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Ein buntes Jahr

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14.01.2017
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Ein buntes Jahr

Ich halte eine kleine Leinwand in der Hand. Noch ist sie weiß. Von oben bis unten. Komplett. Weiß. Doch bald wird sich das ändern. Morgen beginnt mein Praktikum im Krankenhaus. Ich habe vor, meine Erfahrungen in irgendeiner Form künstlerisch auf dieser Leinwand festzuhalten, um mich später an das Jahr zurück erinnern zu können.

Der Wecker klingelt - es ist soweit. Heute ist der erste Tag. Pünktlich um acht Uhr muss ich da sein. Es ist gerade mal sechs Uhr. Trotzdem bin ich sofort hellwach. Ich bin nervös, kann nicht genau abschätzen, was mich erwartet. Ich habe Angst, den Aufgaben, die mich erwarten, nicht gerecht werden zu können. Alles ist grau.
Frühstücken fällt mir schwer, ich habe einen Kloß im Hals, der es mir unmöglich macht, etwas zu schlucken. Viel zu früh fahre ich los, radle die Straßen entlang und versuche, meine Nervosität abzulegen. Es klappt nicht. Ich verfahre mich; habe keine Ahnung, wo ich bin. Ich werde noch nervöser. Mein Herz klopft. Alles ist schwarz.
Mit etwas Glück finde ich den richtigen Weg doch noch. Allerdings bin ich fast zu spät und völlig außer Atem. Na toll. Der erste Eindruck von mir wird also schlecht ausfallen, da bin ich mir ganz sicher. Ich werde von einer der Schwestern abgeholt, die von nun an meine Kolleginnen sein sollen. Sie ist nett, stellt mich auf der Station vor. Dann werde ich ins kalte Wasser geworfen. Keine großen Erklärungen. Es wird wohl erwartet, dass man sich quasi selbst einarbeitet, so als Laie. Ich fühle mich unwohl. Alles ist grau.
Nach ein paar Wochen habe ich mich eingewöhnt. Ich laufe nun nicht mehr ständig in falsche Flure und kann mich recht gut orientieren. Den Stationsablauf habe ich inzwischen verinnerlicht, mit vielen Kolleginnen komme ich gut zurecht. Langsam macht es mir richtig Spaß. Ich helfe den Patienten gerne und bin froh, dass ich mittlerweile ziemlich viele Tätigkeiten selbstständig ausführen darf. Alles ist grün.
Schwarz, als mir die Spannungen zwischen einigen Mitarbeitern auffallen. Ich komme mir fehl am Platz vor zwischen so viel Hass und Hinterlist. Dann wird es gelb, ich kann mich mit anderen Praktikanten austauschen, habe viel Spaß mit ihnen.
Der erste Monat ist um. Und ich male. Male ein Motiv aus unterschiedlichen Farben, die meine Stimmungen wiedergeben.
Es vergeht Monat für Monat, jeden Monat gibt es neue Dinge zu entdecken. Schöne und weniger schöne. Farben über Farben kommen jeden Tag hinzu. Helle Farben, dunkle Farben, warme Farben, kühle Farben. Die Zeit vergeht manchmal zu schnell, manchmal zu langsam.
Nach zwölf Monaten habe ich schließlich meinen letzten Tag hinter mir. Ich wurde relativ herzlich verabschiedet. Ich bin traurig und fröhlich zugleich.
Einerseits werde ich sehr viel vermissen. Von lustigen Gesprächen mit Kolleginnen über bestimmte Arbeitstätigkeiten bis hin zu den Patienten.
Andererseits bin ich wirklich erleichtert, nun endlich wieder frei zu sein. Ich habe mich in diesem Jahr oft vom Arbeitsplatz eingeengt gefühlt, manchmal auch überfordert oder ausgenutzt.
Ich male das Bild zu Ende. Es ist bunt. Bunt, groß und schön. Es sieht anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte. Doch zum ersten Mal in meinem Leben finde ich das nicht schlimm. Es gefällt mir sogar, es ist eine wirklich gelungene Darstellung dieses Jahres. Es spiegelt genau das wieder, was ich in diesem Jahr für mich selbst lernen konnte. Das Leben ist bunt, voller Farben und Formen, Höhen wie Tiefen. Und genau so ist es perfekt. Bunt ist perfekt.

