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Eierträumerei

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14.10.2011
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Eierträumerei

Eierträumerei

Ein Traum?

Hef hatte mich wegen regelmäßiger unsittlicher Entblößung in der Mansion, auf längere Zeit verbannt. Obschon endlich (!) wieder mal „geladen“, ich bin, weiß der Kuckuck warum, ein wenig unheilfroh ob dieser Amnestie.

Ein kastanienhaariges Bunny der Sumo-Klasse, nimmt mich am Eingang zur „Mansion“ in Empfang. Sie stellt sich meinen - sofort zu Berge stehenden Ohrhaaren - lispelnd als „Adipositas“ vor. Ein angebrachter Name. Etwa 90 Kilogramm orangenhäutiger Hängearsch plus 100 Kilogramm Torso, wuchern vor meiner Staubnase die Treppe aufwärts. Geballtes Menschenfleisch. Hefs neueste Geschmacksentwirrung, sinniere ich, schleppgetaut.

Auf der großen Konsole am Rande zum Emporium: eine rosagrünblau schillernde Galeé Schale, randvoll mit dem erfrischenden Weißen Riesen C17H21NO4 gefüllt. Im Stofflichen stecken rund ein dutzend silberne 100-Dollar-Imitat-Röhrchen. Daneben das obligate „Spieglein, Spieglein an der Hand“. Elegisch augenwinkle ich das Gefäß. Sollten sich doch die röchelnden Tapire unter den noch „un“geladenen Geladenen daran erquicken. Meine zerfledderten Nasenschleimhäute pfeifen beim Emporrotzen und ich schaffe es, diesmal am Gral vorbei zuziehen.

In der Mitte des Salons: Hef in luftig golddurchwirkter Toga. Er feixt mich, umzingelt von einer Horde weiblicher Homo Hypos, an, wie ein erbeutetes Tier. Jählings gelingt ihm ein Befreiungsmanöver aus dem Halbkreis der Superschwergewichts-Nymphen. Arme ausgebreitet, torkelt er mir auf hochhackigem Schuhwerk entgegen: „Seid willkommen oh Licinius!“ flötet er mit abstrus verschwulter Stimme. Dabei verliert er die Balance und verbeißt sich im nächsten Moment röchelnd in meiner toupethaarigen Brust. „Rettet mich vor diesen pompösen Lepussis, damit ich nicht unter den übelsulzigen Auslässen ihrer verwesenden Adipozyten ersticke“, wimmert er beschwörend und ich verdrehe meinen Kopf, um seinem von „Glenfarclas 1904“ gesättigten Atem zu entgehen. Ein tönernes Klickern unterbricht die Stille: Hefs Gebissprothese zersplittert auf dem harten Granitboden in zierliche porzellane Kristalle.

„Götter, Flavius Valerius Constantinus! Was tut ihr hier in den Armen des verruchten Verräters Licinius?“, lallt es aus dem Hintergrund.

Ich entferne Hef, der wie eine seelenlose Stoffpuppe zahnlos zu Boden sackt, und wende mich um: Es ist der alte Arthur S. Jefferson, der mir, bekleidet wie ein römischer Tribun, mit schief auf der Birne sitzender Melone entgegentorkelt. Der Mann ist 83 und säuft seit 40 Jahren wie ein Loch. Beirrt blicke ich an mir herab und kann gerade noch eines der Flusspferde zurückdrängen, dass mit fleischigen Fingern und aufgeblähten Lippenwülsten am Entre zu meinem Genital zerrt. Der obere Teil von Hefs Zahnprothese grinst mich, verfilzt in meinem Brusthaar, kopflos an.

Panik überkommt mich, denn nun erfasse ich, dass „ich“ es bin, der den Ausflusspferden zur orchestrierten Fellatio im Forum Hugh-Manum geopfert werden soll.

Ich entfalte den Plan, zu verschwinden - und zwar pronto! Geeignete Fluchtwege abschätzend, irren meine Blicke sense-o-round.

