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Ehrenhändel

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26.02.2003
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Ehrenhändel

Kühler Nebel strudelte um seine weichen Lederstiefel, als Anatol die Front seiner Kameraden hinter sich ließ und in den freien Kreis eintrat. Die linke Hand, in der er den in seiner geschmückten Scheide geborgenen Erbsäbel hielt, war schon jetzt gefühllos und unangenehm glitschig von Schweiß.
Es war früher Morgen, kein ganzes Glas mehr bis zum Anbruch der Dämmerung und weit im Osten, hinter dem Dickicht der Speere, Lanzen, Fahnen und Banner verborgen, verlieh die schläfrige Sonne der zerklüfteten Bergkette eine fahle Aura, während die Himmelskuppel über den Marschen im Westen noch vom tiefen Blau reifer Zwetschgen war.
Die beiden feindlichen Heere, die den freien Kreis vollständig umschlossen, schufen das unverkennbare Gewebe menschlicher Gegenwart: grummelnde Stimmen tauschten gedämpfte Bemerkungen aus, altes Leder knarrte, wenn sein Träger sich zum Spucken zur Seite beugte. Vereinzelt klingelte Eisen auf Stahl und manchmal flappten einige der Wimpel in der weichen Brise. Die Luft war frisch genug, um glitzernde Tauperlen zu weinen, aber nicht so kalt, daß Anatol sie gespürt hätte.
Auf seinem Gang über den Äonen alten Weg aus kopfgroßen Pflastersteinen nahm er kaum etwas von den Relikten um ihn herum wahr. Er schritt zwischen baumhohen Säulen hindurch, die, von kunstvollen Glyphen und längst vergessenen Runen überzogen, die drei äußeren Ringe der Reinigung, der Befreiung und der Erkenntnis abzirkelten, und war doch in den Wirbeln aus Furcht und Erregung gefangen, die durch sein Bewußtsein tobten. Die Welt schien klamm, taub und bedrückend eng.
Erst als er sich unvermittelt am Herz des Kreises fand konnte er endlich den gespenstischen Zwang abschütteln, der ihn bisher eingesponnen hatte. Anatol richtete sich kerzengerade auf, wie die Tradition es gebot, hieß seine vor Anspannung unkontrollierbar zitternden Glieder, sich zu beruhigen, schloß die Augen und ließ die Geister des freien Kreises auf sich wirken.

Der freie Kreis war in einer Zeit errichtet worden, die noch jenseits der Sagen und Erzählungen auch des ältesten Greises lag. Schon weit vor Anatols Geburt, noch lange bevor seine Familie sich ihren Namen erwarb, war dies der Ort, wo Kriege entschieden und dauerhafte Frieden besiegelt wurden, wo sich die Geschicke der beiden Völker entschieden. Inmitten der dürren Ebene gelegen, auf halbem Wege von den schroffen Höhen der Feinde im Osten zu den blühenden Marschen, der Heimat von seinem, Anatols, Volk, markierte der Kreis eine unsichtbare Grenze, die seit jeher von allen Menschen anerkannt wurde. Und so, wie diese Grenze niemals in Zweifel gezogen wurde, gab es innerhalb des Kreises Gesetze, die stets ungesagt blieben, und doch aus sich selbst heraus unantastbar waren.

Der Kreis entfaltete seine Wirkung. Warme Ruhe senkte sich über den Wirbel in Anatols Geist, nahm der Furcht ihre Schärfe und ließ alle Gedanken und Erinnerungen verblassen. Der pochende, gallebittere Knoten in seinem Magen verlor seine Härte, das Zittern verflog aus Armen und Beinen und gab dem warmen Glühen nach, das er immer verspürte, wenn sein Körper den Höhepunkt der Leistungskraft erreicht hatte. Aus den unerreichbaren Tiefen des Verstandes stiegen all die Erinnerungen und all das Wissen aus lebenslangem Lernen auf und vertrieben die letzten bewußten Gedanken. Anatol fand zu sich selbst, sein Geist war nicht länger Herr seines Körpers, er war in ihm aufgegangen, folgte den in ständigen Lektionen und Übungen erworbenen Reflexen, handelte rein nach seinem puren Wissen.
Er war bereit.
Ein leises Geräusch weckte seine Aufmerksamkeit. Es war das verhaltene, gleichmäßige Schlirren von Stahl auf scharfem Stahl, ein Klang, den nur ein Klinge hervorbringt, die mit perfekter Kontrolle aus ihrer Scheide gezogen wird. Es kündete von Erfahrung, Selbstbeherrschung und Kampfeswillen.
Anatols Meister nannte es den Atem der Klinge.
Anatol öffnete die Augen. Das Herz des Kreises lag zu seinen Füßen: sechs konzentrische Stufen aus kniehohen Sandsteinblöcken rahmten wie der Rand einer Opferschale eine kreisrunde Fläche ein, auf der das Gefecht ausgetragen werden würde. Der Grund der Senke war völlig eben und gut zwanzig Schritte im Durchmesser. Vor langer Zeit hatten die alten Druiden flache Muster in den korngelben Stein geschnitten, die ihn seitdem vor Verfall und Verwitterung bewahrten. Auf dem ganzen Umfang der untersten Stufe standen ein Dutzend schwere Kerzenleuchter verteilt, ein jeder mit zwölf duftenden Bienenwachskerzen versehen, die ein seltsam schattenloses, beinahe stoffliches Licht verbreiteten.
Hart am Rand der obersten Stufe, auf der gegenüberliegenden Seite der Senke, stand sein Gegner. Anatol musterte ihn aus halb geschlossenen Augen, versuchte ihn einzuschätzen. Wie bei allen seines Volkes schimmerte seine Haut wie polierte Bronze. Sein Gesicht unter dem mit Schriftzeichen bestickten Stirnband, das die glatten schwarzen Haare bändigte, war kantig aber nicht alt und völlig beherrscht. Über flachen Leinenschuhen und einer schlichten schwarzen Hose trug er lediglich ein rein weißes, weites Seidenhemd bar der traditionellen, den Status des Trägers hervorhebenden Stickereien. In der Rechten hielt er ein Langschwert, die klassische, schlanke Waffe der wahren Krieger der östlichen Berge.
Anatol senkte die Hand auf den Griff seines Säbels, den Blick unverwandt auf das wie getriebene Bronze wirkende Gesicht geheftet, und zog blank, ebenso bedächtig wie zuvor der andere. Der Atemhauch der Klinge wehte herausfordernd über das Herz des freien Kreises hinweg.
Die Scheide legte er sorgsam zu seinen Füßen auf die steinerne Stufe. Einen Moment lang verharrten beide reglos, ehe sie wie Spiegelbilder begannen, die Stufen herabzusteigen. Sie erreichten die Kreisfläche im gleichen Augenblick und gingen ohne Innehalten weiter aufeinander zu, ohne Hast oder Zögern. Im Mittelpunkt, in kaum sechs Schritten Abstand, blieben sie stehen. Zwei Klingen hoben sich vor zwei Gesichter, die Hände vor der Brust, die Spitzen zum Himmel zeigend. Der Gruß dauerte einige Herzschläge, dann senkten sich die Waffen wieder. Anatol setzte den linken Fuß zurück, schob eine gelöste Haarsträhne zurück in den Zopf, rollte die Schultern, bis sein Leinenhemd richtig saß und hob die Arme in Ausgangslage, den linken im offenen Bogen hinter den Kopf, den rechten leicht gebeugt vor die Flanke, die Säbelspitze auf Augenhöhe. Sein Gegner setzte ebenfalls die Füße auseinander, um einen sicheren Stand zu finden, schwang seine Waffe in einem lockeren Bogen herum, bis sie wieder senkrecht zwischen ihnen stand und legte schließlich auch die Linke um den stoffumwickelten Griff. Die Klingenspitzen berührten sich sacht, fast liebevoll. Als sie sich trennten begann das Gefecht.
Unvermittelt griff Anatols Gegner an, schlug kurze harte Hiebe in die drei Grundparaden und trieb Anatol mit schnellen Schritten zurück. Das Stakkato der Treffer klang überlaut durch die weichende Dämmerung. Anatol wurde gefährlich überrascht und mußte sich mit reflexhaften Paraden und hastigen Schritten in Sicherheit bringen. Sein Gegner war flink und erst kurz vor der untersten Stufe, beängstigend spät, wurde die Mensur so groß, daß er den Angriff abbrechen mußte. Anatol fand seine Balance wieder, kaum daß der letzte Hieb gefallen war, sog die kühle, nach Funken riechende Luft ein und konterte sofort. Mit schnellen Schlägen und primitiven Finten machte er den verlorenen Boden wieder gut bis auch sein Angriff schließlich zu kurz kam. Zweimal setzte er noch mit langen geraden Stichen nach, die kreischend über das runde Stichblatt des Langschwerts fuhren, und drängte seinen Gegner einen Schritt über die Mitte des Kreises, dann zog er sich in die Ausgangslage zurück. Feine Schweißperlen drängten sich auf seiner Stirn.
Anatol wich zur Seite aus, um in die Flanke des anderen zu kommen, doch dieser folgte der Bewegung leichtfüßig und hielt die Klingen unbeirrbar zwischen ihnen. Nur das ruhige Scharren ihrer Sohlen auf dem rauhen Stein war zu hören. Anatol musterte sein Gegenüber aufmerksam während sie sich umkreisten wie Katzen, bemerkte den kleinen, schweißdunklen Fleck, wo das Seidenhemd auf der in ruhigen Zügen pumpenden Brust klebte und das nur zu ahnende Lächeln in den wachsamen Mandelaugen. Und er sah die winzige Veränderung die dem nächsten Angriff vorausging. Die runde Spitze des Langschwertes stieß nach seinem Gesicht, ließ ihn den Kopf zurückreißen und beschrieb einen verschwommenen Halbkreis der auf seine linke Flanke zielte. Anatol zog den Säbel in die Quart, fing die zubeißende Klinge ab und führte die Riposte mit einem kurzen Ausfallschritt direkt auf die schwarze Mähne. Die Waffe des anderen war so schnell oben, daß er ihren Weg nicht einmal gesehen hatte. Anatol spürte den Funken sprühenden Aufprall bis in die Schulter, sein Arm wurde sekundenlang schwach, hatte der Bewegung, die den Säbel im weiten Bogen bis vor sein linkes Knie zwang und seine ganze rechte Flanke entblößte, nichts entgegenzusetzen. Der linke Fuß seines Gegners schnellte nach vorne, die Klingen lösten sich. Anatol sah den flach geführten beidhändigen Stoß auf seine Hüfte zukommen und wußte, daß er kaum noch etwas tun konnte. Sein Säbel zuckte wie von selbst herüber, schlug knallend gegen die Schneide des Schwertes und lenkte den scharfen Stahl ab, bis er nur den Stoff seiner Hose aufschlitzte, keinen Fingerbreit über die Haut hinweg. Im nächsten Augenblick hatten sie sich wieder voneinander gelöst, die Distanz vergrößert bis nur noch ihre Klingenspitzen sich umtanzten und suchten bereits nach der nächsten Gelegenheit. Der Geruch von Staub und Funken hing in der stillen Luft. Wieder griff sein Gegner an, doch diesmal war Anatol schnell genug. Er band die Waffe, kaum das der Angriff begonnen hatte, wirbelte die beiden Klingen herum und nahm der Brust seines Gegenübers die Deckung. Das wahre Gefecht begann.
Ohne Unterlaß prallten die Klingen aufeinander, tanzten von Parade zu Riposte, fintierten gegen Arme, Beine, Rumpf. Sobald Anatol mit kontrollierten, klassischen Angriffen die Oberhand gewann konterte sein Gegner, als könne er seine Gedanken lesen und übernahm mit raubtierhafter Geschmeidigkeit die Kontrolle. Schweißtropfen rannen ihnen wie Regen über die Haut doch keiner bemerkte sie.
Anatol brach einen Ausfall zu früh ab, bot den Säbel zur Parade an, fing die Riposte mit einer Drehung des Handgelenks ab und setzte blitzschnell nach. Sein Atem kam in flachen, gepreßten Zügen und sein Arm schien zu brennen.
