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Ein Ei

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01.01.2012
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Ein Ei

Ein Ei

Sie haben mir wehgetan. Sie sind gekommen und haben mir wehgetan. Sie haben sich gefragt was ich bin. Mich haben sie nicht gefragt. Ich hätte ihnen nicht antworten können, ich wusste es nicht. Ihre Farben waren kälter als alle, die ich bis dahin geschmeckt hatte. Ihre Klänge waren dünn und schwach. In ihrer Nähe bog sich die Zeit. Ich erschrak als sie kamen, und dann brachten sie mich fort. Sie taten mir weh. Sie nahmen mich mit.
Ich wusste nicht wohin. Weshalb. Ich wusste nicht von wo, nicht wer ich war. Für eine Weile war ich nur Schmerz, die Essenz grausamen Bedauerns. Dann begann die Bewegung. Gleich darauf die Berührungen. Umgeben von fremdartigen Klängen und fahlen Farben war alles erschreckend. Die Bewegung war nicht gut und die anderen waren überall, sie waren ständig da, sie zwangen mich in eine enge Zeit und versuchten mir einen Raum aufzuzwingen und ständig war da das Gefühl widerwärtiger Winde.
Nun, es gab keine Winde mehr. Es gab keine Wärme, nur Hitze und Kälte und die anhaltende Bewegung. Und die anderen. Sie waren das schlimmste. Sie waren etwas anderes.
Ehe sie kamen, hatte es nichts anderes gegeben als die Farben und die Klänge, Geruch und Geschmack, es gab die weite, wild rotierende Zeit, in der ich immer geborgen war, aus der sie mich herausrissen. Als sie mich berührten begriff ich wie anders sie waren. Ich konnte es nicht verstehen. Ich verstand auch den Schmerz nicht, der mich von den anderen unterschied. Der Schmerz und die Unterscheidung lehrten mich zu verstehen.
Da, wo ich immer war, war ich nicht mehr. Da, wo ich gerade noch gewesen bin war ich schon im nächsten Augenblick nicht mehr. Das war die Bewegung, die ständig andauerte. Die anderen bewegten sich mit mir. Sie hatten mich fortgebracht. Bis dahin hatte ich nichts von mir gewusst, nichts von den Farben, den Düften, der Wärme, in der ich lebte. Bis dahin hatte es mir gereicht zu sein. Dann hatten sie mich fortgebracht. Nun musste ich sein und die anderen fragten sich was ich wohl sein mochte. Ich hatte darauf keine Antwort.
Die Farben waren so kraftlos, die Gerüche oft widerwärtig. Der Schmerz liess nach, je länger die Bewegung andauerte, aber die Verwirrung legte sich nicht. Ich war nie zuvor verwirrt. Die anderen waren verwirrt und verwirrend.

WAS IST DAS?

Was bin ich? Warum weiss ich es nicht? Warum engt mich die Zeit soein und zerrt an mir?

EIN STEIN?

Nie zuvor wünschte ich mir mich zu bewegen.

KANN SEIN, ABER JEMAND HAT DAS BEARBEITET.

Die Farben verschleierten sich, verdichteten sich zu einem wabernden Wirbel aus Ratlosigkeit.

NEIN. DAS IST EIN EI.

Eine Erkenntnis. Klang und Zeit und Ekel. Es gab keinen Weg zurück in die Zeit. Die Farben waren so fahl und schwach und die Gerüche…Ich war gezwungen zu sein. Ein Ei.

DAS IST EIN EI.
DAS IST UNMÖGLICH.
DAS IST EIN EI.
VON WEM?
WOHER?

Ein Ei. Ich verstand nach und nach. Ich versuchte zu verstehen. Ich bestand. Ein Ei. Die Farben konnten mich nicht mehr erschrecken. Die Gerüche berührten mich nicht mehr. Ein Ei. Woher?

DAS DING MUSS VERDAMMT ALT SEIN.
EIN PAAR MILLIONEN JAHRE…
WISST IHR WAS DAS HEISST?

Ich wusste es nicht. Aber ich hatte begonnen zu begreifen. Ich war ein Ei. Von wem? War das wichtig? Ich bestand. Ich wusste, dass ich mich bewegte, umgeben von den anderen, die mich fortgebracht hatten. Ich erinnerte mich an die Farben, an die Zeit, als sie noch weit war und ich noch nicht sein musste. Nun schmeckte ich die Farben der anderen und verstand.

EIN SCANN.
WIR BRAUCHEN PROBEN.
NEIN, AUF KEINEN FALL. WENN DAS EIN EI IST MUSS ES UNVERSEHRT BLEIBEN.
WOZU? DU GLAUBST DOCH WOHL NICHT, DASS DAS DING NOCH LEBT?
AUSSCHLIESSEN DÜRFEN WIR DAS NICHT.

Ein Ei lebt. Also war ich lebendig. Oder ich war kein Ei, sondern ein Stein. Steine hatten andere Farben. Also lebte ich. Dass musste verstanden werden. Ein Ei. Von wem? Woher?

EIN SCAN.
ALLES KLAR.

Ein Scan. Berührung und Veränderung. Etwas fremdes, das näher kommt. Ein Scan. Der Geruch war faulig. Die anderen waren neugierig. Dann kam der Schmerz. Ich wurde zerrissen, zermalmt und verbrannt. Ein Scan. Danach gab es keinen Zweifel mehr, nicht für mich und nicht für die anderen. Ein Ei. Ich lebte,

WIE KANN DAS SEIN?
UNMÖGLICH!


Die Farben der anderen verwirbelten abscheulich. Die Zeit schien mit einem mal noch enger zu sein. Es war schwer zu bestehen.

ES IST EIN EI.
WIE KANN DAS SEIN?
DAS WERDEN ANDERE HERAUSFINDEN.
GANZ GENAU. DAS DING RÜHRT MIR KEINER MEHR AN BEVOR WIR GELANDET SIND.

Gelandet. Das Ende der Bewegung. Weitere Ungewissheit – und noch mehr andere. Es waren viele und noch mehr, die mich erwarteten. Ihre Farben waren fahl und rochen furchtbar. Die Zeit war schrecklich eng, weil sie so viel waren.
Ich war ein Ei. Fortgebracht und berührt. Ich war ein Ei, das den Schmerz nicht vergessen konnte, umgeben von kraftlosen Farben, abstossenden Gerüchen und den anderen, ihrer Zeit, ihren Klängen.
Lange Zeit war es kalt gewesen und zu dunkel für Farben. Dann hatte die Bewegung aufgehört. Gelandet. Ich erinnerte mich. Die anderen hatten mich abermals fortgebracht. Ich war nun dort, woher sie gekommen waren. Ein Ei. Von wem? Woher? Ein Ei. Lebendig.

Wo die Zeit eng ist kann ein Ei nicht bleiben was es ist. Ich hatte begonnen zu werden als sie mich berührten und fortbrachten. Schmerz und Bewegung hatten mich dazu gezwungen. Unterscheidung und Erkenntnis waren nicht anders zu ertragen. Nun war ich, in dieser engen Zeit, gezwungen zu sein, zu bestehen. Umgeben von den anderen. Ein Ei, das dabei war zu werden. Was zu werden? Die anderen wussten es nicht. Sie brachten Wärme und angenehme Farben, um es zu erfahren. Berührungen und immer wieder Scans, immer wieder Schmerz…

DAS IST UNGLAUBLICH!
WIEDER DIE GLEICHE REAKTION.
WIR SOLLTEN DAMIT AUFHÖREN.

Aufhören. Die anderen rochen den Schmerz nicht. Sie sahen nicht wie meine Farben erkalteten. Aber der Schmerz liess wieder nach und die Erkenntnis war riesenhaft und niederschmetternd. Ich bestand. Ich war ein Ei und musste werden. Ich musste bestehen. Kein Schmerz konnte das ändern. Die anderen konnten es nicht verhindern.

ES LEBT!
ES WIRD BALD SCHLÜPFEN.
SEHT IHR DAS? WAS IST DAS?
KÖNNTE DEFORMIERT SEIN.
VIELLEICHT DURCH DIE SCANS.
WIR MACHEN EINE DNA-ANALYSE.
WAS SOLL DAS BRINGEN? DAS DING IST FREMD.

Fremd. Anders. Deformiert. DNA-Analyse. Schmerz und widerwärtige Gerüche. Immer wieder Berührungen in der engen Zeit. Die Zeit hatte einen schwerfälligen Rhythmus, ihr Puls trieb die anderen und irgendwann auch mich. Er bestimmte was geschah. Wenn ein Ei geworden ist, ist es kein Ei mehr. Es ist etwas anderes. Die anderen beobachteten das Ei unablässig, auch, wenn sie nicht nahe waren. Das war schwer zu verstehen.
Die Zeit blieb eng, aber ich war gewachsen. Ich lernte mich zu bewegen. Die enge Zeit offenbarte sich mir mit allen Konsequenzen und neuem Schmerz. Ich konnte die anderen spüren. Ich regte mich kaum und liess Zeit verstreichen. Die anderen hatten auf die Veränderung gewartet. Nun mischten sich ihre Farben. Ich konnte sie riechen, ihre Aufregung, ihre Angst. Sie kamen näher. Ich erinnerte mich an den Schmerz und an die Bewegung und die widerwärtigen Berührungen, ich erinnerte mich an die Scans…
Die anderen kamen näher. Ich schmeckte Furcht und Neugier. Sie konnten sehen wie ich war – sie sahen mehr als ich wusste. Aber sie wussten nicht was ich war, ich wusste es selbst noch nicht. Ich war kein Ei mehr und die Zeit wurde mit jedem Augenblick etwas weiter, sie riss mich förmlich mit, aber ich regte mich nicht und blieb wo ich war. Die anderen kamen näher.

DA IST ES!
SEID VORSICHTIG!
IST DAS EIN HÄSSLICHES DING…

Ich bewegte mich langsam. Ich war stark, viel stärker als die anderen, weil ich bestehen musste. Ich hatte Zähne, die scharf und spitz waren, weil sie es sein mussten, ich hatte starke Klauen und einen Hunger, der in mir nagte. Etwas traf mich, eine Berührung, heiss und schnell, Schmerz traf mich und bewegte mich, schnell, mit ganzer Kraft, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Die anderen hörten auf zu sein. Für einen Moment war die Zeit so weit wie sie sein sollte.
Alles war dann nur noch Fleisch und Kraft. Ich musste bestehen. Meine Farben wurden stärker, sie leuchteten in diese Welt und die anderen flohen, wo sie zu sehen waren. Überall schmeckte ich ihre Furcht, ihr Entsetzen, und ich schmeckte ihr Fleisch, ihr Blut, ihr Leben. Sie waren viele, sie waren überall und das war gut.
Das ist lange her. Mein ganzes Leben. Ich erinnere mich: an das Fleisch, an die Gerüche, die Geräusche, an das Fleisch. Die anderen waren viele. Sie waren überall und ich war stark. Das ist lange her. Nun muss ich sie suchen, die anderen, und es wird immer schwerer sie zu finden, weil sie nicht mehr viele sind. Ihre fahlen Farben sind schon fast aus der Welt verschwunden. Der Hunger ist gross geworden, er bringt ständig Schmerz. Ich bin kein Ei. Ich kann nicht in strahlenden Farben leben, ich kann nicht vergessen.
Die Zeit ist wieder eng. Sie treibt mich weiter, ohne Gnade. Sie bringt Schwäche und Erkenntnis. Manchmal gibt es Fleisch, aber meine Kraft lässt nach. Bald wird diese Welt tot sein. Die Zeit kann sich wieder ausdehnen, sie kann sich weiten und die Farben werden klar und warm und stark. Ein Ei. Nur ein Ei kann bestehen, kann in den Farben leben, den Gerüchen.

Ein Ei ist die Konsequenz des Todes. Die anderen haben geholfen den Tod zu verstehen. Tod ist Fleisch und keine Zeit. Die anderen haben keine Eier hinterlassen. Sie sind fort. Nur ein Ei kann bestehen, wenn die Zeit weit wird, die Farben stark und die Gerüche klar. Einem Ei genügen Wind und Wärme. Bis es berührt wird.

 

Hej Piedro,

ich mach es kurz: Der erste Absatz hat mir gefallen, anschließend finde ich die vielen Wiederholungen und das ganze Szenario zu verschwommen (ich gestehe, dass ich das Ende nur noch überflogen habe) um mich bei der Geschichte zu halten.