Plötzlich kitzelt eine sanfte Stimme meinen rechten Ohrlappen: „Elwood! Wo warst du so lange?“ Ein Tonfall der schaurig in meiner Cochlea nachklingt. Es muss eine hünenhafte Hand sein, die sich krallig auf meine Schulter schichtet. Ich taste danach und schlottere voll Grauen zurück. Halb betäubt rotiere ich um neunzig – verflucht: Ein gut und gerne drei Meter großes schneeweißes Karnickel, glotzt mich aus unbarmherzigen grellroten Augen an. Massive schadhafte Nager fletschen bedrohlich. Das Monster hat ein Gebiss wie ein Hengst. Lächerlich, irgendwie kommt mir Fury in den Sinn.

Harveys rasant nach mir schnappende Karottenreisser und ein Kitzeln an meinen Fußsohlen befördern mich überlichtschnell zurück aus diesem Albtraum.

Die Realität?

Schlaftrunken fokussiere ich meine sandigen Pupillen auf die quergeschlitzen Augen Hirka´s, einer einstmals obdachlosen Ziege, die mit mir seit 2 Jahren den Stall, den ich Haus zu nennen pflege, teilt. Sie knabbert vertraulichen Blickes, an einer meiner Zehen. Heilfröhlich stemme ich mich von der Heumatratze und verfüttere gleich ein paar herausragende Halme an die Dame. Wie praktisch. Ich unterdrücke einen Fluch: Hirka hat die Nacht genützt und eifersüchtig meine einzige Wichsvorlage - die 7 Jahre alte Märzausgabe von Playboy Magazine - in winzige Papierfutzeln verwandelt. Wer konnte es der Dame schon verübeln, ihre einzige Konkurrenz aus dem Weg zu räumen? Was soll’s? Hey heute ist Buggs-Bunny-Sunday und: in 39 Tagen geht’s erstmals bemannt zum Mars. Hoffentlich ist J.C. mit den Jungs unterwegs - hm - wäre ohnedies nur ein Abstecher auf dem Weg zu seinem alten Herrn.

Das hohle Geräusch der alten Kuhglocke an der Haustüre Bugs-iert mich vom Rande der Hellas Planitia zurück in unser „Gemach“. Hirka schnuppert am Spalt der Türe zur Küche und wippt dabei mit ihren prallen Titten aufreizend zwischen den Hinterläufen. Ein wartendes Himmelfahrtskommando für einen Laktoseallergiker wie mich.

Wer zum Teufel mag das an der Haustür sein? Mit Ausnahme des Briefträgers – ein-, zweimal im Monat - habe ich nie Besucher. Der Gerichtsvollzieher meidet mich, seitdem Hirka ihm einmal die Hörner in den schneidigen Eiersack rammte. Dem armen Schwein musste man einige Wochen später die geplatzten Testikel absaugen. Sie sollten mal die Blicke sehen, die mir seine Alte rüberblitzt, wenn ich ihre Wege im Supermarkt kreuze. Der lupenreine Todeswunsch. Offenkundig kein makelloses Vergnügen mit dem erektionslosen alten Knabensoprano seine Jahre zu verplanen. Aber was zum Teufel wäre der Kirchenchor ohne den Entmannten? Jedes mal wenn wir am Pfarrhaus vorbeigehen, kommt der Pfarrer raus und streichelt Hirka. Sie meckert dabei immer freundlich – das Vieh ist intelligent, weiß vielleicht worum es geht.

