Ein beschissener Tag
Da saß ich nun – auf der Straße – inmitten aller meiner noch übrig gebliebenen Sachen. Hätt ich bloß vorher gewußt auf was ich mich da einließ.
Aber nein wie immer denkt man nicht darüber nach, was man tut – erst wenn es zu spät ist, weiß man dass man es falsch gemacht hat. Und dabei hatte das alles nur damit angefangen, dass ich mein blödes Zimmer aufräumen sollte. Einfach nur ein wenig Ordnung in das Chaos bringen bis sie wieder da seien, hatten meine Eltern gesagt. Toll – eigentlich sind sie ja schuld nicht ich, wären sie nicht weg gegangen und hätten mich nicht mit soviel Aufgaben hinterlassen, wär das alles nicht passiert.
Nachdem ich mich also gerade überwunden hatte, mich vom Computerspiel zu lösen und den Fernseher ausgemacht hatte um mich der Qual zu stellen, rief schon meine Freundin Lulu an ob ich denn MTV sehe mit diesem schnuckligen Kerl – angewiedert von ihrem komischen Geschmack entschied ich mir erst mal während des Telefonats Mittag zu machen – Fischstäbchen und Reis, also setzte ich alles auf und telefonierte weiter. Plötzlich viel mir ein das im Keller ja noch meine Cola stand und ich die verstecken mußte bevor mein doofer Bruder sie mir weg schlürfte. Also wimmelte ich Lulu ab und rannte in den Keller. Auf dem Weg nach oben traf ich unseren nervenden Hausmeister . Der laberte mich natürlich gleich wieder voll, man renne nicht im Hausflur und schon gar nicht mit einer Flasche in der Hand. Doofer Kerl, hätt er das nicht gesagt, wär ich am Ende der Treppe garantiert nicht über die beschissene Fußmatte gestolpert, so dass mir die Flasche aus der Hand gefallen wär. Super da hatte er wieder was zu meckern, am liebsten wärs ihm wenn ich alles aufgeleckt hätte. Hmpf. Aber dem hab ichs gezeigt, ignoriert hab ich ihn und einfach aufgewischt und die Tür zu geknallt. Meine schöne Cola.
Aber was solls, dachte ich mir und wollte mich an meine doch so „geliebte“ Aufräumarbeit machen, dabei stolperte ich über ein fettes Buch, das unter einem dreckigen roten TShirt lag, das ich letzte Woche dort hingeschmissen hatte. Auh – man tat das weh, ich hatte das Gefühl als wenn ich beim Fallen auf ein Ball geflogen sei – sehr unbequem. Komischerweise konnte in meinem Zimmer gar kein Ball liegen, also faßte ich unter mich und ogott, plötzlich gab es ein Stich in meinem Herzen. Ich hatte mich doch tatsächlich auf das blöde Meerschweinchen meines Bruders gesetzt – quickend rannte es nun durch die Wohnung und war nicht einzufangen. Mein kleiner Bruder schrie mich an was ich gemacht hätte und fing wie eine Heulboje an zu heulen. Er brüllte mich an, er spreche nie wieder mit mir und er sage alles Mum und Dad. Na toll, das hatte mir noch gefehlt, mein kleiner Bruder und sein Schweinchen waren doch heilig, das hieß ÄRGER. Ich hatte mal nur versucht das Meerschweinchen anzufassen, der Kleine schrie los ich solle das lassen, meine Mutter hatte keine Ahnung worum es eigentlich ging, aber gab mir gleich wochenlang Hausarrest. Ich versuchte ihn zu beruhigen, aber er rannte auf den Hof zu seinen Freunden. Gut so hatte ich wenigstens meine Ruhe.
Aber irgendwas roch komisch, ach quatsch, räum ich lieber auf bevor meine Eltern wieder kommen. Ich fand meine heißgeliebte CD unter ein paar alten Socken und entschied mich mit Musik ginge das Aufräumen leichter. Also fing ich an ein wenig beim Aufräumen zu tanzen. War es denn meine Schuld, dass die bescheuerte alte Urne meiner Großmutter im Weg stand? Niemals – ich versuchte sie ja zu kleben, aber ich glaube wegschmeißen war wohl angebrachter, denn als ich sie fertig geklebt hatte, sah sie wie eine Skulptur einer Giraffe aus.
Ich war so eingeklebt von dem ganzen Uhu-zeug, dass ich erstmal baden wollte, also ließ ich Wasser in die Badewanne. Draußen heulte schon wieder eine Feuerwehr-Sirene, dass diese Penner auch immer kokeln müssen. Plötzlich zuckte ich zusammen, ich hatte mein Essen ja völlig vergessen, das war also der beißende Geruch. Ich rannte in die Küche. Genau genommen war es nicht mehr die Küche, die ich kannte, es war eher eine grau verschmierte, stinkende Räucherbude. Schnell riss ich die Fenster auf. Der Hausmeister hatte den Rauch wohl gesehen und die Feuerwehr alarmiert, die im selben Moment schon die Wohnungstür eintrat und die kleinen Flämmchen auf dem Herd löschte. Tja wenn nicht auch noch die Badewanne übergelaufen wäre und sich unser Untermieter beschwert hätte, wär ich bestimmt nicht von meinen Eltern vor die Tür gesetzt worden. Das versteh ich eh nicht, dass alles war doch gar nicht meine Schuld, wenn mir bloß jemand zu hören würde. Es war einfach nur ein beschissener Tag.