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Ein Brief aus Bagdad
Ein Brief aus Bagdad
Dear Mr. Bush, president
Ich bin zwar nur ein kleiner Junge aus Bagdad, trotzdem möchte ich Dir schreiben.
Denn ich finde es sehr unfair, daß Dich so viele einen Kriegsverbrecher nennen, der mit seinen Helfern vor ein internationales Kriegsverbrechertribunal gehört. Wo Du doch nur das Beste für uns willst.
Täglich bete ich zu Dir: Lieber Georg W. Bush, laß keine von Deinen Bomben auf mich fallen, damit ich Deine demokratische Freiheit, die Du uns versprochen hast, erleben kann. Dann werde ich wie Du ein großer Mann sein und handeln, wie es mir gefällt, und wenn die ganze Welt dagegen ist. Wie Batman werde ich gegen die Bösen, die immer die anderen sind, kämpfen, auch wenn dabei ganze Städte in Trümmer fallen und viele tausende sterben. Das ist die Sache wert, solange dabei keine Amerikaner fallen, jedenfalls keine Weißen. Um die Farbigen ist es ja nicht schade, die mögen mein Vater und seine zwei Brüder auch nicht.
Leider sind sie ums Leben gekommen. Doch sie sind selbst schuld. Warum mußten sie gegen Deine Soldaten kämpfen? Hätten sie als Amerikaner gekämpft, hätten sie es sicher einfacher gehabt. Sie hätten dann nur auf Knöpfchen drücken müssen, um mit einer Rakete viele böse Irakis zu töten, und wären so zu Helden geworden.
Weil sie aber für ihre Heimat gekämpft haben, sind sie Terroristen und keiner weint ihnen nach, außer natürlich meine Mammi und meine Schwestern. Doch die haben es nicht mehr erfahren, denn eine Streubombe hat sie gestern auf dem Markt getötet, zerfetzt, wie ein Fernsehreporter gesagt hat. Ob das weh tut? Sie brauchen nun keine Freiheit mehr.
Natürlich müßte ich um sie alle weinen, doch Du als großer Menschenkenner weißt, daß ich gar nicht erwarten kann, bis Deine Soldaten da sind und uns Kaugummi und Coca Cola bringen. Da werden wir schnell alles Schreckliche vergessen, die Bomben und Raketen, die Trümmer und die Toten. Wir werden Dir sehr dankbar sein und vielleicht sogar Christen werden.
Denn Du hast gezeigt, daß die echten Christen nicht die Feiglinge sind, die alles friedlich regeln wollen, sondern so wie Du. Du betest täglich und bekommst dann Deinen Marschbefehl von Gott. Das hat zwar unser Saddam Hussein auch von sich gesagt, doch sicher hat er zum falschen Gott gebetet. Außerdem hat er ihm keine Dollar gespendet.
Hoffentlich kommen bald Deine Soldaten und bringen uns Kultur und die schönen Hollywoodfilme, in denen fast nur geschossen und gekillt wird und tolle Autoverfolgungsjagden stattfinden.
Ich habe nur die eine Angst, daß Ihr, Du und Deine Leute, vielleicht nicht wißt, daß wir keine Indianer sind. Denn mit denen habt Ihr kein großes Federlesen gemacht. Hätten die nicht auch Freiheit und Demokratie verdient, noch dazu, wo ihr im gleichen Land lebt?
Dein ewig dankbarer Ali ibn Saud
Leider wird der Brief seinen Empfänger nicht erreichen, denn inzwischen ist auch Ali tot, getötet an einem amerikanischen Kontrollpunkt zusammen mit seinen Großeltern, beim Versuch, zu den amerikanischen Truppen zu fliehen. Nun ist Präsident Bush auch noch diesen Bewunderer los.