Ich fahre gar keine Auto.“,schließt das Amt ab.
Weiterhin führt der zuständige Sachbearbeiter von Svens Krankenkasse aus: “Die Metaphorik dieses sich selbst bewussten Kartenhauses aus Beton, in Bezug auf Svens Schachmisere zu diesem Zeitpunkt, mag wohl, die zwingenden Umstände betreffend, einen nicht akzeptierbaren verstandsbedrohenden Erkenntnisinhalt nahelegt haben.“
„Ditt jeht nich!“ durchschoss es ihn blitzartig. Dieser Ausspruch ist wortgleich mit einem Vermerk auf einem der Beweisstücke.
Und es bestätigt sich weiterhin, seit er das erste Mal beim Schach gewann, war die subjektive Eselsbrücke „Ich verliere niemals.“ über Jahre hinweg für Sven omnipräsent selbstbestätigend. Unzählige Partien hätte er chronologisch nacheinander gewonnen, jedoch nach eigenen Angaben nie eine einzige verloren. Er zog es also nicht in Betracht, die Rückgabe des Nobelpreises für die Entdeckung des Gottpartikels auf seine To-Do Liste zu setzen. Nein, die Notiz eines solchen Vorhabens findet sich nirgends auf dem sichergestellten Material. Die Schlussfolgerung: „Sven wäre von seinem eigenen Dogma überholt worden.“ wurde inhaltsgleich aus nahen Familienkreisen eingeholt und bestätigt sich deutlich als glaubwürdig.
.
Der Hausmeister von Svens Wohnungsaufgang gibt an:
„Er saß, bewiesenermaßen zuhause vorm PC und zockte Schach.“
„Kreative Denkansätze zur Problemlösestrategie der Informatikfrage: ''Was ist künstliche Intelligenz?", wichen in Programmsprache verschachtelt bei Svens Schachsoftware einer Antwort diesbezüglich eher sehr minder komplex aus.“, so Hausmeister.

„Er hatte nachweislich ein Modul aus den späten 80er Jahren installiert. Es ist bekannt, das er von einem Drogendealer, den er aus gesundheitlichen Gründen vormals circa 3 Monate nicht frequentierte, eine anspruchsvolle Variante psychoaktiver Kräuter erhielt.“, so gibt der Frisör Svens zu Protokoll.

Vor dem Anzünden der weißen Schnur, hatte er, so wird vermutet um den logischen Überblick auf seine Frage im Griff behalten, ein analoges Abbild der visuellen Komponente des Schachcomputers in Form eines klassischen Holzbretts mit Figuren, wie man es bekanntermaßen aus dem Tor der Glücksradgewinnpalette kennt, zwischen sich und der hochauflösenden Plasma Mattscheibe des Monitors aufgestellt. Dies geht auch aus sichergestelltem Material im Aschenbecher hervor.

Die nun folgende Darstellung der Geschehnisse, stammt von einem Profiler, und enthält wahrheitsgemäßen Anspruch durch dessen frühere Doktorarbeit.