Ich stelze aus dem Haus und ein geplanter Gruß erstarrt mir auf den brüchigen Lippen. Ich blicke links, rechts. Keine verlotterte Menschenseele weit und breit. Hirka stupst mich und ich lande zwei lehmige Stufen tiefer. Wer mein Einschicht-Chalet kennt, weiß: Niemand kann sich hier draußen vor mir verstecken. Nicht in jener Zeitspanne, die ich vom Bett zur Haustüre benötige: 5 Sekunden. Grübelnd stütze ich mich auf Hirkas linkes Horn, und werde sofort mit einer unwilligen Bewegung wegbugsiert. Habe ich mir das Gebimmel eingebildet? Verunsichert lasse ich meinen Blick noch einmal schweifen. Ich zucke zurück: Da liegt – ein Ding auf der Strasse - unter der letzten Stufe. Vorsichtig nähere ich mich dem Objekt. Mann – da liegt ein Nest und im Nest steht ein Ei – was heißt ein Ei – ein Monsterei. Das Ding ist gute 50 cm hoch und entsprechend breit. Das Nest – ich gehe näher an das Arrangement heran – besteht aus Ästen - besser gesagt aus geflochtenen Zweigen. Das Ei ist knallrot und glänzt, als wäre es lackiert. Ich werfe einen Blick auf Hirka, die unschlüssig hinter mir steht. Ich starre wieder auf das Ei. Das Ding hat, während ich mich abwandte, nicht nur seine Farbe in ein tiefes Blau verändert, sondern es scheint jetzt auch aus seinem Inneren zu leuchten. Der Himmel ist wolkenverhangen, eine Reflexion dadurch ausgeschlossen. Ein krummer Scherz den mir jemand umhängen will? Ärger kommt in mir hoch. Die Rache der Gerichtsvollziehers-Gattin? Mir wird plötzlich heiß und ich sehe, wie das Ei unverzüglich seine Farbe in ein buntes Schillern verändert. Es erinnert mich dabei an das einzige Erbstück meiner Mutter, einen Ring mit einem australischen Mondstein. Das Ei fluoresziert in einem ähnlichen Blau und Rosa. Im nächsten Moment erstarre ich. Gibt das Ei nicht soeben ein zirpendes Geräusch von sich? Hirka meckert hysterisch und gallopiert staubwolkend zurück ins Haus.

Ich bin mutterseelenallein mit dem Ei, das inzwischen schwarz angelaufen ist. Das überrascht mich nicht - nein - ich werde angesichts des Trauer-Eies plötzlich von ungezügelter Entschlossenheit gepackt. Wie ein Feldherr vor der alles entscheidenden Schlacht. Aber was ist zu tun, soll ich das Ei etwa an mich nehmen? In Anbetracht dieser Überlegung ziehe ich mich zunächst - drei Stufen höher - auf meinen Feldherrnhügel zurück. Hat Hirkas Instinkt das Vieh vor dem Ei gewarnt? War das ein Zeichen? Ich entscheide mich für die Geborgenheit des Hauses. Es ist Zeit nachzudenken und einen Plan auszubrüten. Eine Strategie gegen das Ei.

Während ich grüble, dunstet aus meinem Unterbewusstsein die Frage des Überlebens empor. Ich verscheuche sie, aber sie duckt sich am Rande meines Bewusstseins nieder, wie ein Hund der sich am Boden flach macht, um nicht aufzufallen. Vom Fenster des Wohnraumes habe ich einen guten Blick auf das Ei. Auch das Nest ist sichtbar. Das Nest? Ich werfe noch einen Blick auf das Ei und - bilde ich mir das ein, oder haben sich die Äste des Nestes ausgebreitet?

Ich fege zur Küchentruhe und nehme die Mossberg 590 mit dem 20 Zoll Lauf heraus. Der kühle Stahl fühlt sich in meinen rutschigen Händen gut an. Mag es nur kommen – das Ei! Auf Eindringlinge wird ab sofort und ohne Warnung geschossen. Hirka glotzt mich an. Ich sollte sie melken. „Verdammt, ich kann jetzt nicht an die Entspannung deiner dummen Euter denken.“ Sie wendet mir ihren mageren Arsch zu und lässt den gehörnten Kopf hängen. Scheiße - das Ei hat von uns Besitz ergriffen. Meine Gedanken vollführen einen Eiertanz, auf dem Tanzboden meiner Hilflosigkeit. Ich pumpe die 590er durch. Der Stahlschrott in den Hülsen ist auch noch auf 50 Yards tödlich. Kein Hühnerei würde ein solches Inferno überleben. Auch kein Gänse- oder Straussenei. Aber dieses Ei? Ich weiß nichts über Es. Ist es ein Kampfei - gibt es denn überhaupt Kampfeier? Was weiß ich über das Nest in welchem sich das Ei verbarrikadiert, wie in einer Festung? Mann ich verblöde hier noch völlig, so direkt an der Front. Das Ei ist eine Gefahr für uns beide, dessen bin ich mir jetzt völlig sicher.

