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Ein Adventskalender zum Vorlesen
1.12
Eines Wintertages wachte das kleine Eichhörnchen Kim auf und schaute verschlafen durch das Loch ihrer Baumhöhle.
"Die Sonne ist ja immer noch nicht aufgegangen", grummelte sie, "der Winter ist wirklich keine schöne Zeit. Es ist immerzu dunkel, es ist erbärmlich kalt, und ich fühle mich immer so schläfrig". Kim gähnte ausgiebig. Plötzlich hörte sie von draußen ein lautes, piepsiges "Hallo, bist du wach?".
Neugierig steckte Kim ihre Nase aus der Höhle. Draußen stand ihr bester Freund, die Maus. "Hey, du alte Schnarchnase", rief sie, "weißt du denn nicht, welchen Tag wir haben?"
Kim kratzte sich gedankenverloren am Kopf. "Nein Maus. Ich dachte, es ist wieder einer dieser grauen, kalten und ewig gleichen Wintertage. Der Winter ist so langweilig, nie passiert etwas."
"Quatsch mit Soße", lachte die Maus, "es ist der erste Dezember. Es sind nur noch 24 Tage bis Weihnachten, und wir haben noch überhaupt nichts vorbereitet. Wenn wir uns nicht langsam an die Arbeit machen, wird es kein schönes Weihnachtsfest werden. So, und jetzt raus aus den Federn, wir müssen den anderen noch Bescheid sagen".
Kim schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. "Weihnachten", dachte sie, "wie konnte ich Holzkopf nur Weihnachten vergessen. Die Maus hat recht. Es gibt noch so viel zu besorgen, vorzubereiten und zu erledigen, da werde ich ja gar keine Zeit haben, mich zu langweilen."
Mit einem Satz sprang sie aus ihrer Höhle. "Hier bin ich, Maus. Zu allem bereit. Ist dir eigentlich schon aufgefallen, was wir für einen wunderschönen Wintertag haben? Der weiße Schnee, die klare Luft. Ich liebe den Winter!"
Und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu ihren Freunden, dem Igel und dem Hasen.
2.12
Bald schon waren sie am alten Baumstumpf angelangt, in dem der Hase wohnte. Kim klopfte an die Tür, aber niemand öffnete.
"Schau", sagte die Maus, "da hängt ein Zettel an der Tür.
Da steht, der Hase ist Schlittschuh laufen gegangen."
Sofort machten sich die beiden Freunde auf den Weg zum nahe gelegenen Weiher. Und wirklich, auf dem zugefrorenen See vollführte der Hase ein Kunststück nach dem anderen. Er fuhr Achten, drehte sich wie ein Kreisel und sprang aus vollem Lauf hoch in die Luft. Kim und die Maus waren schwer beeindruckt und klatschten laut Applaus. "Hallo, Hase", rief Kim, "komm mal her, wir haben dir was zu sagen".
"Kommt doch zu mir", lachte der Hase, "oder traut ihr euch nicht aufs Eis?"
Das konnten Kim und die Maus nicht auf sich sitzen lassen. Zusammen rannten sie auf das Eis zu und schlitterten drauflos.
"Schau mal Hase, wie gut wir beide Eis laufen können!", wollte Kim gerade sagen, als sie merkte, dass ihr rechtes Bein nach links wollte, ihr linkes aber nach rechts. Verzweifelt ruderte Kim mit den Armen, aber es half nichts. Es machte Padatsch, und Kim lag auf dem Bauch. Unkontrolliert, ohne Möglichkeit zu lenken, schlitterte sie über das Eis.
"Vorsicht!", rief sie. "Achtung!", schrie sie. "AUS DEM WEG!!!!", brüllte sie, aber es war schon zu spät. Mit großem Getöse rutschte sie in die Maus, die sich bis dahin noch halbwegs wacker geschlagen und auf den Beinen gehalten hatte. Das kleine Eichhörnchen brachte sie zu Fall, und ineinander verkeilt setzten sie die wilde Rutschpartie fort.
Als nächstes traf es den Hasen, der verzweifelt versucht hatte den beiden auszuweichen. Zu dritt schlitterten unsere Freunde weiter, bis sie in einen großen Schneehaufen am Ufer des Sees krachten.
Mühsam gruben sich die Drei aus dem Schnee. "Ihr Oberschussel", sagte der Hase und spuckte eine Hand voll Schnee aus, "könnt ihr nicht aufpassen? Was gibt es denn so Wichtiges?"
"Bald ist doch Weihnachten, und wir haben noch gar nicht mit den Vorbereitungen begonnen", piepste die Maus, "langsam müssen wir uns beeilen."
"Und um mir das zu sagen, musstet ihr beiden mich so unsanft vom Eis fegen?", seufzte der Hase ungläubig. "Na, was soll`s, dann lasst uns schnell zum Igel gehen."
3.12
Der Igel wohnte in einer alten Steinmauer. Auf dem Weg klopften sich Kim, die Maus und der Hase den Schnee vom Körper, der noch vom Eislaufunfall hängen geblieben war. An Igels Tür blieben die Freunde stehen.
"Seht mal", sagte die Maus, "da hängt ja auch ein Zettel."
"Ist der Igel etwa auch Eis laufen gegangen?", fragte Kim ungläubig.
"Aber nein, du Dummkopf", tadelte sie der Hase, "dann hätten wir ihn doch gesehen!"
"Bin im Winterschlaf!!", las die Maus laut vor, "Bitte nicht vor dem Frühling wecken!"
"Na so was", sagte Kim, "sieht so aus, als hätte der Igel genau wie ich Weihnachten vergessen. Kommt, wir müssen ihn unbedingt wecken. Er würde es uns nie verzeihen, wenn er Weihnachten verschläft." Die Drei machten die Tür auf und traten ein. In einem großen, weichen Bett lag der Igel und schlummerte friedlich.
"Und wie sollen wir ihn wecken?", flüsterte Kim. "Du brauchst nicht so leise sprechen, wir wollen doch gerade, dass er wach wird", flüsterte die Maus leise zurück.
"Ich versuche es mal", sagte der Hase.
"Hallo Igel, aufwachen. Bald ist Weihnachten", rief er und rüttelte den Igel an der Schulter. "Hrmpf", sagte der Igel und schlief weiter.
"Du bist zu leise", sagte die Maus, "lass es mich einmal versuchen." Sie packte den Igel an den Schultern, schüttelte ihn heftig auf und nieder und schrie ihm "Aufwachen!" ins Ohr. "Grumpf", sagte der Igel und schlief weiter.
"Ihr macht das ja ganz falsch", sagte Kim "So geht das!" Sie zog heftig an der Matratze, und mit einem Ruck fiel der Igel aus dem Bett und krachte auf den Boden. "Rompf, krch", sagte der Igel und schlief weiter.
"So ein Schnarchsack, hat man denn so was schon gesehen?", piepste die Maus, "wie sollen wir den denn vor Weihnachten wach kriegen?"
"Lasst mich mal machen", meinte Kim,"ich habe da eine Idee." Sie nahm einen Eimer aus dem Bad, ging nach draußen und schaufelte ganz viel Schnee hinein. Dann ging sie zum Igel und schüttete ihm den ganzen Schnee über den Kopf. Der Igel erwachte sofort. "Was, was, was", sagte er, "was ist denn los! Brrr, ist das kalt."
"Bald ist Weihnachten und wir wollten nicht, dass du es verschläfst. Und wir haben doch noch so viel vorzubereiten", sagte die Maus.
"Ahh, Weihnachten", sagte der Igel, "habe ich glatt vergessen. Aber warum schüttet ihr mir denn einen Eimer Schnee über den Kopf? Könnt ihr mich nicht sanft wecken? Wo ich doch so einen leichten Schlaf habe und vom kleinsten Pieps wach werde."
Kim, die Maus und der Hase schauten sich fragend an.
"Na, wenn du das sagst, wird es schon stimmen", sagten sie. Dann brachen alle Drei in Gelächter aus.
4.12
Nachdem nun unsere vier Freunde wieder zusammen waren, gingen sie zum Hasen. Sie machten sich jeder eine schöne Tasse heißen Kakao und setzten sich an den Tisch, um zu beraten, was sie alles für das bevorstehende Weihnachtsfest brauchen würden.
"Wir müssen schauen, wie es unserem Weihnachtsbaum geht", sagte der Hase. "Wir müssen Baumschmuck basteln", sagte die Maus. "Wir müssen auch Plätzchen backen", sagte Kim. "Und wir brauchen Geschenke. Viele Geschenke; die Geschenke sind das tollste an Weihnachten", sagte der Igel verträumt.
"So viel Arbeit", seufzte Kim, "womit sollen wir bloß anfangen?"
"Als erstes sollten wir nachschauen, wie es unserem guten alten Weihnachtsbaum geht", sagte der Hase bestimmt, "denn ohne Weihnachtsbaum kann man auch kein Weihnachten feiern."
Jahr für Jahr hatten die Vier Weihnachten bei einer alten Tanne gefeiert, die auf einer Lichtung tief im Wald stand. Sie war groß und stattlich, und wenn sie erst geschmückt war, mit goldenen Nüssen und leckeren Plätzchen, bunten Schleifen und Bändern sowie vielen leuchtenden Kerzen, so mochte es wohl nirgends einen Weihnachtsbaum geben, der schöner war.
Also machten sich unsere Freunde auf den Weg zur Lichtung. Doch was mussten sie sehen, als sie ankamen? Ihre schöne, alte Tanne lag am Boden, wahrscheinlich durch einen Herbststurm entwurzelt. Traurig schauten sich die Freunde an. "Wie sollen wir denn bloß ohne die Tanne Weihnachten feiern?", fragte der Igel.
"Wir müssen uns wohl oder übel auf die Suche nach einem neuen Weihnachtsbaum begeben", meinte der Hase.
"Gute, alte Tanne", seufzte Kim und tätschelte liebevoll den braunen, rauen Stamm, "du warst uns all die Jahre ein guter Weihnachtsbaum. Es wird schwer dich zu ersetzten."