Die Spielsituation war fortgeschritten, Sven hatte es mit der Zeit aufgrund eines Anrufs aus dem Kreise der Familie gedanklich in die Vergangenheit geworfen. Das Schachfeld war auf beiden Seiten stark dezimiert, er war bereits ins Schach geraten und musste gewissermaßen „den König“ in Sicherheit bringen. In seinem Inneren, fühlte er eine aufkommende Gewissheit. „Ich werde dieses Spiel verlieren.“. Gedanken schienen ihm Spott aus dem Gras zuzuflüstern.
Er griff zu einem Kaleidoskop, einem Scherzartikel aus dem Internet, welches zufällig neben seiner Teetasse und verstreutem alltäglichen Müll auf seiner dreckigen Tischoberfläche herumlag.
Die Erfinder des speziellen Designprodukts: visualJoint - watch through your dimension,
hatten ein simples Pappkaleidoskop außen mit einer realistischen Zigarettentextur bedruckt. Sven blickte nun durch den leicht konischen Verlauf der Form am dünnen Ende der Pappröhre aufs Schachbrett.
Er selbst hatte jeden seiner Spielzüge und den Gegenzug der Maschine analog nachgesetzt und sah nun den nahenden Verlust seines Spieltriumphs nahen. Bei kaleidoskopischer Optik betrachtete er das Brett und grübelte schwermütig über jeden seiner vergangenen Spielzüge nach. In den Spiegelfragmenten vor seinen Augen, tauchten historische Momente auf, die noch weit vor seiner eigenen Lebenszeit lagen. Die kleinen schwarzweiß Filmchen die er zwischen den farbig schimmernden Dreiecken halluzinierte, schienen ihn unaufhörlich nahezu bis in alle Ewigkeit zu faszinieren und so saß Sven wohl schon 15 Jahre da. Er realisierte, ich stehe einen Zug vor dem Schachmatt. Ihm wurde etwas schwindlig und er setzte das Kaleidoskop vom Auge ab, lehnte sich in seinen bequemen Chefsessel aus gepolstertem Leder zurück und schloss die Augen. Da schoss ihm etwas durch den Kopf. Wie beim Erwachen aus einer Vollnarkose, war ihm plötzlich anders, er öffnete die Augen, fühlte sich konzentriert und schloss frohen Mutes das Programmfenster der Schachsimulation. Ein leichter Wind wehte das nur angelehnte Zimmerfenster einen Spalt weit auf und von draußen tönte fröhliches Vogelgezwitscher in das muffige Zimmer. Hurra dachte sich Sven, ab jetzt beginnt die Zeit von vorn. Das Rätsel ist gelöst. Er öffnete fröhlich ein grafisches Renderprogramm, setzte die Grundfarbpalette rot, blau und gelb blockartig nebeneinander und startete eine programmierte Endlosschleife zum Weichzeichnen der Übergangskanten zwischen den Farbblöcken.
Er verließ sein Zimmer und ging nach draußen im nahegelegen Park spazieren. Abends schlief er glücklich mit dem Gefühl von Vorfreude auf den nächsten Tag im Bett neben seinem Computer ein. Er dämmerte und dämmerte und dann plötzlich, riss es ihm erschrocken die Augen auf. Was ist mit dem letzten Schachzug? Ich muss das zu ende bringen hämmerte es in seiner Brust, er schnellte auf und setzte sich vor den PC, der Bildschirm war jetzt im Standbymodus. Er bewegte hastig die Maus und das Display blitzte auf. Statt der erwarteten Simulation oder seinem Rendering blickte er in einen blanken Spiegel. Zwischen sich und dem Gegenüber ruhte das Holzbrett mit den Figuren und der Mattsituation. Ich kann das nicht tun schüttelte ihn Angst, doch etwas schien ihn fern zu steuern. Wie ein mechanischer Apparat bewegte er die Hand zum König, griff zu und manövrierte ihn zum angrenzende Feld. Die Filzfläche der Figur schwebte über dem Brett und ihr Schatten schien ein dumpfes Geräusch vorwegzunehmen. Dann setzte er den Spielzug. Ein grelles Splittern schoss durch seinen Kopf, er stierte auf den zerbrechenden Spiegel im Monitor und die gewaltigste Farblichtenergie schoss zwischen glitzernden Spiegelfragmenten in sein Bewusstsein, dann war plötzlich alles schwarz. Licht atmete aus dem Bildschirm und das Renderprogramm dimmte auf. Ein Dateifenster meldete: Der Renderprozess ist erfolgreich abgeschlossen, wollen Sie die Datei jetzt speichern?

Diesen Programmdialog fand der Hausmeister beim späteren Betreten der Wohnung genau wie beschrieben vor. Es ist jedoch davon auszugehen, das der Wahrheitsgehalt seiner Aussagen anzuzweifeln ist. Der Hausmeister befindet sich derzeit in psychologischer Behandlung. Die Angestellten der Station gaben kürzlich ein neues Gutachten zu Protokoll nach dem der Hausmeister als extrem realitätsverkennend eingestuft wird. Nachdem dem dieser das Verschwinden Svens meldete gab er etwas später widersprüchlich zu Protokoll „selbst“ Sven zu sein.

 

Hallo momend

und willkommen hier. Ich habe mich gut amüsiert. Die Geschichte ist gut geschrieben, liest sich flüssig, hat Zug und der Plot trägt, bis zu überraschenden Auflösung . Okay, viel länger hätte sie jetzt auch nicht sein dürfen, dann wäre das mit dem Schachcomputer und die ganzen technischen Computerausdrücke langatmig geworden. Ein paar Fehler finden sich. Überprüf mal die Kommas. Viel Spaß hier bei uns!

Paar Textstellen:

Während er wieder dem dringlichen Ausfüllauftrags eines Fragebogens vom Amt, wie so oft lasziv und ungeniert der Prokrastination frönte
was ist denn ein Ausfpllungsantrag? Und was Prokrinastion?

Dort, so gab Sven an, würde er von einem umfangreichen Vorrat an Lebensmitteln zehren und die meiste Zeit anonym im Internet surfen. Ihm stünde dabei nach eigenen Angaben unbegrenzt Strom zur Verfügung, welchen er per kalter Fusion des Quantenvakuums in einem Campingkochtopf praktisch hätte. Ob dies für Sven nun Realität ist, bleibt ebenfalls unklar.
:D

Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Wahrheitsgehalt seiner Aussagen anzuzweifeln ist. Der Hausmeister befindet sich derzeit in psychologischer Behandlung. Die Angestellten der Station gaben kürzlich ein neues Gutachten zu Protokoll, nach dem der Hausmeister als extrem realitätsverkennend eingestuft wird. Nachdem dem dieser das Verschwinden Svens meldete; gab er etwas später widersprüchlich zu Protokoll „selbst“ Sven zu sein.

viele Grüße
Isegrims

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom