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Ein böser Traum
Pauline und Frank saßen allein, bis auf den Piloten, im 12sitzigen Firmenflugzeug Ihres Vaters und waren unterwegs nach Toronto um Ihre Winterferien dort zu verbringen. „Ich freue mich wahnsinnig auf unsere Ferien und vor allem darauf, dass wir 14 Tage mit Vater zusammen tolle Sachen unternehmen können“ sagte Frank. Seine dunklen Augen glänzten richtig vor Freude dabei. „Ja, das werden bestimmt die besten Ferien die wir bis jetzt erlebt haben. Vor allem bin ich unglaublich gespannt auf den 3tägigen Trip durch die kanadischen Wälder, den Vater mit uns geplant hat !“ antwortete Pauline und sah Ihren Bruder freudestrahlend dabei an. „Vielleicht können wir wilde Tiere beobachten, oder werden von Wölfen oder Bären angegriffen ! Das wäre ja mal richtig spannend“, versuchte Frank seine Schwester etwas aufzuziehen.
Pauline lachte jedoch nur über ihren 2 Jahre jüngeren Bruder. Sie war schon fast 15 Jahre alt, hatte eine süße Stupsnase und einen lockigen Rotschopf, den sie unter einer fast genauso roten Wollmütze zu bändigen versuchte. Ihr brauner Steppmantel reichte Ihr bis über die schwarzen Thermohosen. „Das einzige was wir wahrscheinlich sehen werden, sind vielleicht ein paar Elche“, gab sie zurück, „und die werden uns wohl kaum angreifen“. „Oder wir werden von irgendwelchen Blutsaugern verfolgt !“, versuchte Frank weiter seine Schwester zu necken, der seinerseits nun seine blaue Schimütze, die seine kurzen rotblonden Haare bedeckte, tiefer ins Gesicht zog und mit seinem offenen grünen Parka, mit Hilfe der Arme, versuchte einen Vampir zu imitieren.
Die fröhliche Unterhaltung wurde doch jäh unterbrochen, als das Flugzeug ein paar heftige Bocksprünge machte und plötzlich ins Schlingern geriet. „Auweia, da kommt Rauch aus dem Propellermotor !“, rief Frank, der zufällig gerade aus dem Fenster gesehen hatte. „Wir werden doch wohl nicht abstürzen ?“ stammelte die plötzlich aschfahl gewordene Pauline. Beide starrten nun gebannt auf den rauchenden Propeller, der plötzlich immer langsamer zu werden schien. „Ich werde vorgehen ins Cockpit und den Piloten fragen, ob das ein großes Problem ist, was wir hier haben“, sagte Frank und versuchte dabei seinen ängstlichen Gesichtsausdruck zu verbergen. „Nein du bleibst hier, siehst du nicht das Signal, dass wir angeschnallt bleiben müssen ?“, rief Pauline nun sichtlich aufgeregt ihrem Bruder zu.
Der Propeller geriet nun hörbar ins Stottern und das Schlingern des Flugzeuges verstärkte sich. Zudem verloren sie merklich an Höhe, was nur bedeuten konnte, dass der Pilot eine Notlandung versuchte. Die beiden Geschwister klammerten sich nun so stark an den Armlehen fest, das die Knöchel Ihrer Hände weiß hervortraten. Die Angst der beiden war nun so erdrückend, dass sie noch nicht einmal mehr schreien konnten. Wenn sie noch imstande gewesen wären aus dem Fenster zu schauen, hätten sie nur eine riesige Waldfläche erkennen können, die immer näher kam. Wo sollte man da notlanden ?
Als plötzlich ein neues Geräusch entstand, wurde den beiden klar, dass das die Äste der Baumgipfel unter Ihnen sein mussten. Sekundenbruchteile später streiften die Gipfel der Bäume bereits an der Seite des Flugzeuges und den Fenstern entlang. Ein kurzer Ruck ging nochmals durch das Flugzeug und es sackte völlig ab. Wilde Panik stand nun auf den Gesichtern von Pauline und Frank und sie waren kurz davor, in eine erlösende Bewusstlosigkeit zu fallen, als das Flugzeug mit einem unglaublichen Riesenknall in eine Baumgruppe raste. Der Rumpf der nun gewaltsam zum Stillstand gekommene Maschine erzitterte ein letztes Mal, um dann einer Totenstille zu weichen.
Als Frank seine krampfhaft geschlossenen Augen öffnete, blickte er sich verwundert und gleichzeitig unendlich erleichtert um: Er war in seinem Zimmer und lag in seinem Bett ! Es war alles nur ein böser Traum gewesen !