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- Anmerkungen zum Text
Wozu eine Challenge einen so bringt ...
Eier am Morgen
Ich wache morgens auf und bin breit. Immer noch.
Stöhnend lege ich den Arm über die Augen. Die klebrig warme Haut drückt auf meine Lider. Aus der Achsel kriecht mir der Geruch von Schweiß und Deo in die Nase. Duschen wäre wahrscheinlich nicht schlecht. Oder essen. Rührei.
Dafür müsste ich aufstehen. Ich lache leise und mein Kateratem kribbelt in der Nase. Mit einem Grunzen werfe ich mich auf die Seite.
Nur ein paar Zentimeter vor meiner Nase glüht ein Vulkan, rote Haut spannt sich, die weiße Spitze wölbt sich. Die Eruption kann nicht mehr weit sein. Ich strecke meinen Zeigefinger aus, mein Nagel nähert sich der Spitze.
Der Vulkan erbebt, als sein Besitzer geräuschvoll einatmet, hält aber stand. Ich ziehe den Finger zurück und kneife die Augen zusammen. Das Umland auf den Schulterblättern ist durchzogen von leuchtenden Pickeln und wulstigen Kratern. Im Nacken wuchern braune Haare, gehen über in ein Nest aus strubbeligen Locken.
Irgendetwas hat sich dort verheddert, etwas helles. Ich ziehe es vorsichtig hervor, betrachte es kurz und stecke es in den Mund. Ein Krümel Chips. Paprika.
Ich raffe mich auf, setze mich in den Schneidersitz. Die Sonne scheint durch das Fenster, brennt auf meinen nackten Rücken. Ich zupfe an meinen Schamhaaren und gähne.
Sogar auf dem bleichen Hintern sind Pickel. Ob das beim Sitzen weh tut?
„Hast du Eier?“, frage ich.
Keine Reaktion.
Ich pike in den pickeligen Po. Erst zaghaft, dann abwechselnd mit beiden Zeigefingern.
„Hee!“ Eine Hand schlägt Richtung Hintern.
Der Vulkangrundbesitzer schaut über die Schulter und lächelt. „Guten Morgen“, nuschelt er und es hört sich fluffig an. Als hätte er in einen Windbeutel gebissen.
Er dreht sich zu mir um, stützt den Kopf auf der Hand ab und grinst. Es ist Nils. Ich überrasche mich immer wieder. Auf den hätte ich nie gewettet.
Sein Penis hatte anscheinend auch 'ne harte Nacht. Er hängt runter und beschmiert das Laken, obwohl ich mir nackig vor ihm die Schamhaare kraule. Naja, meinem Magen würde ich dieses Auf und Ab jetzt auch nicht zumuten wollen. Passt.
„Hast du gut geschlafen?“, fragt er und streichelt über mein Bein.
Nils lächelt wie ich beim Welpenvideoschauen. Ich bin zwar süß, aber so knuffig sehe ich gerade bestimmt nicht aus. Da leg ich mich fest, ohne in den Spiegel geschaut zu haben.
„Hast du Eier?“, versuch ich es noch einmal.
Er lacht, als wäre der Welpe gerade über seine großen Pfoten gestolpert. „Ich schau mal, was ich da habe.“
Steif steigt er aus dem Bett, streckt und dehnt sich. Die Eier werden zurechtgerückt, dann geht er, um nach meinen zu schauen.
Ich plumpse zurück in die Matratze, richte mich auf, suche mein Handy. Finde es unter meinem T-Shirt auf dem Boden. Uhh, auf den letzten Fotos sehe ich bereits so aus, wie ich mich jetzt fühle.
Ich wische weiter. Da ist auch Nils. Er grinst, als wollte er die Vollständigkeit seines Gebisses beweisen. Und ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Ich sehe glücklich aus. Was der Alkohol aus einem macht.
Nils klopft in den Türrahmen. Sein Penis baumelt hin und her. Den konnte ich auf dem Foto nicht sehen. Ich gehe davon aus, dass er gestern Nacht fitter war.
„Möchtest du noch was anderes dazu? Toast? Oder Pfannkuchen?“, fragt er.
Ein Würstchen vielleicht. Knackig. „Nee. Eier reichen.“
„Alles klar.“ Er nickt, dreht sich um, dreht sich nochmal um, kommt auf mich zu, küsst mich auf den Mund. Vor dem Zähneputzen. Mutig. „Schön, dass du da bist“, sagt er und verschwindet Richtung Küche.
Ich stehe auf, ziehe meine Sachen an. „Wo ist denn das Klo?“, rufe ich.
„Im Flur hinten links!“
Ich schnappe meine Tasche, gehe durch den Flur am Bad vorbei. Der Eiergeruch lässt meinen Magen knurren, dann knalle ich die Wohnungstür zu.