Mein Magen ist leer und ich spüre Schwindel aufkommen. Ich brauche einen Schluck Milch, wage es aber nicht mich über Hirkas Titten herzumachen, weil ich das Ei nicht aus den Augen verlieren darf. Es ist wieder schwarz und auch größer geworden – kommt mir vor. Ich hebe meinen Kopf ein wenig über den Fensterrand - entsetzlich: Die Äste des Nestes sind bis zur obersten Stufe vorgedrungen - wie Schlingpflanzen. Ich reibe mir die Augen: Herrgott, ich habe mich nicht getäuscht. Das verdammte Astwerk bewegt sich ganz langsam hauswärts. Ein Frösteln schüttelt mich und Panik grapscht eisig nach meinem Kranium.

Ich habe die Türe verschlossen und Bretter am Türstock festgeschraubt. Die Arbeit hat mich ermüdet. Hirka schmollt im Schlafzimmer. Ich kann mich jetzt nicht um eine Ziege kümmern, auch wenn sie mir noch so nahe steht. Es gilt zu Überleben. Sie wird mir dafür danken. Was weiß das Vieh, was ich hier durchmache, welche Überlegungen und Strategien hier notwendig sind. Das Ei ist in den letzten Stunden auf mehr als zwei Meter Höhe angewachsen; es schimmert wie verchromt. Wie mir scheint, hat es sich einen kugelsicheren Panzer zugelegt. Die Metamorphose zum Kriegsei ist offensichtlich abgeschlossen. Vermute ich. Die Nestäste ranken sich über die Fenster – wachsen empor. Muss von außen aussehen wie wilder Wein.

So ein beschißener Sonntag! Ich wollte Hirka ausführen, mit einem Grashalm zwischen den Lippen in den Himmel guckend, in der Wiese liegen. Nun sitze ich hier, unter Belagerung. Hin und wieder werfe ich einen kontrollierenden Blick aus dem Fenster. Auf ein Ei, das uns unter Kontrolle hat. Seine ästlichen Scharen haben das Haus inzwischen völlig umzingelt.

Mittlerweile ist es dunkel geworden. Das Ei verdeckt meinen Blick auf die Strasse und die holzvernagelten Fenster sind außen völlig von einem Netzwerk zarter Äste überwuchert. Auch der Holzboden im Wohnraum ist teilweise von dünnen wurzelartigen Ästchen durchwachsen.

Ich habe mich auf den Dachboden zurückgezogen und beobachte durch die Falltüre wie Hirka beginnt, an den Ästen zu knabbern. Ich will sie warnen, doch meine Stimme versagt. Die Ästchen umschlingen Hirkas Hufe und sie versucht sie zu heben. Es ist zu spät. Meine Augen füllen sich mit brennenden Tränen.

Hirkas Euter platzen knallend und ich halte mir die Ohren zu, um ihr weinerliches Meckern nicht zu hören. Die Ästlein filettieren und vertilgen sie binnen weniger Minuten. Übrig bleiben nur die Hörner.

Ich werde keine Gelegenheit haben diese Geschichte weiter zu erzählen, daher berichte ich die Ereignisse dem kleinen Diktiergerät, dass ich vor kurzem erworben habe. Mein Therapeut hat mir geraten, meine Träume sofort nach dem Aufwachen aufzuzeichnen und ihm die Bänder zur Auswertung zu überlassen. Bisher sind es nur zwei gewesen Er war sehr besorgt über den Inhalt meiner Träume. Die Medikamente würden mir helfen - hat er gemeint. Ich habe sie nicht genommen.

Die Mauern des Hauses beginnen zu knirschen. Das Ei erdrückt meine Festung. Die Schlacht ist verloren. Ein wenig hadere ich noch mit dem Schicksal. Sinniere darüber nach, dass ich nicht zeitgerecht gehandelt und die Chance, das Ei sofort zu liquidieren, nicht genützt habe. Ein verhängnisvolles Zögern.