"Schau mal Kim, neben deinen Füßen", sagte die Maus aufgeregt. Neben dem Platz, wo bis vor kurzem noch die alte Tanne gestanden hatte, lag ein Tannenzapfen, und daneben spross eine junge, kleine Tanne.
Kim nahm ein buntes Band, dass Sie vergangenes Weihnachten an einem Zweig der alten Tanne vergessen hatten und band es der neuen Tanne um. "Das ist für dich, mein Kleiner", sagte sie, "und nun wachse schön kräftig, damit du uns in einigen Jahren ein neuer, schöner Weihnachtsbaum sein kannst." Traurig, aber voller Hoffnung, gingen die Vier nach Hause.
5.12
Die nächsten Tage verbrachten unsere Freunde damit, einen neuen Weihnachtsbaum zu suchen. Aber so sehr sie sich auch bemühten, sie fanden keinen schönen Baum. Entweder er war zu klein oder zu groß, zu krumm oder er hatte zu wenige Zweige, die geschmückt werden konnten. Am fünften Dezember saßen sie morgens betrübt bei Kim und tranken schweigend Kakao.
"Ein Weihnachten ohne Baum", seufzte der Hase, "wird bestimmt kein schönes Weihnachten!"
Plötzlich erhellte sich die Mine des Igels. "Ich habe eine tolle Idee", sagte er aufgeregt, "wartet bis heute Abend und ich werde euch unseren neuen Weihnachtsbaum zeigen!" Und mit einem Satz war er aufgesprungen und weggerannt.
Die anderen Tiere schauten sich fragend an. Den ganzen Tag hörten sie, wie der Igel in seinem Haus hämmerte, bohrte und nagelte. An seiner Tür hatte er einen Zettel mit der Botschaft: "Bitte keinesfalls stören!" befestigt.
Als die Sonne unterging, trat der Igel vor die Tür. "Ich präsentiere unseren neuen Weihnachtsbaum", sagte er sehr feierlich. In der Hand hielt er einen Besenstiel. An ihm waren Tannenzweige befestigt, die mit etwas Weihnachtsschmuck des letzten Jahres behangen waren.
"Ich habe noch nie einen so jämmerlichen Weihnachsbaum gesehen", dachte Kim.
"Hör mal, Igel", begann der Hase, "ich weiß ja nicht, ob das da ein guter Weihnachtsbaumersatz ist?"
"Doch, doch, keine Bange", erwiderte der Igel eifrig, "wenn mein Werk erst mal auf dem Platz zwischen unseren Häusern steht und die Kerzen entzündet sind, dann werdet ihr sehen, was für ein schöner Weihnachtsbaum das ist." Ganz aufgeregt rannte der Igel zum Platz. In der Eile übersah er jedoch einen großen Stein.
"Aua", schrie der Igel als er darüber stolperte. Der künstliche Baum flog im hohen Bogen in die Luft. Dabei verlor er die befestigten Zweige und den Weihnachtsschmuck. Der Igel polterte über den Boden, machte mehrere Purzelbäume und landete schließlich elegant auf beiden Beinen, mit ausgebreiteten Armen, in der Mitte des Platzes. In seinen Stacheln hatten sich die Zweige und der ganze Weihnachtsschmuck verfangen.
"Wirklich, was für ein schöner Weihnachtsbaum. Igel, du hattest recht", lachte Kim, "aber willst du wirklich bis Weihnachten so stehen bleiben?"
6.12
Am nächsten Tag erwachte Kim durch ein lautes dunkles Lachen. Ängstlich schaute sie aus ihrer Höhle. Auf dem Platz zwischen den Häusern der vier Freunde stand ein dicker Mann mit einem weißen Rauschebart. Er hatte einen langen roten Mantel an und auf dem Kopf einen Hut, wie ihn Kim noch nie gesehen hatte. In der Hand hielt er einen langen Stab und neben ihm lag ein großer brauner Sack.
"Ho, ho, ho", lachte der Mann, "ist hier denn niemand? Dabei hat man mir doch gesagt, dass hier besonders brave Tiere wohnen."
"Entschuldigung", sagte Kim, die vorsichtig aus ihrer Baumhöhle geklettert war, "aber wir sprechen normalerweise nicht mit Menschen."
"Aber ich bin doch kein Mensch", sagte der Mann, "ich bin der Nikolaus."
Inzwischen waren auch die anderen Tiere aufgewacht und schauten vorsichtig hinter ihren Türen hervor.
"Habt doch keine Angst", lachte der Nikolaus, "ich tue euch doch nichts. Im Gegenteil, ich will euch doch was schenken." Langsam kamen unsere Freunde hervor. "Entschuldige Nikolaus", sagte der Hase leise, "aber so was wie dich haben wir in unserem Wald noch nie gesehen. Was machst du hier?"
"Kennt ihr denn den Nikolaus nicht?", fragte er: "Jedes Jahr am 6. Dezember fahre ich um die Erde und stecke den braven Kindern Nüsse, Süßigkeiten und kleine Spielsachen in ihre Stiefel, die sie für mich vor die Türe stellen. Auf meinem Weg ist mir zu Ohren gekommen, dass hier im Wald vier besonders brave Tiere leben sollen. Deshalb wollte ich euch in diesem Jahr auch etwas in die Stiefel stecken. Aber ich sehe hier ja gar keine stehen." Verwundert schaute sich der Nikolaus um.
"Wir sind ja auch Tiere," sagte die Maus, "wir tragen keine Schuhe."
"Ho, ho, ho," der Nikolaus lachte laut, "manchmal bin ich aber auch ein Schussel. Stimmt ja, Tiere tragen gar keine Schuhe. Aber wie soll ich euch dann was schenken?" Der Nikolaus rieb sich nachdenklich den Bart: "Vielleicht habt ihr ja einen Wunsch, den ich euch erfüllen kann?"
Langsam trat Kim hervor. Schüchtern stand sie vor dem großen Nikolaus und schaute neugierig zu ihm auf. "Der Wind hat leider unseren Weihnachtsbaum gefällt," sagte sie leise, "wir habe schon den ganzen Wald abgesucht, aber wir konnten leider keine passende Tanne finden. Wie sollen wir denn ohne Weihnachtsbaum ein schönes Weihnachtsfest feiern?"
"Mmm," brummte der Nikolaus, "so, so, kein Baum. Ich denke, da kann ich euch helfen." Er kramte in seinem Sack und zog einen Tannenzapfen hervor. "Hier, mein kleines Eichhörnchen", sagte er und gab Kim den Zapfen: "Dies ist ein magischer Tannenzapfen. Pflanze ihn, wo du willst, und gieße ihn. Den Rest wirst du schon sehen."
Mit diesen Worten nahm der Nikolaus seinen Sack, warf ihn über die Schulter und ging in den Wald hinein. "Ich wünsche euch ein frohes Weihnachtsfest", rief er noch und verschwand.
Kim nahm eine Schaufel und grub mitten auf dem Platz zwischen den Häusern der Freunde ein Loch. Sie ließ den Tannenzapfen hineinfallen und schaufelte das Loch wieder zu. Die Maus hatte derweil schon einen Gießkanne voll Wasser geholt und goss den Zapfen. Plötzlich rumpelte und rumorte es unter ihnen. Die Erde sprang auf und in Sekundenschnelle wuchs eine prachtvolle Tanne empor.
Es war die schönste Tanne, die unsere Freunde je gesehen hatten. Sie fassten sich an den Händen und tanzten ausgelassen um ihren neuen Weihnachtsbaum herum. Dabei sangen sie lauthals "Oh, Tannenbaum", denn ihr Weihnachtsfest war gerettet.
7.12.
Den ganzen Abend tanzten unsere Freunde um ihren neuen Weihnachtsbaum. Sie tranken heißen Kakao und bewunderten ihre wunderschöne Tanne. Am nächsten Morgen machten sich Kim und die Maus auf den Weg zur Haselmaus. Sie wohnte in einer Haselnusshecke, nicht weit entfernt von unseren Freunden. Jedes Jahr hatten sie von ihr Nussschalen bekommen, die sie bemalten, um daraus tollen Baumschmuck zu basteln. Nach kurzer Zeit hatten sie die Hecke erreicht.
"Hallo", rief Kim, "ist jemand zu Hause?" Aber sie bekam keine Antwort, nur ein leises Schluchzen war zu hören. Schnell gingen sie nachsehen, woher das Schluchzen kam. Hinter der Hecke saß die Haselmaus im Schnee und weinte leise vor sich hin.
"Was ist denn los?", fragte Kim.
"Ich dachte", wimmerte das Mäuschen, "ich hätte mir den Platz so gut gemerkt. Aber jetzt, mit all dem Schnee, kann ich ihn nicht mehr finden!"
"Welchen Platz denn?", fragte das Eichhörnchen.
"Na den, wo ich meinen Wintervorrat an Nüssen vergraben habe", schluchzte die Haselmaus laut, "ich habe schon überall gesucht, aber bei dem ganzen Schnee sieht alles so anders aus als sonst."
"Du Kim", sagte die Maus und knuffte dem Eichhörnchen in die Seite, "wenn die Haselmaus seine Nüsse nicht findet, dann können wir ja gar keinen Baumschmuck basteln."
"Du Dummkopf," sagte Kim, "unser Baumschmuck ist doch vollkommen unwichtig. Wichtiger ist, dass die Haselmaus ihre Nüsse wiederbekommt. Wovon soll es sich denn sonst den ganzen Winter ernähren?" Und zur Haselmaus sagte sie: "Keine Angst, wir werden dir suchen helfen. Du wirst schon sehen, gemeinsam werden wir deine Nüsse wiederfinden." Und sie machten sich alle auf die Suche. Doch so sehr sie sich auch mühten, die Nüsse blieben verschwunden. "Wenn ich eine Haselmaus wäre", dachte Kim, "was ich nicht bin", fügte sie hinzu, "wo hätte ich wohl die Nüsse versteckt? Es ist so schwer, als Eichhörnchen wie eine Haselmaus zu denken." Gedankenverloren setzte sich Kim in den Schnee.