Mach es konkreter.

Dass einige Gedanken GROß geschrieben sind, ist verwirrend. Es wird doch sowieso aus der Perspektive des Erzählers berichtet. Außerdem schreibst Du in der Vergangenheit, aber alles was groß geschrieben ist, soll unmittelbar passieren.Das passt nicht zusammen.

Viel Spaß hier!

LG
Ane

 

mh. vielleicht solltest du es dir antun und das noch mal lesen? ganz? :confused:

ist irgendwie anmassend, das zu empfehlen, aber ich finde alles schlüssig... die wiederholungen auch. und was den zeitverlauf angeht... in vergangenheit erzählt, das ist schon richtig, aber mit der zeit ist das eh so 'ne sache, wenn man ein ei ist... ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Piedro,

da mir dasselbe passiert ist wie Ane - abgebrochen nach dem ersten Absatz, versuche ich mal, das Problem genauer zu lokalisieren.

In der Tat ist der Anfang äußerst schwammig. Wer ist der Erzähler? Wer sind "sie"? Wie kann man Farben schmecken? Wie kann sich Zeit biegen, bzw. wie äußert sich das? Wohin wurde der Erzähler gebracht? Wie wurde ihm genau weh getan? Dann irgendwelche unspezifischen "nicht guten" Bewegungen, Berührungen, fremdartige Klänge... das ist alles waaaahnsinnig ungenau, merkst Du das? In meinem Kopf entsteht kein einziges Bild! Das ist ein großes Problem!

Es mag ja sein, dass das Unspezifische im Rahmen der Handlung logisch ist, aber es ist kein guter Einstieg. Vergiss nicht, Du befindest Dich hier auf einer Internet-Seite. Leute, die Deine Geschichte anklicken, haben den Daumen auf der Zurück-Taste ihrer Maus liegen. Wenn Du mich als Leser hier nicht mit den ersten Sätzen fesselst, bin ich weg, denn es gibt hunderte anderer Geschichten hier, die das vielleicht tun! Das muss Dir nicht gefallen, aber es ist die Realität! Selbst wenn man damit dem Rest der Geschichte unrecht tut, musst Du diese Eigenschaft der Internet-Publikation akzeptieren: Es kommt - zumindest für neue Autoren - extrem auf die ersten Sätze an.
Abgeschwächt gilt das selbstverständlich auch außerhalb kg.de. Es ist ein Qualitätskriterium einer Kurzgeschichte, ob sie den Leser sofort einfängt oder nicht.

Zurück zu Deiner Geschichte. Wenn sich eine Phase der Unklarheit zwingend aus der Logik Deines Plots ergibt, musst Du Dir halt den Kopf darüber zerbrechen, wie Du den Anfang trotzdem fesselnd gestalten kannst. Beginne mit einer Rück- oder Vorblende. Wähle eine andere Perspektive. Konstruiere (nicht zu platt) einen Spannungsmoment, also eine Gefahr, ein Geheimnis. Bringe den Leser dazu, Angst, Mitleid oder Neugier zu empfinden. Dann bleibt er auch bei der Stange.

Wenn das einfach nicht klappen will, dann eignet sich Deine Idee möglicherweise schlicht und einfach nicht zur Umsetzung in Form einer Kurzgeschichte. Auch diesen Fall musst Du in Betracht ziehen. Dann musst Du halt einen Film drehen oder einen Song schreiben ;)

 

Das muss Dir nicht gefallen, aber es ist die Realität!

geht mit genauso. :D

Wenn sich eine Phase der Unklarheit zwingend aus der Logik Deines Plots ergibt, musst Du Dir halt den Kopf darüber zerbrechen, wie Du den Anfang trotzdem fesselnd gestalten kannst.

mh. grübel...

Wenn das einfach nicht klappen will, dann eignet sich Deine Idee möglicherweise schlicht und einfach nicht zur Umsetzung in Form einer Kurzgeschichte. Auch diesen Fall musst Du in Betracht ziehen. Dann musst Du halt einen Film drehen oder einen Song schreiben

oder eine oper komponieren. :)

nee, ich bleib' erstmal beim erzählen... vielleicht geht mir ja noch was auf, mein ei betreffend... :shy:

 

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