Ich bin müde. Lautlose Dunkelheit umarmt mich sanft. Es wird keinen Endsieg für das Ei geben. Ich werde mich weder dem Netzwerk der Eier-Agenten stellen, noch werde ich ihnen den Triumph gönnen, mich hinzurichten.

Behutsam spanne ich den Zeigefinger um den Abzug der Mossberg, bis ich den kleinen Widerstand überbrücke. Klick.

Die plötzliche Gedankenstille ist heiß und eisig. Der Raum schmerzfrei.

Epilog

Dr. Ferguson umrundet das kleine Haus und versucht - durch die mit Planken vernagelten Fenster - einen Blick ins Innere zu werfen. Peter hat sich seit zwölf Tagen nicht mehr bei ihm gemeldet. Es muss etwas Außergewöhnliches passiert sein. Vor der Eingangstüre stehend, drückt er die Notnummer auf seinem Mobiltelefon. In wenigen Sätzen beschreibt er dem Deputy die Situation.

Erst als er die Treppe vom Haus herab schreitet, bemerkte er den staubigen Nestkranz vor der letzten Stufe auf der Straße. Im Kranz steht ein Ei von erstaunlicher Größe. Kopfschüttelnd steigt er in sein Fahrzeug. „Besser nichts anrühren…“, murmelt er leise zu sich selbst.

Das Leuchten aus dem Inneren des Eies entgeht ihm dabei völlig.

 
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Hallo und willkommen hier, Glorios,

den Einstieg empfinde ich als inhaltlich gelungene Melange aus den Vorstellungen von spätrömischer Dekadenz und der aktuellen Heffnerschen Entsprechung: abseitige sexuelle Vorlieben, Mengen von enthemmenden Frischmachern und Gestalten, die ihre jeweiligen Rollen scheinbar unbeeindruckt von zeitgenössischen Schönheitsidealen leben. Wobei das schon die höhere Kunst der Dekandenz ist, die immerhin abwechslungsreicher als die Bunny-Schau des Playboys sein dürfte. Im ersten Teil wird hemmungslos rumgesülzt, Stoff weggezogen und die Verfallenheit des Individuums gefeiert. Was sinnentleertes Leben in Verbindung mit genügend finanziellen Mitteln für Blüten treiben könnte. Die mangelnde Eingängigkeit passt meines Erachtens zur dekadenten Szenerie, in der sich niemand um Verständlichkeit und Verständigung bemüht. Es wird auf geistigen Hochstelzen aneinander vorbeigeschwafelt; so drückt sich der hochgezüchtete aber leere Intellekt aus. Auch die inhaltliche Richtungslosigkeit passt, sowohl zur Szenerie als auch zum traumhaften Erleben. Was allerdings das Leseerlebnis nicht angenehmer macht. Ich bekam das Gefühl, dass viele der Sätze den Entschlüsselungsaufwand nicht mit entsprechend feinen Inhalten belohnten. So wird man einen Großteil der Leser los; die nicht wollen und die nicht können. Scheiße aus Schlau kommt in der Regel nicht sehr gut an, das erlebe ich bei meinen Texte auch manchmal, wenn ich der Begeisterung für den Bau komplizierter Konstruktionen nachgegeben habe.

zweiter Teil gefiel mir wesentlich besser. die hier generierte Handlung um das Kampfei und die Ziegen erinnert mich wegen des Erzähler-Blicks ein wenig an Becketts abstruse Ich-Erzähler. love it! die Spannung liegt in dem selbstverständlichen Reagieren deines Protagonisten auf diese fantastische Situation, in diesem Gedankenspiel liegt für mich der eigentliche Reiz dieser Geschichte. sehr schön die Szene, in der sich dein Prot entscheidet zwischen dem Melken seiner Ziege und der gefühlten Notwendigkeit, das Ei im Auge zu behalten. das kam für mich gut rüber, war in der Geschichte glaubwürdig; das finde ich schon eine Leistung. denn obwohl mir gerne mal solche Geschichten empfohlen werde, habe ich normalerweise wenig für solche abgedrehten Sachen übrig, weil die Autoren in meinen Augen viel zu oft schlicht Absurditäten auftürmen, um die Leser zu unterhalten. Aber so einfach ist das nicht, bei zuviel Quargel macht der Leser dicht. Man braucht entweder Erklärungen oder lässt sich, wenn es wirklich gut gemacht ist, auf eine von Beginn an als normal behauptete Perspektive ein, die dann die üblichen Vorstellungen genüsslich umdrehen kann. Mir sind zwei Erklärungsansätze entgegengesprungen: Traum oder wahrnehmungsverändernde Substanz. Die absoluten Klassiker. Dabei kann ich mir weder das eine noch das andere als Auslöser für eine der Szenen vorstellen, dadurch wird die Geschichte zum Konstrukt, die, weil sie so gestelzt daherkommt und diese uralten Taschenspielertricks des Autors aufgreift, letzten Endes unbefriedigend ist.

