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Ein aufschlussreicher Kinobesuch

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10.08.2016
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Ein aufschlussreicher Kinobesuch

„Sind sie sich sicher, dass sie sich das ansehen wollen?“, der Kartenverkäufer guckt mich schief an, nachdem ich die Tickets für den Film mit dem einschlägigen Titel „Wissenschaft: Eine Dokumentation“ bestellt habe. „Wir haben auch Blockbuster wie: Topmodel - Schön sein steigert das Interesse!“ „Wohl eher Topmodel - Naivchen fliegen auf die Fresse“, entgegne ich ihn, während ich die Karten an mich nehme. Ich nicke dem Mann an der Kasse desinteressiert zu und mache mich zum richtigen Saal auf.

Beim Schlendern über den roten Teppich sticht mir der angenehm süßliche Geruch frischen Popcorns in die Nase. Das Kino selbst ist gigantisch. Es gibt mehrere Eingänge zu den Sälen, die mit beeindruckenden Plakaten locken. Auf einem zum Beispiel, starrt ein übergewichtiger, glatzköpfiger Mann auf einen prall gefüllten Teller. In diesem Saal geht es wohl um jede Menge Essen. Überall hängen Bilder von Spaghetti bis zu Hamburgern und unter jedem steht: „Wir sind diesmal auf der Suche nach dem besten Nationalgericht von….schauen sie doch mal rein“, die Plakate scheinen mir da ein kleiner zu Spoiler zu sein. Die Besucher wirken ein wenig emotionslos und ähneln eher Statuen mit trüben kalten Blicken, die sich nur bewegen, wenn es unbedingt sein muss. Von Gesprächen keine Spur, nur das stille Schlurfen in den Saal, als ihr Film zu beginnen droht.

Ein paar Schritte weiter, sehe ich auch schon den angesprochen Topmodel-Saal. Hier schauen die Poster etwas anders aus: Das mittlerweile in die Jahre gekommene Modepüpchen „Heidi Klum“ posiert mit einem diabolischen Lächeln und ihren beiden mir völlig unbekannten Gargoyle-ähnlichen Handlangern auf einer Empore, während hunderte junger Frauen vor ihr Knien und andächtig zu ihr aufschauen. Der Film scheint extrem beliebt zu sein. Unzählige kreischende Mädchen rangeln darum, wer als Erste den Raum betritt. Vom Duft nach billigem Parfüm betäubt, ergreife ich die Flucht.

Mit der Wahl der Themen schwinden immer mehr die entgegenkommenden Gesichter. Filme wie „Nachrichten: Das passiert in ihrer Umgebung“ locken eher mit einer bescheidenen Aufmachung. Wenig Plakate, wenig Haut und wenig Farbe. Die Gespräche der paar Menschen vor den Räumlichkeiten gehen allerdings in eine ganz andere Richtung als die vorherigen: Sie diskutieren, fachsimpeln und reden über all das, was bisher gezeigt wurde. Die wenigen Besucher sind motiviert, trotz mangelnder Werbung.

In der hintersten Ecke sehe ich dann endlich meinen Saal. Bisher stehen dort lediglich zwei weitere Besucher, von denen einer für den Film hinter der Kamera stand und der andere davor. Nachdem ich die verschiedensten Plakate gesehen hatte, fragte ich die beiden, warum gerade hier keines hängt. Sie zucken mit den Schultern und sagen so monoton wie nur möglich, „Der Pressesprecher hat gerade Urlaub.“ Unsere gesamte Unterhaltung klang eher nach einer Vorlesung als nach einem Gespräch. Auf einmal erscheinen in den hinteren Bereichen ein paar Silhouetten die sich uns langsam nähren. Mit jeden Schritt der Schatten steigt mir auch ein unangenehm beißender Geruch in die Nase. Es riecht nach einer Mischung aus etwas pflanzlichen und Tabak. Die Gespenster nehmen Form an und ich erkenne ein paar rot unterlaufene Augenpaare.

