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Ein Augenblick

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05.05.2002
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Ein Augenblick

Ein Augenblick

" Deine Clique verdirbt dich!" Ihre Mutter hatte ihr strenges Gesicht aufgesetzt; die Lippen geschirmt, die Stirn gerunzelt und eine lange Falte quer über der Nase. Gefährlich. Zoey blieb ganz cool und sah ihre Mutter gelassen an. Sie kannte das schon. So ging es seit Tagen, Wochen, Monaten, Jahren und Zoey rechnete nicht mehr damit, dass es irgendwann mal aufhören würde und so hatte sie angefangen, es einfach über sich ergehen zu lassen ohne darauf zu reagieren. Sie wusste, dass machte ihre Mutter noch viel wütender, aber es war die einzige Art, diese Gespräche zu überleben. Würde sie etwas erwiedern, gäb es eine Diskussion, die wieder Stunden dauern würde und so viel Zeit hatte Zoey nun wirklich nicht.
" Wieso bist du so oft mit denen zusammen?! Du solltest mehr für die Schule tun!"
Zoey erwiderte auch diesmal nicht. Sollte sie doch reden. Sie kratzte das sicher nicht. Ihre Mutter Beate. Was wusste die denn schon vom Leben? Kochen, putzen, Wäsche waschen, dass war ihr "Leben". Zoeys Leben war anders. Niemals, dass hatte sie sich geschworen, würde sie so werden wollen wie ihre Mutter. Sie wollte Spaß. Ihre Freunde waren ihre Familie. Ihre Clique. Bei ihnen fühlte sie sich sicher und wohl. Ihre Freunde.
Rick, Vanny, Anna, Luis und sie. Eine einfach unzertrennliche Gruppe. Nein, nicht ganz unzertrennlich....

Ein Jahr zuvor...

Es war Sommer. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel hinunter und verbrannte Zoeys Nase.
Sie saß Rücken an Rücken mit ihrem Freund Ben auf einer Bank am Wald.
Luis lag faul neben ihnen im weichen Moos, einen Arm um die dösende Vanny geschlungen. Rick und Anna knutschen rum, wie gewöhnlich.
Es war ein einfach wunderschöner Tag. Zoey kniff die Augen zusammen und starrte die Wolken an, deren Form sich ständig änderte.
" Okay Leute", erhob schließlich Luis die Stimme und rappelte sich auf.
" Ich weiß ja nicht, wie's euch geht, aber mir ist reichlich langweilig."
Vanny brummte etwas unverständliches und setzte sich verschlafen auf.
Rick löste sich von Anna und nickte. " Genau, Luis hat Recht. Is' ja ganz nett hier, aber wir hängen jetzt schon 1 Stunde hier ab. Langsam nervt's."
Ben hob die Augenbrauen und schielte zu Rick. " Und wo sollen wir hin, Mr.? Drinnen rumhängen geht nicht, dann jagen uns unsere Alten raus. Schönes Wetter und so, blablabla. Das Silver hat noch geschlossen, der Basketballplatz wird renoviert, im Kino läuft nur Scheiße, unser Pool ist gesperrt...wo soll denn was spannendes abgehen? Da ist es ja cooler, dem Gras beim Wachsen zuzusehen."
" Jo man, aber der große Rick hat doch schon 'ne fette Idee!" Rick steckte sich eine Zigarrete an und Anna wand sich hustend von ihrem rauchenden Freund ab.
" Ich hasse es!", meckerte sie und hockte sich zu Zoey und Ben auf die Bank. " Und ich hasse es, wenn du wie so ein idiotischer Gangsta-Rapper laberst. Komm wieder von deinem Trip runter, Eminem!"
Rick grinste bloß und nahm einen tiefen Zug. Süffisant grinsend blies er den Rauch genau in Annas Richtung.
" Okay, also allgemeine Langeweile. Tja, ihr könnt echt dankbar sein, dass ihr mich habt. Also: Heute ist es heiß, langweilig und damit echt zum kotzen. Freibad hat zu, Pool is' gesperrt...bleibt nur noch der Waldsee."
Anna hustete und zeigte ihm einen Vogel. " Super, Mr.Macho! Da darf man leider nicht baden, du Hirni. Die Felsen! Können einen aufspießen."
Rick seufzte genervt. " Weiber! Immer so ängstlich. Ich brauch eine Abkühlung, wer will, kann mitkommen, wer nicht will, der nicht!"
Damit wand er sich ab und stapfte Richtung Waldsee davon. Ben sah Zoey fragend an. Seufzend stand sie auf.
" Du willst mit?"
Ben nahm ihre Hand und nickte. " Nur mitkommen. Komm schon, was kann schon passieren?"
Zoey gab sich geschlagen.
Anna, Luis und Vanny folgten den beiden, wenn auch Anna total dagegen war und die ganze Zeit leise vor sich hin motzte.
" Ist doch ein echt cooler Tag heute, was Zoey?", meinte Ben und lächelte sie an. Zoey sah ihn verliebt an. Wenn er lächelte, bildeten sich so süße Grübchen in seinen Wangen. Seine blauen Augen funkelten und seine schwarzen Haare hingen ihm in die Stirn. Zum Anbeißen süß, fand Zoey. Sie liebte die Art, wie er ihren Namen aussprach. Zoey. Es klang immer so warm und liebevoll, als wäre sie etwas ganz Besonderes, sein Ein und Alles. Und das war sie für ihn, sie wusste es. Zoey.