Im Abspann stellt sich der vermeintlich rauschgiftinduzierte zweite Teil als 'wahr' heraus. so sollen einen die Wendungen von Ende zu Ende der Segmente führen und stets aufs Neue überraschen. eine doppelte Wendung kann reizvoll sein, wenn du ihr erlaubst, diesen Reiz auch zu entfalten. hier ersticken die Pointen an der Sprache und der Menge von Eindrücken; ich glaube wenn du den Leser zwischendurch zu Atem kommen ließest, könnte er die formalen Spielereien eher würdigen beziehungsweise wahrnehmen.

wobei ich den zweiten Teil nochmal ausdrücklich loben möchte, der hat mich zeitweise gut unterhalten. da ginge sicher noch mehr an hübsch logisch durchdachten Abgefahrenheiten, die ja in meinen Augen den eigentlichen Reiz der Geschichte ausmachen. dabei würde ich mehr Handlung stattfinden lassen, du könntest seinen Blick dynamischer nutzen, indem du ihn beispielsweise herumkommen lässt. daraus entstünde sicher eine ganz andere Geschichte, aber die könnte die bessere, in diesem Text versteckte, sein.

Aus Prots Perspektive im zweiten Teil eine feinfühliger konstruierte Geschichte machen wäre mein Tipp. Und bei Gelegenheit deine Begeisterung für Parenthesen überprüfen ;)

Grüße
Kubus

 
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guten abend, lieber KUBUS.

das problem beim ersten (traum)teil hast du richtig erkannt. in der sublimousine zu fahren und das so wiederzugeben, dass der leser verträumt, ist für den laien-texter immens schwer. somit kommen verwirrende neologs aus den tiefen dunkler traumseen nach oben und: bleiben wirr.

eine exquisit durchdachte professionelle kritik von anfang bis zum ende. vorerst. eines meiner probleme ist einerseits die spontaneität mit der ich einen text reintippe, dadurch werden die szenen zu schnell abgerollt. auch möchte ich - zum unterschied von sehr frühen arbeiten - meine texte kurz halten um den bildschirmleser nicht zu überfordern.

zusammenfassend: alle deine ratschläge drucke ich mir aus und werde mir diese bewusstmachen. dazu kommt: dies ist eine relativ alte (3 jahre) geschichte und es gibt (zwar sehr wenige) aber einige jüngere texte, die manchen deiner ratschläge unbewusst befolgen. vor allem die parenthesen rduzieren und eher durch kommas ersetzen. das ist es doch was du mir hier rätst?

danke dir sehr
CG

ps.: hab mal die bindestriche im traumteil entfernt, liest sich entstockter.

 

Elwood!
welcher von den Gebrüdern Blues war das noch? Mal wieder Anlass, Blues Brothers zu hören (sehen find ich inzwischen unsäglich) und die Furcht vor den Killertomaten abzulegen. Interessanter Einstand,

lieber Glorios –
und damit auch von mir ein herzliches Willkommen hierorts.