„Ist hier der Doku-Film?“, fragt mich eine fast schon zu ruhige Stimme. „Ja, hier ist der Doku-Film“, sage ich und in den Gesichtern der Leute breitet sich ein müdes Lächeln aus. Neben den etwas berauschten Gästen, kamen auch ein paar Rentner. Scheinbar aus reiner Gewohnheit oder weil sie mit den „Zombies“ der Essensfilme sowie den kreischenden Gören nichts anzufangen wussten. Wir betreten allesamt den Raum mit einer Leinwand, die nicht viel größer als ein stinknormaler Fernseher ist und nehmen auf einen der leicht ranzigen Kinosessel Platz. Eine Sprungfeder bohrt sich in meinen Hintern. Nach ein paar Minuten beginnt auch schon der Film. Eine Stimme erzählt mit einer Leidenschaft, wie man sie nur bei Notaren oder Büroangestellten vorfindet, wie das Leben funktioniert. Die Kamera scheint dabei aus einer längst vergangenen Zeit zu sein. Das einzige wirklich spannende war der Inhalt der Sendung. Hier hatte ich das Gefühl wirklich etwas gelernt zu haben, wenn auch mich der monotone Sprecher zeitweise ins Reich der Träume geschickt hatte.

Schade eigentlich, ich hätte gerne noch ein wenig mehr mitbekommen…

 

Der Autor schrieb zur Geschichte:

Hallo zusammen, das ist mein erster Text für diese Seite. Ich bin mal gespannt, wie er euch gefällt.
Solche Anmerkungen bitte nicht in der Geschichte, sondern in einem Extrapost unterhalb schreiben.

Willkommen hier.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo Kazenis,

ich habe Deine Geschichte gelesen, konnte jedoch, muss ich ehrlich sagen, nicht viel damit anfangen.

Du hattest sie unter Humor, Gesellschaft, Sonstiges eingestellt. Ich hätte eher Seltsam, Sci-Fi verwendet. :)

Ich verstehe die Geschichte so, dass Du die Entwicklung des Kinos in Richtung Fernsehen als eine Art Satire anprangerst. So, dass die Fernsehformate ins Kino überwechseln. Das ist von der Idee her gut aber mir fehlt hier der Witz/Humor. Ich habe den Text gelesen und hatte weder einen Eindruck wer der Protagonist ist noch warum dass alles so ist. Was ist mit dem Fernsehen? Läuft da nur noch Werbung? Die Nachrichten werden ja auch im Kino gezeigt.

Wir betreten allesamt den Raum mit einer Leinwand, die nicht viel größer als ein stinknormaler Fernseher ist

Dafür muss ich dann ja nicht ins Kino gehen.

Was war an dem Kinobesuch aufschlussreich?

Die Idee fand ich gut und die Umsetzung eher "naja". ;)

LG
Wilfreds Grave

 

Moin Kazensis,

wie Wilfreds Grave verstehe ich deinen Text auch als Satire, mit der du vielleicht aufzeigen willst, wie sehr die Fernsehgesellschaft verblödet ist (was ja auch ein ergiebiges Thema ist).

Allerdings verstehe ich als Leser an manchen Stellen nicht, worauf du hinaus willst. Gut, die Nachrichtenzuschauer, von denen es viel weniger gibt, als Heidi Klum fans, ok das verstehe ich, ... aber .... ja und? Ist doch kein allzu neuer Hut mehr.

Und dann gibt es da die zwei Typen, die vor dem Eingang zum Doku-Film stehen. Sie scheinen ja die Macher des Films zu sein. Aber was soll es mir? Ich werde nicht genug vom Autor an die Hand genommen.

Da sind zu viele offene Stränge, die von dir als Autor nicht mehr zusammengebunden werden, falls das Sinn macht. Ich frage mich nach dem Lesen halt: „Ja und?“

Außerdem sind einige Formulierungen unglücklich, und sorgen beim Leser für Verwirrung. Du verpasst damit die Gelegenheit dem Text (eine Geschichte ist es noch nicht würde ich sagen) eine Richtung zu geben. Hier zum Beispiel..

Beim Schlendern über den roten Teppich sticht mir der angenehm süßliche Geruch frischen Popcorns in die Nase.
Einerseits wird der Geruch als angenehm beschrieben. Andererseits ist er stechend. Das passt nicht zusammen und verwirrt.

soweit ersmal.
LG,

Olle

 

Moin zusammen,

oha es besteht dann auf jeden Fall Verbesserungsbedarf. Da war ich beim Online stellen etwas vorschnell. Vielen Dank für die angebrachte Kritik. Ich setze mich gleich noch einmal ran.

