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Ehre

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09.04.2002
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Ehre

Kennt ihr dieses Gefühl? Wenn Boromir sein Horn bläst? Wenn er sich zwischen die Hobbits und die Übermacht an Orcs stellt, 5 dicke Pfeile in der Brust?

Kennt ihr dieses Gefühl? Langsam und gefühlvoll bereiteten sie dich darauf vor. Auf den Höhepunkt, wenn sie singen von Heldenmut und Ehre?

Kennt ihr dieses Gefühl? Wenn Tolkien erzählt von den Heldentaten Rohans und Gondors? Wie der Stolz und die Treue sie treiben, der Angst trotzend?

Ich kenne es. Dieses Schaudern, das aus dem Bauch heraus kommt. Den Wunsch zu sein wie sie. Doch Stolz, Würde und Mut sind selten in unserer Zeit. Vergessen sind Ehre und Anerkennung. Dein Wert definiert sich einzig und allein in deiner Kleidung und den Leuten, mit denen du dich umgibst. Doch auch diese Menschen erhalten ihr Ansehen nicht durch Taten, sondern durch Worte. Leer und bedeutungslos.

Wo sind die Menschen, die dich für kluge Worte ehren, anstatt dich dem Spott preiszugeben? Versunken sind sie im Mainstream, denn eigene Gedanken sind heute nichts mehr wert. Und dennoch gibt es solche Menschen. Hartnäckig halten sie an ihrem Ich fest. Unbeugsam stehen sie zu ihren Prinzipien, von allen belächelt.

Doch wie erkennst du diese Sorte Mensch? Ist es der glatzköpfige mit der Bomberjacke? Wohl kaum. Ist es der Muskelbepackte Loverboy an der Ecke? Möglich aber unwahrscheinlich. Ist es eng gekleidete Schaufensterpuppe dort, deren Gesicht geschützt wird vom Make-up gegen Meteoriteneinschlag? Zweifelhaft.

Sieh dich um. Siehst du die junge Frau, gekleidet ganz in schwarz? Keine Marken, keine Zeichen. Nur simpel und schwarz. Geh, sprich mit ihr. Hör dir ihre Meinung an. Ihre Erfahrungen. Dann komm zurück und sage mir, ist sie so ein Mensch?

Sieh dort drüben. Den jungen Mann mit der übergrossen Tasche. Er kann sie kaum tragen. Das muss ja ein Schwächling sein. Auf sein Aussehen gibt er nichts. Seine Frisur ist wirr und wild. Sein Gesicht voller Pickel. Seine Kleidung... Ein Bärchen-Pulli. Geh hin. Rede mit ihm. Sieh ihm in die Augen. Dann komm zurück und sage mir, ist er so ein Mensch?

Und jetzt sieh mich an. Sage mir, bin ich so ein Mensch? Bin ich so ein Mensch, der durch das Leben gehen kann und den Mut hat er selbst zu sein? Bin ich so ein Mensch, dem seine Ehre nicht egal ist? Habe ich noch Stolz? Habe ich Würde?

Verdiene ich Würde?

 

Hallo Kokuyo,

nein, denn du besitzt sie bereits, in unserem Teil der Welt sogar durch das Grundgesetz garantiert: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Auch ohne GG-Schutz ist sie uns allen angeboren, die Menschenwürde, verdienen brauchst du sie dir nicht mehr - und ganz sicher nicht von Zeitgenossen, wie du sie so treffend beschrieben hast:

Dein Wert definiert sich einzig und allein in deiner Kleidung und den Leuten, mit denen du dich umgibst. Doch auch diese Menschen erhalten ihr Ansehen nicht durch Taten, sondern durch Worte. Leer und bedeutungslos.

Träfe dies zu, dann bedeutete dies im Umkehrschluss, dass Nackte immer wert- und würdelos sind, ebenso wie jene, denen der Sinn nicht danach steht, "sich mit Leuten zu umgeben." Teste dich mal selbst in dieser Richtung, Kokuyo, wenn du nächstes Mal die Sauna aufsuchst oder die Umstände es wollen, dass du dich für eine Zeit von Menschen umgeben siehst, die du dir nicht ausgesucht hast. Glaubst du wirklich, dass dein Wert und deine persönliche Würde dann auf der Strecke bleiben?

Verdienen braucht sich Würde niemand, aber verloren kann sie gehen .........

Du hast gute Gedanken - die o.g. Ausnahme bestätigt nur diese Regel - und verstehst es, sie zu Papier zu bringen. Sei vielleich ein wenig kritischer mit so schwer wiegenden Aussagen, dann steigen deine Beiträge ganz sicher im Wert, ganz egal wie du gerade gekleidet bist ;)

Servus, Georg

[Beitrag editiert von: GH am 09.04.2002 um 19:48]

 

Hallo Kokuyo
mir hat deine "Geschichte" schon gefallen. Das direkte Ansprechen des Lesers wirkt sehr eindringlich.

Allerdings hätte ich mir (subjektiv)im Bereich Philosophisches mehr zur Definition Ehre erwartet. Titel Ehre, und du fragst nach der Würde.
Ergebnis ist, dass ich im Moment am Grübeln bin, was der Unterschied zwischen Ehre und Würde ist.
Kannst du mir da weiterhelfen?

Gruß vom grübelnden querkopp

 

Weder eine Geschichte, noch besonders Originell.

Der ungeklärte Unterschied zwischen "Ehre" und "Würde" ist mir übrigens auch aufgefallen.

 

Hmmm... vielleicht höchstens dahin gehend, dass die Menschen, die heutzutage bis zum Gehrnichtmehr geehrt werden und pausenlos im Mittelpunkt stehen, nicht unbedingt die sein müssen, die der Ehre auch würdig sind.

Hab mir schon manches Mal gedacht: Wenn ich als Politikergattin die x-te Schirmherrschaft für irgendeinen wohltätigen Zweck übernehme und mein einziges Verdienst darin besteht, verbindlich in eine Kamera zu lächeln - bin ich dann der Ehre, die mir zuteil wird, würdig? Wäre ich ihrer nicht würdiger, würde ich auf meinen St.-Laurent-Fummel für achttausend Euro verzichten, mir stattdessen einen Hundert-Euro-Fummel vom C&A antun und den Differenzbetrag spenden, also auch ehrlichen Verzicht üben für die Sache, für die ich offenbar so überzeugt eintrete?

Ehre, Würde... für mich hängen beide eng zusammen.

Aber da kann man halt geteilter Meinung sein.

Allerdings: Eine Geschichte ist dies nicht, da die Handlung fehlt. Wenn mich nicht alles täuscht, schreibe ich das heute schon zum fünften oder sechsten Male... ist der Wurm drin heute...

 

"Nicht der, der den Song singt soll geehrt werden, ehrt die Idee und den Schreiber!"
Würde und Ehre sind zwei Dinge, die ihren Wert mit der wechselnden Zeit angehängt bekommen.
Einmal ist es, wieviele Felle du nach Hause bringst.
Dann, wieviele Schlachten du überlebt hast...
Dann wie viele Menschen du vergast...
Und am Ende bleibt von Ehr und Würde nur das Wort, das von der Zeit berichtet.
Was ist Ehr und Würde heute?
Eine Reihe guter Filme?
Der Friedensnobelpreis?
20 Afghanen, die man auf einen Schlag zerbombt hat?
Es zu schaffen, seinen Tee nicht anbrennen zu lassen?
Ein Einser-Abi?

Die Antwort ist:
Jeder von uns hat seine eigenen Werte. Es sind nur die Mitmenschen, die sie uns erkennen lassen.

 

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