Das wichtigste meine ich, hat Kubus bereits aufgeführt, was nicht heißen muss, dass alles gesagt wäre, denn insgesamt scheint mir die dreigeteilte Geschichte
Vorspiel: Playboyszene im modernen Rom
Mittelteil: albtraumhaftes Schäferspiel, ohne Idülle zu werden bis das der Arzt kommt - als Nachwort
nach fachmännischem Rat zu rufen, was dann aber auch entsprechende Zeit gebräuchte. Gleichwohl erste Eindrücke:

Gefällig Wortschöpfungen wie zB

schleppgetaut / augenwinkle / toupethaarigen usw.
wechseln geradezu mit Gänsefüßchen-Missbrauch: Zwo Beispiele:
Hef hatte mich wegen regelmäßiger unsittlicher Entblößung in der Mansion, auf längere Zeit verbannt.
(Nebenbei: Komma entbehrlich!)
Und gleich die Frage hinterher: warum einmal Mansion und dann drei Zeilen später „Mansion“ – sollten es unterschiedliche Räumlichkeiten sein? –
Sollten die Anführungszeichen ein „sogenanntes“ anzeigen, so wäre das entbehrlich, schließlich ist doch alles irgendwie so genannt und selbst wenn es anders wäre, es wäre nun halt anders sogenannt.
Bei dem bereits verschwiegen angeschnittenen Satz
Ein kastanienhaariges Bunny der Sumo-Klasse, nimmt mich am Eingang zur „Mansion“ in Empfang. Sie stellt sich meinen - sofort zu Berge stehenden Ohrhaaren - lispelnd als „Adipositas“ vor
geschieht nun ein Weiteres:
Ein kastanienhaariges Bunny … Sie …
Bei einem vereinsamten Artikel wie "the" mag’s angehen, das Häschen grammatikalisch in ein Frauenzimmer zu verwandeln, unter zwei, gar drei Artikeln wird’s schwieriger.
Grammatikalisch wäre ein „Es stellt sich meinen …“ korrekt. Nun weiß ich, dass hierorts selbst Höchstquotenjäger und -sammler es mit der Grammatik nicht so genau nehmen und mit Sprache mal eben nur so umgehn und lockeren Umgang pflegen, sozusagen die Umgehungsstraße nutzen, um davon zu kommen. Aber wollen wir nicht besser sein als der olle Heine - zB?

Kleinigkeiten, ohne Gewähr auf Vollständigkeit:

…, diesmal am Gral vorbei zuziehen.
Vorbei ziehen ist was anderes als vorbei(zu)ziehen.

die quergeschlitzen Augen Hirka´s
Genitiv-Bildung auch in bairischen Dialekten ohne (angelsächsisches) Apostroph, weiter unten gelingt’s doch.
… benötige: 5 Sekunden.
So viel (oder wenig) Zeit muss sein: üblicherweise (trotz einer ungewöhnlichen Geschichte) sollten Zahlen bis zwölf ausgeschrieben werden.
„ … Was tut ihr hier in den Armen des verruchten Verräters Licinius?“, …
Bei solch gewählten Worten hört man förmlich, dass die Anrede mit Großbuchstaben beginnt …
Dagegen hier
Ich weiß nichts über Es.
Warum steht das Pronomen nun wie die psychologische Instanz groß vor uns?

… beschißener …
Ironie?
Nach reformatorischen Sprachregeln wäre der Schiss gedehnt, also wie schießen auszusprechen.
Besser doppel-s.

Bissken Zeichensetzung:

Ein gut und gerne drei Meter großes schneeweißes Karnickel, glotzt mich aus unbarmherzigen grellroten Augen an.
Komma entbehrlich, dagegen hier
… – das Vieh ist intelligent, weiß vielleichtKOMMA worum es geht.
und
… nieder, wie ein HundKOMMA der sich am Boden flach macht, um nicht aufzufallen.

Ich werde keine Gelegenheit haben* diese Geschichte weiter zu erzählen, daher berichte ich die Ereignisse dem kleinen Diktiergerät, dass** ich vor kurzem erworben habe.
* Komma, ** das

Flüchtigkeit:

Bisher sind es nur zwei gewesenPUNKT Er war sehr besorgt …
was es für heute erst mal sein soll.