Gruß,
Kazensis

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kazensis,

oha es besteht dann auf jeden Fall Verbesserungsbedarf. Da war ich beim Online stellen etwas vorschnell. Vielen Dank für die angebrachte Kritik. Ich setze mich gleich noch einmal ran.
Deshalb bist du ja hier. Ich glaube, keiner könnte hier eine Geschichte reinstellen und im Voraus von ihr behaupten, sie sei perfekt :bib:

...der Kartenverkäufer guckt mich schief an, nachdem ich die Tickets für den Film mit dem einschlägigen Titel „Wissenschaft...
Laut duden.de bedeutet der Begriff "einschlägig" "zu einem bestimmten Gebiet oder Fach gehörend, dafür zutreffend". Ohne mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen (à la "Duden besagt, dass..."), frage ich mich, was an dem Titel zutreffend ist. Ist im Grunde aber auch nebensächlich, mir hat nämlich die Formulierung nicht gefallen (zu einschlagend ;)). Da fände ich z. B. "passender Titel" eine elegantere Ausdrucksweise.

In sprachlicher Hinsicht hat es mir dein Text angetan. Allerdings sehe ich das genauso wie Mors lilla Olle, dass die Handlungsstränge zu weit auseinander laufen. Du hast da sehr viele Gedanken aufgezählt, bei denen ich mich am Ende Frage: Ja, gut. Und was machst du nun mit denen? Das hier meine ich:

Allerdings verstehe ich als Leser an manchen Stellen nicht, worauf du hinaus willst.

An deiner Stelle würde ich dem Text mehr Tiefe verleihen, wie man so schön sagt. Eine gute Satire, bzw. Parodie muss meiner Meinung nach eine ganze Anzahl an Kriterien erfüllen, dass sie gut wird. Sonst läuft es leider oft darauf hinaus, dass es etwas ungestüm rüberkommt :shy:

Liebe Grüße,
SCFuchs

 

Hallo und herzlich willkommen bei den Wortkriegern, Katzensister. Kazensis. Katz ... Ja, du weißt schon. Ich werde heute dein Kritiker sein.

„Sind sie sich sicher, dass sie sich das ansehen wollen?“, der Kartenverkäufer

Hier brauchst du nicht mit Komma trennen, denn danach folgt ein eigenständiger Satz. Es geht also groß und ohne Komma weiter.

„Wir haben auch Blockbuster wie: Topmodel - Schön sein steigert das Interesse!“ „Wohl eher Topmodel - Naivchen fliegen auf die Fresse“,

1. Dialoge bitte untereinander, der Lesbarkeit wegen.
2. Das ist mir zu viel Holzhammer. So nach dem Motto: "Da ist er, der Witz! Topmodelsachen sind blöd!"

„Wir sind diesmal auf der Suche nach dem besten Nationalgericht von….schauen sie doch mal rein“

Das klingt eher nach einer Galileodokumentation, als nach einem abendfüllendem Kinoprogramm.

Modepüpchen

Typo

Unzählige kreischende Mädchen rangeln darum, wer als Erste den Raum betritt.

Das halte ich für eher unwahrscheinlich. Die Quoten von Germanys next Topmodel sind im Keller. Bisher habe ich bei diesem Text eher den Eindruck einer Pro7-Hasstirade ... die aus irgendeinem Grund ins Kino verlagert wurde.

***

Nun ja ... der Text war recht ereignislos, muss ich zugeben. Er möchte gern eine Satire sein, aber dafür fehlt ihm die Bissigkeit. Hin und wieder versucht er es mit einem Witz, aber es kommen keine richtigen Wortspiele oder überzeichnete Namen zustande. Die Thematik ist Holzhammer: "Fernsehen ist momentan echt nicht besonders doll" - und das wars. Über den Protagonisten erfahren wir nicht viel ... außer, dass er offensichtlich Pech hat, wenn es um die korrekte Platzwahl geht.

Im Grunde passiert dies: Ein Typ geht einen Gang hinunter, schaut auf Plakate und schaut sich danach eine Dokumentation an, weil er ja viel gebildeter ist, als die ganzen Mainstreamzombies. Damit das funktioniert, musst du aber andere Filme wählen. Da gäbs so viel Material, dass man veralbern könnte ... eine Kinoversion von Alexander Holdt, Mitten im Leben - der Film, Movie Total, Deutschland sucht den Superstar - Menderes' großes Abenteuer ... die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Ich finde es ein wenig schade, dass die Geschichte so lau geworden ist ... schließlich bin ich ein Fan von guten Parodien oder cleverer Satire. Da musst du noch ordentlich üben, junger Padawan!

 

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