Das Gefecht ließ keine Atempause zu. Die blitzenden Klingen jagten sich klirrend und zischend durch die ersten Sonnenstrahlen, trugen das Kampfglück von einem zum anderen wie wankelmütige Götter. Anatol spürte, daß die Ruhe, die ihn bisher geleitet und ihn vor Schaden bewahrt hatte, immer öfter Risse bekam. Er war bald am Ende seiner Kräfte. Doch auch sein Gegner war erschöpft, hatte den Mund geöffnet und die Augen so weit aufgerissen, daß das Weiß in den Augenwinkeln flackerte. Ihr zweistimmiger rasselnder Atem übertönte fast noch das Klingen des Stahls.
Dann fuhr ein Hieb des Langschwertes weit an seiner Seite vorbei, kaum noch kontrolliert, und Anatol begann den letzten Angriff. Er suchte und fand die Klinge des anderen, umkreiste sie einmal, zweimal, führte einen plötzlichen Schlag aus dem Handgelenk, so hart sein müder Arm es erlaubte und setzte zum Ausfallhieb an. Der Säbel flog in Richtung des verzierten Stirnbandes, seine Beine schoben ihn nach vorne und versagten den Dienst. Am Ende ihrer Kraft gaben die überforderten Muskeln nach und verwandelten den tödlichen Ausfall in schwerfälliges Stolpern. Sein Gegner brachte sich durch einen eiligen Sprung in Sicherheit, erfaßte die Situation mit einem Blick und begann den Konterangriff.
Anatol verlor die Kontrolle. Schritt um Schritt wurde er zurückgedrängt, die Schläge kamen immer schneller und härter, zwangen zu immer unsaubereren Paraden und öffneten jedesmal seine Blößen ein Stück weiter. Der Hieb auf seinen Kopf kam schließlich so deutlich, daß Anatol ihn als Finte erkannte, noch ehe er die Parade begann. Er riß den Säbel über den Kopf und ließ gleich darauf die Klingenspitze nach unten fallen, bis sie senkrecht vor seiner rechten Flanke hing. Die Spitze des Langschwertes zeichnete einen perfekten Bogen um seine Hand und huschte die Säbelklinge entlang nach unten. Anatol wußte mit erschreckender Klarheit, daß er soeben seinen letzten Fehler begangen hatte. Sein Erbsäbel hing bewegungslos herab, zu keiner rettenden Bewegung mehr fähig. Die Waffe des Gegners beschrieb einen weiten Halbkreis, umfuhr fast spielerisch die Säbelklinge und begann ihren Aufwärtsstoß gegen seinen Rumpf.
Eine eiskalte Ruhe legte sich über Anatol. Er sah nur noch von fern, wie seine linke Hand sich zur Faust ballte, vor seinem Gesicht herabstieß und sich der gegnerischen Klinge in den Weg stellte. Heißer Stahl schnitt durch Haut, Sehnen und Knochen, tötete alle Gefühle in seinem Arm und verschwand hinter einem Schauer tiefroter Blutstropfen. Anatol nahm all seine letzte Kraft zusammen und brachte die Säbelspitze nach oben. Die Muskelstränge in seinem rechten Arm reagierten mit reinem Schmerz, als er den Säbel weit herumschwang und das Schwert aus seiner Hand schlug. Die Klinge sprang bebend und summend aus seinem Fleisch und bäumte sich unkontrollierbar auf, so hart traf Stahl auf Stahl. Sein Gegner hatte keine Chance mehr, die Waffe wieder zu beruhigen, ehe der nächste Schlag sie traf. Anatol legte alle Kraft, die er noch hatte, in diesen einen Hieb, traf das schlanke Schwert dicht oberhalb des Stichblattes und schlug es mit betäubender Wucht aus der Hand seines Gegners. Die Waffe taumelte zitternd durch die Luft und schlug fünf Schritte entfernt mißtönend auf den Steinplatten auf.
Anatol hielt sich nur unsicher auf den Beinen. Das Blut dröhnte in seinen Schläfen und er bekam kaum genug Luft in die Lungen. Sein Gegenüber sah nicht besser aus. Das nunmehr graue Seidenhemd klebte ihm am zitternden Körper und an seiner Stirn hämmerten dunkelblaue Adern. Er preßte die Hände flach an die Hüften und verneigte sich ehrenhaft, sichtlich am Ende seiner Kräfte. Nur lebenslanger Drill hob den Säbel zu einem letzten Gruß bis an Anatols Stirn.