"Aua, oweh, mein Po!", schrie sie. Irgendetwas hatte ihr in den Hintern gepiekst. Schnell schaute die Maus nach. Halb vergraben in der Erde lag unter dem Schnee eine Nuss. Auf die hatte sich Kim gesetzt. "Hallo Haselmaus", schrie sie laut, "wir haben deine Nüsse gefunden." Wie war die Haselmaus erleichtert, dass ihre Nüsse gefunden waren, und freudestrahlend versprach sie, regelmäßig die vier Freunde zu besuchen und Nussschalen vorbeizubringen.
8.12.
Nachdem nun ein Teil des Baumschmucks gesichert war, berieten sich unsere Freunde, was als nächstes ansteht. "Warum kommt ihr nicht einfach heute Nachmittag bei mir vorbei, und wir backen alle zusammen Plätzchen?", fragte der Hase. Freudig wurde der Vorschlag von allen angenommen, denn gibt es was besseres als Plätzchen backen? Natürlich: Gemeinsam mit allen Freunden Plätzchen backen! Also trafen sie sich am Nachmittag beim Hasen. Sie schütteten Mehl in eine große Schüssel, gaben Zucker, Eier, Butter und Milch hinzu und verrührten alles zu einem festen Teig. Danach durfte jeder einmal den Teig mit den Händen kneten. Dabei stibitzte der Igel ein Stückchen Teig und steckte es sich in den Mund.
"Mmm", sagte er, "das schmeckt ja so lecker." Er rieb sich genüsslich den Bauch. Natürlich wollte jetzt jeder einmal den Teig probieren; und weil dieser so unverschämt gut schmeckte, probierten sie ihn nochmal und nochmal und nochmal. "Halt!", schrie der Hase, "ihr esst ja den ganzen Teig auf. Wir brauchen doch noch was für unsere Weihnachtsplätzchen." Trotzdem steckte auch er sich noch schnell ein weiteres Stück Teig in den Mund. "Jepz miss nuis mumäht!!!", sagte der Hase mit vollem Mund. "Wie bitte?", fragte Kim, die kein Wort verstanden hatte.
Schnell schluckte der Hase den Teig runter: "Ich sagte, jetzt ist es zu spät!" Und wirklich, die Vier hatten den ganzen Teig restlos aufgegessen.
"Es hat aber auch zu gut geschmeckt", sagte der Igel satt und zufrieden, "wir können ja morgen neuen Teig zubereiten und dann daraus Plätzchen machen."
"Das denke ich auch", pflichtete die Maus bei, "morgen halten wir uns einfach mit dem Naschen zurück."
"Also, ich verspreche es!", meinte Kim und auch die Anderen versprachen feierlich, morgen nicht zu naschen. Pappsatt gingen sie alle nach Hause. Kim hatte sich gerade hingelegt, als sie merkte, wie es in ihrem Bauch anfing zu grummeln. Es wurde schlimmer und schlimmer. Außerdem wurde ihr sehr übel. Schnell ging sie nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen. Auch die Maus, der Hase und der Igel waren da. Sie waren ganz grün im Gesicht und hielten sich ihre schmerzenden Bäuche.
"Wir hatten ganz vergessen", meinte Kim, "dass man von zu viel Teignascherei ganz üble Bauchschmerzen bekommt."
Es wurde dann noch eine fürchterliche Nacht für unsere Freunde, und lange noch konnte man ihre Schwüre hören, das Naschen nie wieder zu übertreiben.
9.12
Am nächsten Morgen trafen sich die vier Freunde in Kims Küche. Sie sahen alle noch etwas blass um die Nase aus. "Kommt, lasst uns mal mit den Plätzchen anfangen", meinte Kim.
Sie schütteten wieder Mehl in eine Schüssel und fügten Eier, Butter und Milch hinzu. "Wo ist denn der Zucker?", wollte der Igel wissen. "Dort im Regal, die Büchse mit der roten Deckel", antwortete Kim. Der Igel nahm die Büchse und schüttete den Inhalt in den Teig. Sie kneteten ihn und rollten ihn aus. "Vielleicht sollte einer von uns probieren, ob der Teig gut geworden ist", sagte der Hase. Die Freunde schauten sich fragend an.
"Also, ich will nicht", piepste die Maus kläglich, "Mir tut noch von gestern mein Bauch weh!" Auch die anderen wollten nicht probieren.
"Na, macht nichts", meinte daraufhin der Hase, "wir werden schon nichts falsch gemacht haben."
Jetzt mussten sie nur noch die Plätzchen ausstechen. Es entstanden Plätzchen, die wie Tannen aussahen, wie der Mond und wie Sterne. Manche sahen aus wie Engel oder wie der Nikolaus. Dann legten sie die Plätzchen auf ein Blech und schoben es in den Ofen.
Kim fing an die Küche aufzuräumen. Dabei fiel ihr Blick auf das Regal. "Igel, wieso steht denn der Zucker noch im Regal?", fragte sie.
"Wieso, ich habe ihn doch herausgenommen. Siehst Du?", und der Igel zeigte Kim die Büchse, die er aus dem Regal genommen hatte.
"Du Oberschussel", schimpfte Kim, "diese Büchse hat einen blauen Deckel. Der Zucker ist aber in der Büchse mit dem roten Deckel."
"Oh, das tut mir Leid", sagte der Igel kleinlaut, "da habe ich mich wohl vertan. Was war denn in der Büchse mit dem blauen Deckel?"
"Salz", meinte Kim entsetzt, "wir backen gerade Salzplätzchen."
Bestürzt schlug die Maus die Hände über den Kopf zusammen. "Oje", seufzte sie, "Salzplätzchen? So was kann man doch nicht essen."
"So ein Mist. Die ganzen schönen Zutaten sind nun verbraucht und wir haben immer noch keine Plätzchen", schimpfte der Hase.
"Es tut mir ja so Leid", sagte der Igel traurig, "so ein Schlamassel wollte ich wirklich nicht anrichten."
"Jetzt hört aber mal auf zu schimpfen", rief Kim und nahm den Igel tröstend in den Arm, "ein Versehen kann ja jedem mal passieren. Außerdem sind wir alle mit Schuld, es wollte ja keiner den Teig probieren."
Schließlich kamen die Plätzchen aus dem Ofen.
"Pfui", sagte der Igel, der als erster einen Keks probiert hatte, "die kann man wirklich nicht essen. Sie sind ganz hart und salzig." Plötzlich erhellte sich Kims Miene. "Freunde, ich habe da eine Idee", sagte sie: "Die Plätzchen sind so hart, man kann sie bestimmt bemalen und als Baumschmuck benutzen. Schöne Formen haben sie ja."
Alle waren von der Idee begeistert. Sie holten Farbe und bemalten den ganzen Tag die vermeintlich verdorbenen Plätzchen. Danach waren sie sich einig. Einen so schönen Baumschmuck hatten sie noch nie gehabt.
10.12.
Als Kim am nächsten Morgen erwachte, merkte sie als erstes, dass es die ganze Nacht über geschneit hatte. Sie musste sich durch eine dicke Schicht Neuschnee graben, um aus ihrer Höhle heraus zu gelangen. Freudig weckte sie ihre Freunde. "Was haltet ihr davon, die Arbeit heute mal ruhen zu lassen und Schlitten fahren zu gehen?", fragte sie. Die Anderen waren sofort mit Begeisterung für diesen Plan. Kim und der Hase holten ihre Schlitten und gemeinsam gingen die vier Freunde zum großen Rodelhügel.
Abwechselnd rodelten die Tiere den Hügel hinunter, doch schon bald fuhr Kim mit der Maus, sowie der Hase mit dem Igel zusammen hinab. Zu zweit war man nämlich viel schneller und gemeinsam Rodeln macht ja auch viel mehr Spaß als alleine.
Als unsere Freunde wieder mal am Fuße des Hügels angekommen waren, meinte der Hase zu Kim und der Maus: "Was rodelt ihr denn so langsam? Traut ihr euch nicht, schneller zu fahren?"
"Wieso denn langsam?" rief die Maus, "wir rodeln doch viel schneller als ihr lahme Schnecken."
"Gar nicht wahr", schimpfte der Igel, "wir fahren ja mindestens doppelt so schnell wie ihr!"
"Also ich habe da eine Idee", meinte Kim, "wieso machen wir nicht eine Wettfahrt, dann können wir ja sehen, wer am schnellsten rodelt. Und die Verlierer müssen den Gewinnern einen Kuchen backen."
Natürlich stimmten alle Kims Idee zu, und gemeinsam zogen sie die Schlitten auf die Kuppe des Hügels. Sie machten sich bereit. Kim schrie "Auf die Plätze, Fertig, Los" und ab ging die rasante Fahrt.
Kopf an Kopf fuhren die beiden Schlitten hinab, doch schon bald hatten sich der Igel und der Hase einen kleinen Vorsprung erarbeitet.
"Ihr verliert, ihr verliert", lachten sie. Sie schauten zurück zu Kim und der Maus und zeigten ihnen eine lange Nase.
Das hätten sie besser sein gelassen; Sie übersahen einen alten Baumstumpf, der in ihrem Weg lag. Mit großem Getöse krachte ihr Schlitten dagegen. Sie wurden in die Luft geschleudert und landeten genau auf dem Schlitten von Kim und der Maus.
"Ja, was war denn das?", wunderte sich der Igel.
"Haltet euch gut fest, damit keiner runterfällt", schrie Kim schnell. Sie klammerten sich fest aneinander und erreichten gemeinsam auf einem Schlitten den Fuß des Berges.
"Jetzt haben wir alle gewonnen", rief die Maus.
"Aber wer backt denn nun den Kuchen?", seufzte der Igel, "ich habe mich doch schon so auf ein Stück gefreut."
"Ist doch klar", lachte Kim, "wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren also auch gemeinsam und deshalb backen wir auch gemeinsam." Und zusammen gingen sie zu Kim und backten den leckersten Bratapfelkuchen aller Zeiten, und alle halfen mit ihn aufzuessen.
11.12.