 
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Hallo Elina,

die Idee zu deiner Geschichte gefällt mir. Jedoch hapert es noch an der Ausführung.
Du hast natürlich mit dem Rahmen von einem Jahr eine schwere Aufgabe. Wie erzählt man eine so lange Zeit in einer Kurzgeschichte, dass es keine 187 Seiten werden, aber trotzdem alles gesagt ist?

Da sehe ich im Moment das größte Problem in deinem Text: Der Aufbau. Schau, die Hälfte der Geschichte befasst sich mit einem Tag und dann vergeht in einem Satz Monat für Monat.
Grundsätzlich kann man so an die Sache herangehen, aber dann sollte für mich wie so durch eine Lupe gesehen mal eine Begebenheit herausgezogen werden, die im Detail was erzählt. Z.B. wie der/die Protagonist(in) malt, übrigens, merkst du was? Ich weiß als Leser nicht einmal, ob das eine Frau oder ein Mann ist.

Das könnte so aussehen:

"Das Karmesinrot mag ich besonders. Nicht, weil es mich an Blut erinnert. Es ist die Farbe der Rosen, die Frau Kühne auf ihrem Beistelltisch stehen hatte. Ihr Mann hatte sie ihr gebracht, nachdem sie aus dem Koma geholt worden war. Die Plastikschraube der Tube geht schwer ab, da habe ich nicht sauber genug gearbeitet. Ich drücke einen großen Klecks auf mein Mischbrett.

jeden Monat gibt es neue Dinge zu entdecken. Schöne und weniger schöne.
Was denn z.B. genau? Was war schön? Was war schrecklich?
Was ist das für eine Station?

Da könnten so Sätze wie die hier helfen, Fragen des Lesers zu klären:

Ich gehe den Flur der Inneren entlang und sehe bei Zimmer 8 die rote Zimmerleuchte blinken. Das wird wohl die Frischoperierte sein. Beim Hereingehen kommt mir schon der saure Geruch von Erbrochenem entgegen.
"Ich helfe Ihnen sofort", rufe ich ihr zu, während sich innerhalb von Sekunden auch mein Magen gegen die Speiseröhre drückt. Mir reicht es gerade noch bis an das Waschbecken. In einem Schwall kommt mein Frühstück wieder hoch.

Oder hier:

Ich wurde relativ herzlich verabschiedet. Ich bin traurig und fröhlich zugleich.
Das kann man zeigen. Nur mal so als kurzes Beispiel:

Eva hatte die Hände hinter sich versteckt, als sie auf mich zukam. Mit einem Lächeln zog sie einen kleinen Strauß mit Wiesenblumen hinter dem Rücken hervor. "Du magst die doch so, hab' ich extra heute morgen noch für dich gepflückt." Ich nahm sie ihn den Arm.
"Ach Eva, ich werd' dich vermissen. Aber wir gehen ja bald ins Kino, vergiss' nicht, mir Bescheid zu sagen, wenn der Film hier läuft."

Bei so einer Szene kann ich als Leser die Traurigkeit spüren, weiß aber auch, dass das Praktikum, oder was das war (du siehst, das weiß ich auch nicht) nicht so toll war und sie froh ist, dass es nun zu Ende ist.
Die Menschen sollten näher an mich ran kommen. Lass' sie miteinander reden, miteinander agieren.

Nun sage bitte nicht "Danke, das merke ich mir für die nächste Geschichte." Nimm' dir die hier nochmal an die Brust und versuche anhand meiner Beispiele aus dem Plot was zu machen, das lohnt sich.

Ja, und kürze den Anfang ein. Da nimmst du zu lange Anlauf, bis du bei der Sache bist.
Viel Spaß dabei.

Liebe Grüße
bernadette

 

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