Den Rückweg die hohen Stufen hinauf und die Pflasterstraße entlang nahm Anatol nur noch durch den Schleier der Erschöpfung wahr. Als er den freien Kreis verließ hatte die Sonne bereits die Berge erklommen und sandte warme Strahlen über die Ebene. Seine Freunde warteten auf ihn, stumm, ehrfürchtig.
Sie fingen ihn auf, als er fiel.

 

Tja, ich kann zwar nicht auf eine lange Erfahrung als Kritiker zurücksehen, aber ich werde mein bestes geben.

Es ist anfangs sehr schwierig herauszufinden, worum es überhaupt geht. Der Titel der Geschichte und das Erwähnen von Kreisen lässt sehr früh auf ein rituelles Duell schließen, aber sicher bin ich nicht. Da anscheinend ein Heer in der Nähe ist, könnte es sich auch um einen stellvertretenden Kampf handeln.
Der Kampf ist gut beschrieben, obwohl imo nichts mit "Umkreisen der Waffe" anfangen kann. Ausserdem erscheinen sehr viele Fremdwörter, wie Quast und Riposte. Was ist denn das? Ich lese zwar recht viel Fantasy, aber solche Begriffe sind mir nie untergekommen. Schade finde ich es, dass man nicht erfährt, worum es genau geht.
Allerdings finde ich den Schreibstil echt gut - sehr poetisch.
Ich hoffe, dass ich eine einigermaßen konstruktive Kritik abgeliefert habe.

 

Hallo SilentSoul,

Du beschreibst mit farbiger, sehr bildhafter Sprache sehr detailliert ein klassisches Schwert-Duell, am Ende nicht mal unspannend. Das war ein Lob :)

Nun zu den negativen Aspekten. Die Handlung kommt extrem träge in Gang. Du hältst Dich sehr lange mit der Vorrede auf, vermutlich, um eine gewisse Stimmung rüber zu bringen. Weniger wäre hier aber mehr, denn bei einer Kurzgeschichte möchte ich nicht lange darauf warten, dass etwas passiert.

Es ist Dir ferner nicht gelungen, lebendige Action zu beschreiben. Dazu dauert die Schilderung einfach zu lange, Du beschreibst wie in Zeitlupe. Man kommt sich fast wie bei einem Rollenspiel vor, wo jede einzelne Aktion ausgesucht und ausgewürfelt wird, was bekanntlich auch ziemlich lange zermürben kann.

Was den Inhalt angeht - nun, die Sache mit den stellvertretenden Kämpfern ist keine neue Idee, außerdem finde ich sie immer recht konstruiert und unrealistisch (gut, Fantasy darf unrealistisch sein, also besser: unglaubwürdig). Und so seltsam es klingen mag: Obwohl Du reihenweise Bilder und Details bringst, finde ich die Geschichte oberflächlich. Die Handlung ließe sich in ein bis zwei Sätzen darstellen. Es geschieht nicht viel, Du beschreibst es nur sehr ausführlich. Einen tieferen Sinn vermisse ich auch, aber wenn wir die Geschichte einfach mal der Sparte "Fantasy-Unterhaltungsliteratur" zuordnen, macht das nichts.