Der Waldsee lag ruhig und friedlich zwischen den Felsen und den Bäumen. " Seht ihr!", rief Rick triumphierend und lief, immer noch vollständig angezogen, ins kühle Nass. " Gar nicht gefährlich!"
Anna schüttelte den Kopf und setzte sich, anscheinend immer noch beleidigt, auf einen Baumstamm, der dort einsam am Rand des Sees lag.
Zoey und Vany gesellten sich zu ihr und sahen zu, wie Luis und Ben ebenfalls ins Wasser wateten.
" Ben!" Zoey stand auf und lief zu ihrem Freund, der schon bis zu den Knien im Wasser stand und nun wieder ans Ufer stapfte.
" Was?" Fragend sah er sie an.
" Pass bitte auf", bat sie ihn mit leiser Stimme und strich ihm über die Wange. " Und bitte, spring nicht, ja?"
Ben lächelte sein unbeschreibliches Lächeln und strich Zoey zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. " Okay. Mach dir keine Sorgen. Ist doch nur ein Waldsee, Zoey."
Sie nickte und grinste leicht verlegen. " Ich weiß. Aber trotzdem. Pass auf dich auf."
Ben beugte sich vor, um sie sanft zu küssen. Zoey erwiderte seinen liebevollen Kuss ebenso gefühlvoll und löste sich dann lächelnd von ihm.
" Bis gleich!"
" Heute Abend machen wir uns einen tollen Abend, okay? Ich habe extra schon deinen Lieblingsfilm ausgeliehen." Er ließ ihre Hand los. " Und ich kann bestimmt ebenso gut tanzen wie Patrick Swayze!"
" Das musst du erst beweisen!", rief sie hinter ihm her, als er sich wieder in die Fluten stürzte.

Das Wasser war angenehm kühl. Ben kraulte bis zum anderen Ufer, an dem sich eine steile Felswand erhob. Er sah Rick, der schon ein gutes Stück an den Felsen hinaufgeklettert war. Anscheinend hatte er vor, den kleinen Felsvorsprung zu erreichen und dann ins kühle Nass zu springen. Ben erreichte triefend das Ende des Sees und sah, wie nun auch Luis an den Felsen hinaufkletterte.
" Ben, Alter, komm rauf!", rief Rick, der den Vorsprung erreicht hatte und nun winkend da stand.
" Nein danke, Rick, ich hab Zoey versprochen, auf keinen Fall zu springen", erwiderte Ben und starrte nach oben.
" Komm schon! Ist doch gar nicht gefährlich!", schrie Luis, der nun ebenfalls auf dem Vorsprung stand.
" Ach nein? Hey, das Wasser ist grün, ihr könnt die Felsen nicht sehen, wenn welche darunter sind. Es ist nass und glitschig auf den Felsen."
" Du Angsthase! Mann, ich zeig dir, dass es nicht gefährlich ist! Sieh her!" Rick ging einige Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang. Er ruderte mit den Armen und gröhlte, bis er mit einem gewaltigen Platsch ins Wasser eintauchte. Strudel bildeten sich an dieser Stelle, das Wasser spritze und traf Ben, der einige Meter entfernt am Ufer stand.
Prustend tauchte Rick wieder auf. Seine Haare hingen im ins Gesicht und er grinste Ben an, als er auf ihn zuschwam.
" Siehst du, Alter. Gar nichts schlimmes dabei." Er kam aus dem Wasser und schüttelte sich, dass das Wasser nur so spritzte.
In diesem Moment sprang auch Luis mit lautem Gejohle ins Wasser.
Ben runzelte die Stirn. Sollte er? Was konnte denn schon passieren? Rick und Luis hatten es schließlich auch überlebt...Aber er hatte Zoey versprochen, es nicht zu tun. Normalerweise hielt er seine Versprechen. Aber heute...wenn ehrlich war, reitzte es ihn schon...die Gefahr....
" Okay, ich mach's!", sagte er an Rick gewand und begann mit dem Aufstieg.
Nach wenigen Minuten anstrengender Kraxelei hangelte er sich das letzte Stück bis zum bemoosten Vorsprung hinauf.
Alles sah so klein aus unter ihm. Es waren gut und gerne 7 Meter bis daunten. Als er geradeaus blickte, sah er Zoey. Sie war aufgestanden und starrte ihn an.
Unten am Ufer grühlten Rick und Luis. Und am anderen Ufer stand Zoey.
Sollte er? Jetzt gab es doch kein Zurück mehr. Man soll die Sache zuende bringen, die man angefangen hat.
Er nahm Anlauf, rannte auf das Ende des Vorsprungs zu und...rutschte ab. Seine Turnschuhe glitten ab, das glitschige Moss brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Schreiend stürtzte er in die Tiefe. Sein Kopf schlug hart auf irgendwas auf. Dann wurde alles schwarz.