Gruß

Friedel

 

„Götter, Flavius Valerius Constantinus! Was tut ihr hier in den Armen des verruchten Verräters Licinius?“
Ein Kuriositätenkabinett traumatisierender Gegensätze und Anspielungen lieferstu uns hier, und - da bin ich schon wieder, da mir an anderer Stelle, Deinem "Erstling" sozusagen, einiges dämmerte,

lieber Glorios,

aus alten Männern, die vielleicht die Welt beeinflussen könn(t)en und dennoch gelegentlich nicht einmal mehr Herr ihres Gebisses sind (Hot shot II, wenn dem Präsidenten L. Bridges das Gebiss in die Suppe fällt, die er auslöffeln soll?), und jungen Kaninchen als Gespielinnen im neuen Rom und dem realeren Wohnung, dem Stall mit einer Ziege als Mi(e)tbewohner. Man weiß ja seit den Brüdern Grimm und dem utopischen Tischlein, deck mich!, was man von Ziegen halten darf! Aber die Formulierung

ein kastanienhaariges Bunny …
muss erstaunen, denn üblicherweise sind Kastanien (ob Ess- oder Rossk. ist wurscht, wiewohl beide gar nicht miteinander verwandt sind) unbehaart. Gemeint kann also eher ein kahlköpfiges, glattrasiertes Kaninchen oder eines mit kastanienbraunem / farbigen Haar sein.

Was der hingehustete Gral andeuten mag, geschieht dann überraschend – obwohl der Titel es schon andeutet – kurz vorm Fest des Mitras, pardon, vor Weihnacht feiern wir Ostern mit Kaninchen und Ei, dem Symbol der Fruchtbarkeit, hier aber ausdrücklich als Kampf-Ei – oder wär’s der Kampf des Icherzählers mit seinen Nüssen? -, das ähnliche Methoden anwendet wie seinerzeit die Killertomate Hollywoods. Und bevor jemand (außer mir) den Sozialreformer Licinius hineinlese, der letztlich auch nicht die Diktatur und Wiedereinführung der Monarchie im alten Rom verhindern konnte, seien Konstantin (Flavius Valerius Constantinus) und sein „Partner“ als Zeitgenossen und Gegner benannt, die freilich das Christentum, bevors staatstragend wurde, immerhin tolerierten auf dem Markt der diversen Markenangebote der Religion.

Die Wahl der Schublade, pardon, Rubrik verrät’s letztlich: Kritik am Fest der Freude Geburt und Auferstehung, welche(s) zum Kommerz verkomm(t)en.

Zufrieden lehne ich mich in den Ohrensessel und horche zunächst auf Elephant’s Memory Band (Lennon) Variante des Hound Dog und abschließend des Acustic Trio (de Ville), um mit den Hunden das ein’ wie's andre Winterbock zu teilen.

Gruß & dank für die Denkaufgabe!

Friedel

 
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danke, lieber Friedl -

ja da gibts einiges zum korrigieren und verbessern. das

kastanienhaarige Bunny
könnte den farbton der haare beschreiben, was im endeffekt zu deiner - wohlverdienten - ironie führt. aber: kastanien haben vor dem verlassen ihrer hülle ein dichtes, geradezu fell, von haarigen stoppeln:

8558664hym.jpg

womit ADIPOSITAS eine stoppelhaarfrisur trug, das gegenteil von den von H.H. geliebten langen blonden haaren.

andere korekturen werde ich anbringen und den text dann überarbeitet einstellen.

mehr dazu später.

ps.: ELWOOD P. DOWD war die Titel-Rolle des JAMES STEWARD in MY FRIEND HARVEY.

 

ELWOOD P. DOWD war die Titel-Rolle des JAMES STEWARD in MY FRIEND HARVEY
gern gesehn anno tobac, kenn ich zwar auch, hab ich halbtaube Nuss aber vom Namen her nicht mehr parat gehabt (da sind die Gebrüder Blues wesentlich lauter und aufdringlicher und selbst von den Missfits vereinnahmt worden),

lieber glorios,

aber immerhin: die Kinowelt ist erkannt ... Natürlich sind die Kastanien mit Schutzkleidung versehn ...

Gruß

Friedel

 

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