Ferner bleibt eine große Distanz vom Leser zum Prot bestehen. Irgendwie wirkt das alles kalt. Kein Wunder: Der Kampfkreis hat ja genau diese Wirkung, dass Gefühle und Gedanken quasi unterdrückt werden. Dadurch wirkt alles fern und unwirklich, mir ist sogar egal, wer den Kampf gewinnt. Wenn das Deine Absicht war, ist es Dir gelungen.

Für Deine Sprache verdienst Du Respekt, und wie ich weiß, gibt es viele Fans, die auf solche Schilderungen stehen, aber ich gehöre nicht zur Zielgruppe und finde die Geschichte eher langatmig. Einige Bilder finde ich aber etwas misslungen, beginnend mit dem "strudelnden Nebel" (Strudel=schnell, Nebel=langsam) bis "Atemhauch der Klinge" (Atem oder Hauch=warm, Klinge=kalt).

Fazit: Sprachlich sehr gut, aber inhaltlich recht dünn.

Uwe

 

Hi SilentSoul!
Also mir hat die Geschichte gefallen. Vor allem die sprachlich finde ich sie gut gelungen. Ich finde am Ende konnte man richtig spüren wie erschöpft die beiden Gegner sind. Aber auch die Stelle, in der du beschreibst wie Anatol sich auf den Kampf vorbereitet und seine Gefühle unter Kontrolle bringt fand ich gut.
Im Gegensatz zu Uwe fand ich den
"Atemhauch der Klinge" gut. Erinnert mich irgendwie an einen scharfen, zischenden Atem (keine Ahnung wie ich das jetzt ausdrücken soll.)
Detaillierte Beschreibungen von Kämpfen sind zwar nicht gerade mein Lieblingsthema, aber das hier fand ich gut gelungen.
Liebe Grüße
Judy

 

Hallo Allemann!

Erst mal Danke für Eure Kritik.
Die Story ist zugegebenermaßen weniger als dünn und auch nicht neu, wenn sie meiner Meinung nach auch nicht unglaubwürdig ist. Je nach Kulturkreis ist eine solche Vorgehensweise zum Entscheiden von Konflikten doch durchaus denkbar. Oder widerspricht es gänzlich dem menschlichen Charakter, sich höheren Mächten und ihren Wünschen zu unterwerfen? Philosophisch interessante Frage, die ich aber nicht beantworten möchte.
Tatsächlich kam es mir beim Schreiben des Textes fast ausschließlich auf die Darstellung des Gefechtes an. Also: wem's gefällt....

s.v.b.e.e.v.

SilentSoul

 

Atmosphärisch dichte Beschreibung eines Duells, dessen Sinn jedoch dem Leser weitgehend verborgen bleibt - archaisches Ritual, Entscheidung zwischen zwei Heeren oder eben ein "Ehrenhändel"?
Jedenfalls bleibt unklar, weshalb Anatol von einer Armee begleitet wird.
Bis auf den Beginn, wo du sehr unkonventionelle Verben wie "flabbern" verwendest, sprachlich sicher, keine Rechtschreibfehler. Zwar bleibt zu bemängeln, dass nicht jeder Leser mit Begriffen wie "Riposte" oder "Quart" etwas anfangen kann, aber das wiegt nicht besonders schwer.
Im Eifer des Gefechtes hättest du jedoch an manchen Stellen lieber mehr Kommata gesetzt., deren Fehler störte meinen Lesefluß.
Ist der Protagonist eigentlich schwer am Arm getroffen worden? Das wird erwähnt und "verschwindet" dann wieder.
Insgesamt eine gelungene Geschichte.
Grüße,
...para

 

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