Am nächsten Tag trafen sich die Freunde erneut zum Kakao trinken in Kims Küche. "Langsam wird es Zeit, Bauer Franz einen Besuch abzustatten", meinte der Hase.
Der Hof von Bauer Franz lag mitten auf einem Hügel jenseits des Waldes unserer Freunde. In jedem Jahr besuchten die Tiere den Hof. Dort gab es allerlei Dinge, die sie zu Weihnachten brauchen konnten: Stroh für Strohsterne, Wollreste und Lumpen für Bänder und Schleifen sowie Kerzen für die Baumbeleuchtung.
Nur war der Ausflug nicht ganz ungefährlich für so kleine Tiere. Kim jedoch meldete sich sofort freiwillig für diese Aufgabe. "Wenn Kim geht, gehe ich natürlich mit", sagte die Maus sofort, "denn als ihr bester Freund, kann ich sie ja nicht alleine gehen lassen."
So war es beschlossen. Kim und die Maus machten sich, begleitet von den besten Wünschen ihrer zurückbleibenden Freunde, auf den Weg. Natürlich hatten sie jeder einen großen Sack dabei, um ihre Besorgungen tragen zu können.
"Willst du eigentlich den ganzen Weg hinauf bis zum Bauernhof laufen?", fragte die Maus nach kurzer Zeit.
"Nein", meinte Kim, "lass uns doch die alte Bahn nehmen."
Neben dem Hof von Bauer Franz verlief nämlich eine Bahnstrecke, auf der noch eine alter Dampfzug fuhr. Den Hügel hinauf rollte er so langsam, dass man ohne Probleme aufspringen und sich einen harten Fußmarsch ersparen konnte.
Also gingen Kim und die Maus zu den Gleisen und warteten. Schon nach kurzer Zeit kam die Dampflokomotive. Als der letzte Wagon gerade vorüber fuhr, sprangen sie auf die unterste Stufe der Treppe, die zum Einstieg führte.
Dort blieben sie sitzen, jedoch nach kurzer Zeit meinte die Maus: "Hier ist es ja erbärmlich kalt. Komm, lass uns in den Wagon gehen." Sie kletterten die restlichen Stufen hoch und schlüpften durch die Eingangstür in das Innere des Wagens.
Vor ihnen stand der Schaffner und schaute sie angewidert an: "Hilfe, Ungeziefer", schrie er laut, "und das in meinem schönen Zug. Na wartet, euch kriege ich!!"
Die Maus schaute sich verwundert um: "Ich weiß ja", sagte sie,"dass dieser Zug schon alt ist, aber Ungeziefer kann ich nicht entdecken."
"Ich glaube", erwiderte Kim, "der Schaffner meint uns. Lauf so schnell du kannst!"
Sie nahmen die Beine in die Hand und hasteten durch das Abteil. Der wütende Schaffner war ihnen dabei auf den Fersen.
"So eine Unverschämtheit", schnaufte die Maus, "uns als Ungeziefer zu bezeichnen."
"Sei ruhig und lauf", keuchte Kim.
Über Bänke und Koffer der Fahrgäste hinweg ging die wilde Jagd, und der Schaffner hätte es mehrmals fast geschafft, einen unserer kleinen Abenteurer zu schnappen. Doch sie waren einfach zu flink für ihn.
Sie flüchteten durch den Zug, bis sie im ersten Wagon angekommen waren. Doch nun saßen sie in der Falle.
Weiter ging es nicht mehr; vor ihnen war der Zug zu Ende und hinter ihnen kam der Schaffner angerannt.
Keuchend blieb er stehen. "Jetzt habe ich euch kleine Quälgeister", schnaufte er, "hier geht es nicht mehr weiter", und mit ausgestreckten Händen kam er langsam auf sie zu.
"Ich glaube, unser letztes Stündlein hat geschlagen", wisperte die Maus.
"Ich habe eine Idee", sagte Kim, "renne mir einfach nach."
Auf ein Mal rannte das Eichhörnchen los und die Maus lief hinterher. Sie rannten geradewegs auf den Schaffner zu, der versuchte sie zu schnappen. Sie wichen geschickt seinen Händen aus und schlüpften schnell zwischen seinen Beinen durch. Der Schaffner versuchte die beiden Freunde noch zu erwischen und griff zwischen seinen Beinen durch. Er wollte sich gerade Kims Schwanz packen, als der Zug die Kuppe des Hügels erreichte. Sofort wurde er wieder schneller. Der Schaffner, mit den Armen zwischen den Beinen, verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf dem Hosenboden.
"Hurra", schrie Kim, "jetzt aber nichts wie raus aus dem Zug."
Schnell liefen sie zum letzten Wagen und sprangen hinaus. Sie kugelten durch den Schnee und blieben dann, gesund und munter, vor dem Hof von Bauer Franz liegen.
"Das war aber knapp", lachte die Maus, "ich habe mir Bahn fahren entspannter vorgestellt!"
"Hauptsache, wir haben es geschafft", meinte Kim, "lass uns jetzt zusehen, dass wir unsere Besorgungen erledigt bekommen."
12.12.
Kim und ihre bester Freund, die Maus, hatten es glücklich zum Hof von Bauer Franz geschafft. Nun wurde es Zeit, die Sachen zu suchen, die sie noch für das Weihnachtsfest gebrauchen konnten.
"Lass uns als erstes in den Keller gehen", meinte Kim, "dort bewahrt die Bauersfrau doch ihre Stoff- und Wollreste auf." "Genau", sagte die Maus, "die kann man gut für den Baumschmuck gebrauchen."
Sie gingen hinter das Bauernhaus, denn sie wussten, dass sich dort ein schlecht schließendes Kellerfenster befand. Schnell stemmten sie es auf und huschten in den Keller. Dort war es dunkel, aber bald hatten sich ihre Augen daran gewöhnt. "Schau mal", flüsterte die Maus, "dort in der Ecke liegt ein ganzer Haufen mit Wollresten!"
"Super", flüsterte Kim zurück, "dann lass uns mal schnell alles einpacken, was wir brauchen." Sie waren gerade dabei, als sie plötzlich ein leises Rascheln hörten. Ängstlich blickten sie sich um. In einer Ecke leuchteten zwei Lichter auf, die wie glühende Kohlen aussahen.
"Wa-a-a-as, ist d-d-d-das", stotterte die Maus ängstlich. "I-i-i-ich w-w-w-weiß nicht", antwortete Kim genauso ängstlich.
Plötzlich ertönte eine dunkle, kalte Stimme: "Was haben wir denn da? Wenn das nicht mein Mittagessen ist. Ihr beiden seht ja lecker aus." Aus der dunklen Ecke kam langsam eine schwarze Katze hervor. Sie hatte die Krallen ausgefahren und ihre Augen blitzten angriffslustig. "Schnell, wegrennen!", schrie Kim, aber es war schon zu spät. Mit einem Satz war die Katze zur Maus gesprungen und hatte sie mit ihrer Tatze gepackt. Nun musste Kim schnell handeln, wenn sie die Maus noch retten wollte. "Ich glaube, ich habe eine Idee", dachte Kim. Schnell stellte sie sich direkt vor den Haufen mit den Resten. "Hallo, Katze", schrie sie, "was willst du denn mit dieser dürren Maus? Schau mich doch mal an, ich bin viel größer, viel dicker und viel schmackhafter. Komm schon, fang mich doch!"
Die Katze, die gerade die Maus mit einem Haps verspeisen wollte, blickte auf. Sie schaute Kim genau an, dann noch mal kurz zur Maus, und plötzlich sprang sie, ohne Vorwarnung, auf das Eichhörnchen zu. Dieses duckte sich schnell und rollte zur Seite.
Die Katze verfehlte es knapp und landete genau zwischen den Wollresten.
"Dich kriege ich noch", fauchte sie böse und versuchte aus dem Haufen herauszukommen. Aber die Wollfäden hatten sich in ihren Krallen verfangen und um ihren Körper gezogen. Die Katze versuchte verzweifelt sich zu befreien, doch je mehr sie zog und zerrte, desto stärker zogen sich die Fäden fest, bis sie sich nicht mehr rühren konnte.
"Danke Kim, du hast mich gerettet", seufzte die Maus. "Ist doch Ehrensache", beschwichtigte Kim, "aber jetzt schnell weiter, bevor sich die Katze noch befreit."
Und sie machten sich auf den Weg in den Hobbykeller.
13.12.
Nach dem Abenteuer mit der Katze machten sich Kim und die Maus schnell auf den Weg in den Hobbykeller. Sie wussten, dass dort Bauer Franz seine Weihnachtsdekorationen lagerte. Dazu gehörten auch viele Baumkerzen, soviele, dass niemand merken würde, wenn zwei oder drei Kerzen fehlten. Mehr brauchten unsere Freunde auch nicht, denn ihr Plan war es, die Kerzen zu Hause einzuschmelzen und viele kleine Kerzen herzustellen.
Kim und die Maus standen schon bald vor dem großen Arbeitstisch im Hobbykeller. "Die Kerzen liegen dort oben", sagte Kim, "wir werden wohl hoch klettern müssen."
Unter dem Tisch waren viele Schubladen für Werkzeuge angebracht. An den kletterten die Beiden hoch. Erst hob Kim die Maus an, damit sie die nächste Schublade erreichen konnte ,und dann, oben angekommen, zog die Maus Kim zu sich hoch. So gelangten sie langsam zur Tischplatte.
Kaum waren sie oben angekommen, sagte die Maus: "Schau mal Kim, da sind ja die Kerzen". Sie zeigte auf eine Ecke des Tisches. Schnell rannten sie hin und packten jeder eine Kerze ein. Sie wollten gerade den Rückweg antreten, als sie hörten, wie sich die Kellertür knarrend öffnete und jemand die Kellertreppe herunter kam.
"Schnell, wir müssen uns verstecken", rief Kim.
