Liebe Bea Milana,
danke dir für die tollen Anregungen, mir gefällt der Klang nun auch viel besser. Es macht jedes Mal wieder echt Spaß zu sehen, wie ein Text sich dann doch noch einmal verändert, wenn man ihn hier zur Diskussion stellt.
Zu deiner Frage: Deine Sichtweise ist echt interessant, wenn auch nicht von mir beabsichtigt, als ich das kleine Teil geschrieben habe. Ich würde lügen, wenn ich da jetzt zustimmen würde Aber ich bin ja immer der Meinung, jeder Leser deutet und versteht einen Text für sich selbst auf eine ganz eigene Weise und deshalb möchte ich gar nicht widersprechen und sagen: "Nein nein, sie beobachtet das Nachbarhaus nur", denn auch deine Betrachtungsweise wäre hier möglich. Ursprünglich ist es aber tatsächlich so gewesen, dass dieses "voll mit meinem Schutt" eher im übertragenen Sinne gemeint war.
Viele Grüße an dich!
RinaWu
Hallo alexei,
Meiner Meinung nach ist bei so kurzen Texten das Tempo ganz besonders wichtig.
Ja, das stimmt, und es freut mich, dass dir das hier gefällt. Ich muss sagen, ich habe das nicht kalkuliert so geschrieben, sondern mir die Sätze immer laut vorgelesen und einfach das stehen lassen, was ich vom Klang besser fand.
Wolltest du, dass diese Stelle gewalttätig wirkt? Denn ich denke hier an eine vergrabene Leiche.
Ja, etwas Brutales durfte es schon haben. Weil hier aber auch Schmerz eine Rolle spielt, innerer Schmerz. An eine Leiche habe ich eher weniger gedacht
Womit wir auch schon bei deiner Interpretation des Textes wären. Ich sage dir das gleiche wie Bea: Jeder liest da ganz eigene Dinge heraus und das finde ich total spannend zu beobachten. Ich kann dir nur sagen, dass ich selbst weder an einen Mörder, noch an einen speziell sexuell orientierten Mann gedacht habe. Aber wenn der Text das für dich hergibt, werde ich einen Teufel tun und da widersprechen. Nur eins muss ich loswerden:
Ich habe das Gefühl, dass dein Prot ein Mann ist, denn eine jedenfalls heterosexuelle Frau wäre wohl mehr auf das Aussehen der Arbeiter eingegangen und weniger auf das Aussehen der Nachbarin mit den Locken.
Also das, lieber alexei, ist doch reichlich in Schubladen gedacht. Und entspricht nicht der Wahrheit, ich bin selbst eine Frau und beschäftige mich tatsächlich manchmal mit der Beobachtung von anderen Frauen, die mir auffallen, anstatt mir Bauarbeiter genauer anzusehen
Und vielleicht spielen die Bauarbeiter hier auch keine Rolle, habe keine andere Berechtigung im Auge des Betrachters als dass sie den Schutt beseitigen ... Aber dies nur als Denkanstöße für dich
Viele Grüße
RinaWu
Hallo rieger,
Die Sprache hat jetzt eben das Umschweifige abgelegt, das vorher noch störte, hat lyrisch an Schwung gewonnen, oder ist eben Lyrik, weil sie sich musikalisch liest, weil man sie nicht von einer rhythmischen Lesart trennen kann.
Oh man, danke, das freut mich sehr. Ich bin ja so eine, die kategorisch immer erstmal zu viel schreibt. Früher, als ich bei einer Musikzeitschrift gearbeitet habe, sagte mir der Chef auch immer, ich schreibe viel zu blumig. Also ist der zweite Schritt immer, den Text zu entschlacken, da muss ich jedes Mal durch. Und dann ist es oft immer noch einen Ticken zu viel. Deshalb reizt mich dieses reduzierte Schreiben gerade so. Nicht, dass ich blumige Texte nicht auch mag, auch als Leserin, aber wenige Worte, die viel transportieren, faszinieren mich schon auch.
Ich fände da "hinab" überlegenswert. Ist altertümlicher, aber auch rasanter.
Ja, stimmt, das klingt schneller. Habe ich gerne übernommen.
Der personifizierte Staub, der inne hält und überlegt, ob er sich legen soll. Leise beinhaltet eine akustische Erscheinung, wenn auch kaum hörbar. Hört man Staub, der sich legt? Lautlos? Still?
Das sind so die Feinheiten, vielen Dank für dein aufmerksames Auge. Leise ist hier tatsächlich nicht das richtige Wort. Ich habe "lautlos" genommen. Das klingt dann auch schön zusammen: "langsam und lautlos ..." Danke!
Man trägt daran herum und auch der Staub aus den Haaren lässt sich nicht einfach rausbeuteln. Irgendwas bleibt immer.
Treffender hätte ich es nicht sagen können.
Er definierte in seinem Leben einen Punkt, erzählte er, an dem er sich auf Anfang zurücksetzte und versuchte, alle diese Brocken an Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen abzulegen.
Das ist wirklich eine schöne Idee. Und ich glaube, das sollte jeder mal probieren. Es ist das eine, aus der Vergangenheit zu lernen, aber es ist einfach nicht gut, sich von schlechten Erfahrungen oder Verletzungen die Gegenwart vermiesen zu lassen. Ich arbeite da auch seit einiger Zeit sehr an mir, denn dieses ständige Hinterfragen und immer wieder mit einer gewissen Schuld zu hadern raubt einfach viel zu viel Energie. Man verliert da den Blick für das, was JETZT gerade eigentlich gut ist. Ich hab da letztens auch was darüber gelesen, wie wichtig es ist, aus Fehlern zu lernen, aber sie dann auch gut sein zu lassen.
Vielen Dank jedenfalls für deine Worte, die fand ich sehr schön.
RinaWu
Hallo MariaSteffens,
wow, vielen Dank für deine Worte, das geht runter wie Zuckerguss Besonders schön finde ich, dass du die Frau von gegenüber erwähnst. Denn auch sie hat eine Bedeutung und ich bin froh, dass dir das aufgefallen ist. Für mich war sie so das Gegenstück zum Erzähler/zur Erzählerin. Das was von dem Prot als angenehm empfunden wird, ist für die Frau von gegenüber einfach nur nervig und laut und sie schottet sich wütend davon ab. Für mich persönlich auch eine andere Möglichkeit mit Schmerz umzugehen - sich einfach von ihm abschotten. Ob das die richtige Lösung ist, sei mal dahingestellt, aber da gibt es ja durchaus auch verschiedene Herangehensweisen. Jedenfalls hat es mir sehr gefreut, dass sie dir aufgefallen ist und ich mag deine Interpretation dieser Szene.
Viele Grüße!
RinaWu