" Ben! Ben!" Verzweifelt klopfte Zoey ihn auf die leblose Wange. Bleich und still lag er neben ihr. Die anderen umringten ihn ratlos. Rick telefonierte. Notruf.
Zoeys Tränen flossen, strömten die Wange hinab und fielen auf Bens Lippen.
" Oh Gott Ben! Wach doch auf!" Sie tupfte das Blut von seinem Kopf. Blut war überall.
Bens Lider flatterten. Mühsam öffnete er die Augen.
" Z...Zoey?", brachte er hervor und hustete. Es war das letzte Mal, dass er ihren Namen sprach. Er war das letzte Wort, dass er etwas sagte. Sie war der letzte Mensch, den er sah.
" Ben! Was machst du nur für Sachen?", schluchzte Zoey. " Ich liebe dich!"
Ben schluckte. Alles in ihm fühlte sich so...taub an. Er fühlte seinen Körper nicht mehr...er konnte nicht mehr denken.....
Sein Kopf fiel zur Seite. Zoey schrie auf.

" Hörst du mir überhaupt zu?!", fauchte ihre Mutter. Zoeys Augen blickten ins leere. Ihre Mutter war ihr egal. Sie hasste sie regelrecht.
Ben...
Zoey stand auf und ging zu Tür.
" Oh nein mein Fräulein, du wirst jetzt nicht gehen!" Die Mutter packte Zoeys Arm und hielt sie fest.
" Du wirst hierbleiben und mir zurhören."
Zoey drehte sich um und starrte ihre Mutter mit einem Blick an, der sie verstummen ließ.
Zoey sprach die ganze Zeit kein Wort. Sie machte sich los und ging.
Zum Friedhof. Zu Ben.

 

Hi Heather und willkommen auf kg.de!

Deine Geschichte ist ein guter Einstand!
Dein Stil gefällt mir, ist nicht zu hochgestochen, aber auch nicht zu umgangssprachlich. Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen, stören aber nicht wirklich. Nur das "dass" stimmt manchmal nicht, wenn man "dieses" oder "welches" einsetzen nehmen kann, schreibt man "das" mit einem "s" und was bedeutet das Wort:

...grühlten...
Meintest du gröhlten?

Ganz toll, finde ich die Idee, der ganzen Geschichte einen Rahmen zu verleihen, indem du Zoe mit der Mutter reden lässt.

Wenn wir unser Leben lang, immer unser Versprechen halten, wenn man unser Leben lang immer auf unser Wort verlassen kann, bis auf einmal, warum geht es ausgerechnet dann schief??

Gutes Thema, gut umgesetzt!

cu_christoph

 

Danke für die nette Begrüßung und die Kritik. :)
Jaja, die kleinen Fehler...ich Schussel hab's nur nochmal überflogen und dann direkt gepostet... *g*
Werd mir deine Kritik zu Herzen nehmen und mich über's Lob freuen. :D

Greetz, Heather

 

Hi!

Ich schliess mich Christoph an, was mir noch aufgefallen ist, dass Du (mind. einmal) Zeit wechselst.

Rick und Anna knutschen rum
mE gehoert da "knutschten" hin...

Ansonsten, gut umgesetzt!

Dany

 

Hallo Heather !

Zu kritisieren finde ich auf Anhieb nix.

Du hast einen sehr schönen Schreibstil der es einem leicht macht, sich in die Situation hineinzuversetzen.

Es war zwar sofort klar das Ben ums Leben kommt, aber das ist ja wurscht. ;)

Gruß
LoC

 

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