Nur wo? Der Arbeitstisch war blitzblank aufgeräumt, nur am Rand stand eine kleine Weihnachtskrippe. Sie rannten schnell dorthin. Die Weihnachtskrippe war ein kleiner Holzstall. Wie in einem richtigen Stall lag überall Stroh und es gab Holzfiguren, die Puppenkleider an hatten. Da waren die Hirten, natürlich Maria und Joseph mit dem Christuskind in der Krippe und sogar der Ochs und der Esel.
"Ich habe eine Idee", sagte Kim. Schnell zog sie Joseph die Kleider aus und gab sie der Maus.
"Zieh das an, stelle dich an Josephs Platz und rühr dich bloß nicht." Sie selber zog Marias Kleider an. Dann versteckte sie die beiden Holzfiguren im Stroh und stellte sich neben die Maus hinter das Christuskind.
In dem Moment kam Bauer Franz in den Keller.
"Ja, wo habe ich denn letztes Jahr die Lichterketten verstaut", murmelte er vor sich hin. Kim und die Maus rührten sich nicht von Fleck. Stocksteif standen sie da, nur ihre Herzen hämmerten wie wild. Bauer Franz suchte im Keller herum, als sein Blick auf ein Mal auf die Weihnachtskrippe viel. Er stutzte.
"Irgendwie sehen Joseph und Maria ganz anders aus als sonst. Spielt mir hier jemand einen Streich? Die Krippe muss ich mir doch mal genauer anschauen." , sagte er und fing an in seinen Taschen zu kramen. "Wo ist nur meine Brille?", fragte er sich, "bestimmt habe ich sie oben vergessen. " Er ging aus dem Keller und stieg die Treppe hinauf. Dabei murmelte er immer wieder: "Irgendwas stimmt da doch nicht".
Kaum hatte Bauer Franz den Keller verlassen, als sich Kim und die Maus schnell die Kleider vom Leib rissen. Sie zogen die Holzfiguren wieder an und stellten sie zurück auf ihren Platz. Dann kletterten sie schnell vom Tisch, rannten zum Kellerfenster, durch das sie eingestiegen waren und schlüpften nach draußen. Zitternd vor Aufregung ließen sie sich in den Schnee fallen. Ihre kleinen Herzen schlugen immer noch wie wild. Aber sie waren in Sicherheit. Drinnen hörten sie Bauer Franz zurückkommen.
"Dann schauen wir mal", sagte er, "na so was. Ist ja alles wie immer, dann habe ich mich wohl getäuscht." Kim schaute vorsichtig durchs Kellerfenster.
In dem Moment kam Bauer Franz am Raum vorbei, durch den die beiden Freunde den Keller verlassen hatten. Sofort sah er die gefesselte Katze. "Ja, was hast du blödes Vieh denn jetzt angestellt?", fragte er und befreite sie vorsichtig. "Heute ist aber auch ein verrückter Tag", meinte er noch und kraulte die Katze besänftigend hinter den Ohren. Kopfschüttelnd verließ er den Keller. Kim und die Maus seufzten erleichtert auf. Nun mussten sie nur noch in den Kuhstall, um das Stroh für Strohsterne zu besorgen.
14.12.
Schon bald hatten Kim und die Maus den Kuhstall erreicht. Sie wussten, dass dort das Stroh für ihre Strohsterne zu finden war. Vorsichtig öffneten sie die Stalltür und schauten herein.
"Ich hatte ganz vergessen, wie groß Kühe sind", sagte die Maus. "Wir müssen sehr vorsichtig sein, dass nicht eine Kuh aus Versehen auf uns tritt", flüsterte Kim, "am besten wir bleiben ganz nah beieinander." Langsam schlichen sie sich in den Stall. Kim voraus und die Maus hinterher.
"Schau mal, da hinten liegt sauberes Stroh", meinte Kim und zeigte auf die gegenüberliegende Wand. Sofort machten sie sich auf den Weg. Kim lief voraus und die Maus folgte mit etwas Abstand. Sie hatten Glück, denn der Weg verlief etwas abseits der Kühe, aber trotzdem versuchten die beiden möglichst vorsichtig zu sein.
Doch dann geschah es. Die Maus trat in etwas glitschiges, rutschte aus und landete in einer weichen, stinkenden Masse. Panisch ruderte sie mit den Armen um herauszukommen.
"Oh nein", dachte sie, "ich stecke bis über beide Ohren in einem Kuhfladen." Sie wollte um Hilfe schreien, aber sie traute sich verständlicherweise nicht, den Mund zu öffnen. Endlich gelang es der Maus, sich aus dem Fladen zu befreien und sich in einen Haufen Stroh zu rollen. Nur, wie sah sie jetzt aus? Ihr Körper war vom Kuhfladen ganz verklebt und sie war über und über mit Stroh bedeckt. Sogar ihre Schnurrbarthaare klebten so aneinander, dass sie noch nicht mal ihren Mund öffnen konnte. Sie wollte "Hilfe, Kim!!" rufen, jedoch bekam sie nur ein "Hmpffe, Pfim" heraus.
Kim hatte von alledem nichts mitgekommen und war am Stroh angelangt. "Jetzt nehmen wir uns schnell das Stroh und dann nichts wie raus, oder was denkst du?", fragte sie. Als sie keine Antwort bekam, drehte sie sich um und erstarrte vor Schreck. Hinter ihr stand ein unglaublich hässliches Monster. Es wankte langsam auf sie zu und murmelte mit erstickter Stimme immer wieder: "Hmpffe, Pfim"
Schnell rannte Kim weg, aber das Monster folgte ihr. An einer Wand des Kuhstalls ging es nicht mehr weiter. Kim saß in der Falle. Das Monster kam näher und näher und stieß immer noch diese schrecklichen "Hmpffe, Pfim" Schreie aus. Kim stand nun mit dem Rücken zur Wand. Was sollte sie nur tun? Da entdeckte sie neben sich einen Wasserschlauch mit Spritzdüse. Diesen schnappte sich Kim sofort und hielt ihn in Richtung des Monsters.
"Keinen Schritt weiter, oder ich spritze", schrie sie, aber das Ungeheuer hörte nicht. "Ich sagte Stopp", rief sie nun, während sie den Wasserschlauch mit ihren zittrigen Händen fester umschloss. Das Monster setzte ungerührt seinen Weg fort. Jetzt war es Kim zu viel. Sie drückte den Auslöser der Spritzdüse, und ein scharfer Wasserstrahl ergoss sich auf den Angreifer. Das Ungeheuer wedelte mit den Armen. Der Wasserstrahl war so stark, dass es den Boden unter den Füßen verlor und prustend und nach Luft ringend hinfiel.
"Halt, Hilfe, ich ertrinke", schrie plötzlich das Monster, "ich bin es doch, die Maus."
Kim hörte auf zu spritzen und dann erkannte sie ihren besten Freund. Pitschnass stand sie vor ihr. Sofort entschuldigte sich Kim mehrmals für ihren dummen Fehler, doch die Maus lachte nur.
"Jedenfalls bin ich jetzt sauber", meinte sie, "Nass zu sein ist allemal besser, als zu stinken." Sie nahm etwas Stroh und rubbelte sich trocken. Dann packten die Beiden so viel von dem Stroh in ihre Säcke, wie sie für die Strohsterne brauchten und verließen schnell den Stall.
15.12
Kim und die Maus nun alles für Weihnachten beisammen. Sie konnten sich nun auf den Heimweg machen.
"Bahn fahre ich aber nicht mehr", piepste die Maus, "das war mir wirklich zu aufregend."
"Keine Sorge", meinte Kim, "jetzt geht es ja immer nur den Hügel hinab. Da können wir problemlos laufen." Und so machten sie sich auf den Weg. Nachdem sie so viele Gefahren bestanden hatten, waren sie sehr ausgelassen. Sie spielten Fangen, schlitterten im Schnee und bewarfen sich mit Schneebällen. Dabei gelang es Kim, der Maus einen Schneeball direkt ins Gesicht zu werfen.
"Na, warte, du Schuft", lachte die Maus, "das zahle ich dir Heim." Sie formte einen Schneeball und warf ihn mit aller Kraft auf das Eichhörnchen. Aber leider hatte sie nicht gut gezielt, denn er flog weit über Kims Kopf hinweg und landete über ihnen im Schnee.
"Du triffst ja nicht mal ein Scheunentor", lachte Kim. Doch was war das?
Wo der Schneeball gelandet war, löste sich der Schnee vom Boden und begann talwärts zu rutschen, genau auf die zwei Freunde zu. "Das sieht nicht gut aus", schrie die Maus, "das ist eine Lawine." Unsere beiden Freunde rannten so schnell sie konnten den Hügel runter, während hinter ihnen immer mehr Schnee ins rutschen kam.
"Die Lawine wird uns verschütten", rief die Maus Kim zu, "wir sind zu langsam." Da sah Kim einen alten vermoderten Baumstamm, der aus dem Schnee ragte.
"Ich habe eine Idee", schrie Kim und rannte schnell zum Baumstamm. Sie riss ein großes Stück Baumrinde ab und legte sie in den Schnee. Dann schmiss sie die Säcke darauf. "Spring schnell auf", rief sie der Maus zu. Beide stellten sich auf das Rindenstück, Kim gab mit einem Bein Schwung und dann fuhren sie den Hang hinab. Hinter ihnen bäumte sich die Lawine höher und höher auf, aber Kim glitt ihr, wie ein Snowboarder, geschickt davon. Die Maus klammerte sich ängstlich an ihren Rücken, aber schon bald sah sie, dass sie sich immer mehr von der Lawine entfernten. Am Fuße des Hügels angekommen, bog Kim schnell in den Wald ab. Jetzt waren sie in Sicherheit. "Ich wusste gar nicht, dass du Snowboarden kannst", sagte die Maus.
"Wenn man muss, kann man vieles", meinte Kim.
Sie schnappten sich ihre Säcke und machten sich auf den Weg nach Hause.
16.12.
Schon nach kurzer Zeit waren Kim und die Maus zu Hause angekommen. Nur was war hier los? Der Platz lag einsam und verlassen. Eigentlich hätten sie das geschäftige Treiben des Hasen und des Igels bei den Weihnachtsvorbereitungen erwartet, aber alles war ruhig. Es war fast schon etwas unheimlich.
