- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 1
Ein Augenaufschlag
Sie sitzt an ihrem Tisch und verliert sich im weißen Rauschen.
Eine Trompete schnarrt zu besengeschlagener Snare.
Kurze Stille.
Applaus erhebt sich, Guitarren setzen in ohrenbetäubender Lautstärke ein, ein toktoktok von einer Rhythmbox. Eine Stimme singt wie auf dem Laufband, Refrain, Schweineorgel setzt kurze Akkorde.
Das Telefon klingelt
einmal,
zweimal,
dreimal,
der AB springt an, spricht ihre Stimme, redet und redet dummes Zeug,
eine fremde Stimme, die sie kennt, wieder Pause, nur die Stimme,
leichtes Klopfen auf einer afrikanischen Trommel,
die Stimme beginnt zu weinen,
das Gerät schaltet sich ab.
Ein Augenaufschlag.
Zusammengekauert liegt sie auf der Erde, sich in ihre losen Lumpen gehüllt, den Blick gegen den tobenden Eissturm, in die Ferne gerichtet, wo sich zwei riesige Berge in Schnee gehüllt auf sie zuschieben.
Eine Kerze fällt um und rollt auf den Teppich, dessen rote, blaue und rosa Stoffe sich langsam im schwarzen Verschmelzen der Hitze des Feuers hingeben und flucks zwei, drei muntere Flämmchen emporschießen, in der Hoffnung einen flächendeckenden Teppichbrand zu entfachen.
Der Schreiberin wärmt es angenehm von hinten, das Blatt auf dem sie schreibt, leuchtet in einem wohligen Kupfer, die Musik ist verklungen.
Ein Augenaufschlag.
Den Blick an die rote Wand geheftet, als ersten Gedanken die neue Hintergrundmusik zum Schreiben, als plötzlich ihr das lodernde Feuer gewahr. Sie bahnt sich einen Weg durch das Flammenmeer, der Brand züngelt an ihren Hosenbeinen aus Kunststoff.
Ein Augenaufschlag.
Blut-Gehirnschranke passiert.
Instinktiv zieht sie sich ihre Kunststoffhose aus, ihre Jacke und ihre Bluse, klettert auf die Fensterbank und wirft sich durch das Glas drei Stockwerke tief auf den kühlen nassen Asphalt.
Es klingelt an der Tür.
Der Mann, die immer noch weint, steht vor der Tür, sieht zur Seite und sieht.
Es klingelt der Wecker.
Ein Augenaufschlag.
Das Gerät schaltet sich an.