"Hallo, wo seid ihr", rief Kim und noch mal "Hallo". Da ging plötzlich die Tür zum Haus des Hasen einen Spalt weit auf. "Schnell, kommt rein", flüsterte der Hase. Kim und die Maus rannten zur Tür und schlüpften ins Innere. Dort war auch der Igel.
"Was ist denn los", wollte Kim wissen. "Was Schreckliches ist passiert", jammerte der Igel, "kaum wart ihr weg, da kam eine Krähe angeflogen. Sie pickte uns immer auf den Kopf und sagte, wenn wir ihr nicht unsere Vorräte geben, dann wird sie uns nie mehr in Ruhe lassen." Traurig zeigten der Hase und der Igel auf ihre mit Beulen übersäten Köpfe.
"Ja so eine Frechheit", zürnte die Maus, "diese Krähe hat ja nicht alle Tassen im Schrank."
"Wir lassen uns doch nicht so einfach erpressen", meinte Kim, "ich denke, ich habe eine gute Idee. Die Krähe weiß ja nicht, dass die Maus und ich wieder hier sind. Und das nutzen wir aus."
Die vier Freunde steckten ihre Köpfe zusammen und besprachen Kims Plan. Kurze Zeit später huschten Kim und die Maus vorsichtig aus dem Haus und versteckten sich hinter einem kleinen Hügel. Sofort begannen sie, Schneebälle zu formen. Nach einer Weile kamen auch der Hase und der Igel heraus. Sie riefen: "Hallo Krähe, komm raus. Du hast gewonnen." Sofort kam die Krähe angeflogen. "Wo sind denn eure ganzen Vorräte?", fragte sie, "heraus mit der Sprache oder soll ich euch wieder auf den Kopf picken?"
"Nein, nein", beschwichtigte der Hase, "unsere Vorräte liegen da hinten bei dem kleinen Hügel".
Die Krähe drehte sich um. In diesem Moment sprangen Kim und die Maus aus ihrem Versteck und begannen die Krähe mit den Schneebällen zu bewerfen.
Auch der Hase und der Igel begannen sofort, Schneebälle zu formen und ihrerseits die Krähe damit zu beschmeissen. Die war so überrascht, dass sie gar nicht wusste wie ihr geschah. An Gegenwehr war überhaupt nicht zu denken. Sofort war sie vom Schnee so durchnässt, dass sie jämmerlich zu frieren begann. Ihr blieb nur noch der Rückzug.
"Ihr habt noch nicht gewonnen", rief sie, "ich komme wieder." Und dann verschwand sie in den Wolken. Unsere Freunde aber feierten ausgelassen ihren glorreichen Sieg.
17.12.
Am nächsten Tag wurde Kim durch lautes Getöse geweckt. Es klang wie das Schlagen vieler Flügel. Vorsichtig steckte sie ihre Nase aus ihrer Baumhöhle, um zu sehen, was draußen vor sich ging. Dort stand die Krähe, die sie gestern vertrieben hatten. Aber sie war nicht allein. Mit ihr hatten sich noch dutzende von Krähen versammelt.
"Ich habe euch ja gesagt, dass ich wiederkomme", rief eine der Krähen, "und ich habe meine Freunde mitgebracht. Ihr braucht euch gar nicht zu verstecken, ich weiß, dass ihr hier seid."
Kim kletterte aus ihrer Höhle. "Was willst du wieder hier?", fragte sie.
"Ihr werdet mir alle eure Wintervorräte geben", schrie die Krähe triumphierend, "oder ich werde mit meinen Freunden eure Häuser zerstören!!" Sie lachte gehässig.
"Morgen, wenn die Sonne am höchsten Punkt steht, kommen wir wieder. Ihr solltet bis dahin eure Vorräte hier neben diesen Tannenbaum gelegt haben", die Krähe zeigte auf den Weihnachtsbaum der vier Freunde, "oder wir werden hier keinen Stein mehr auf dem anderen lassen."
Plötzlich erhob sich die Krähe in die Luft. Mit zwei Flügelschlägen war sie bei Kim und packte sie mit ihren Krallen an den Schultern.
"Und du kleines Eichhörnchen", sagte sie, während sie Kim hin und her schüttelte, "wirst mir diesmal nicht in die Quere kommen,. Was willst du schon gegen meine Freunde und mich ausrichten? Wir sind viel zu viele für euch!"
Die Krähen lachten lauthals. "Morgen werden wir viel Futter bekommen", höhnte eine von ihnen, und die anderen jubelten vor Freude. Dann flogen sie auf und davon.
"Denkt dran, ihr habt Zeit bis morgen Mittag", sagte ihr Anführer noch, dann waren die Vögel verschwunden. Die Freunde trafen sich an ihrem Weihnachtsbaum.
"Oje, jetzt ist alles verloren", jammerte der Igel. "Stimmt", pflichtete die Maus bei, "wenn wir unsere ganzen Vorräte abgeben, dann haben wir für den Rest des Winters nichts mehr zu essen. Und wenn wir ihnen nichts geben, werden unsere Häuser zerstört und wir haben keinen Platz mehr zu leben. Und das im Winter."
"Und es sind so viele Krähen", meinte der Hase noch, "was können wir da schon ausrichten. Weihnachten fällt dieses Jahr wohl flach."
"Nicht, wenn ich es verhindern kann", meinte Kim nachdenklich," ich denke ich habe da eine Idee. Kommt mal alle zu mir."
Kim flüsterte den Anderen ihren Plan ins Ohr. "Ich glaube fast, das könnte klappen", meinte die Maus freudestrahlend.
Sofort machten sich unsere Freunde an die Arbeit. Sie arbeiteten fast die ganze Nacht hindurch. Dann waren sie sich sicher, dass es am anderen Tag eine böse Überraschung für die Krähen geben würde.
18.12.
Unsere Freunde hatten den ganzen Abend hindurch gearbeitet, doch dann hatten sie ihren Plan verwirklicht. Zufrieden gingen sie ins Bett. Am nächsten Morgen wachten sie früh auf und trafen sich beim Hasen.
"Was müssen wir denn jetzt noch machen?", fragte der Igel.
"Damit die Krähen keinen Verdacht schöpfen, müssen wir natürlich unsere Vorräte zum Weihnachtsbaum bringen", meinte Kim. Den ganzen Vormittag schafften sie nun alles Essbare zur Tanne, bis sich dort ein kleiner Hügel gebildet hatte.
Schließlich sagte Kim: "Die Sonne steht schon hoch am Himmel, die Krähen können nun jederzeit kommen. Jeder begibt sich auf seinen Platz und wartet auf mein Kommando."
Links und rechts neben der Tanne lagen zwei Seile. Sie waren fast vollständig vom Schnee bedeckt. Nur die Seilenden schauten leicht aus dem Schnee hervor. Der Hase und der Igel gingen zu diesen Enden und nahmen sie fest in die Hand. Hinter der Tanne hatten die Tiere einen hohlen Baumstamm versteckt. Vor seiner Öffnungen versteckte sich die Maus und wartete leise.
Kim jedoch stellte sich direkt neben den Vorratshaufen. Die Tiere warteten gespannt ab, was nun passieren würde. Nach kurzer Zeit hörten sie das Flügelschlagen der Krähen. Erst ganz leise, dann wuerde es immer lauter, je näher die Krähen kamen. Schließlich landeten Sie bei den Vorräten.
"Ihr seid ja schlauer, als ihr ausseht", meinte der Anführer, "ich sehe, ihr habt gemacht, was ich von euch verlangt habe. Aber wehe, ihr habt irgendwo noch etwas Essbares versteckt. Wenn ich das herauskriege, ergeht es euch schlecht." Die Krähe lacht bedrohlich.
"Das glaube ich kaum", rief Kim, "im Gegenteil, ihr habt jetzt die letzte Gelegenheit, für immer von hier zu verschwinden. Wenn nicht, wird es nämlich euch schlecht ergehen."
Der Anführer der Krähen stutze kurz, doch dann fing er an zu lachen.
"Schaut euch dieses kleine Eichhörnchen an", kicherte er, "sie will uns tatsächlich drohen."
Auch die anderen Krähen brachen in schallendes Gelächter aus. In dem Moment rief Kim: "Jetzt!". Der Hase und der Igel zogen fest an den Seilen und aus dem Schnee schnellte eine lebensgroße Figur des Nikolaus empor.
Diese hatten unsere Freunde nämlich aus Stöcken, Stoffresten für den Mantel und die Mütze, einem Ball als Kopf und den Wollresten als Bart, gebaut. Die Krähen erstarrten vor Schreck. Gleichzeitig brüllte die Maus in den hohlen Baumstamm: "Ihr Krähenwichte!! Was bildet ihr euch eigentlich ein. Wisst ihr nicht, welche Zeit wir haben. Es ist Advent, die Zeit der Liebe. Ich werde verhindern, dass ihr diesen lieben Tieren Leid antut! So wahr ich der Nikolaus bin." Durch den Baumstamm verstärkt, klang ihre Stimme sehr laut und sehr bedrohlich.
Die Krähen wurden kreidebleich. "Wa-wa-was ist das denn", schrie ihr Anführer, "Rückzug, Rückzug. Bevor der Nikolaus uns noch bestraft."
In Panik stoben die Krähen in alle Himmelsrichtungen auseinander und waren nie mehr gesehen.
Die Freunde kugelten sich vor Lachen im Schnee. "Habt ihr schon jemals schreckensweiße Krähen gesehen?", fragte die Maus. "Nein, und besonders keine, die so schnell fliegen konnten!", lachte der Igel.
"Ich glaube nicht, dass wir die Krähen noch mal wiedersehen", sagte der Hase.
"Wir sollten schnell unsere Vorräte wieder in unsere Häuser schaffen und dann eine tolle Party feiern", schlug Kim vor.
Begeistert wurde dieser Vorschlag angenommen und die Freunde feierten die ganze Nacht.
19.12.
Langsam wurde es nun für die Tiere Zeit, sich um die Weihnachtsgeschenke zu kümmern. Der Igel hatte sich darüber schon im Herbst Gedanken gemacht und eine tolle Idee gehabt. Er wollte seinen Freunden selbstgemachtes Apfelkompott schenken. Deshalb hatte er sich schon früh einen besonders schönen Apfel von der nahen Streuobstwiese besorgt. Diesen hatte er bei sich eingelagert, und heute wollte er ihn verarbeiten. Deshalb holte der Igel den Apfel aus der Vorratskammer und legte ihn auf seinen Küchentisch.
"Ein wirklich wunderschöner Apfel", dachte er, "so ebenmäßig, keine braunen Stellen, und schön dunkelrot, mit einem grünen Fleck auf der Seite. Selten habe ich einen schöneren Apfel gesehen." Wenn so etwas der Igel sagte, dann heißt das schon etwas, den Igel sind im allgemeinen Experten, was Äpfel angeht. Der Igel drehte sich zu seinem Herd um. Über dem Herd hatte er ein Regalbrett angebracht, auf dem seine Töpfe standen. Nun versuchte er, sie zu erreichen.
"Ich hätte das Regal nicht so hoch anbauen sollen", dachte er. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, und es gelang ihm, einen Topf zu erreichen. Er griff nach ihm und wollte ihn herunter nehmen, verlor dabei jedoch das Gleichgewicht und fiel nach hinten gegen den Tisch. Die Töpfe fielen vom Regalbrett, aber mit artistischen Bewegungen konnte der Igel alle auffangen.
"Ist ja noch mal gut gegangen", dachte er, während er die Töpfe auf den Herd stellte, "und nun wird es Zeit den Apfel klein zuschneiden."
Er drehte sich zum Tisch um. Der Apfel war verschwunden.
"Wo ist nur der Apfel?", grübelte der Igel. Er schaute unter dem Tisch nach, aber da lag er nicht. Er schaute in alle Ecken seiner Küche, aber auch da war er nicht.
Er ging sogar noch mal in die Vorratskammer, aber auch dort fand er den Apfel nicht.
"Vielleicht sind die Krähen zurückgekommen und haben mir den Apfel gestohlen", überlegte er, und ihm wurde Angst und Bange. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Der Igel ging und öffnete sie. Draußen stand Kim. "Hallo Kim", sagte der Igel, "komm herein. Du musst mir helfen." Und er erzählte dem Eichhörnchen die ganze Geschichte vom verschwundenen Apfel. Nachdenklich kratzte Kim sich am Kinn.
"Du Igel", sagte sie nach kurzer Zeit und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, "ist dein Apfel zufällig ebenmäßig, hat keine braune Stelle und ist schön dunkelrot, mit einem grünen Fleck auf der Seite?"
"Ja, genau", freute sich der Igel, "so sah mein Apfel aus. Aber woher weißt du das?"
"Der Apfel ist auf deine Stacheln gespießt", lachte Kim. Da freute sich der Igel, dass der Apfel wieder aufgetaucht war. Gleichzeitig war es ihm auch peinlich, dass er es nicht gemerkt hatte. Es musste wohl passiert sein, als er rücklings gegen den Tisch gefallen war. Kim zog den Apfel ab und gab ihn dem Igel. Nun konnte er endlich das Apfelkompott kochen.
20.12.
Auch die Maus war längst dabei, für ihre Freunde Weihnachtsgeschenke zu basteln. Ihre Idee war es, schöne dicke, kuschelig warme Wollsocken zu stricken. Für ein kleines Tier wie die Maus war das eine enorme Arbeit. Sie konnte ja nicht in den nächsten Laden gehen und Wolle kaufen. Deshalb hatte sie sich schon im Sommer auf die Schafsweide geschlichen und heimlich Wolle gesammelt. Das war gefährlich. Jederzeit hätte eins von den Schafen auf sie drauf treten können. Zu Hause hatte sie die Wolle mühevoll zu einem festen, dicken Garn versponnen und zu Knäuel aufgewickelt. Als nächstes musste sie die Größe der Pfoten ihrer Freunde herausfinden, denn die Socken sollten ja nicht zu klein oder zu groß werden. Dabei hatte ihr der erste Schnee geholfen; Sie hatte einfach die Fußspuren ihrer Freunde ausgemessen. Nachdem die Vorarbeit geleistet war, setzte sie sich jeden Tag hin und strickte. Viele Male musste sie mit ihrer Arbeit neu beginnen, bevor sie den Dreh raus hatte und die Maschen der Socken weder zu lose, noch zu fest wurden. Aber nach vielen Tagen war es endlich geschafft. Stolz blickte die Maus auf drei Paar schöner Wollsocken, die vor ihr auf dem Tisch lagen.
"Es war zwar viel Arbeit", dachte sie, "aber es hat sich gelohnt. Wie werden sich die Anderen freuen, wenn sie erst meine warmen, kuschelweichen Wollsocken tragen."
Zuletzt wusch sie die Socken noch im heißen Wasser, damit sie schön sauber wurden und hängte sie zum Trocknen neben den Ofen.
Als die Socken getrocknet waren, wollte die Maus sie als Geschenk einpacken. Doch was musste sie sehen? Die Socken waren auf einmal viel kleiner als vorher. Durch das Waschen waren sie eingelaufen.
"Oh nein", seufzte die Maus, "all die viele Arbeit ganz umsonst. Die Socken passen ja gar nicht mehr. Jetzt habe ich gar kein Geschenk mehr für meine Freunde." Traurig ließ sie ein Paar Socken durch ihre Hände gleiten.
Da kam ihr eine Idee. Für die Füße waren die Socken vielleicht zu klein, aber genau richtig für die Hände. Die Maus strahlte vor Freude, das war die Lösung. In diesem Jahr würde sie keine Socken, sondern warme, kuschelweiche Handschuhe verschenken.
21.12.
Auch der Hase hatte sich schon früh Gedanken über sein Weihnachtsgeschenk gemacht. Er wollte für seine Freunde aus Holz Instrumente basteln. Deshalb war er den ganzen Sommer im Wald unterwegs gewesen, um geeignete Hölzer zu finden. Er hatte geplant eine Trommel, eine Flöte und eine Gitarre zu bauen. Deswegen konnte er auch nicht irgendwelche Hölzer nehmen, sondern er musste viele unterschiedliche Holzstücke mit der jeweils richtigen Form finden. Oft lief er tagelang durch den Wald, ohne ein brauchbares Stück gefunden zu haben. Manchmal hatte er Glück und er fand gleich zwei oder drei an einem Tag. Die Holzstücke, die er gebrauchen konnte, lagerte er in einer kleinen Kammer bei sich zu Hause. Dort trocknete das Holz, damit es gut zu verarbeiten war.
Endlich wollte sich der Hase daran setzen, die Instrumente zu basteln. Er ging in die Kammer, um die Hölzer zu holen. Er griff sich das erste Stück Holz, aber es zerfiel in seinen Händen.
"Was ist denn das", dachte er, "wieso zerfällt denn plötzlich das Holz?" Er schaute sich die restlichen Stücke an. Sie waren voller Löcher.
"Oh nein", dachte der Hase, "Holzwürmer." Holzwürmer sind kleine Tiere, die Holz fressen und dabei das Holz so durchlöchern, bis es nicht mehr zu gebrauchen.
Was sollte der Hase jetzt nur tun? Als erstes schmiss er das ganze unbrauchbare Holz raus. Übrig blieben nur ein paar kleine Holzstangen.
"Was soll ich denn nur daraus basteln?", fragte er sich, "Mir muss langsam eine Idee kommen, wenn ich noch rechtzeitig vor Weihnachten fertig sein will."
Völlig in Gedanken schlug er zwei der Holzstangen gegeneinander. Das machte einen schönen Ton. Er nahm zwei weitere Holzstücke und schlug auch sie gegeneinander. Der Ton war auch schön, nur etwas anders. Der Hase erkannte schnell, dass die Höhe der Töne, die die Holzstücke machten, von ihrer Länge abhingen.
Da kam ihm eine gute Idee. Er sortierte die übrig gebliebenen Holzstangen der Länge nach und nagelte sie sorgfältig auf zwei Besenstiele. Zwei weitere Stöcke benutzte er, um damit auf den Holzstücken zu trommeln. Bald schon gelang es dem Hasen auf seinem neuen Instrument die schönsten Lieder zu spielen. Da wusste er, dass er sein Weihnachtsgeschenk gefunden hatte.
22.12.
Missmutig stapfte Kim durch den Wald. "Jetzt sind es nur noch zwei Tage bis Weihnachten", dachte sie, "und ich habe immer noch kein Geschenk. Mir fällt aber auch nichts ein."
Plötzlich hörte sie eine leise Stimme "Hilfe, Hilfe" rufen. Sofort folgte sie der Stimme und kam zu einer kleinen Lichtung. Mitten auf dieser Lichtung saß eine Elster im Schnee. Sie hatte sich mit ihrem Fuß in einer Plastikverpackung verheddert und konnte sich nicht alleine befreien. Wahrscheinlich hatten im Sommer Menschen hier ein Picknick veranstaltet und ihren Müll einfach liegen gelassen. Die Elster hatte jetzt auch Kim entdeckt. "Bitte, kleines Eichhörnchen, hilf mir", flehte sie. Kim war vorsichtig. Elstern konnte man nicht so recht trauen. Sie waren zwar nicht so groß und stark wie Krähen, dafür aber ganz große Diebe. Besonders glitzernden Dingen konnten Elstern kaum widerstehen und versuchten alles, um sie zu stehlen.
"Bitte, bitte, hilf mir doch", bettelte die Elster erneut, "wenn du mir nicht hilfst, werde ich hier noch bitterlich erfrieren."
Kim gab sich einen Ruck. Elster hin oder her, sie konnte nicht zulassen, dass ein Tier starb. Sie näherte sich der Elster und befreite vorsichtig ihren Fuß aus der Verpackung. Kaum war die Elster frei, flatterte sie sofort in die Luft. "Danke, kleines Eichhörnchen, dass du mich befreit hast", sagte sie, "warte hier. Als Dankeschön möchte ich dir was schenken."
Sie flog weg und kam nach kurzer Zeit wieder. In ihrem Schnabel hielt sie einen Gegenstand, der wie ein Stab aussah und schön in der Sonne glänzte. Sie gab ihn Kim.
"Diesen glänzenden Stab habe ich zufällig bei den Menschen gefunden", sagte sie, "er war ganz oben an einem großen Tannenbaum befestigt, der auf einem Marktplatz stand. Er gehörte wohl niemanden, denke ich, deshalb habe ich ihn einfach mitgenommen."
Kim betrachtete den glänzenden Gegenstand genauer. Es war eine Weihnachtsbaumspitze.
Sie war golden und ganz oben war ein leuchtender, silberner Stern befestigt. Kim hatte noch nie so was Schönes gesehen.
"Nochmals vielen Dank, kleines Eichhörnchen", sagte die Elster und flog davon. Kim aber rannte so schnell sie konnte nach Hause zurück. Endlich hatte sie ein Weihnachtsgeschenk. Wie würden ihre Freunde an Weihnachten staunen, wenn sie ihren Weihnachtsbaum mit dieser wunderschönen Spitze schmückten.
23.12.
Kim und ihre Freunde hatten es geschafft. Es war der Tag vor Weihnachten und alles war erledigt. Nun trafen sie sich bei ihrem Baum, um ihn zu schmücken.
"Schaut mal", sagte Kim, "was wir alles haben, um aus unserer Tanne einen wunderschönen Weihnachtsbaum zu machen. Was haben wir nicht alles erlebt, um all diese Sachen zu bekommen?"
Sie hatten der Haselmaus geholfen ihre Nüsse wiederzufinden, deshalb hatten sie jetzt viele bemalte Nussschalen. Die hängten sie als erstes an den Baum.
Kim und die Maus waren bei Bauer Franz gewesen und hatten tolle Abenteuer erlebt. Aus dem Stroh hatten die Freunde schöne Strohsterne gebastelt. Diese hängten sie nun zu den Nussschalen. Aus den Stoffresten hatten sie edle bunte Schleifen gebastelt, welche sie jetzt an die Zweige der Tanne knoteten. Und die großen Kerzen der Menschen hatten sie eingeschmolzen und viele kleine Baumkerzen gegossen. Die befestigten sie mit Draht an Zweigen, die dick genug waren um die Kerzen auch gerade halten zu können.
Nicht zu vergessen den wunderschönen Baumschmuck, den sie aus den völlig versalzenen Plätzchen hergestellt hatten. Auch diesen hängten sie nun in den Baum.
Nachdem sie fertig waren, schauten sie voller Stolz auf ihre festlich geschmückte Tanne.
"So einen schönen Weihnachtsbaum hatten wir noch nie", meinte die Maus. Der Hase und der Igel stimmten ihr zu.
"Aber denkt ihr nicht, dass noch irgendwas fehlt?", fragte der Hase.
"Stimmt", meinte der Igel, "irgendwie fehlt noch das Tüpfelchen auf dem I. Aber vielleicht irre ich mich auch"
Kim schmunzelte. "Morgen werdet ihr sehen, was gefehlt hat",dachte sie. Natürlich meinte sie damit die schöne Weihnachtsbaumspitze.
Langsam wurde es dunkel. Die Freunde verabschiedeten sich und gingen nach Hause. Auch Kim wollte früh ins Bett, damit es ganz schnell Weihnachten wurde. Aber noch lange lag sie voller Vorfreude wach und konnte kein Auge zumachen.
Nicht anders erging es dem Rest unserer Freunde, denn sie alle freuten sich so sehr auf den morgigen Tag. Auf Weihnachten.
24.12.
Vor lauter Vorfreude waren unsere Freunde schon viel früher wach als sonst. Sie trafen sich zum Frühstück beim Hasen und tranken erstmal einen leckeren, warmen Kakao.
"Ist es denn schon soweit mit der Bescherung?", fragte ganz aufgeregt der Igel.
"Nein, sei nicht so ungeduldig!", sagte Kim, "Erstmal muss es doch Abend werden."
So saßen sie zusammen und erzählten sich gegenseitig die vielen Abenteuer, die sie im Advent erlebt hatten. Zum Mittagessen gab es, wie immer an Weihnachten, Kartoffelsalat. Aber vor Aufregung bekamen die Tiere kaum einen Bissen herunter. Dann begann es zu dämmern.
"Ich denke, nun wird es langsam Zeit, die Geschenke zu holen", meinte Kim. Schnell verschwanden unsere Freunde in ihren Häusern und kehrten bald darauf mit den Geschenken zurück, welche sie unter den Weihnachtsbaum legten. Kim nahm sich einen langen Stock und entzündete ein Feuer an seiner Spitze. Damit zündete sie vorsichtig alle Kerzen am Baum an. Es war dunkel geworden und ehrfürchtig bestaunten die Freunde den hell erleuchteten Weihnachtsbaum.
"Ui, ist das schön", schwärmte der Hase.
"Ja", pflichtete die Maus schnell bei, "der schönste Weihnachtsbaum, den wir je hatten."
"Aber ich finde immer noch, dass irgendwas fehlt", grübelte der Igel.
Die Tiere bestaunten noch eine Weile den wunderschönen Baum, aber dann war es Zeit für die Bescherung. Sie waren alle sehr aufgeregt, und jeder wollte sein Geschenk als erster übergeben.
Den Anfang machte schließlich der Igel.
"Ach, für das Kompott hast du also den Apfel gebraucht", lachte Kim. Unsere Freunde schleckten andächtig das Apfelkompott, und sie waren sich einig: Es schmeckte vorzüglich.
Dann überreichte die Maus ihre Geschenke. Die Freude war groß, als alle ihre neuen Handschuhe ausgepackt hatten. Nur der Hase meinte, dass die Handschuhe ein bisschen wie Socken aussahen.
"Das muss so sein", beeilte sich die Maus zu sagen, "denn das sind Fäustlinge und Fäustlinge müssen so aussehen."
Nun war der Hase an der Reihe.
"Ich habe leider nur ein Geschenk für euch alle", meinte er etwas schüchtern. Aber die Freude war riesengroß, als sie das neue Instrument ausgepackt hatten. Sofort sangen die Tiere ein paar Weihnachtslieder und jeder wollte auf dem Holzinstrument die Melodie dazu trommeln.
Nun war Kim an der Reihe. Doch plötzlich hörten die Freunde ein komisches Geräusch. Es machte "Wusch, wusch" und so schnell, wie es gekommen war, so schnell war das Geräusch auch wieder verschwunden.
"Was war denn das?", fragte Kim.
"Ich weiß nicht", meinte die Maus, "aber seht mal, da liegen ja plötzlich neue Geschenke unter dem Weihnachtsbaum!"
Und wirklich, unter dem Baum lagen fünf Pakete, vier kleine und ein großes. "Hat einer von euch die dahin gelegt?", wollte Kim wissen, aber die Anderen schüttelten nur den Kopf.
Auf den kleinen Paketen stand jeweils der Name eines der Freunde. Außerdem lag dort eine Karte mit einem Weihnachtsgruß: "Frohe Weihnachten euch allen. Hier ist ein kleines Geschenk für euch, damit ihr es im Winter immer schön warm habt. In Liebe, Euer Christkind!"
Schnell machten die Freunde die Pakete auf. In jedes hatte das Christkind eine warme Zipfelmütze und einen Schal gelegt. Was für ein schönes Geschenk. Natürlich zogen sich die Tiere sofort die Sachen über. Sie waren warm und flauschig.
"Schönen Dank, liebes Christkind", rief der Igel in die Nacht hinaus und auch die Anderen bedankten sich lauthals.
Aber was war in dem großen Geschenk? Unsere Freunde waren vor Aufregung ganz aus dem Häuschen. Sie gingen zu dem Paket und öffneten es. Zum Vorschein kamen vier rote Stiefel und ein Zettel.
"Lieber Hase, liebe Maus, lieber Igel und liebes Eichhörnchen!", las die Maus vor, "Der Nikolaus hat mir berichtet, dass er euch gar nichts in eure Stiefel stecken konnte, da ihr überhaupt keine besitzt. Deshalb schenke ich jedem von euch einen Stiefel, damit ihr ihn im nächsten Jahr zu Nikolaus vor die Tür stellen könnt. Nochmals frohe Weihnachten euch allen. Euer Christkind"
Ihr könnt euch den Jubel gar nicht vorstellen, der daraufhin ausbrach. Jetzt konnte ihnen der Nikolaus in jedem Jahr etwas in die Stiefel stecken.
Nun wollte aber auch Kim endlich ihr Weihnachtsgeschenk überreichen. Das Staunen war riesengroß, als ihre Freunde die Weihnachtsbaumspitze ausgepackt hatten.
"Ich glaube nicht", meinte der Igel, "dass ich schon mal so etwas Schönes gesehen habe. Aber wie wollen wir sie auf unseren Baum bekommen?"
"Nichts leichter als das", meinte der Hase, "Kim braucht nur auf meine Schultern zu steigen und die Spitze auf den Baum zu setzten." Gesagt, getan, und schon bald thronte die Weihnachtsbaumspitze ganz oben auf dem Baum. Jetzt strahlte der Baum mit den Sternen um die Wette, so leuchtend schön war er.
Nun wurde es Zeit fröhlich zufeiern. Die Freunde tranken Weihnachtspunsch und aßen Plätzchen. Dann sangen sie Weihnachtslieder und tanzten "Oh, Tannenbaum" singend um ihren Weihnachtsbaum herum.
Und für uns wird es langsam Zeit, die vier Freunde zu verlassen und selber Weihnachten zu feiern.
"Halt, wartet noch", ruft da plötzlich Kim, "Wir Tiere wollen euch auch noch was sagen:
Allen, die unsere Abenteuer verfolgt haben, wünschen wir, die Maus, der Hase, der Igel und ich, Kim, das Eichhörnchen, "Frohe Weihnachten!".
Feiert schön und vielleicht sehen wir uns bald wieder."